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29 - Doktorfische Teil 1

Doktorfische im Aquarium - Über die Gattungen Zebrasoma und Paracanthurus, sowie Wissenswertes über die bekannte Seitenlinienkrankheit.

Doktorfische im Aquarium
Teil 1: Zebrasoma und Paracanthurus

Die Familie der Doktorfische stellt für die Korallenriffaquaristik seit jeher die wohl interessanteste Fischart dar. Kaum eine andere Fischfamilie findet so viel Beachtung wie die der Doktorfische. Es gibt wohl auch kaum ein Aquarium in dem diese wunderschönen, oft stolz schwimmenden Fische fehlen. Oftmals werden sogar mehrere Exemplare zusammen gepflegt, je nach Größe des Aquariums. Den Namen "Doktorfisch" hat diese Familie erhalten da diese Art auf der Schwanzwurzel messerscharfe Stacheln (auch als Skalpell bezeichnet) oder dornartige Erhebungen haben. Damit ist es den Doktoren möglich sich zum einen zu verteidigen, oder um selbst anzugreifen - um anderen Fischen schwere Verletzungen hinzu zu fügen. Die letzt genannte ist allerdings eher selten, von sich aus greifen Doktorfische kaum an, zumindest nicht ohne trifftigen Grund.

Wir möchten Ihnen im Verlauf dieses Artikles einige Arten näher vorstellen, auch wie wir die Aquarienhaltung zu dem Tier sehen. Damit ist vor allem die Grössenangabe der Fische bezogen auf die Grösse des Aquariums gemeint. Immer noch werden noch junge und somit kleine Doktorfische für kleine teils nur 300 Liter fassende Aquarien verkauft, was sich oft genug, hinterher zumindest als Fehler herausstellt. Oft zeigt sich bei den schwimmfreudigen Fischen das sie zu Hospitalismus neigen. Sie schwimmen dauernd an der Scheibe hin und her, sie fühlen sich vereinfacht gesagt nicht wohl. Oft ist es einfach nur Unwissen der Neuaquarianer oder der so oft schon passierte Schnellkauf weil einem ein Fisch besonders gut gefällt. Solche Käufe sollte man sich gut überlegen, und sich vorher kundig machen welche Pflegeansprüche ein Fisch beansprucht.

Dieser Artikel wird sich zudem mit einigen oftmals in der Fachliteratur und im Internet getätigten unsinnigen Aussagen zur Paarhaltung beschäftigen. Die Verpaarung geht in einigen Fällen gut, in manchen aber hat es den Tod des zweiten Tieres zur Folge. Manches was anfangs gelingt geht später mit zunehmenden Alter der Doktoren doch schief. Wir werden versuchen ihnen einige Arten zu nennen die sich meist problemelos vergesellschaften lassen, und andere wo es uns als unmöglich erscheint und dies auch oft den Verlust ihres Tieres bedeuten würde..

Allgemeines zu Doktorfischen:

Doktorfische bewohnen nur tropische Meere, und es gibt ca. 90 Arten in 6 Gattungen. Alle Doktorfische durchlaufen in ihrer Entwicklung ein planktonisches Larvenstadium. Allen gemeinsam ist das sie Algenfresser sind, die aber auch kleinste tierische Lebewesen mit den Algen zu sich nehmen, andere fressen bevorzugt Plankton. Doktorfische sind aufgrund des geringen Energiegehaltes ihrer Nahrung im Meer, zum dauernden Fressen gezwungen. Doktorfische findet man vor allem an Stellen wo reichhaltiges Algenwachstum herrscht, in flachen Riffbereichen wo die Sonneneinstrahlung am höchsten, und das Algenwachstum am besten ist. Alle Doktorfische sind tagaktive Fische, die sich den ganzen Tag auf Futtersuche befinden. Mit ihren scharfen Zähnen weiden sie den Algenwuchs von Steinen und Korallen und nehmen dabei in der Hauptsache Algen auf. Dabei nehmen sie aber auch feine Sandkörnchen auf, die für den Verdauungsprozeß wichtig sind. Doktorfische schwimmen mit den Brustflossen, die Schwanzflosse dient ihnen als Steuerung. Dadurch ensteht ein leicht schaukelnder Schwimmstil. Viele Doktorfische sind zu einem schnellen Farbwechsel fähig. Dies dient zum einen der Signalisierung für Putzerfische, aber auch als besonders Zeichen für Artgenossen. Die meisten der Doktorfische leben heute deutlich länger als 10 Jahre im Aquarium, bzw. sehen wir das Alter von 10 Jahren eher als das minimum an. Zurückzuführen ist das vermutlich mit auf die heute verbesserte Wasserqualität unserer Aquarien und der ausgewogeneren Ernährung durch mehr pflanzliches Futter.

Die Nahrung sollte ihren natürlichen Bedürfnissen angepasst sein. Da sie überwiegend pflanzliche Nahrung zu sich nehmen sollte man ihnen auch ein breites Spektrum an pflanzlicher Nahrung anbieten. Dazu gehören jegliche Sorten von Salat, Löwenzahn, Norialgen, aber auch Flockenfutter ( mit Spirulina) und natürlich Frostfutter das sie als Ergänzung ebenfalls gerne an nehmen.

Doktorfische und ihre Verwandten wie zum Beispiel Kaninchenfische, vor allem aber Zebrasoma xanthurum neigen bei einer Fehlernährung zur sog. Kopf- und Seitenlinienkrankheit HLLE (Head & Lateral Line Erosion Disease)

Ausgelöst wird diese vermutlich durch unzureichende und unausgewogene Ernährung, oft gehen auch schlechte Wasserwerte, oder wie oft vermutet wird auch eine zu starke Kohlefilterung mit einher. Durch eine besonders vitamimreiche Ernährung, im besonderen Vitamin A, kann man HLLE entgegenwirken. Es wird in Aquarianerkreisen davon berichtet das schon geschädigte Bereiche durchaus auch wieder heilen können, was aber langwierig sein kann. Die tiefen Löcher verschwinden, es bleiben aber oft sichtbare Narben zurück. Falls Ihr Doktor an Möhren geht, dieses Gemüse hat viel Betacarotin ! Des Weiteren hilft (persönliche Nachricht, Tierarzt Harald Mülder) das Präparat Korvimin ZVT aus der Veterninärmedizin. Spezielle Vitamine und Spurenelemente sind die Inhaltsstoffe von Korvimin ZVT und werden ihrem Doktorfisch bei HLLE ausgezeichnet helfen.


Aquaristisch interessant sind für uns folgende Arten die wir näher vorstellen möchten. Acanthurus, Ctenochaetus, Naso und Zebrasoma, wie auch der im Film "Nemo" besonders bekannt gewordene Palettendoktorfisch Paracanthurus hepatus.



Gattung Zebrasoma:

Beginnen möchten wir mit der Familie Zebrasoma, die vermutlich in heimischen Aquarien die weit verbreitetste Art sein dürfte. Gegenüber der Gattung Acanthurus ist es mit nur 7 Arten eine eher kleinere Familie.

Zebrasoma flavescens: Der vermutlich bekannteste Doktorfisch und der meistverkaufte, zumindest in deutschen Laden :-) Sein angenehmes Sozialverhalten machen ihn zu einem wirklich empfehlenswerten Fisch fürs Riffaquarium. Ereicht meist ca. 10 cm im Aquarium und bleibt damit doch deutlich unter der Größe die er im Meer erreichen würde. Er lässt sich auch zu mehreren Exemplaren pflegen, wobei man beim nachsetzen zu einem deutlich kleineren Fisch greifen sollte. In ausreichend großen Aquarien lässt sich sogar eine Gruppe halten. Wer kann sollte mehrere gleichzeitig einsetzen. Wird von Hawaii Importiert und lebt in einem kleinen Areal im Pazifik. Ist einer der robustesten Doktoren der aber bei zunehmender Größe mind. 500 Liter Schwimmraum haben sollte.

Zebrasoma xanthurus: Deutlich teurer als Zebrasoma flavescens, wird er vom roten Meer importiert. Sein Vorkomensgebiet beschränkt sich rund um die arabische Halbinsel. Er ist oft "agressiver" als Z. flavencens, und ist dabei im Aquarum wenig scheu. Erreicht im Aquarium ebenfalls nicht seine natürliche Größe von 25 cm, die meisten werden nicht größer als 15 - 18 cm. Z. xanthurus der auch unter dem Namen Z. xanthurum bekannt ist, zählt zweifelsohne zu den attraktivsten Doktorfischen. Die Pflege von zwei Tieren ist durchaus möglich, von einer Gruppenhaltung raten wir in Heimaquarien aber unbedingt ab. Dieses funktioniert nur wenn einige kleine zusammen eingesetzt werden. Später geht das nicht mehr. Diese Doktoren benötigen nach unserer Erfahrung deutlich mehr Schwimmraum als Z. flavescens. Daher auch der Rat ihn nicht unter 500 Liter zu halten, bei größeren Exemplaren sollten es schon 1000 Liter und mehr sein. Z. xanthurus nimmt wie Z. flavescens gerne Flockenfutter mit Spirulina zu sich. Bei allen Doktorfischen sollte man auf ausreichend Algennahrung achten, sie nehmen aber auch gern Algenblätter (Norialgen) zu sich.

Auf dem Bild sehen Sie unsere beiden Rotmeerdoktoren, die sich nun einige Jahre schon gut verstehen. Anfangs gab es ein wenig Agressionen vom alten Tier gegenüber zum neuen. Aber das ist bei fast alle Doktoren so die neu in einen Altbesatz integriert werden. Bei nachsetzen immer darauf achten ein möglichst kleineres Tier zu nehmen.

Zebrasoma scopas: Spielt aquaristisch keine grosse Rolle, da er zum einen recht farblos ist, und zudem nicht oft im Handel vorkommt. Trotz alledem ist er vom Verhalten her als Verträglich einzustufen also durchaus für ein Gemeinschaftsaquarium zu empfehlen, wenn auch er nicht ganz so verträglich zu sein scheint wie Z. flavescens. Kommt in verschiedenen Farbvariationen vor, und ist im Indopazifik weit verbreitet. Auch er erreicht meist nicht die natürlich Größe von 16 cm. Kleine Exemplare kommen mit 300 Liter aus, größere sollten schon 500 bis 1000 Liter Schwimmraum zur Verfügung haben.


Zebrasoma desjardini: Schon alleine die zu erwartende Größe von bis zu 40 cm sollte einem klar machen das man ein sehr großes Heimaquarium braucht um ihn einigermassen Artgerecht zu pflegen. Leider wird er immer wieder von unwissenden als kleiner Doktorfisch erworben, den meisten Käufern ist aber nicht klar wie gross er mal wird. Trotzdem ein gut zu haltender
Doktor ! Bei ihm klappt das nachsetzen meist nicht so gut, weshalb es sich anrät zwei Jungtiere einzugewöhnen, sofern Sie genug Platz haben. Kleine Doktoren bis 500 Liter, größere schon deutlich über 1000 Liter. Wenn auch sie ebenfalls nicht ihre natürlich größe erreichen, 30 cm wird er durchaus im Aquarium. Ebenfalls ein ausgezeichneter Schwimmer der den ganzen Tag unterwegs ist. Kommt vom Indischen Ozean.

Zebrasoma veliferum: Wie Z. desjardini wird er gross, in der Natur bis zu 30 cm! Kommt vom West - und Zentralpazifk. Ist ebenfalls ein ausgezeichneter Schwimmer der viel Platz braucht. Wie alle Zebrasomaarten ein ausgezeichneter Algenfresser. Auch hier erschient die Paarhaltung nur im Jugendstadium zu funktionieren, ältere Exemplare sind wenig von nachgesetzen Artgenossen begeistert, es kommt teils zu schlimmen Kämpfen. Auch hier liegt vieles an einem ausreichend großen Aquarium. Kann im Aquarium durchaus 25 cm erreichen, bleibt aber oft kleiner.

Zebraoma rostratum: Er ist selten im Handel zu finden, und kostet zudem ein Heidengeld. Hier ist oft der Wunschgedanke etwas Seltenes zu pflegen wohl oft der Anreiz zum Kauf. Kommt nur im Südpazifik vor, Marquesas bis Cook Island, Tuvalu und Pitcairn Leicht zu erkennen an der längeren Schnauze, die sich vor allem bei adulten Tieren zu zeigt. Verpaarungen können nur dann funktionieren wenn zwei kleine Fische gleichzeitig eingesetzt werden, Garantien das es in jedem Fall klappt wird es aber auch nicht geben ! Z. rostraum wird im Aquarium ca. 20 - 25 cm, und bleibt damit auch unter der natürlichen Größe von bis zu 40 cm. Die Fachliteratur beschreibt ihn noch weit kleiner mit bis zu 20 cm. Scheint anfänglich etwas empfindlicher als andere Zebrasomas, wenn er sich aber gut eingelebt hat ein durchaus gut haltbarer Doktorfisch. Zeigt seine satte tiefschwarze Farbe nur wenn er sich wohlfühlt.

Zebrasoma gemmatum: Kommt vom südwestlichen Indischen Ozean, und natürlich wie der Name Mauritius-Segelflossendoktor sagt, von Mauritius. Wird auch nur von dort Importiert ! Dort werden so wenig Exemplare gefangen das er äußerst selten in den Handel kommt. Und das dann meist zu einem sehr stozen Preis von deutlich über 400 Euro. Er ist allerdings im Aquarium gut haltbar, und kann auch mit anderen Doktoren vergesellschaftet werden. Paarhaltung geht allerdings meist schief, wobei die gemachten Erfahrungen nicht Aussagekräftig genug sind, da es nur wenige waren die es probiert haben. Es gibt bisher keine langjährigen Erfahrungen zur gemeinschaftlichen Haltung von zwei z. gemmatum. Wird zudem im Meer meist nur einzeln angetroffen.


Gattung Paracanthurus:

Nach der Vorstellung der Familie Zebrasoma kommen wir nun zum sog. "Einzelgänger" Paracanthurus hepatus, dem Paletten-Doktorfisch.

Mit nur einer Art ist sie die kleinste der Gattung Doktorfische. Da sie im Jugenstadium Planktonjäger im freien Wasser sind, leben sie weit gefährlicher als alle anderen Doktorfische. Jungfische findet man daher meist in großen Steinkorallen zwischen deren Geäst die kleinen Doktorfische Schutz suchen. Mit zunehmenden Alter scheinen sie aber auch Algen zu fressen ! Ihrer Art eigen ist das Verkanten während der Nachtruhe. Hierzu verklemmen sie sich einfach in einer Spalte oder Höhle und halten sich mit ihren Flossen fest. Paracanthurus hepatus ist weit verbreitet, sie kommen vom Indopazifik, Ostafrika bis nach Japan, im Barriere Riff bis zu den Line Inseln, südlich von Hawaii vor. Exemplare aus dem Indischen Ozean haben im Gegensatz zu den anderen einen deutlich sichtbaren gelben Bauch. Alle anderen sind blau gefärbt.


Paracanthurus hepatus: Mit ca. 30 cm Endgröße gehört der Palettendoktorfisch zu den grösser werdenen Doktorfischarten. Er braucht allerdings Jahre um über 20 cm zu kommen. Nichts desto trotz wird er sie erreichen, was ein großes Aquarium mit viel Schwimmmöglichkeit voraussetzt. Selbst Aquarien mit 1000 Liter reichen unserer Ansicht nicht aus. Paracanthurus hepatus ist der friedfertigste Doktor von allen und zankt sich mit keinem anderen. Allerdings ist er sehr anfällig gegen parasitäre Erkrankungen und bekommt leicht Pünktchenbefall. Bei guter vitaminreicher Ernährung gehen sie aber meist wieder zurück. Deshalb rät sich die Verwendung einer UV Anlage bei der Pflege unbedingt an.

Paracanthurus hepatus als Schwarm: Gerade der Palettendoktorfisch ist einer der Doktoren die durchaus auch in einer Gruppe gepflegt werden können, was aber auf jeden Fall ein ausreichend großes Becken voraus setzt.

Aber zumindest als Paar sollte er in jedem Fall gehalten werden... da es das wohlbefinden des Doktors deutlich steigert.. Auch als Paar sollte die Tiere deutlich über 1000 Liter Wasserinhalt zur Verfügung haben, sie neigen sonst schnell dazu sich zu langweilen. Erwähnenswert ist, daß gerade dieser Doktor dazu neigt Blumentiere anzufressen. Das sind oft zwar nur Xenien, aber so richtig voraussagen kann man das vorher nie. Andere Blumentiere werden in der Regel aber in Ruhe gelassen. Frisst wesentlich mehr als die Arten der Gattung Zebrasoma, sowohl Algen als auch fleischliche Nahrung. Man sollte ihn möglichst klein kaufen um lange Freude an ihm zu haben, zudem ist er wesentlich einfacher ein zu gewöhnen.

In Teil 2 folgen die Gattungen Ctenochaetus und Naso, in Teil 3 lesen Sie wissenswertes über die Gattung Acanthurus die gleichzeitig die grösste Familie darstellt.

Manuela Kruppas und Robert Baur-Kruppas



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robertbaur

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robertbaur am 10.04.14#1
Eine Info von Alexander Thomasser zu HLLE:

Nach diesen beiden Studien wird HLLE durch Aktivkohle ausgelöst:

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Noga hatte auch schon Aktivkohle in seinem Buch als zumindest einen beitragenden Faktor

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