Turbelallarien werden oft fälschlicherweise Planarien genannt. Kaum ein Riffaquarainer ist davor gefeit. Wir nennen Ihnen nun einige Ideen wie man diese beseitigt. Von Tierarzt Harald Mülder, Robert Baur-Kruppas und Daniel Knop Erstveröffentlichung: Fachzeitschrift Koralle
Strudelwürmer der Ordnung Acoela sind eine Gruppe der Plattwürmer (Plathelminthes) und befinden sich in der Klasse Turbellaria (Strudelwürmer). Der Ordnungsname Acoela bezieht sich auf das Fehlen einer Leibeshöhle („Coelom“), denn diese Würmer besitzen stattdessen nur eine Gewebsspalte („Syncytium“). Es handelt sich dabei um eine Gruppe sehr einfach konstruierter Tiere, denen sogar ein spezielles Atmungsorgan fehlt. Sie besitzen also keinerlei kiemenähnliche Körperstrukturen, die einen besonders effizienten Gasaustausch bewerkstelligen könnten, sondern atmen über die gesamte Körperoberfläche. Das beschränkt ihr Vorkommen auf besonders sauerstoffreiche Zonen.Der simple Körperbau dieser Tiere ist eine ideale Voraussetzung für die vegetative Vermehrung, denn je komplexer ein Organismus aufgebaut ist, um so schwieriger ist diese Fortpflanzungsweise durch Abtrennung eines Fragments, das schließlich die fehlenden Strukturen ersetzen muss. Bei der geschlechtlichen Vermehrung werden die Eizellen durch die Körperwand abgegeben; ein spezieller Ausführungsgang fehlt.
Klasse Turbellaria (Strudelwürmer, ca. 3.000 Arten)
Ordnung Acoela (17 Familien, 73 Gattungen, 202 Arten)
Familie Convolutidae (19 Gattungen, 69 Arten)
Gattung Convolutriloba
Convolutriloba retrogemma
Gattung Convoluta (18 Arten)
Viele Arten der Gattung Convoluta bilden sogar ihre Mundöffnung zurück, sobald sie mit den lebensnotwendigen Symbiosealgen infiziert worden sind, so dass sie dann keine Nahrung mehr aufnehmen. Dies unterstreicht die simple Organisation dieser Tiere.
Turbellarien der Ordnung Acoela leben nicht nur im Meerwasser, sondern auch im Süßwasser und in Feuchtgebieten auf dem Festland, z. B. in der Bodenschicht tropischer Laubwälder. In der Meerwasseraquaristik werden sie, einer Fehlzuordnung in der aquaristischen Literatur der 80er Jahre folgend, leider meist irreführend als „Planarien“ bezeichnet. Planarien gibt es tatsächlich, doch diese leben ausschließlich im Süßwasser und gehören zur Ordnung Tricladida – zwar Angehörige der gleichen Klasse, doch trotzdem etwas völlig Anderes.
In einigen Riffaquarien entwickeln sich mäßige, gelegentlich sogar starke Vermehrungen dieser Acoela-Strudelwürmer, und bisweilen kommt es zu regelrechten Massenausbreitungen, die sich dann auf Korallen und andere Aquarienbewohner sowie das Gesamtmilieu negativ auswirken. Dabei sind einerseits größere, rundliche Arten zu beobachten, die auf Korallen leben und dort entweder parasitieren oder kommensal leben. Andererseits findet man kleinere Turbellarien, deren Körperkontur eher eckig ist. Diese Tiere leben hauptsächlich auf Kalkstein oder Algen. Wir möchten im vorliegenden Beitrag auf die Prophylaxe und Bekämpfung letzterer Turbellarien eingehen, vor allem, weil wir den Eindruck gewonnen haben, dass hier unerfahrene Riffaquarianer bisweilen leichtfertig zu Medikamenten greifen, die das Problem zwar lösen können, dabei aber erheblich mehr Schaden anrichten, als nützen.
Convolutriloba-Arten leben in Symbiose mit einzelligen Algen, die sie durch ihre Mundöffnung aufnehmen und in das Körpergewebe einlagern. Ihre Ernährung stellen in erster Linie Kieselalgen (Diatomeen) dar, aber auch Dinoflagellaten, Tetraselmis-Arten und andere einzellige Algen sowie Krebstiere, Rädertiere, winzige Anneliden und andere kleine Organismen.
Bei der asexuellen Foprtpflanzung vermehren sie sich durch eine Querteilung, wobei der Schwanzteil vom Körper abgetrennt wird. Dieser Schwanz teilt sich dann noch einmal längs, so dass schließlich drei Individuen entstehen. Die aus dem Schwanzteil entstandenen zwei Turbellarien besitzen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keine Mundöffnung. Ihre Energie beziehen sie durch vorher vom Muttertier vermehrt in den Schwanzteil eingelagerte einzellige Algen. Diese einzelligen Algen dienen in den ersten beiden Lebenstagen als Nahrung und werden aufgezehrt. Eine solche Vermehrung durch Teilung findet alle vier Tage statt, wodurch die Turbellarien ein großes Vermehrungspotential besitzen.
Convolutriloba retrogemma, wegen des meist vorhandenen roten Flecks allgemein als Rote Turbellarie bezeichnet, produziert zwei bislang noch nicht erforschte Toxine, die für den Aquarianer von Bedeutung sind, weil durch sie die Aquarienbewohner stark geschädigt werden können. Mit der Untersuchung dieser Gifte beschäftigt sich Elizabeth R. Pettys vom St. Mary's College of Maryland.
Turbellarienplage im Aquarium
In manchen Aquarien vermehren sich rote Turbellarien sehr schnell, in anderen sehr wenig bis gar nicht und verschwinden nach dem Einschleppen spurlos. Dies führen wir auf unterschiedlich starkes Nahrungsangebot im Aquarienbiotop zurück, sowie auf einen unterschiedlichen Sauerstoffgehalt des Wassers.
Sind Kieselalgen (Diatomeen) nicht ausreichend vorhanden, dann können sich die roten Turbellarien kaum vermehren. Ihnen fehlt möglicherweise in der entscheidenden Phase der Teilung das nötige Nahrungsreservoir. Nicht nur die Kieselalgen brauchen sie, sondern auch andere Kleinorganismen, die sich von Kieselalgen ernähren und ihrerseits von den Turbellarien gefressen werden. Deshalb ist eine wirkungsvolle Entfernung von Kieselsäure (Silikat) ein wichtiger Punkt der Prophylaxe gegen Turbellarien. Dazu gehört das gründliche Entfernen von Kieselsäure aus dem Ausgangswasser, zum Beispiel durch eine Osmoseanlage mit nachgeschaltetem Reinstwasserfilter, und auch im Aquarium durch ein Silikat adsorbierendes Filtermittel.
Vor fünf Jahren erlebte einer der Autoren selbst die Entwicklung einen flächendeckenden Population von Roten Turbellarien. Diese Plattwürmer verschwanden allein durch den Einsatz einer Reinstwasseranlage (der Osmoseanlage nachgeschaltet). Zu beachten ist dabei allerdings, dass Kieselsäure vom Reinstwasserfilter (stark basischer Anionenaustauscher) am schwächsten gebunden wird und nach Sättigung als erstes durch andere Anionen verdrängt wird, so dass diese Kieselsäure dann wieder freigesetzt wird, ihre Konzentration im Aquarienwasser also wieder ansteigt. Im beschriebenen Fall geschah dies, und dadurch waren bald erneut Kieselalgenbeläge zu sehen, und kurze Zeit später vermehrten sich auch wieder die roten Turbellarien.
Sauerstoffgehalt
Ein weiterer Grund für die starke Vermehrung der Turbellarien bei kräftigem Wachstum von Kieselalgen und bisweilen auch anderen Algen (Caulerpa spp. u. a.) ist jedoch ein hoher Sauerstoffgehalt des Wassers. Wie bereits erwähnt, atmen Acoela-Strudelwürmer über die gesamte Körperoberfläche, was bei einer geringen Sauerstoffkonzentration im Aquarienwasser leicht zu Problemen führt, weil diese Passivatmung einfach nicht effektiv genug ist. Ähnlich wie manche Nacktschnecken, die bei sinkendem Sauerstoffgehalt des Wassers ersticken können, während andere Aquarienbewohner noch keinerlei Sauerstoffmangel-Symptome zeigen, kommt es auch bei den Acoela-Strudelwürmern unter solchen Umständen leicht zum Absterben. Der Sauerstoffgehalt des Wassers wird allerdings nicht nur durch technische Geräte (Abschäumer) bestimmt, sondern auch durch den Algenwuchs und den Besatz mit stoffwechselstarken Fischen. Das bedeutet einerseits, dass durch plötzliche Veränderungen im Sauerstoffgehalt – ausgelöst etwa durch einen Zusammenbruch der Algenpopulation, durch das Einsetzen vieler Fische oder technische Veränderungen (z. B. den Funktionsausfall des Abschäumers) die gesamte Turbellarienpopulation absterben und dann hochgiftige Toxine freisetzen kann, was dann den gesamten Fischbesatz abtötet. Das ist um so gefährlicher, je größer die Turbellarienpopulation im Aquarium ist.
Andererseits ist der Sauerstoffgehalt des Aquarienwassers ein entscheidender Faktor für die Vermehrung der Turbellarien. In fast allen Fällen finden Massenvermehrungen dieser Plattwürmer in ausgesprochen fischarmen Aquarien statt, in denen wenig Sauerstoff verbraucht wird. Meist findet gleichzeitig auch eine starke Sauerstoffproduktion durch die Photosynthese der Algen statt. Fische, die Kieselalgen und davon abhängige Kleinlebewesen abgrasen und so den Turbellarien die Nahrungsgrundlage entziehen, fehlen in diesen Aquarien regelmäßig. Versuche, die einer der Autoren gezielt zur Ursachensuche durchführte, haben gezeigt, dass nicht nur das Einsetzen Turbellarien fressender Fische oder solcher Fische, die ihnen die Nahrungsgrundlage entziehen, die Entwicklung einer Massenvermehrung verhindern kann. Auch Fische, die weder Turbellarien noch deren Nahrung fressen, können sehr effektiv eine Ausbreitung dieser lästigen Plattwürmer verhindern. Beispiele dafür waren in den erwähnten Versuchen der gemeine Krake (Octopus vulgaris), der Juwelen-Zackenbarsch (Cephalopolis miniata) und das Kuda-Seepferdchen (Hippocampus kuda). Sie alle verbrauchten Sauerstoff, und ihr Einsetzen in jeweils ein mäßig von Acoela-Turbellarien befallenes Algenbecken (Caulerpa taxifolia) senkte den Sauerstoff so weit ab, dass die Population innerhalb kurzer Zeit verschwand.
Natürliche Bekämpfungsmöglichkeiten:
Das Erste und Wichtigste, was gegen Acoela-Turbellarien getan werden sollte, ist das Reduzieren der Population. Es gibt eine sehr einfache und hocheffektive Methode, mit der sich zwar die Plattwürmer niemals vollständig aus dem Aquarium entfernen lassen, doch ihre Zahl stark vermindern lässt, was die möglichen Folgen einer Giftfreisetzung drastisch vermindert. Wir möchten sie hier als „Lichtfalle“ bezeichnen. Diese Plattwürmer leben mit Symbiosealgen in einer Gemeinschaft, brauchen also Licht. Darum halten sie sich tagsüber immer in kräftig beleuchteten Zonen auf. Dunkelt man das Aquarium nun vollständig ab – aber dazu ist wirklich völlige Dunkelheit nötig – und beleuchtet mit einem konzentrierten, spotförmigen Lichtstrahl den Bodengrund, dann werden nahezu alle Plattwürmer sich eilig dort hin bewegen. Platziert man hier zuvor einen flachen Teller (z. B. Untertasse) und drückt diese so weit in den Bodengrund, dass der Tellerrand ohne Schwierigkeiten vom Bodengrund aus zu erreichen ist, dann versammeln sich die Plagegeister auf diesem Teller und können dann entweder mit einem Luftschlauch abgesaugt oder mitsamt dem Teller aus dem Aquarium entfernt werden (vor Herausnehmen Strömung abschalten). Auf diesem Wege gelingt es ohne den Einsatz von Medikamenten oder natürlichen Fressfeinden bereits, die Plage massiv zu begrenzen.
Um die Restpopulation in den Griff zu bekommen, empfehlen sich verschiedene biologische Bekämpfungsmethoden. Eine ist das Verringern einer Sauerstoffübersättigung (starkes Algenwachstum verhindern, „normale“ Fischpopulation anstreben). Darüber hinaus können einige Fische als Turbellarien-Fresser eingesetzt werden. Der Lippfisch Halichoeres marginatus wird immer wieder als sicherer Fressfeind genannt. Dem können wir uns nur anschließen, allerdings mit der Anmerkung, dass dies oft nur bei frisch importieren Tieren zu beobachten ist. Fische, die sich an die regelmäßige Fütterung im Aquarium gewöhnt haben, fressen leider oft keine Turbellarien mehr. Dies gilt aber wohl nicht nur für H. marginatus, sondern auch für viele andere Lippfische, etwa der Gattungen Haliocheres, Macropharyngodon und Coris. Letztere werden allerdings zu groß für ein normales Heimaquarium und können nur im Jugendstadium verwendet werden – beim Einsetzen der Adultfärbung werden beispielsweise C. formosa oder C. gaimard so kräftig, dass ihr fortwährendes Umdrehen von Steinen bei der Nahrungssuche lästig wird und man sie aus dem Aquarium entfernen muss.
Überhaupt scheinen uns Lippfische als Turbellarien-Prophylaxe sehr gut geeignet. Bei einem Befall von Acropora-Strudelwürmern hat sich der Sechstreifenlippfisch Pseudocheilinus hexataenia als besonders hilfreich erwiesen. Vor einigen Jahren wurde er oft als für Riffaquarien völlig ungeeignet bezeichnet, doch es hat sich gezeigt, dass bei seiner Gegenwart Acropora-Korallen so gut wie nie von parasitierenden Strudelwürmern befallen wurden. Darum erwarten wir auch bezüglich der Convolutriloba-retrogemma-Vorkommen einen nützlichen Effekt.Zwergkaiser sowie Doktorfische aus der Gattung Centochaetus sind ganz sicher Nahrungskonkurenten der Turbellarien. Prinzipiell sind auch alle substratpickenden Fische als Prophylaxe zu sehen, da sie die Turbellarien permanent stören und diese sich dann kaum mehr sehen lassen, wodurch ihnen das Licht für die Photosynthese ihrer Symbiosealgen fehlt.
Die Gattung Synchiropus bzw. Pterosynchiropus ist eine weitere Gruppe, die in vielen Berichten von Aquarianern als Turbellarien-Fressfeind erwähnt wird. Hier sind besonders Synchiropus stellatus, Synchiropus maromoratus und Synchiropus ocellatus zu nennen, denn sie fressen die Turbellarien oftmals deutlich sichtbar. Aber auch sie sind eher als Prophylaxe zu sehen, den bei einem starken Befall werden die genannten Leierfische der Plage kaum Herr.
Ähnlich wie substratpickende Fische können auch Garnelen, insbesondere die gebänderte Scherengarnele (Stenopus hispidus), als Turbellarien-Störenfried genannt werden, denn bei ihrem ständigen Nahrungssuchen auf Gestein und Bodengrund ziehen sich die Plattwürmer bald zurück.
Ein sicherer Fressfeind der Roten Turbellarie ist eine Nacktschnecke aus dem Indopazifischen Raum. Sie heißt Chelidonura varians und wird rund 4 cm groß. Diese Schnecke kommt erst seit wenigen Jahren in den Handel, leider immer noch sehr unregelmäßig. Ihr großer Nachteil ist, dass sie ausschließlich von den Roten Turbellarien (Convolutriloba retrogemma) lebt und bei einem Mangel sehr schnell verhungert. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Giftigkeit der Schnecke durch die von den Turbellarien eingelagerten Toxine. Diese Giftstoffe schützen die Schnecke vor Fressfeinden. Es wurde beobachtet, dass selbst der Kot der Schnecke noch giftig genug ist, um Korallen zu schädigen (www.Meerwasserforum.info). SPRUNG & DELBEEK (1997) nennen zwar noch viele andere Chelidonura-Arten als mögliche Fressfeinde, doch diese werden im Handel nur zufällig angeboten.
Es reicht selbst in großen Aquarien eine einzige Schnecke aus, um eine Plage zu beenden. Bevor dieses Tier dann aber verhungert, sollte es an einen anderen von Turbellarien geplagten Aquarianer weitergegeben werden.
Diese Schnecke hat zwar schon im Aquarium abgelaicht, doch ihre Eigelege konnten bisher noch nicht aufgezogen werden. Das wäre vielleicht eine Herausforderung für nachzuchtinteressierte Aquarianer.
Chemische Keule im Aquarium
Seit vielen Jahren ist die Turbellarien-Bekämpfung mit dem Wirkstoff Levamisol bekannt. Meist wird das Mittel „Concurat L“ verwendet, in dem dieser Wirkstoff enthalten ist. „Concurat L“ ist ein verschreibungspflichtiges Wurmmittel aus der Tiermedizin, ein Anthelminthikum, das vorzugsweise gegen parasitische Rundwürmer gerichtet ist. Es ist zugelassen für Geflügel, Wiederkäuer und Schweine. Neuerdings werden in der Riffaquaristik allerdings auch andere Produkte eingesetzt, die den gleichen Wirkstoff enthalten. Es handelt sich hierbei um Injektions-Präparate oder Mittel für die äußerliche Anwendung, z. B. „Niratil“, „Citarin“ oder Levamisol von anderen Herstellern. Der Farbstoff im äußerlich anzuwendenden „Niratil“ ist zur Kennzeichnung von behandelten Rindern, um diese in einer größeren Gruppe wieder zu erkennen. Der Farbstoff selbst (E 131) ist im Riffaquarium allerdings unbedenklich.
Die Behandlung mit „Concurat L 10%“ wird seit Jahren angegeben mit 7,5 g/1000 l Aquarienwasser. Das „Niratil Pour On“ (Levamisol 20%) wird jedoch in der Aquaristik mit 1 ml/100 l Aquarienwasser verwendet. Die dabei beobachtete, gegenüber „Concurat L 10%“ stärkere Wirkung führen wir auf die dreifach höhere Konzentration des Wirkstoffes zurück. Bei „Niratil“-Anwendung tritt der Effekt auf die auf die Turbellarien im Aquarium erheblich schneller ein als bei „Concurat L“. Das ist dadurch erklärbar, dass hier die Wirksubstanz bereits gelöst ist, im Gegensatz zum pulverförmigen „Concurat L“, das als Futterbeigabe konzipiert ist. Die hohe Konzentration des Wirkstoffes im Aquarium birgt aber auch erhebliche Gefahren, da auf diese Weise auch höhere Anreicherungen in Bodengrund und porösen Steinen erreicht werden. Hier kommt es zu einem nennenswerten Absterben der Kleintierfauna, die wiederum sehr wichtig für die biologischen Verhältnisse des Aquariums ist. Gerade in gereiften Aquarien kann dies zum völligen Absturz und Kippen des ganzen Systems führen, denn die entstehende tote Biomasse wird zersetzt und verbraucht Sauerstoff, und ein Freiwerden von Giftstoffen wie Schwefelwasserstoff, Ammoniak und Nitrit sind nicht auszuschließen.
Wer dennoch zur chemischen Keule greifen will, der sollte einiges beachten. Vor der Zugabe von Levamisol, gleich mit welchem Präparat, müssen möglichst viele Plattwürmer mit der oben erwähnten „Lichtfalle“ abgesaugt werden, denn sie setzen beim Absterben Toxine frei, die Fische töten können. Selbst, wer alle sichtbaren Plattwürmer abgesaugt hat, ist nicht auf der „sicheren Seite“, denn viele leben versteckt zwischen den Steinen, wo man sie nicht sieht. Unabdingbar ist eine Filterung mit guter Aktivkohle eine Stunde nach der Zugabe des Medikaments, um den Wirkstoff und die freigewordenen Toxine aus dem System zu entfernen. Aufgrund unserer persönlichen Erfahrung mit der Anwendung von chemischen Mitteln im Meerwasseraquarium raten wir wegen der drohenden Probleme dringend von dem Einsatz dieser Medikamente ab. Es gibt durchaus wirksame biologische Alternativen.
Literatur:
DONOVAL, S. (2004): Plattwürmer. KORALLE 5 (6): 83. – NTV, Münster
SPRUNG, J. & J. C. DELBEEK (1997): Das Riffaquarium, Band 2. – Dähne-Verlag, Ettlingen
Internet (Stand Dezember 2004):
http://student.claytonstate.net/~csu12804/turbellaria.htm
http://www.smcm.edu/nsm/chemistry/chem-students/Pettys.htm
http://rshimek.com/rogue's_gallery.htm
http://hooge.developmentalbiology.com/cv/
http://vivaldi.zool.gu.se/Ekologi/personal/Bertil/bertil_akesson.htm
http://www.invertebratebiology.org/ib1184.htm#A1.2
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