Wie zuverlässig sind die Tests, und wie ist deren Ablesbarkeit?
Phosphatmessung im Meerwasseraquarium, im Mai 2004
Wie zuverlässig sind die Tests, und wie ist deren Ablesbarkeit?
Einleitung:
In Mai 2004 setzten sich wieder mal einige Aquarianer zusammen um die auf dem Markt befindlichen Phosphattests zu messen. Es ging sowohl um die Ablesbarkeit und Zuverlässigkeit der auf dem Markt befindlichen Phospahttests.
Vorbereitung:
Hierzu wurde von Markus Leiser bei der Fa. Merck eine Phosphat-Stammlösung bestellt. (NR: 1.19898.0500) Diese ist haltbar bis 30.06.2006 Diese hat genau 1000 mg pro Liter Phosphat, was durch eine alkalimetrische Titration verifiziert wurde.
Das Wasser wurde bei 20 Grad (Eichtemperatur der Pipetten und Messzylinder) abgemessen und jeweils die nötige Menge Phosphatlösung, nach vorherigem Abpipettieren des Ausgangswassers, der Lösungen 1, 2, und 3 zugegeben.
Certikur Phosphat Standardlösung: Mit 1002 + - 2mg/L, Chargennummer OC325392. Von dieser Stammlösung wurden 10 ml in 100ml frisch angesetzten Merwasser gelöst und somit eine Lösung erstellt die 100 mg pro Liter hat.
Lösung 1 wurde mit 0,3 ml dieser Lösung hergestellt
Lösung 2 wurde mit 0,75 ml dieser Lösung hergestellt
Lösung 3 wurde mit 3,0 ml dieser Lösung hergestellt.
Dies ist für jeden sicherlich gut nachvollziehbar!
Des weiteren wurde das Osmosewasser (mit nachgeschalteten Reinstwasserfilter) mit einem Greiner Refraktometer auf eine Salinität von 35% eingestellt. Alle Tests wurden bei Zimmertemperatur gemessen. Es wurde darauf geachtet das beim Ablesen der Messküvetten kein Tages - bzw. Sonnenlichteinfall stattfand.
Verwendet wurde Tropic Marin Meersalz, welches vorher auf den Phosphat Gehalt überprüft wurde. Dieser lag bei 0,02 mg/ L Po4. [gemessen mit dem Mercktest und neuen Reagenzien]
Das Salzwasser wurde frisch angesetzt um eine Phosphatausfällung mit Calzium zu vermeiden. Die Testgläser des Merck Aquaquant-Testes wurden nach Vorgabe der Fa. Merck mit Natronlauge vor gereinigt. Die Phosphatlösungen wurden eine Stunde vor Testbeginn zupipetiert.
Die Testkits stammen von folgenden Händlern: Gunther von www.Hobbyriff.com stellte uns die Tests der Firmen Salifert, JBL, Aqua-Light und Tropic Marin zur Verfügung. Claude Schuhmacher von www.aquaterrashop.de stellte uns den Machery-Nagel Visocolor HE zur Verfügung. Gekauft wurden: Merck Aquaquant neu und 2 Jahre alt, Aquarium Systems, Elos, Sera und Tetra, sowie Red Sea. Auf den Test der Fa. Hagen wurde von Haus aus verzichtet.
Wir möchten uns bei den beiden Händlern ganz herzlich für die Tests bedanken.
* Wenig nett war die Sache mit dem Aquarium Systems Phosphat-Test. Im April 2004 wurde der vorliegende Test im Wert von 15,95 € bei H&S in Herdecke gekauft. Nach öffnen der Verpackung zu unserem Test im Mai stellten wir fest das er im July 2003 abgelaufen war. Nun, anscheinend muss der Kunde mittlerweile die Verpackungen der Tests aufmachen um zu erkennen das ein Test schon abgelaufen ist. Wir hoffen das manche Kunden sich das zu Herzen nehmen und sich vorher im Fachhandel nach dem Ablaufdatum informieren. Es wäre auch für den Handel wünschenswert wenn Firmen Ihr Haltbarkeitsdatum aussen gut sichtbar auf die Verpackung drucken. Der Test nahm deshalb nicht teil.
Der Zeitaufwand des Tests lag umgerechnet bei 3,5 Stunden mit insgesamt 6 Personen, also gesamt 21 Stunden Arbeit.
Folgende PO4 Tests wurden in den Test einbezogen:
Harald Mülder bereitete drei Lösungen mit unterschiedlichen Phosphatkonzentrationen vor. Der genaue Inhalt der einzelnen Lösungen war nur ihm bekannt. So wussten die Testpersonen vorher nicht wieviel Phosphat in der jeweiligen Lösung vorhanden war. Jeder der Testpersonen musste jeden Test selbst ablesen und nach der angezeigten Farbe interpretieren.
Wie man anhand der nachfolgenden Tabelle sehen kann interpretiert man den angezeigten Farbwert nicht immer gleich. Also kommt es auch hier schon zu, nicht immer geringen, Abweichungen.
Ergebnis:
Lösung 1 enthielt 0,03 mg Phosphat
Lösung 2 enthielt 0,075 mg Phosphat
Lösung 3 enthielt 0,30 mg Phosphat
mit dem Po4 Wert von 0,02 mg/L ergeben sich folgenden Werte:
Lösung 1 enthielt 0,05 mg Phosphat
Lösung 2 enthielt 0,09 mg Phosphat
Lösung 2 enthielt 0,32 mg Phosphat
Fazit:
Anmerkungen zu den Tests:
Red Sea zeigt bei Werten unter 0,30 mg Phosphat ungenau an.
Der Test der Fa. Salifert kann wie man sieht niedrige Werte nicht erfassen, bei der dritten Lösung liegt er doppelt so hoch.
Machery-Nagel HE: Die Erwartungen lagen hoch, da er vor allem im höheren Bereich wissentlich mit Merck gleich misst. Leider bestätigt sich die schlechte Ablesbarkeit im niedrigen Bereich. Es gab einige Diskussion unter den Testteilnehmern über die ungleiche Farbgebung der Testreagenz zur Farbtafel. Die Farben sind nicht gleich und daher schlecht zu interpretieren. Die Testflüssigkeit verfärbte sich ins grünliche und nicht ins blaue. Daher wurden von einigen Testern keine Ergebnisse genannt. Da Machery-Nagel ein renomierter Labortest ist, fügen wir hier das Bild zum aufzeigen der schlechten Ablesbarkeit ein. Hier wurde der Wert mit 0,075 Phosphat gemessen.
Der Test der Fa. JBL ist ebenfalls im unteren Bereich ungenau und kann die niedrigen Konzentration nicht erfassen. Erst ab der dritten Stufe mit 0,3 mg Phospaht rückt er in die Nähe mit der Tendez zuviel anzuzeigen.
Merck, neue Testreagenzien: Der neue Merck Test zeigt im gegensatz zu den zwei Jahre alte Reagenzien etwas mehr an, liegt aber unseres Erachtens im sehr tolerierbaren Bereich. Es hat sich bestätigt das Merck den genauesten Phosphattest anbietet. Zudem ist die Anwendung sehr einfach und man kann gut ablesen. Die Haltbarkeit ist deutlich über zwei Jahre bei neuen Reagenzien. Die Reagenzien können einzeln nachbestellt werden. Allerdings ist der Test sehr teuer, was wohl bei vielen Aquarianern das grösste Hindernis beim Kauf darstellt. Können wir allerdings nicht nachvollziehen da man für Korallen oft weit mehr bezahlt hat.
Merck, alte Testreagenzien: Es zeigt sich das selbst am Ablaufdatum (Mai 2004) das dieser Test noch sehr sehr gut anzeigt.
Tropic Marin: Wie man ersehen kann, erfasst der Test ebenfalls keine niedrigen Werte. Im oberen Bereich, ab 0,30 mg Phosphat ist er zufriedenstellend.
Sera: Dem Test der Fa. Sera lag (Einzelfall?) keine Spritze bei. Das ist allerdings auch nicht relevant, da er unserer Meinung nach für die genaue Messung im Meerwasser nicht geeignet erscheint.
Elos: Die Erwartungen lagen hoch, schliesslich liefert Elos eine Verpackung die jedem teuren Parfüm der Ehre gereicht. Die Werte waren unserer Ansicht nach nicht brauchbar für eine genaue Messung.
Tetra: Möchte man ausgesprochen niedrige Phosphatwerte messen, dann ist das der richtige Test.
Aqua-Light: Möchte man sehr hohe Phosphatwerte messen sollte man den Test der Fa. Aqua-Light nutzen. Er färbte sich jedes mal sofort tiefblau.
Es ist erschütternd was die Aquaristikfirmen dem Nutzer und Kunden vorsetzen. Es ist mit den Testteilnehmern nicht möglich den Phospatgehalt entsprechend der heutigen merwasseraquaristischen Ansprüche zu überprüfen.
Da viele andere Tests mittlerweile auch teuer geworden sind, und man zudem nur wenige Messungen machen kann, stellt sich der Merck Test mit 200 möglichen Messungen als günstige Alternative dar. Interessant wird es bei der Nachbestellung der Testreagenzien, die dann deutlich billiger sind.
Die schlechten Ergebnisse im Nitrat und Phosphattest bewegen uns dazu auch die Calzium und Magnesiumtests zu überprüfen. Dafür werden erst die Standards erarbeitet.
Ergänzung Ende Mai - zum Po4 Test der Fa. Tropic Marin:
Auf der Interzoo in Nürnberg, die vom 13-16 Mai stattfand, präsentierte uns Hans-Werner Balling die neuen Reagenzien des Phospahttests der Fa. Tropic Marin. Erst zwei Wochen vorher waren diese fertig geworden also leider zu kurz um sie im Test direkt mit teilnehmen zu lassen. Vorausschauenderweise hatten Sabine und Harald die angesetzen Phosphatlösungen mitgenommen so das wir gleich drangehen konnten um den neuen Test zu messen. Wohlgemerkt direkt auf der Interzoo am Stand von Aqua-United.
Ergebnis - Lösung 1: 0,05 mg/L
Ergebnis - Lösung 2: 0,1 mg/L
Ergebnis - Lösung 3: 0,3 mg/L
Demnach kann man sagen das die neuen Reagenzien von Tropic Marin recht genau messen und den angesetzten Lösungen sehr nahe kamen. So hat man mit dem Tropic Marin Test wenigstens eine Alternative zu dem weitaus teureren aber auch besser abgestufen Merck Phosphattest.
Sabine und Harald Mülder, Markus Leisers, Manuela Kruppas und Robert Baur-Kruppas
am 31. Mai 2004
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