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Zeovit, der neue Weg? Teil 1

Über die Reduzierung von Nährstoffen bei der Haltung von SPS Korallen von Alexander Girz

Zeovit, der neue Weg? Teil 1


Ich möchte mit diesem Bericht meine Erfahrungen mit der Methode "Zeovit" der Firma Korallen-zucht.de schildern. Wie ich den Postings im Meerwasserforum entnehmen konnte scheint außer Thomas Pohl noch keiner hiermit Erfahrungen zu haben. Mir erscheint diese Methode jedoch als wesentlicher Fortschritt bei der Pflege von kleinpolypigen Steinkorallen (SPS).

Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich dieser Bericht vorrangig an Aquarianer wendet, deren Becken größtenteils mit SPS Korallen besetzt sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass grosspolypige Steinkorallen hierauf sehr sensibel reagieren. Wie es sich mit Leder-, Weich und Hornkorallen verhält kann ich nicht sagen, da ich diese Arten in meinem Becken nicht pflege. Hier sind in der Zukunft die Erfahrungen von Aquarianern gefragt, die diese Methode in Becken mit dem o.g. Besatz betreiben.



Im September 2001 habe ich nach einem erfolgten Rückschlag, bei dem ich den gesamten Inhalt meines Beckens wegen eines Stromausfalls in Verbindung mit einer 14-tägigen Abwesenheit verloren habe, ein komplett neues Becken mit den Maßen 220 x 80 x 60 cm aufgestellt. Ein externer Filter in einem anderen Raum 80 x 40 x 75 wurde an das Becken angeschlossen. Diesen externen Filter passieren etwa 2500 Liter Aquarienwasser in der Stunde. Der Filter ist mit verschiedenen Kammern, die von oben nach unten im Wechsel durchströmt werden, ausgestattet. An der Anlage befindet sich weiterhin zur Reinigung des Wassers ein Sander Abschäumer Baugröße III mit zwei Lindenholzausströmern, die ich mir abweichend (doppelte Länge) von der Größe Mammut von Sander, selbst angefertigt habe. Diese werden mit einem Weltweit Kompressor Typ 80 mit voller Leitung betrieben. Die Durchflussmenge des Abschäumers beträgt etwa 1250 Liter / Stunde. Sonst wurden keine weiteren Filter installiert. Das Becken wird mit einem UFO Leuchtbalken mit drei 250 Watt BLV Brennern (6 monatiger Wechsel) und zwei Osram Blaulichtröhren 67, betrieben. Für die nötige Strömung sorgen Tunze Turbellen, die über einen Controller gesteuert sind. Insgesamt werden etwa 18.000 Liter in der Stunde umgewälzt. Zur Calciumversorgung wird ein Schuran Jet Stream 1 verwendet. Eine "Riffunterspülung" mit einer Leistung von 4000 Litern / Stunde wurde integriert, um Mulmablagerungen unter den Steinen zu vermeiden. Die Dekoration (frisches lebendes Gestein) wurde so angeordnet, dass dieses jeweils nur auf sehr kleinen Flächen auf dem Beckenboden aufliegt um eine optimale Unterspülung zu erreichen. Feiner Korallensand als Bodengrund wurde nur im vorderen Bereich (Optik) eingebracht.

Nach erfolgtem Aufbau des Beckens und des Filters wurde geflutet. Die Dichte wurde auf 1,024 eingestellt. Am darauf folgenden Tag wurde mit etwa 100 kg frisch importiertem Bali Gestein eingerichtet. In der folgenden Woche bildeten sich Braunalgen, die nach ein paar Tagen wieder verschwunden waren. Jetzt wuchsen nur noch Faden- und "höhere" Algen, die ich jedoch nicht versucht habe einzudämmen. Nachdem ein "Testableger" eingesetzt wurde, der keinerlei "Unwohlsein" zeigte, wurde nach zwei Wochen mit dem Einbringen von frisch importierten SPS Korallen aus Indonesien und Fidji begonnen. Verluste stellten sich bei der doch sehr raschen Besetzung nicht ein. In der Folgewoche wurden ein paar Fische zugesetzt, die sich augenscheinlich auch wohl fühlten. Positiv und auch Empfehlenswert ist es vor dem Erstbesatz die wichtigsten Wasserwerte (PH / KH / Nitrat / Phosphat / Calcium / Magnesium) zu prüfen, um Rückschläge schon in der Anfangsphase zu vermeiden.

Nach etwa vier Wochen stagnierte das Wachstum der Fadenalgen. Jetzt habe ich damit begonnen regelmäßig Wasserwerte wie Nitrat / Phosphat / Karbonathärte / Calcium und Magnesium zu messen. Ich stellte bereits bei der ersten Testreihe ein Defizit an Calcium und Magnesium fest, dass ich daraufhin langsam angepasst habe. Der Phosphatgehalt (PO4) betrug zu diesem Zeitpunkt 0,1 mg - Nitrat (NO3) etwa 5 mg.

Da ich mir fest vorgenommen hatte, dieses Becken ausschließlich mit SPS Korallen zu besetzten, war mir sehr bald klar, dass ich PO4 senken musste. Um dies zu erreichen, integrierte ich in dem externen Filter in einer Kammer etwa drei kg RowaPhos in handelsüblichen Filtersäcken. Das Material wurde auf einem Gitterboden über die gesamte Oberfläche einer der Filterkammern ausgebreitet um eine 100 %-ige Durchströmung zu erreichen. In den folgenden Tagen senkte sich der PO4 Gehalt auf 0,05 mg. NO3 blieb unverändert. Die Messung von PO4 und NO3 führe ich mit Hanna Photometern durch, die für diese Anforderung ein optimales Preis Leistungsverhältnis darstellen. Ich kann diese Meßmethode, wenn sie gewissenhaft und richtig durchgeführt wird, als optimale "Überwachung" der Folgen für diese Methode jedem nur nahe legen. So kann rechtzeitig bei Bedarf regelnd eingegriffen oder optimiert werden.

In den folgenden zwei Monaten färbte sich das Gewebe der Acropora Korallen langsam aber sicher dunkler. Andere Stöcke behielten zwar ihre gefärbten Spitzen bei, jedoch wurde auch hier das Gewebe "stumpf" und dunkler. Ich habe versucht weniger bis keine Spurenelemente zuzuführen. Auch hierbei konnte ich die Veränderung nicht beeinflussen. Der Versuch mehr Spurenelemente zuzuführen, beschleunigte nur das Verdunkeln des Gewebes und den Rückgang der Färbung der Wachstumsspitzen.

Es war mir klar, dass der Gehalt an PO4 dafür verantwortlich war. Ich habe versucht, RowaPos gegen neues auszutauschen. Der Erfolg stellte sich jedoch nicht ein. Ein senken des PO4 Gehaltes unter 0,04 mg war mir mit diesem Material nicht möglich. Mehr konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht unternehmen. Das Thema Beleuchtung konnte es nicht sein, da diese für mein dafürhalten geeignet erschien.


Das "mehr gehen musste", wusste ich jedoch von zahlreichen Besuchen bei Thomas Pohl in Coburg, der zu diesem Zeitpunkt gerade eine neue Methode testete. Ich habe mich entschlossen, dies ebenfalls auszuprobieren, weil ich auch schon in der Vergangenheit sehr positives von dieser Methode gehört habe. Das Ziel war den Gehalt an PO4 und NO3 so weit zu senken, dass die Korallen eine annähernd natürliche Umgebung vorfinden. Dies ist mir nach einer Anwendungszeit von nunmehr neun Wochen mit dieser Methode gelungen. Hierüber möchte ich berichten.

Im ersten Schritt habe ich zwei kg Zeovit in eine der Filterkammern gegeben. Hierbei habe ich, wie auch schon bei RowaPhos, auf die 100 %-ige Durchströmung geachtet. Am nächsten Tag war das Wasser "kristallklar". Nach einer weiteren Woche reduzierten sich die Reste der noch vorhandenen Fadenalgen innerhalb einer Woche auf Null. Nur noch die höheren Algen und der von mir aus dem Urlaub mitgebrachte braune Seetang wuchsen. Gleichzeitig habe ich etwa 500 Gramm einer guten Superaktivkohle mit in den Filter gepackt, in der Hoffnung, das Wasser von jeglichen Gelbstoffen zu befreien um einen maximalen Eintrag der UV Anteile der HQI Brenner zu gewährleisten. In diesem Zustand habe ich das ganze etwa drei Wochen betrieben. Die ersten Erfolge wurden sichtbar, das Gewebe der Korallen begann sich heller zu färben. An meinen PO4 und NO3 Werten hatte sich jedoch nicht viel geändert. Die Spurenelementezufuhr wurde mit etwa der Hälfte der angegebenene Menge betrieben. Später wurde diese auf 1/3 reduziert. Ich stellte die Vermutung an, dass Zeolith irgendwelche Schadstoffe absorbiert hat, die das Wachstum der Zooxanthellen fördern. Das war für mich schon ein herausragender Erfolg, der mich meinem Ziel näher brachte. Ich wusste jedoch von einem Bekannten, dass Zeolith zusammen mit der Zugabe von irgendwelchen Bakterien und der für die Bakterien geeigneten Nahrung, seine Wirkung noch wesentlich verstärkt.. Vorstellen konnte ich mir das nicht, aber wer A sagt muss auch B sagen. Thomas Phol hatte hierfür angeblich die richtige Lösung. Ich besorgte mir die beiden Produkte aus der Testphase und begann diese zu dosieren. Nach einer Woche stellten sich keine Veränderung ein. Die Zugabe der Bakterien und der Bakteriennahrung erfolgte täglich in der empfohlenen Dosis. Eine weitere Woche verging und mir fiel auf, dass sich die Farbe des abgeschäumten Wassers im Schaumbecher meines Abschäumers dunkler färbte. An einem Mehr an Schadstoffeintrag konnte es nicht liegen, da hier nicht verändert wurde. Der Abschäumer wurde daraufhin täglich gereinigt, um ein Maximum an Austrag zu erreichen. Ich betreibe meinen Abschäumer sehr "nass", da ich festgestellt habe, dass selbst abgeschäumtes Klarwasser einen unangenehmen Geruch hat. Ich entferne lieber etwas mehr und dosiere dafür Salz in ausreichender Menge nach.


PO4 habe ich ab dem Beginn der Methode, die ja noch "Neuland" ist, täglich gemessen um Veränderungen meiner Versuche rechtzeitig zu erkennen. KH / CA / NO3 und die Salinität überprüfe ich gewissenhaft wöchentlich.

Folgende Wasserwerte konnten etwa zwei Wochen nach der Zugabe der Bakterien und der Bakteriennahrung ermittelt werden:

NO3 0,0 mg (Hanna)
PO4 0,01 mg (Hanna)
Ca 440 mg
Mg 1400 mg
KH 13
PH 8,4 - 8,5 (digital)
Temperatur 25,1 Grad
Salinität 1,024 (Aerometer)

Den wirklichen PO4 Gehalt des Wassers könnte ich nur durch eine Wasseranalyse im Labor ermitteln, da mir nach einer Rückfrage bei Hanna Deutschland bestätigt worden ist, dass der Minimalanzeigewert des Gerätes bei 0,01 mg liegt. Hierauf bin ich gekommen, da selbst bei demineralisiertem Wasser kein Nullwert angezeigt wurde. Es ist durchaus verstellbar, dass der Gehalt an PO4 im Becken unter dem angezeigten Wert liegt. Ab diesem Punkt verlasse ich mich jedoch auf meine Beobachtung der von mir gepflegten Korallen. Nachfüllwasser verwende ich "von der Leitung". Um den Eintrag an PO4 durch Nachfüllwasser zu reduzieren habe ich mir eine Tonne mit etwa 20 Liter Wasser aufgestellt. In der Tonne wird ein kleiner Achteckfilter mit etwa 50 gr. RowaPhos im Dauerbetrieb eingesetzt. Dieses Wasser verwende ich zum Nachfüllen - frisches wird einfach wieder in die Tonne gefüllt und bis zum nächsten "Auffüllen" gefiltert. Der PO4 Eintrag kann somit auf ein Minimum reduziert werden. Bei einem PO4 Gehalt von 0,11 mg aus der Leitung, liefert die doch sehr geringe Menge RowaPhos, bis zum heutigen Tag ohne Wechsel ihren Dienst.

Trotz dem Abraten vieler habe ich die Wasserwerte so belassen. Die Korallen haben an Farbe verloren und das Gewebe wurde zunehmend heller und bekam ein Aussehen wie "feines Porzellan".

Das ganze ließ ich so laufen. Die Färbung der Korallen verstärkte sich in den nächsten Wochen wieder. Eine vor der Aktion eingesetzte gelbe Acropora aus Fidji erhielt ihre ursprünglich gelbe Gewebefarbe wieder zurück. Dieses war einem Grün gewichen. Frisch importierte Korallen, die neu zugesetzt wurden behielten, auch wenn das Gewebe fast weiß war, diesen Zustand bei. Die Polypen expandierten und die Korallen zeigen einen wesentlich "vitaleren" Zustand und ein rasches Wachstum. Ich bin mir jedoch sicher, dass heute nach neun Wochen noch nicht das "Maximum" erreicht ist, da sich wöchentlich eine Verbesserung zeigt. Ich führe weiterhin, auch wenn es sich als sehr zeitaufwendig herausstellt, Wöchentlich meine Wassertests durch. Sollte ich irgendwelche Defizite feststellen, so werden diese mit der nötigen Sorgfalt und Vorsicht langsam ausgeglichen.

Nach etwa 8 - 12 Wochen sollte das Zeolith gegen neues getauscht werden. Den Zeitpunkt erkennt man am besten, wenn man sich das Gewebe der Korallen betrachtet. Nach dieser Laufzeit färbt sich das Gewebe langsam wieder dunkler. Wird dann Zeolith gewechselt, hellt es wieder auf.

Ich kann also durchaus behaupten, dass die Methode "Zeovit" optimal bei mir funktioniert hat. Ich habe mich im großen und ganzen an die Vorgaben gehalten und nicht mit verschiedenen Produkten getestet, da ich mir der Gefahren, die hieraus entstehen können durchaus bewusst bin. Gerade bei dem Material Zeolith gibt es nach der Auskunft von verschiedenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen doch sehr unterschiedlich wirkende Materialien.

Der Erfolg der Methode beruht alleinig auf der Reduzierung der Nährstoffe, die dem Wachstum der Zooxanthellen und damit auch der Braunfärbung der Korallen entgegenwirkt. Bedenken hatte ich bei dem Einsatz bezüglich einer zu starken Reduzierung schon, doch bin ich auch der Meinung, dass ständig ein gewisser Neueintrag (Fische / Futter / Nachfüllwasser / Kalkreaktor) stattfindet, der eventuelle Mangelerscheinungen ausgleicht. In Aquarien ohne jeglichen Fischbesatz würde ich die Methode nur mit sehr genauen Messungen anwenden, da hier eine zu starke Reduzierung sehr wohl zu Mangelerscheinungen und deren Folgen führen kann. Wie den verschiedensten Untersuchungen von Wasserwerten aus tropischen Korallenriffen zu entnehmen ist, ist PO4 und NO3 nur in Mengen unter drei Kommastellen hinter der Null vorhanden. Für mich ist die Methode jedenfalls, für SPS Becken, in denen die Korallen ein natürliches Aussehen haben sollen und einem ausgewogenen Fischbesatz aufweisen eine Revolution.

Der Erfolg hat sich bei mir sehr schnell eingestellt, da das Becken noch keine lange Standzeit hat. In dem Becken wurde bewusst nie Kalkwasser eingesetzt, um das Binden und Ablagern von PO4, das später wieder in Lösung gehen kann, zu vermeiden. Ziel sollte es sein, Schadstoffe nicht im System zu binden, sondern diese Auszutragen. Die Dauer bis zum Eintritt eines sichtbaren Erfolgs ist von jedem einzelnen Becken, seiner "Verschmutzung" und schließlich auch von der Sorgfalt des Pflegers abhängig. Die "Kleinigkeiten" sollten nie außer acht gelassen werden !

Dieser Bericht stellt meine Beobachtungen während der Anwendung dieser Methode in den ersten neun Wochen dar. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt nochmals über das "Endergebnis" berichten.


Vergleichsfotos, links vom Anfang - rechts nach 9 Wochen
Leider lässt es sich auf den Fotos nicht noch besser zeigen, aber Live ist der Unterschied noch viel deutlicher



Alexander Girz, im Januar 2002 - exclusiv - für Korallenriff.de
E-Mail: Girz.Alexander@gmx.de



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robertbaur

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Kommentare Zum Anfang


Thomas Kleinert am 14.01.08#1
Es wäre interessant zu wissen, wie die Absorption von Nährstoffen durch Zeolithe auf Schwämme wirkt, deren Nahrung ja organische, im Wasser gelöste Stoffe sein sollen. Würde mich über Erfahrungsmitteilungen diesbezüglich freuen.

thomas.kleinert@t-online.de

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