ein Erfahrungsbericht von Michael Mrutzek [Archivartikel 2002]
Bevor wir zu dem Bericht von Michael Mrutzek kommen, noch einige einleitende Worte von Robert
In der letzten Ausgabe der Zeitschrift Koralle (April 2002) habe ich unter Tips und Tricks den Thalassoma hardwicke für die Bekämpfung von Strudelwürmern empfohlen. Sicherlich habe ich, da mir selber die Erfahrungen mit dem Tier fehlen, es schon so vorsichtig formuliert das man bisher keine weiteren Kenntnisse über das Verhalten, und etwaige Unarten des Fisches hat. Diese liegen nun aber vor, so das wir aus aktuellem Anlass dass auch sofort veröffentlichen möchten.
Michael war so nett und hat für uns seine Erfahrungen mit T. hardwicke zusammengefasst. Es lässt sich also zwar schon folgern das der Lippfisch die Strudelwürmer frisst, aber ich meine wie Michael, das hier die aufgetretenen Nachteile, überwiegen. Wir hoffen natürlich auf weitere Erkentnisse, schon um zu sehen ob alle T. hardwicke sich genau so verhalten. Also schreibt uns bitte :-) Derzeit würde ich aber, aufgrund der neuen Erkentnisse zur Vorsicht raten.
Der Fisch kann ja, vor allem dann wenn er noch ganz klein ist, evtl. gezielt, bei einem Strudelwurmbefall eingesetzt werden. Da dieser Fisch sehr verfressen scheint, sollte es mühelos gelingen ihn wieder, nach getaner Arbeit, herauszufangen.
Nun aber geben wir gerne Michael Mrutzek das Wort:
Vor einigen Monaten gab es einige Postings und auch Erfahrungsberichte über die Beseitigung der Acropora Strudelwürmer mit dem Thalassoma hardwicke.
Um diese Aussagen zu überprüfen und möglichst genaue belegbare Aussagen zu erhalten, habe ich mir insgesamt 8 dieser Fische besorgt und in verschiedenen Systemen untergebracht.
Ich wollte folgendes Überprüfen:
1.) Frisst der Fisch wirklich die Acropora Strudelwürmer
2.) Ist er dabei in der Lage die Strudelwürmer wirklich so zu beseitigen, dass die Korallen sich wieder OHNE eine weitere Behandlung erholen, bzw. nicht weiter befallen werden.
3.) Wie Verhält sich der Fisch im Aquarium
Alle Fische sind nun seit 8 Wochen in meinen Systemen.
Die Größe der Fische ist absichtlich unterschiedlich gewählt worden!
3 Thalassoma hardwicke von ca. 3 cm
3 Thalassoma hardwicke von ca. 6 cm
2 Thalassoma hardwicke von ca. 12 cm
Grundsätzliches Verhalten des Thalassoma hardwicke:
1.) Sehr hektischer, immer in Bewegung befindlicher Fisch
2.) Sehr fressgierig
3.) Zu bestimmten Fischen sehr aggressiv
4.) Permanenter Unruheherd im Becken
Das Verhalten der Fische ist grundsätzlich identisch, nur bei den großen Exemplaren ist die Intensität höher. Größere drehen Mühelos noch nicht festgewachsene Muscheln um, Kippen ganze Korallenstöcke um und jagen noch mehr andere Fische.
Ich war Anfangs begeistert, denn ich konnte den Fisch immer und immer wieder beobachten, wie er an den Steinen und insbesondere an den Korallen nach Nahrung zu schauen schien.
Es wurde auch etwas entdeckt, denn der Fisch pickte immer wieder an den Korallen. Ich nahm zu diesem Zeitpunkt immer noch an, dass es sich hierbei um, zumindest teilweise, Strudelwürmer handelt.
Bei meinen Beobachtungen zeigte sich aber recht bald, dass es nicht nur diese waren, sondern auch die beliebten Symbiosekrebse in den Acroporas waren ein beliebtes Ziel.
Woche für Woche konnte ich sehen, dass diese weniger wurden.
Einer der Thalassoma hardwicke, der in meinem Privatbecken eingesetzt wurde, war so agressiv gegenüber einem schon länger im Becken befindlichen Lippfisch, dass dieser zu Tode gejagt wurde.
Immer wieder wurde dieser quer durch das gesamte Becken verfolgt, gejagt und gebissen.
Auch andere Fische, wie meine Ps. Sankeyi und Ps. Splendens wurden immer wieder „überfallartig“ gejagt.
Einer meiner Splendens hat seitdem keinen Schwanz mehr, bzw. der muss ihm wieder Nachwachsen.
Einer der größeren Thalassoma hardwicke, der in einer Fischanlage Quartier bezogen hatte, meinte er müsse einem Cole- Doktor (Ct. Stigosus) die Augen ausfressen. Auch ein Salarias wurde regelrecht zerfleischt.
Hier ist festzustellen, dass mein Salarias und auch der Cole-Doktor völlig gesund und auch gut genährt waren.
Lustig fand ich das nicht! Ich musste den Fisch in ein separates System umquartieren um keine weiteren Verluste zu haben.
Zurück zu den kleineren Thalassoma hardwicke´s!
In meiner Zuchtanlagen, die je eine Größe von 130 x 50 x 40 cm haben, sind ebenfalls mit den Fischen besetzt worden. In diesen Systemen ist kein Bodengrund enthalten und auch weiter nicht mit Fischen besetzt. Von einem Kunden erhielt ich zwei stark mit Strudelwürmern befallene Korallenstöcke.
Es war nicht möglich an die Eier in den Stöcken zu gelangen und so entschloss ich mich, die Stöcke zu fragmentieren und neu aufzukleben.
Alle Gelege wurden entfernt und die Stöcke wurden gebadet( PVP-JOD)!
Ich wusste, dass ich mit Sicherheit hier nicht alle Eier gefunden hatte und zudem wollte ich hier absichtlich sehen, was passiert.
Werden die Strudelwürmer wieder auftauchen?? Schafft der Fisch in dem doch relativ kleinen System diese zu beseitigen bzw. so zu minimieren, dass die Korallen nicht geschädigt werden.
Nach vier Wochen war leider meine Vorfreude komplett vergangen, denn ich musste feststellen, dass sich die Strudelwürmer wieder vermehren und auch wieder neue Gelege zu sehen waren.
In dem Becken sind lediglich Fragmente und somit keine Korallenstöcke, wo man sagen könnte, dass er an die nicht rangekommen sein könnte.
Auch in dem zweiten Zuchtbecken war es genauso.
In einem der Geschäftsbecken, wo auch einer dieser Fische eingebracht wurde, musste ich feststellen, dass der Fisch liebend gern Tridacna umdreht und dann frisst, solange diese nicht fest mit dem Substrat verbunden waren.
Weiterhin ist in einem weiteren Geschäftsbecken ein Thalassoma hardwicke, der in der Testphase von einem 3 cm Tier zu einem fast 10 cm großen Monster herangewachsen, der nix besseres zutun hatte, als die eingesetzten Wurdemanni Garnelen zu verspeisen, was ich gar nicht witzig fand.
Abschließend empfinde ich den Fisch nach meinen nun vorliegenden Erfahrungen nicht mehr so hilfreich, obwohl er sicher auch Strudelwürmer fressen wird. Die Nachteile überwiegen hier eindeutig und ist nur zu empfehlen, wenn man ein großes System hat, keine Garnelen und keine Korallen, die nicht fest stehen. Zudem muss man beim Einbringen von neuen Fischen und Garnelen sehr vorsichtig sein, oder darauf verzichten. Auch die Endgröße von fast 20 cm des Thalassoma hardwicke ist nicht „Ohne“ und sollte daher gut überlegt werden.
Michael Mrutzek
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