ein äußerst mitfühlender Bericht über den Aufbau einer neuen Meerwasseranlage. Wie ein Traum zum Alptraum wurde! Der Autor möchte Ihnen alle seine Erfahrungen übermitteln. Herzlichen Dank dafür
Unser neues Meerwasseraquarium – Ein Traum wird zum Alptraum!
Vorwort:
Ich betreibe seit 25 Jahren Meerwasseraquaristik, betreute 5 Jahre lang 4 große Schaubecken in einen Klinikum und und und... Ich bildete mir ein, was davon zu verstehen....
Unser Wohnzimmerriff mit 2m Länge stand nun schon seit 20 Jahren an Ort und Stelle im Mittelpunkt unseres Hauses und die Angst einer Silikonermüdung und Wasserschaden stellte sich langsam ein.
Kurzum ein neues Becken ist angesagt. Natürlich noch schöner und größer. 2,60 lang sollte das 1300 Liter Panorama-Minimeer werden.
Im Dezember 2009 habe ich das 20 Jahre alte, eingefahrene Becken abgebaut, alles in ein Übergangsbecken ins Schlafzimmer verlagert, das Wohnzimmer in eine Baustelle verwandelt und kurz vor Weihnachten unser neues „Meer“ in Betrieb genommen.
160 kg totes Riffgestein hab ich zufällig sehr günstig erwerben können, da ein bekannter Händler ein großes Schaubecken aufgelöst hatte. Die Steine waren alle schön weiß und durchgetrocknet. 60 kg frischen Bodengrund kaufte ich neu hinzu. Mit Altwasser und Bodengrund angeimpft. Alles war supertoll, Korallen standen prima, fast keine Verluste, der alte Fischbestand schwamm munter. Nitrat und Phospat sind relativ hoch, aber noch Grenzbereich.
Die Freude war riesig.
Als ich eines Abends nach Dienstschluss heimkam, bemerkte ich einen unangenehmen Geruch (faulig) und braunes Wasser. Aber alles kein Problem, dank Leistungsschnellfilter, Ozon etc. war innerhalb 24h wieder alles klar. Sämtliche Mikrobiologie war da wahrscheinlich schon hinüber. Mein Palettendoc bekam Pünktchen. Aber jeder weis, die bekommen ja bei jeder Kleinigkeit Pünktchen. All diese Warnsignale habe ich nicht ausreichend ernst genommen. Von einem Bekannten bekam ich dann günstig 12 gesunde Fische aus einer Beckenauflösung. Alles kein Problem in einen 1300 Liter Becken ist ja Platz. Damit es später keine Revierkämpfe gibt, kaufte ich gleich 3 weitere Doktorfische vom Händler dazu.
So jetzt ist mein Fischbestand fertig.
Der Supergau beginnt.
Die Wasserparameter gerieten ins schwanken. KH gestern noch 10 heute nur noch 5. Uff
Magnesium fällt schnell auf 1150 - Korallen gehen zurück - innerhalb 24h 1,5 kg Magnesium hinzu Ballingsalze machen es möglich. Calzium nur noch 320, KH schon wieder unten. Der Kalkreaktor läuft nicht mehr richtig. Nitrat steigt an. Phosphat auch, trotz intensiven Einsatz von Phosphatadsorbern.
Wo geht das Magnesium hin? Alle Freunde angerufen ich brauche Ballingsalze.
Wasserwechsel täglich 10%
Ich korrigierte täglich. Unmengen von Ballingsalzen wurden aufgebraucht.
Oh das Wasser ist wieder braun, Ozon auf.
Braunes Wasser geht nicht weg. Noch mehr Ozon. UV-Anlage dran.
Nitrat wieder im grünen Bereich (ca. 10), Phospat aber immer noch >1.
Der Scopas hat jetzt auch Punkte, der Borstenzahner ist agressiv und kämpft gegen alle. Auch gegen Fische mit denen er schon jahrelang zusammen war? Alle Fische sind hektisch.
Knoblauchzugabe, Vitamine etc.
Der Veliferum hat jetzt auch Punkte, Die Anemonefische…alle haben Punkte.
Cryptocarion – so wie ich es noch nie gesehen hatte.
Die Grundel springt aus dem Becken - tot.
Fische haben Augentrübung, auch schwarze Punkte treten auf.
Palettendoc tot -->..Hilfe.....
Die folgenden Bilder stammen aus dem Aquarium von Manuela und Robert zum Zeitpunkt ihrer Supergau Geschichte.
Dann hab ich den Bericht von http://www.korallenriff.de gelesen.
Darin fand ich mich wieder, ein paar Zeilen an Manuela geschrieben…….
- GEDANKENPAUSE -
heute habe ich 80% meines Fischbestandes verloren. 20% der toten Fische bleiben im Becken unauffindbar zurück. Sogar die Einsiedlerkrebse haben Punkte.
Im Keller läuft ein Quarantänebecken. Darin leben meine 3 Anemonenfische nun. Die restlichen Fische darunter wie bei Manuela und Robert damals, der gelbe Doktor, lassen sich nicht fangen. Ich durchspüle täglich nun den Bodengrund, filtere schnell und werde diese Woche den Bodengrund mit Bakterien neu animpfen.
Ich gebe auf, es hat keinen Sinn:
Ozon und UV abgeschaltet. Die Arbeit bestand nur noch darin tote Fische zu entfernen. Die Kiemengräten aus den Filter zu entnehmen, täglich Wasserwechsel und Schnellfilter reinigen. Die Anemonenfische im Quarantänebecken starben trotz Medikamentenzugabe.
4 Wochen später:
Die Wasserparameter stabilisieren sich langsam wieder.
Überlebt haben 5 Lippfische, der gelbe Doktor, 2 Korallenwächter (vor allem der Armatus wundert mich), 1 Garnele
Ich hole aus einen benachbarten Aquarienverein mehrere Kilo eingefahrenen Bodengrund und frisches lebendes Gestein vom Händler. Das war die Lösung!
Weitere 4 Wochen später:
Die Seuche ist vorbei.
Das Becken blüht richtig auf.
Die Korallen stehen besser als je zuvor. Der gelbe Doktor hat sich schon wieder einen kleinen Bauch angefressen.
Im April habe ich nun 3 neue Anemonenfische eingesetzt um zu sehen wie neue Fische im Becken reagieren.
Es ist alles wieder im Lot. Keine Pünktchen, keine Krankheiten nichts.
Was habe ich daraus gelernt?
- 160 kg totes Riffgestein -> Nitrat und Phosphat Problem
- 60 kg Korallenbruch als Bodengrund -> Nitrat und Phosphat Problem
- Einbringen vieler Fische aus unterschiedlicher Herkunft -> Krankheiten
- Lebendes Gestein wirkt wahre Wunder
- Geduld und Zeit....
Ich hoffe mit diesen Bericht in Gedanken all diejenigen erreicht zu haben, die gerade eine Neuanlage planen. Auch diejenigen welche ähnliches durchgemacht haben und das Hobby schon aufgeben wollten. All denen möchte ich Mut zusprechen. Mit Geduld die Sache anzugehen und die notwendige Zeit dem Becken einzuräumen für die Entwicklung der Mikrobiologie.
Euer
Hans Frotscher
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