Lymphocystis, oder auf deutsch die „Knötchenkrankheit“, ist leider gar nicht so selten vorkommend in unseren Aquarien. Häufig wird sie, zumindest wenn sie sich noch im Anfangsstadium befindet (selbstverständlich nur im Meerwasser-Aquarium), mit Crytocarion irritans verwechselt. .... weiter lesen?
Lymphocystis, oder auf Deutsch die „Knötchenkrankheit“, ist leider gar nicht so selten vorkommend in unseren Aquarien. Häufig wird sie, zumindest wenn sie sich noch im Anfangsstadium befindet (selbstverständlich nur im Meerwasser-Aquarium), mit Cryptokaryon Irritans verwechselt. Da mich immer wieder einmal Fragen hierzu erreichen dachte ich, es ist vielleicht gar keine schlechte Idee einen kurzen Artikel zu verfassen, auf den ich dann verweisen kann. So here it is ... !
Die Lymphocystis oder Knötchenkrankheit ist eine häufiger vorkommende Virusinfektion und befällt, verursacht durch eine Reihe von Viren, sowohl Marine- als auch Süßwasser-Fische. Zunächst vielleicht ein eher beruhigender Hinweis, Lymphocystis alleine ist nicht tödlich verlaufend für den befallenen Fisch, es sei den man ignoriert völlig andere Krankheiten (an denen der Fisch ebenfalls erkrankt sein kann), Sekundärinfektionen bzw. Erkrankungen, die Wasserqualität im Aquarium oder achtet nicht auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Ehe Sie nun mit einer Behandlung beginnen können, möchten Sie sich ja bestimmt zunächst absichern, dass es sich auch wirklich um die Knötchenkrankheit handelt. Nun, es gibt sehr viele Fotos im Internet die Fische zeigen, die diese Krankheit in den unterschiedlichsten Ausprägungen aufweisen. Ich würde die sichtbaren Symptome als Klumpen oder Knoten bezeichnen, ich denke das trifft es ganz gut. Sie sind in aller Regel weiß bis Rosa und zeigen sich in Ausformungen, die an einen Blumenkohl oder auch Maulbeeren und Brotkrumen erinnern. Zu finden sind diese „Klumpen, Knoten oder Krumen" in den unterschiedlichsten Größen, oberflächlich auf der Haut des Fisches, oft auch auf den Flossen. Die allermeisten dieser „Klumpen oder Knoten“ sind kleiner 1 mm, einige sind größer 2-6 mm und nur ganz wenige noch größer.
Das Virus (tatsächlich ist es eine Gruppe von Viren, jedes aus dieser Gruppe kann die Erkrankung auslösen), das für diese Erkrankung verantwortlich ist, kann in Meerwasser OHNE einen Host (Fisch) bis zu 7 Tage überleben, das zeigten entsprechende Forschungen. Das Virus wird durch Haut und Gewebe Abschürfungen sowie Schnitte und Bisswunden anderer Fische übertragen. Auch das Fangen mit Netzen, sowohl beim Züchter als auch beim Händler/Importeur oder im heimischen Aquarium, bergen ein Risiko in Bezug auf das infizieren mit dem Virus. Bei mikroskopischen Untersuchungen anderer Hautzellen als die der offensichtlich befallenen Stellen des Fisches stellte sich schnell heraus, dass auch diese vom Virus befallen waren. Die Virusinfektion „überzieht“ also den GANZEN Fisch und nicht nur Teile davon. Weiter fand man heraus, dass sowohl Nachzuchten, als auch Wildfänge, in einigen Fällen latent von diesem Virus befallen sind. Erschwerend hinzu kommt eine lange Inkubationszeit (mehrere Monate). Wegen der langen Inkubationszeit und der Tatsache das nicht alle infizierten Fische den Virusbefall sofort zeigen, mag der eine oder andere denken, die Krankheit sei nicht ansteckend. Das ist falsch, sie IST ansteckend.
Wir wissen nun das Virus verbreitet sich über Abschürfungen, Schnitte und Bisswunden auf den GANZEN Fisch. Es benötigt aber zunächst einen „Zugang“ zur Fischhaut jenseits der Schleimschicht. Da es in einem Aquarium immer wieder dazu kommt das sich ein Fisch an scharfen Kanten von Korallen schneidet oder von anderen Fischen oder Mitbewohnern gebissen wird, findet das Virus ideale Übertragungswege, die sich auch kaum verhindern oder umgehen lassen. Nur anhand von Beobachtungen ist es sehr schwer zu ermitteln, ob ein Fisch vom Virus befallen ist oder nicht, erst die bekannten sichtbaren Zeichen geben Klarheit über einen Befall mit Lymphocystis.
Infizierte Fische müssen nicht zwangsläufig auch äußere Anzeichen zeigen, sie können durchaus schon Monate mit dem Virus infiziert sein OHNE das geringste äußere Anzeichen. Zum „Ausbruch“ kommt die Infektion oft erst, nachdem ein Fisch z.B. gefangen, behandelt oder über längere Strecken transportiert und somit starkem Stress ausgesetzt wurde. Auch falsche Pflege im Aquarium, falsche oder mangelhafte Ernährung oder eine ungenügende Einrichtung des Aquariums oder dessen technische Ausstattung (oder eine Kombination aus vorgenannten) kann „Auslöser“ der Virusinfektion sein.
Habe ich einen infizierten Fisch im Aquarium, heißt das nicht zwangsläufig das Er auch gesunde und in Top-Kondition befindliche andere Mitbewohner ansteckt. Es KANN zu einer Infektion kommen, muss aber nicht! Also nicht in „Hektik“ geraten, wenn man eine Erkrankung im Aquarium erkennt, die Wahrscheinlichkeit das sich andere Fische infizieren ist relativ gering. Auch wenn ein gesunder und bisher unbelasteter Fisch sich infizieren sollte, heißt das noch nicht, das es auch zum „sichtbaren“ Ausbruch kommt. In Sachen „Ansteckungsgefahr“ hat dieser Virus eine gewisse Ähnlichkeit mit einem menschlichen Erkältungsvirus, auch viele Menschen tragen den Virus in sich, es kommt aber nie zum Ausbruch der Erkrankung (Oder, nicht jeder der mit einem „erkälteten“ in Berührung kommt steckt sich auch an). Auf der anderen Seite, wie auch schon zuvor beschrieben, entdecke ich die Erkrankung z.B. auf den Flossen eines meiner Fische, heißt das nicht das sich NUR dort das Virus findet.
Diese Gruppe von Viren ist irgendwie ungewöhnlich, sie sind quasi „selbstlimitierend“. Verbessern sich die Bedingungen für den betroffenen Fisch, verringert sich die Anzahl der Viren, es kommt zu einem deutlichen Rückgang. Das muss nicht heißen der Fisch ist nun geheilt, da er unter Umständen keine äußeren Anzeichen mehr zeigt. Es ist wie beim Menschen mit der Erkältung, die äußeren Anzeichen sind verschwunden, er kann aber immer noch andere anstecken. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass die Bedingungen für unsere Fische optimal sind. Sorgen wir für eine Top-Wasserqualität in unseren Aquarien, eine gesunde und ausgewogene Ernährung für seine Bewohner sowie eine möglichst stressfreie Umgebung und es muss nicht zwingend zu sichtbaren Anzeichen der Erkrankung kommen.
Was ist zu tun wenn ein Fisch ernsthaft erkrankt ist? Nun, zunächst möglichst alle (oder soviele als möglich) Stressfaktoren eliminieren bzw. verringern und das bedeutet:
Den Fisch in Quarantäne setzen wenn:
Eine sehr große Anzahl von „Knötchen“ erkennbar sind
Er sichtbar von anderen Fischen angegriffen und dadurch gestresst wird
Knötchen den Fisch am fressen hindern
Der Fisch Anzeichen von Sekundärerkrankungen zeigt
Die Wasserqualität prüfen und gegebenenfalls optimieren:
Detrius aus dem System entfernen
Filter erneuern oder reinigen
etc.
Auf die "richtige" Ernährung achten:
Bekommt der Fisch ausreichend Futter ?
Sind die Zeitintervalle der Fütterung ausreichend ?
Verabreichen Sie Vitaminreiches Futter, insbesondere mit Vitamin C
Futterzusätze wie Lipovit, Knoblauch u. a. helfen hier ebenfalls
Denken Sie daran, der Fisch zeigt die Symptome, weil er entweder stark gestresst wurde (Transport, Attacken anderer Fische usw.), oder die Bedingungen im Aquarium nicht ausreichend gut sind/waren, oder aber die Ernährung mangelhaft ist/war. All das KÖNNEN wir selbst ändern, ehe wir mit Medikamenten behandeln. Beachten Sie bitte ALLE oben genannten Maßnahmen und suchen sich nicht nur die heraus die sie „bequem“ umsetzen können, wie gesagt, beachten Sie bitte ALLE im Interesse Ihres Fisches. Tun Sie dies, wird Ihr Fisch schon nach wenigen Wochen keinerlei Anzeichen der Knötchenkrankheit mehr zeigen.
Wenn es notwendig war, den Fisch zu isolieren, also in ein Quarantäne-Aquarium zu setzen, dann sollten Sie ihn mit einem Antibiotikum behandeln. Das Antibiotikum soll den Fisch nicht von seiner Lymphocystis heilen, das kann ein Antibiotikum gar nicht (es wirkt antibakteriell, nicht gegen Viren), es soll ihn aber vor möglichen Folgeinfektionen insbesondere bakterieller Erreger schützen und verhindern das diese überhaupt im Quarantäne-Aquarium Fuß fassen können. Ich empfehle den Einsatz von „Maracyn Two“ (in den USA erhältlich), folgen Sie einfach den Anweisungen auf dem Beipackzettel. In Deutschland kennen wir das Medikament als Minocycline aus der Humanmedizin, es gehört zu den Tetracyclinen (verschreibungspflichtig) und zeigt eine bakteriostatische Wirksamkeit auf grammpositive, grammnegative und zellwandlose Keime. Unabhängig von der antibakteriellen Wirkung von Minocyclin wurden seit dem Jahre 2000 auch Schutzeffekte für Nervenzellen und Nieren nachgewiesen. Antibiotika bitte NIEMALS im eigentlichen Aquarium einsetzen, es würde die gesamte Beckenbiologie ZERSTÖREN, da ALLE Bakterien abgetötet werden. Also noch einmal eindringlich darauf hingewiesen, wirklich NIEMALS im AQUARIUM anwenden, wenn überhaupt dann nur im Quarantäne-Aquarium.
Wie kann ich nun dafür sorgen (davon ausgegangen Sie haben alles zuvor Genannte beachtet), das der Fisch diese lästigen „Knötchen“ möglichst schnell los wird. Eine Möglichkeit wäre der „Einsatz“ von Putzerlippfischen (Elacatinus oceanops) oder auch Putzergarnelen. Das manuelle Entfernen im Aquarium ist wenig sinnvoll und auch nicht ohne Schaden für den Fisch möglich. Die Viren verbleiben in großer Zahl im Aquarium und das sollte nicht unser Ziel sein. Medikamente ins Aquarium einbringen? Nun, Sie haben den Absatz zuvor gelesen, davon ist aus den dort genannten Gründen ebenfalls dringend ABZURATEN. Befindet sich der Fisch im Quarantäne-Aquarium, kann man ihn alle zwei Tage heraus fangen und die betroffenen Stellen mit einem Q-Tipp und einem Desinfektionsmittel abtupfen. Es hilft zwar, notwendig ist diese Maßnahme allerdings nicht wirklich. Auch eine antivirale Salbe (Zinksalbe ist z.B. so eine Salbe) kann helfen, auch hier muss der Fisch heraus gefangen werden und vorsichtig die betroffenen Stellen mittels Q-Tipp mit Salbe bestrichen werden. Hilft, ist aber ebenfalls nicht notwendig. Beide zuvor genannten Möglichkeiten stressen das Tier lediglich und sind somit als kontraproduktiv zu bewerten, werden aber verbreitet leider immer wieder angewendet. Selbst wenn die "Knubbel, Knötchen oder Krumen" nach einer Behandlung mit einer stark fetthaltigen, antiviralen Salbe abfallen, was hilft das? NICHTS, der Fisch trägt das Virus am GANZEN KÖRPER, er ist deshalb noch lange nicht vom Virus befreit.
Nicht ganz einfach solch ein Problem in einem Aquarium in den „Griff“ zu bekommen bzw. unter Kontrolle zu halten, eine „Putzer-Crew“ bestehend aus Lippfischen und Garnellen kann hier helfen. Am einfachsten allerdings ist es, sie machen es wie mit IHRER Erkältung. Die schon zuvor genannte Maßnahmen anwenden und dann einfach „aus sitzen“.
Heinz Mahler im Januar 2012
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