Über die Beseitgungsmöglichkeiten von unerwünschten Gästen, wie Glasrosen oder Minianemonen aus der Gattung Manjano.
Plagegeister: Teil 1
Glasrosen (Aiptasia) und Minianemonen (Anemonia cf. manjano)
Es kommt bei jedem Aquarianer einmal der Tag wo man die ersten Glasrosen entdeckt. Und spätestens beim bekannt werden was es ist, sollt man sich auch gleich Gedanken machen wie man sie wieder loswird. Das warten darauf das es von alleine besser wird bringt nichts :-) Je länger man wartet desto größer sind die Chancen das es mehr werden. Glasrosen neigen leider dazu sich von selbst gut zu vermehren, wachsen aber bei vielen Futtergaben (Frostfutter und Staubfuter) besonders gut heran. Glasrosen gehören zur Familie der Anemonen sind aber leider so wiederstandsfähig das sie so gut wie alles überleben. Selbst einige Tage ganz ohne Wasser an der Luft bingen sie meist nicht um.
Glasrosen sind so stark nesselnd das sie alles was sie berühren vernesseln, das berührte Teil des anderen Tieres stirbt meist ab. Je grösser und zahleicher Glasrosen werden desto mehr schaden richten Sie an anderen Tieren an!
Meist schleppt man sie sich mit dem Einsatz lebender Steine ein, weshalb es wichtig ist sich die Steine vorher gut anzusehen. Allerding sind sie nach dem Import der Steine oft nicht zu sehen, oder einfach noch zu klein. Ebenso sollte man gekaufte Korallen wie den Substratstein genau ansehen, auch hierüber schleppt man sich oft andere unerwünschte Plagen mit ein. Natürlich kann man das durch künstliche Dekorationssteine oder Säulen etwas minimieren, aber ganz auschliessen kann man es nicht.
Dieser Artikel beschreibt die uns bekannten Methoden zur Entfernung von Glasrosen, und zwar auf natürliche Art (Fressfeinde), mit käuflichen Produkten, aber auch welche Methoden man noch anwenden kann. Da es gut zum Thema passt gehen wir auch auf die Entfernung von Anemonia cf. manyano ein, die Minianemone. Es handelt sich hierbei um eine besonders hübsche Minianemone die ein unheimliches Vermehrungspotential haben kann.
MinianemoneAnemonia cf. manjano : Oft beliebt bis man weiss was es ist... Vermehrt sich oft sehr schnell und verdrängt alles andere an Korallen im Aquarium.
Natürliche Fressfeinde:
Es gibt eine ganze Reihe an Tieren die Glasrosen auf dem Speiseplan stehen haben. Dazu gehören unter anderem auch Falterfische, Feilenfische, Garnelen und Schnecken. Leider ist das aber kein Garant für einen Erfolg, weshalb wir nachfolgend auf die einzelnen Arten näher eingehen möchten
1. Falterfische:
Es gehen viele Falterfische an Glasrosen, aber eben auch an viele andere Niedere Tiere so das Sie nicht lange Freude an den meisten Arten haben werden. Wie kein zweiter steht der Chelmon rostratus im Ruf Glasrosen zu verspeisen. Das tut er aber nicht immer ! Er gehört allerdings zu denen die wenig bis gar nicht an andere Korallen gehen. Röhrenwürmer gehören zu seiner Leibspeise, das sollte man beachten! Allerdings ist auch die Haltung des Fisches im Bezug auf die Futteraufnahme oft sehr Problematisch, was wir aber im Artikel Falterfische schon beschrieben haben. Bitte lesen Sie dort nochmals nach, wenn sie sich unsicher sind.
Ein kleiner Tip der vielleicht funktionieren könnte falls Ihr Chelmon partout nicht an Glasrosen geht. Machen sie absichtlich eine Glasrose kapput so das sie abschleimt. Der Geruch der verletzten und schleimenden Glasrose kann ihren Chelmon auf die Idee bringen das es was leckeres ist :-) Funktioniert oft aber leider auch nicht immer!
Neben dem Chelmon rostratus ist Chaetodon kleinii ein weiterer Falterfisch der oft in den Handel kommt und zumeist Glasrosen frisst. Das macht er sogar zuverlässiger als Ch. rostratus. Leider geht er ziemlich sicher auch an andere Tiere, weshalb man es oft schnell bereut ihn eingesetzt zu haben. Da er eigentlich immer sehr hungrig ist, lässt er sich aber gut mit einer Futterfalle fangen.
2. Feilenfische:
Der Feilenfisch Acreirychthys tomentosus:
Auch er geht bisweilen an Glasrosen und oft sogar auch an die lästigen Minianmonen. Bisweilen.... schreiben wir extra weil es eben leider auch nicht sicher ist. Der eine A. tomentosus geht dran, der andere nicht. Es besteht zu dem die Gefahr das er auch an andere Tiere geht, demensprechende Erfahrungen gab es leider auch schon wenn auch eher selten. Der Vorteil ist das man ihn ggf. gut aus dem Becken herausfangen kann, der A. tomentosus gehört nicht zu den schnellsten. Zudem halten wir ihn für einen interessanten Pflegling. Die Chancen sind allerdings recht hoch das er Glasrosen auf dem Speiseplan stehen hat.
3. Garnelen:
Hier sind besonders zwei Garnelen aus der Gattung Lysmata zu nennen. Zum einen ist es die bekannte Lysmata wurdemanni und die für den Laien fast nicht zu unterscheidende Lysmata rathbunae. Beide Garnelen sind erwiesener Maßen Glasrosenfresser. Leider aber ist ein Einsatz dieser Garnelen nicht immer von Erfolg gekrönt, es berichten viele Aquarainer sehr unterschiedlich über ihr Erfahrungen. Die einen haben innerhalb kurzer Zeit ihre Glasrosen besetigt, bei anderen tut sich kaum etwas. Wir vermuten das es am zu hohen Futterangebot liegt, je einfacher die Garnelen ihr Futter bekommen desot weniger werden sie an Glasrosen gehen. Schön wenn man nur wenige Fische hat, dann kann man einen zu hohen Futtereintrag vermeiden. Dann sind die Chancen sehr hoch das sich diese Garnelen auch um ihre Glasrosen kümmern. Sie leben im übrigen sehr versteckt und sind selten zu sehen.
Aber Achtung, Garnelen benötigen eine sehr vorsichtige Anpassung an ihr Aquarienwasser. Oft hält der Handel seine Tiere bei weit geringer Dichte, so das die Fische weniger Krankheiten zeigen. Der Unterschied ist leider oft frappierend so das wir durchaus auch schon Werte mit 1.017 Dichte messen konnten. Wenn Sie nun so eine Garnele in ein Wasser mit 1.025 Dichte setzen werden sie das meist nicht überleben. Wie alle Krebstiere sind sie gegen Dichteschwankungen sehr empfindlich. Es rät sich an diese Tiere über einige Stunden langsam an das neue Wasser zu gewöhnen.
4. Schnecken:
Berghia verrucicornis, die Glasrosen fressende Nacktschnecke: Vor einigen Jahren bei uns so gut wie gar nicht zu bekommen und zudem mit 50 Euro sehr teuer, erhält man diese nun durch die Nachzucht von zwei Biologen jederzeit gezielt ! Und das sogar zu einem mittlerweile moderaten Preis.
Es handelt sich hierbei um eine auf Glasrosen spezialisierte Schnecke die nichts anderes anrührt! Stehen ihr keine Glasrosen mehr zur Verfügung stirbt die Schnecke, sie verhungert! Deshalb sollte man sie auch weitergeben wenn man keine mehr Glasrosen mehr hat. Wer nun meint das man mit dem Einsatz der Schnecke alle Sorgen los ist, kann aber auch irren. Zum einen wird eine einzige Schnecke nicht einer Plage her werden, zum anderen stehen die Schnecken auch auf dem Speiseplan von manchen grösser werdenen Lippfischen. Allerdings, die Schnecke lebt sehr versteckt und ist nachtaktiv was ihr einen gewissen Schutz davor bietet.
Am besten erscheint es uns einige Schnecken zu erwerben und sie zuerst zu vermehren!
Hierzu bieten wir ihnen unter der Rubrik Plagegeister einen Artikel an, die von den beiden Biologen Holger und Patrick stammen. Da diese Schnecke sonst nirgends zu bekommen ist, geben wir Ihnen auch gerne den Link mit auf dem Weg. (www.pro-marin.de)
Wie man sieht es gibt einige Möglichkeiten anhand von Tieren die wir pflegen. Leider sind alle genannten nicht ganz sicher, auser die der Schnecken. Dennoch gibt es hier auch gewisse Vorbehalte, nicht alle die die Schnecke genutzt haben, hatten damit einen durchschlagenen Erfolg. Woran das im einzelnen genau gelegen hat, entzieht sich unserer Kentnis. Evtl vorhandene Frassfeinde, wei weiß schon genau was man so im Aquarium hat...
Wir selbst hatten das Problem das die vor Jahren schon mal gepflegten Nacktschnecken nicht lange genug gelebt haben um mit den vielen Glasrosen aufzuräumen. Der Lebenszyklus ist sehr kurz, so das der Einsatz wirklich nur Sinn macht wenn man diese Schnecken vermehrt. Dann aber sind wir uns sicher das man eine evtl. vorhandene Plage beseitigen kann.
Käufliche Produkte:
Der Handel hat natürlich lange erkannt das die Beseitigung von Glasrosen immer wieder ein Thema ist und bietet deshalb einige Mittel an. Wir haben nun seit Anfang Dezember mit einigen käuflichen Mitteln unsere Erfahrungen gesammelt und möchten diese hier gerne weitergeben. Wir haben uns dabei auf drei Produkte beschränkt.
Es handelte sich um die folgenden Mittel
1. Aiptasienkill - Fa. Welke - 100 ml (10,25 €)
2. Elimi-Aiptas - Tropic Marin - 50 ml (7,50 €)
3. Joes Juice aus den USA - 20 ml (12.95 €)
Das Aiptasienkill wie auch das Elimi-Aiptas sind klare Flüssigkeiten, vermutlich auf Basis einer Natronlauge. Damit erreicht man bei der korrekten Anwendung das die Glasrose sich zersetzt. Das MIttel Joes Juice aus den USA ist eine Art dickflüssiger Brei der ähnlich aussieht wie der schon bekannte Kalkbrei. Auf diese Methode kommen wir später noch zu sprechen. Während man bei den klaren Flüssigkeiten mittels einer Spritze mit Kanüle in die Glasrose stechen muss um das Mittel zu verabreichen, reicht es bei dem Joes Juice aus die Glasrose zu füttern, soweit wenigstens laut Anleitung. Man zieht etwas Flüssigkeit auf und füttert damit die Glasrose.
Man "füttert nur" und spritzt nicht wie sonst in den Plagegeister hinein. Es ist zwar einfacher in der Anwendung aber war bei unserem Versuch nicht so effektiv ! Zuerst sind die Glasrosen weg, kommen dann aber oft wieder.
In der Praxis waren unserer Erfahrungen wie folgt.
Wer die Glasrosen mit dem flüssigen Mitteln von Welke oder Tropic Marin in der Spritze richtig erwischt der kann sicher sein das die Glasrosen eingehen. Die Problematik ist dabei das man erst ein wenig Übung braucht um die Glasrosen, die sich beim Kontakt sofort zurückziehen, richtig zu erwischen. Wer sie nicht richtig trifft der spritzt darüber hinaus und hat demnach keinen Erfolg. Das abspritzen von bis zu 20 Glasrosen in einem 1000 Liter Aquarium hatte keinen Einfluss auf andere Tiere.
Anders beim Joes Juice, das nur verfüttert wird. Hierzu ist es aber unbedingt nötig sämtliche Strömungsquellen im Aquarium auszuschalten. Es muss unbedingt verhindert werden das etwas vom dem Brei andere Tiere ab bekommen. Anders als bei der Berührung mit der Spritze ziehen sie sich die Glasrosen bei Kontakt mit dem Brei nicht zurück. Nach einigen Sekunden dann ziehen sie sich doch zurück und werden ganz klein, das Mittel wirkt scheinbar. Leider sind uns nach etlichen Versuchen doch mindestens die Hälfte der gefütterten Glasrosen wieder aufgetaucht, manche nach einigen Tagen manche erst nach vier Wochen. Eine weitere Gefahr sind Glasrosen die nicht waagrecht nach oben stehen sondern quer.
Hier wurde eine, ganz oben am Glas sitzende, Glasrose gefüttert, die dann alles an Brei wieder ausgestossen hatte.
Es ist mir mehrmals passiert das das verabreichte Mittel nach der Aufnahme dann ausgestossen wurde und es rieselte dann durch das Becken. Zum Glück ist aber nichts passiert da die Strömungspumpen aus waren und der Radius daher sehr klein war. So rät es sich wenn dann für gut erreichbare Glasrosen - die nach oben schauen - eher an.
Anders sieht es beim Joes Juice bei der Bekämpfung von Anemonia cf. manjano, wie auch bei Krustenanemonen aus. Wir haben einige Krustenanemonen die uns andere Korallen vernesseln und suchen schon lange nach einer Möglichkeit die los zu werden.Hier brachte der Einsatz von dem Mittel aus USA einen guten Erfolg. Sowohl die Minianemonen wie auch Krustenanemonen gingen daran zu Grunde.
Ein ähnliches Vermehrungsproblem haben wir auch im Bezug auf Scheibenanemonen. Natürlich folgte auch hier ein Versuch mit Joes Juice der das Tier aber nur zwei Wochen schlecht aussehen lies. Ganz abgestorben sind die Scheibenanemonen leider nicht! Es wäre für viele die damit Probleme haben ein Segen wenn es hier etwas einafches und effektives geben würde.
Wie man sieht ist jedes Mittel auf seine Art mehr oder weniger Wirksam, oft müssen viele Anwendungen gemacht werden ! Einfacher in der Anwendung ist das Joes Juice... aber in unseren Augen wesentlich effektiver waren die flüssigen Mittel von Welke oder Tropic Marin.
Es gibt aber noch viele andere Möglichkeiten Glasrosen zu reduzieren. Diese möchten wir nun im Anschluss nennen.
Andere Möglichkeiten Glasrosen zu bekämpfen:
1. Calziumbreimethode:
Schon lange bekannt und in meinen Augen imer noch eine gute Sache. Man nimmt einen Teelöffel Calziumhydroxid (zur Herstellung von Kalkwasser) und mische dieses mit ein wenig Wasser. Danach erhitze man dieses Gemisch in der Mikrowelle (nicht kochen). Das ergibt dann einen schönen, leicht zähen dicklichen Brei.
Diesen Brei zieht man dann in eine Spritze auf (ohne Metallspitze). Ich empfehle nun die Strömung im Becken abzustellen, so das man nicht so leicht andere Tiere damit trifft!! Denn es kann immer mal was daneben gehen..... was sich dann bei ausgeschalteter Ströumng nicht so wild ist wie bei angeschalteter.
Nun geht man langsam mit der Hand in das Becken und spritzt die Glasrose damit ein. Wohlgemerkt nicht in die Glasrose, sondern so einen Zentimeter davor.... Man füttert sie sozusagen mit dem Brei. Der Glasrose ist es auch bei recht schnellen zurückziehen nicht mehr möglich den Brei loszuwerden. Nach vielen langen Versuchen klappt das am besten mit frischen Calziumhydroxid! Ganz wichtig ist bei der Methode die richtige Konsistenz zu erwischen. Funktioniert aber immer noch ganz gut!
2. Die Heisswassermethode:
Eine weitere Möglichkeit ist die nun beschriebene:
Man erwärmt normales Wasser bis es kocht und zieht das in eine Spritze auf. Dann spritzt man das kochende Wasser in die Glasrose hinein. Diese zieht ich unweigerlich zusammen. Danach saugt man sie einfach mit einem Wasserschlauch vom Stein. Tut man das nicht, ist die Gefahr groß das sie sich wieder erholt. Daher unbedingt absaugen. Durch das kochende Wasser ist sie bei weiten nicht mehr so wiederstandsfähig wie sonst.
3. Zitronensäure:
Auch mit Zitronensäure kann man den Glasrosen zu leibe rücken. Allerdings ist die Anwendung ähnlich wie mit den Mitteln die auf Natronlauge basieren. Es rät sich an möglichst hochkonzentrierte Zitronensäure zu verwenden !
4. Salzsäure:
Salzsäure geht auch wobei wir hier eher zu Mitteln mit Natronlaugen raten würden. Sie sind in der Anwendung gleich zu händeln.
5. Die Bumentopfmethode - Lichtentzug:
Von Oliver Landwehr kam noch folgender Hinweis: Es handelt sich dabei um eine alternative zu den ganzen Chemischen Mitteln und den Tieren ! Einfach einen kleinen Ton-Blumentopf (mit Loch im Boden) verkehrt herum auf eine Glasrose stülpen. Da auch diese Tiere das Licht brauchen wandert die Glasrose gezielt an der Wand des Blumentopfes nach oben zur Öffnung. Spätestens dann kann man die Glasrose sicher entsorgen !
Fazit:
Wir denken das wir Ihnen die meisten Methoden die in Frage kommen, nennen konnten. Nun müssen Sie selber entscheiden mit was sie am besten zurecht kommen. Die Bekämpfung von Glasrosen setzt auf jeden Fall ein wenig Übung voraus... Einer der Autoren hat sich für die natürliche Methode entscheiden, er nutzt einen Feilenfisch. Der andere Autor nutzt für Glasrosen meist ein Mittel auf Basis von Natronlauge oder eben den schon lange bekannten selbst hergestellen Kalkbrei auf Basis von Calziumhydroxid.
Frank Diehl, Robert Baur-Kruppas
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