Cyanobakterien und ein wenig Wissenswertes was helfen könnte [Archivartikel aus August 2001]
Im Juni 2001, also etwa eine Woche vor Beginn des Lichttestes T5 vs HQI bildeten sich bei uns auf einmal rote Cyanobakterien.
Da es uns nach ca. 6 Wochen gelang diese erfolgreich zu "vertreiben", schreiben wir - auch um anderen vielleicht ein wenig Hilfestellung bei dem gleichen Problem zu geben - diesen Erfahrungsbericht.
Zwei Wochen bevor die roten Cyanobakterien ausbrachen, hatten wir unseren Bodengrund zu etwa 85% gewechselt. Der Grund: Der Muschelgruß war mittlerweile über und über mit Kalkrotalgen überzogen, so daß er lila und damit auch sehr dunkel erschien. Dieser dunkle Bodengrund schluckte sehr viel Licht und reflektierte das von oben kommende Licht auch nicht mehr. Das gefiel uns natürlich nicht.
Dazu kam noch das wir relativ groben Bodengrund (10 mm) verwendet hatten, der dann gleich einer sehr viel geringeren Körnung (3 mm) weichen musste. Das sieht unserer Meinung nach nicht nur besser aus, es kommt auch den Grundeln und den anderen Tieren wie Lippfischen sehr entgegen. Der feinere Bodengrund kann von den Grundeln und bestimmten Lippfischen leichter bearbeitet werden.
Uns war bewusst das so ein Eingriff in ein bestehendes und bis dato gutlaufendes System immer Gefahren birgt. Wir rechneten sogar mit dem typsichen Auftreten von braunen Kieselalgen, was ja beim Einfahren von neuen Bodengrund durchaus normal ist. Da sowas in der Regel schnell vorbei geht, haben wir den Schritt dann gewagt. An einem Nachmittag tauschte Manuela den ganzen sichtbaren Bodengrund aus. Das waren ca. 85% von dem vorhandenen Bodengrund, also recht viel. Dieser große Eingriff in ein gut eingefahrenes System bleibt bestimmt nicht ohne Folgen, das war uns schon klar. Und es kam wie erwartet: In der ersten Woche bildeten sich braune Stellen auf dem Bodengrund. Diese gingen aber sehr schnell in rote "Teppiche" über. Erst wenig, dann immer mehr.
Die Vermehrungsrate der Cyanos ist dermassen hoch das es schon fast beängstigend ist. Es handelte sich nicht um die in einem anderen Artikel beschriebenen roten Schmieralgen bei zu altem Bodengrund. Nein hier handelte es sich eindeutig um Cyanobakterien. Diese waren sehr leicht mit der Hand wegzuwedeln. Während der Beleuchtungsphase bildete sich eine relativ große Menge an Stickstoff. Nach und nach wurde es immer mehr, so das das Becken sehr schnell unansehnlich wurde. Durch den eingelagerten Stickstoff rissen sich z.B. rote "Fädenkissen" los und schwammen an der Wasserobefläche um später in der Strömung wieder unter zu gehen. Zu Anfang war nur der neue Bodengrund betroffen, später weitete sich die Plage auch über das restliche Substrat und über die Korallen aus.
Wir denken diejenigen von Euch die schon mit diversen Algenplagen zu kämpfen hatten, wissen sehr gut wovon genau wir hier berichten.
Nun war guter Rat teuer :-(
Als allererstes ließen wir die roten "Teppiche" wachsen und überlegten unser weiteres vorgehen. Auch wir hatten es nicht leicht, weil bis dato keine Erfahrung damit. Also holten wir uns einige Informationen von bisher schonmal betroffenen Aquarianern und liesen uns deren Erfahrungen durch den Kopf gehen. Einige Aquarianer hatten die Plage bis zu 18 Monate lang bekämpfen müssen! Keine rosigen Aussichten also.
Nach reiflicher Überlegung ging es dann los:
Es wurde zeitgleich versucht möglichst viel zu ändern um die Bakterien damit empfindlich zu stören. Denn das liegt denen unserer Meinung nach gar nicht. So wurde denn auch der ganze rote Belag komplett abgesaugt. Beim ersten mal so das auch eine Schicht vom Bodengrund mit ausgetragen wurde. Dazu wurde der Abschäumer tagsüber ganz ausgelassen. Gleichzeitig mit dem ersten Absaugen wurde Easy Life in dreifacher Dosierung zugegeben!
Leider brachte das gar keinen Erfolg. Im Gegenteil, wie das so oft der Fall ist, je mehr man macht desto mehr kommen die Plagen zum tragen.
Und so wuchsen die Cyanos auch munter weiter und vermehrten sich wie zuvor. Nach einigen Tagen und bei sichtbarer Verschlechterung der Lage wurde der Abschäumer auch wieder voll gefahren.
Nach etwa vier Tagen wurde dann die zweite Zugabe von Easy Life gestartet, wie Anfangs, in der dreifachen Über-Dosierung. Das ging dann wieder einher mit dem gleichzeitigen Absaugen der roten "Teppiche". Auch hier war wieder kein Erfolg zu sehen, so das wir auch schon langsam am Verzweifeln waren.
Zwischendurch waren wir dann eine Woche im Urlaub. Als wir wieder zu Hause waren, war das ganze Becken rot, also die Cyanos hatten sich wieder wunderbar vermehrt. Sogleich wurde eine weitere Zugabe von Easy Life (wieder die dreifache Menge) und gleichzeitiges Absaugen in Angriff genommen. (Anmerkung: Es gibt seit 2006 auch einige andere Mittel - Timo clear, Ultra Life - die ähnlich wie Easy Life wirken nur das sie Konzentrierter sind als die flüssige Easy Life Version)
Und wie man das nach einem Urlaub so macht, wurden die üblichen Pflegearbeiten am Aquarium vorgenommen. Filter reinigen, Scheiben reinigen, umgekippte Korallen wieder aufstellen.... eben klar Schiff machen.
Hinzu kam noch ein Tip von Bernd Mohr. Sein Tip an uns: verwendet wieder Tropic Marin Salz !
Und normalerweise verwenden wir seit Jahren auch wirklich das Tropic Marin Meersalz. Es gab aber zu der Zeit als wir Salz gebraucht hatten nichts anderes als das neue HW proffessionel, so das wir zwischendurch auch dieses genommen hatten. Wir befolgten aber sofort Bernds Rat und nahmen von da an für zwei großzügige Wasserwechsel, die mit dem Absaugen einhergingen, wieder das Tropic Marin Salz. Dies ist im übrigen oft zu beobachten das ein Salzwechsel auch helfen kann. Nach diesem Eingreifen stellten wir dann fest das die Roten nicht mehr ganz so agressiv am wachsen waren wie zuvor.
Schon einige Zeit vor unserem Urlaub hatten wir zwei Phalaena Grundeln bestellt. Diese würden den Bodengrund durcharbeiten und schon alleine dadurch die Cyanos stören. Es sollte einfach nur eine weitere Möglichkeit sein, um der Plage her zu werden. An dem Tag wo Robert die Phalaena Grundeln abgeholt hatte, stellten wir aber fest, das keine roten Cyanos mehr nachgewachsen waren! Der Rest der im Steinaufbau hing wurde dann noch manuell entfernt (abgesaugt). Nun hatten die Grundeln gar keine Gelegenheit mehr, zu beweisen, das sie gegen die Cyanos arbeiten könnten. Etwas was sich aber in den folgenden Jahren dann doch noch unter Beweise stellen mussten und taten :-)
Was nun letztendlich den Ausschlag gegeben hat, das das Bakterienwachstum stagnierte - wir wissen es nicht! Es war unserer Meinung nach alles zusammen was unternommen wurde. Eine Änderung des vorhandenen Milieus halt. Auf jeden Fall sind sie nun weg und der Bodengrund strahlt wieder so wie wir uns das zu Anfang vorgestellt hatten. Und ich denke wir würden es wieder tun... den Bodengrund austauschen.
Manuela und Robert im August 2001
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