In den 90 er Jahren wurde zum ersten Mal die erfolgreiche Haltung und Vermehrung von Steinkorallen in Riffaquarien durch die Verwendung von Halogenmetalldampflampen (HQI) ermöglicht. Knapp 10 Jahre später tauchten die ersten T5-Röhren auf und sorgten für Furore. Eine Kombination aus den zwei Beleuchtungseinheiten (HQI/T5 Hybrid) stellte das Maß der Dinge dar. Nun erobern LED-Beleuchtungen den Markt. Es ist ein regelrechter Hype ausgebrochen der LED-Lampen scheinbar wie Pilze aus dem Boden schießen lässt. Doch macht eine reine LED-Beleuchtung wirklich Sinn? Ich möchte euch/Ihnen ein anderes Beleuchtungskonzept vorstellen und erklären, warum dieses mir zur Zeit am besten geeignet scheint!
Hallo zusammen,
in den 90 er Jahren wurde zum ersten Mal die erfolgreiche Haltung und Vermehrung von Steinkorallen in Riffaquarien durch die Verwendung von Halogenmetalldampflampen (HQI) ermöglicht. Knapp 10 Jahre später tauchten die ersten T5-Röhren auf und sorgten für Furore. Eine Kombination aus den zwei Beleuchtungseinheiten (HQI/T5 Hybrid) stellte für hohe Becken (ab 60 cm Wasserstand) lange Zeit das Maß der Dinge dar. Nun erobern LED-Beleuchtungen den Markt. Es ist ein regelrechter Hype ausgebrochen der LED-Lampen scheinbar wie Pilze aus dem Boden schießen lässt. Doch macht eine reine LED-Beleuchtung wirklich Sinn? Ich möchte Ihnen ein anderes Beleuchtungskonzept vorstellen, erklären, warum dieses mir zur Zeit am besten geeignet scheint und es anschließend 6 Monate für Sie testen! Hierfür möchte ich Sie zunächst in die Welt des Lichts entführen.
Im gesamten Riff sind die Lichtverhältnisse eher diffus. Ausgelöst wird dieses Phänomen durch die Lichtbrechung des Wassers (aber auch durch die Reflektion des Lichts am Bodengrund). Hier spielt auch die Beschaffenheit der Wasseroberfläche eine Rolle, denn durch die Wellenbewegung wird das Licht noch unregelmässiger gebrochen. Natürlich haben sich die lichhungrigen Korallen hieran angepasst (sichtbar anhand der Wuchsform, die sich von Pflanzen deutlich unterscheidet) und decken durch diffuses Licht einen Großanteil ihres Bedarfs. Im Riffaquarium kann so etwas nur durch eine flächige, ungebündelte Beleuchtung realisiert werden. Die einfachste Möglichkeit hierfür stellt bis heute immer noch die T5-Röhre dar. Schauen Sie doch mal welche Art der Beleuchtung von den meisten ernstzunehmenden Händlern und Korallenzüchtern bevorzugt wird.
Die Zooxanthellen der Korallen besitzen einen photosyntetischen Sättigungspunkt, der z.B. bei manchen Acroporen ab einer Photonenflussdichte (FPAR) zwischen 330 und 410 μmol Photonen/m²/s erreicht wird. Höhere Beleuchtungsintensitäten, wie sie am Riffdach auftreten können, wirken sich nicht weiter positiv auf die Photosyntheseleistung aus, sie können sogar inhibierend (hemmend) wirken. In Korallenriffen dringt ausreichend Licht für die maximale Photosyntheseleistung in Tiefen bis zu 15 m vor. Aber auch in tieferen Regionen leben Korallen. In manchen Fällen sogar die gleichen Arten wie in der Flachwasserzone (Stylophora pistillata kommt z.B. in Tiefen zwischen 1 und 68 m vor). Korallen die in großen Tiefen leben, zeigen zum einen eine erhöhte Zooxanthellen Dichte und zum anderen einen veränderten morphologischen Aufbau gegenüber den Tieren der Flachwasserzone. Um so viel wie möglich von dem in der Tiefe eintreffenden Licht aufzunehmen, ähneln diese einem Sonnenkollektor (platten- oder kugelförmig).
Waren Sie schon einmal in klarem Wasser schwimmen oder tauchen? Ist Ihnen aufgefallen, dass der Boden von einem hellen, flackernden und sich permanent verändernden Netz überzogen schien? Oder haben sie schon einmal in ein Aquarium gesehen, das mit einem HQI-Brenner oder einem starken LED-Spot beleuchtet wurde? In diesen Aquarien scheint das Licht ebenfalls leicht zu flackern. Gut! Dann kann ich Ihnen nun ein weiteres Phänomen erklären, das die Lichtverhältnisse im Korallenriff beeinflusst. Die Wasseroberfläche ist in den seltensten Fällen spiegelglatt, meist ist sie gewellt. Wellen besitzen einen sogenannten Linseneffekt. Trifft das Licht einer punktuellen Beleuchtung (wie die Sonne, der HQI-Brenner oder ein LED-Spot es ist) auf eine Welle, dann kann das Licht wie bei einer Linse gebündelt werden und dessen Intensität steigern. Bei Linsen wird der Punkt an dem das Licht gebündelt wird als Brennweite bezeichnet, wie die Fotographen unter Ihnen sicher wissen. Die Brennweite wird von der Form der Linse bzw. Welle bestimmt. Da sich die Form der Welle andauernd verändert, ändert sich auch ihre Brennweite. Für uns sieht dies wie ein Flackern und Wandern des Lichts aus. Korallen der Flachwasserzone haben gelernt sich diese kurzfristige, aber wiederkehrend höhere Beleuchtungsintensität zunutze zu machen. Der Linseneffekt stellt aber nur eine zusätzliche Lichtversorgung von Korallen dar und verliert mit zunehmender Wassertiefe völlig an Bedeutung.
Das wohl bekannteste Phänomen von Licht im Wasser ist, dass sich das Spektrum des Lichts mit zunehmender Wassertiefe Richtung Blau verschiebt. Dies liegt daran, dass das Wasser die weniger energiereichen Spektren zuerst "schluckt". In 5 m Wassertiefe ist der Rotanteil des Lichts bereits herausgefiltert. Nach 20 m liegt fast nur noch blaues Licht vor. Daher erscheint an und für sich farbloses Wasser in großen Tiefen blau.
Für die Pflege von zooxanthellen Korallen eignet sich blaues Licht am besten. Dieses sollte aber nicht auf einen engen Bereich beschränkt bleiben, sondern den Bereich zwischen 430-500 nm möglichst breit abdecken. Des Weiteren kommt es auf die Beleuchtungsintensität an. Diese sollte ausreichend hoch, aber nicht zu hoch sein. Dabei ist eine flächenddeckende Ausleuchtung am sinnvollsten, da sich Korallen durch eine punktuelle Lichtquelle selber abschatten können.
Die meisten zur Zeit auf dem Markt befindlichen LED-Leuchten haben nur einen oder mehrere LED-Spots. Zu vergleichen ist diese Anordnung der Lichtquelle mit den alten HQI-Brennern. Sie stellen somit, aus meiner Sicht, einen Rückschritt in der Entwicklung der Aquarienbeleuchtung dar. Zwar übertreffen blaue und weiße (und nur diese!) LEDs die Effiziens der HQI-Brenner und T5-Leuchtstoffröhren, verhindern aber durch ihre Anordnung eine flächendeckende Ausleuchtung. Nicht selten lese ich als Moderator eines Forums von Problemen bei der Haltung von kleinpolypigen Steinkorallen. Der Grund hierfür ist oft die verwendete LED-Leuchte. Eine starke LED-Leuchte über einem Becken mit einer Grundfläche von 60 x 60 cm ist meist nicht genug. Die SPS-Korallen schatten sich unter solchen Leuchten zu sehr ab. Auf lange Sicht führt dies zu Gewebeverlust bei den Korallen und zum Aufschrei des Aquaristen im Forum. Erfahrene Aquaristen wechseln danach oft wieder zu Ihrer altbewährten T5 Leuchte oder zur HQI/T5-Kombi, da sie von diesen Leuchten bessere Resultate gewohnt waren. Traurig für die Tiere und schade um das fehlinvestierte Geld.
Viele der modernen LED-Leuchten befördern das Licht gebündelt wie ein Laserstrahl (entschuldigen Sie bitte die leichte Übertreibung) in die Tiefe. Die hohe Beleuchtungsintensität kann von den meisten Korallen nicht vollständig verwertet werden (Sie erinnern sich an die Grenzen der Photosynthese bei einem FPAR von 410 μmol/m²/s). In den Randbereichen ist die Strahlungsintensität hingegen zu niedrig. Denken Sie, dass solch eine Beleuchtung effizient ist? Gute LED-Leuchten zeichnen sich hingegen durch einen reduzierten Spot-Effekt aus, der sich mit zunehmender Tiefe weiter verliert. Trotzdem zeigen diese Schwächen in der Ausleuchtung des oberen Aquarienbereichs.
Es gibt nur wenige LED-Leuchten auf dem Markt, die tatsächlich flächendeckend und hervorragend ausleuchten. In solchen Leuchten sind eine Menge LEDs auf eine große Fläche verbaut. LEDs sind leider sehr teuer in der Anschaffung und dies wirkt sich natürlich auf den Anschaffungspreis aus. Dies sind keine Schnäppchenleuchten aus dem Internet für 400 Euro, hier werden je nach Aquariengröße mehrere tausend Euro fällig.
Ein befreundeter Aquarianer hatte über seinem Scubacube zwei LED-Leuchten einer bekannten Firma. Diese Leuchten hatten insgesamt 12 LED-Spots (allerdings dicht beieinander) und waren sein ganzer Stolz. Nie hat er was auf seine Leuchten kommen lassen, bis er für ein unboxing Video eine ATI Hybrid-Leuchte über seinem Becken installiert hat. Seitdem hängt die Hybrid-Leuchte über seinem Becken und die damals gehypten LED-Leuchten verstauben in der Ecke. Zufall? Sicher nicht!
Warum galt damals wohl eine HQI/T5-Kombi als das Maß der Dinge? Ganz einfach, der HQI-Brenner sorgte für eine kräftige Beleuchtung, die bis in die Tiefe drang und die T5-Röhre sorgte für eine gleichmässigere, flächendeckende Ausleuchtung. Die Vorteile beider Beleuchtungskonzepte wurden also kombiniert, um die Nachteile der einzelnen Beleuchtungsarten aufzuheben. Eine perfekte Synergie.
Obwohl ich mit meiner RIGA (2 x 175 W HQI und 2 x 54 W T5) sehr zufrieden war, konnte ich nicht nein sagen, als mir die Hybrid-Leuchte von ATI zum Testen angeboten wurde. Ich hatte Sie über dem Becken meines Freundes ja schon in Aktion gesehen und war von ihrer Ausleuchtung begeistert. Damit ich die Hybrid-Leuchte mit der RIGA vergleichen kann, habe ich mich für eine Leuchte mit gleicher Leistungsaufnahme entschieden, obwohl diese für etwas kleinere Becken ausgelegt ist. Daher teste ich die 3 x 75 Watt LED + 4 x 54 Watt T5-Kombination. Da ich zudem wissen will, wie gut sich die Hybrid im Alltag bewährt, werde ich diese für Sie 6 Monate lang testen. Dazu werde ich das Wachstum und die Farbentwicklung der Korallen anhand von Bildern dokumentieren. Da ich die Triton-Methode verwende, werde ich das Wachstum auch indirekt anhand des Elementz-Verbrauchs messen können.
PAR-Messung: Abstand Leuchte zur Wasseroberfläche 23cm.
Die ATI-Leuchte ist mit effizienten LED-Modulen ausgestattet worden. Diese Module bieten sämtliche Vorteile der LED-Technologie, wie z.B. die Dimmbarkeit des gesamten Moduls oder einzelner Farbkanäle. Durch eine ausgeklügelte Reflektortechnologie wird der Spot-Effekt der LED-Module auf ein Minimum reduziert und das Licht mit zunehmender Tiefe recht gleichmässig auf eine immer größer werdene Grundfläche verteilt. Es wurden blaue, royalblaue, rote und weiße LEDs verbaut. Abgerundet wird das Spektrum durch die zusätzlichen T5-Röhren. Diese verbessern auch die Ausleuchtung des oberen Aquarienbereichs stark. Dies wirkt sich bis zum Bodengrund positiv aus, wie man an den weicheren Schatten beobachten kann.
Die Lampe macht einen qualitativ hochwertigen Eindruck. Der Korpus der Lampe und das Gehäuse des Netzteils sind vollständig aus Aluminium gefertigt. Netzteil und Leuchte werden durch ein solides Kabel verbunden. Jeder LED-Spot wird von einem eigenen Lüfter gekühlt, welcher bei Bedarf (aktive, permanente Temperaturüberwachung) automatisch angeschaltet wird und dann nahezu lautlos läuft. Ebenfalls befindet sich jeweils ein permanent laufender Lüfter über den beiden T5-Doppelbalken. Die Aufhängung der Leuchte ist gut gelöst, wie Sie auf den Bildern selber sehen können. Die Leuchtmittel sind optimal in ihren Reflektoren positioniert. Daher gibt es kein blendendes und nervendes Streulicht, egal aus welchem Winkel man ins Aquarium schaut.
Das Einzige, was mir persönlich nicht gefällt, ist das Bedienelement am Netzteil. Hier sind die Knöpfe meiner Meinung nach zu klein. Glücklicherweise kann die Leuchte auch über einem PC bedient werden. Hierfür liegt ein spezielles USB-Kabel bei, dass zwar nicht übermässig lang ist, aber seinen Zweck erfüllt. Herr Pritzel (ATI), zum Mitschreiben: für die Zukunft wäre hier eine kabellose Lösung wünschenswert.
Bedient werden kann die Leuchte auf zweierlei Arten: Entweder direkt über das Netzteil oder über eine PC-Software.
Am Netzteil ist ein zweizeiliges LCD-Display mit fünf Bedientasten verbaut. Alle Grundeinstellungen (Zeit...) müssen hierrüber eingestellt werden. Die LED-Spots und die T5-Doppelbalken können ebenfalls hierrüber konfiguriert werden. Hierzu kann man Startzeiten, Endzeiten und Dimmwerte eingeben, wie man es auch von anderen Leuchten gewohnt ist. Leider ist das Ganze nicht sehr intuitiv, aber nach einem Blick in die Gebrauchsanweisung kann man sich mit der Bedienung anfreunden. Ein Videorekorder war definitiv schwerer zu bedienen.
Wer es etwas bequemer haben möchte, bedient die Leuchte über eine kostenlose Software. Diese kann in der aktuellsten Version auf der Internetseite von ATI unter Support heruntergeladen werden. Der Download und die Installation der Software gingen sehr schnell vonstatten. Das User-Interface ist modern und übersichtlich. Im Gegensatz zum Bedienfeld am Netzteil, ist die Software sehr intuitiv zu bedienen. Jeder Kanal (LED-Spot und/oder T5-Doppelbalken) kann separat gesteuert werden. Will man z.B. alle LED-Spots gleich konfigurieren, so stellt man einen Kanal wie gewünscht ein und übernimmt dies für die anderen Kanäle. Die Lichtfarbe der einzelnen LED-Spots kann ebenfalls manuell geändert werden. In Echtzeit werden die Auswirkungen der Einstellungen am Spot sichtbar. Für diejenigen, die eine lieblings T5-Röhre von der Firma ATI haben, stehen geeignete Presets für die Konfiguration der LEDs zur Verfügung. Für Start- und Endzeiten, sowie Dimm- und Farbänderungen stehen pro Beleuchtungseinheit 10 Punkte zur Verfügung. Den geplanten Tagesablauf kann man sich ebenfalls in Echtzeit ansehen. Dabei kann die Geschwindigkeit der Simulation variiert werden. Wie bei LED-Leuchten üblich, kann auch hier eine Mondlichtphase umgesetzt werden.
Wer fetzige Wettersimulationen wünscht sucht hier vergebens, diese würden, meiner Meinung nach, die Fische ohnehin nur stressen.
Der Wechsel der T5-Röhren ist kinderleicht. Durch die clevere Aufhängung der Leuchte kann sie zum Bediener gerichtet werden. Ohne dass eine Schraube gelöst werden muss, kann der Spritzschutz zur Seite weggezogen werden und erlaubt dann einen einfachen Zugriff auf die T5-Röhren. Top!
Eine Tatsache die mich völlig begeistert ist, dass auch die LED-Module gewechselt werden können. Da auch LEDs mit der Zeit an Leistung verlieren, wenn auch weniger stark als andere Leuchtmittel, ist hier gut mitgedacht worden. So kann der Besitzer einer Hybrid-Leuchte ebenfalls an den zukünftigen Entwicklungen auf dem LED-Markt profitieren. Denn LEDs werden vermutlich noch effizienter. Der Preis für ein LED-Modul soll günstiger sein als ein HQI-Brenner, wie mir die Firma ATI mitteilte. Daumen hoch!
Bilder sagen mehr als tausend Worte :-) Auch wenn die Handycam hier schwächelte :-(
Die Hybrid-Leuchte der Firma ATI machte in den ersten vier Wochen der Testphase einen sehr guten Eindruck. Die SPS-Korallen zeigen ein stärkeres Wachstum und eine verbesserte Farbentwicklung. Auch die anderen Korallen scheinen das neue Licht zu begrüßen und öffnen sich schön weit. Der Elementzverbrauch (Triton-Methode) ist um 10 ml gestiegen und bestätigt somit ein gesteigertes Wachstum auch indirekt. Das die Lampe fast vollständig in Deutschland gefertigt wurde, sieht man neben der guten Verarbeitung auch an anderen Leistungsparametern (z.B. kein blendendes Streulicht ausserhalb des Beckens). Wer von Ihnen eine professionelle Beleuchtung sucht, ist mit der Hybrid gut beraten. Durch den Vergleich mit anderen Leuchten würde ich behaupten, dass die Hybrid in ihrem Preissegment führend ist. Für reine LED-Leuchten mit ähnlich guten Eigenschaften muss man weit mehr Geld hinlegen, was sich durch den etwas niedrigeren Stromverbrauch und den ausbleibenden Röhrenwechsel erst nach längerer Zeit rechnet.
Mit salzigen Grüßen
Benedikt Funk
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