Dieser Artikel behandelt die Gattung SPS [Short Polyp Scleractinia] also Acropora, Montipora etc. etc.
Kleinpolypige Steinkorallen (Ordnung Sclearctinia)
Diese Art der Korallen sind seit mittlerweile gut 10 Jahren ein Thema in der Meeresaquaristik. Durch immer bessere Wasserwerte, was vor allem eine gute Technik voraussetzt, ist es schon länger möglich diese farbenprächtige Korallen zu halten. In den späten 1980ziger Jahren bis Anfang der 1990ziger war es kaum möglich diese Arten länger zu pflegen oder gar zu vermehren. Die Zeiten und Möglichkeiten haben sich grundlegend geändert, und oft geht bei vielen "Neu Aquarianern" der Trend genau zu dieser Art Korallen.
Grosse Bestände an Acropora und Montipora im Aquarium...
Mittlerweile haben sich die kleinpolypigen Steinkorallen (SPS = Small Polyp Stoney Coral) zu den wohl weit verbreitetsten Korallen in Heimaquarien entwickelt. Es gibt kaum mehr Aquarien in denen man sie nicht findet, und sehr oft stellen die kleinpoylypigen Steinkorallen die Mehrzahl im Aquarium.
Allgemeines:
Systematiker gehen heute von 18 Steinkorallenfamilien mit insgesamt über 100 Gattungen aus. Die beiden Gattungen Montipora (über 70 Arten - Veron 2000) und Acropora (über 180 Arten - Veron 2000 ) sind dabei die Artenreichsten. Die Pflege von kleinpolypigen Steinkorallen ist aufgrund der Anforderungen der Korallen in der Regel weit aufwendiger als die der Weichkorallen.
Im nachfolgenden geben wir ihnen einen kleinen Überblick über die wichtigen Eckpunkte zur Haltung von kleinpolypigen Steinkorallen.
Po4/No3 Werte:
Während grosspoylpige Steinkorallen auch mit höheren Nährstoffwerten meist noch zurechtkommen, zeigen kleinpolypige Steinkorallen schnell einen Farbverlust, teilweise ist das Wachstum der Tiere gestört. Die Korallen die ehemals bunt waren schlagen schnell in ein oft unansehnliches braun um. Schuld ist daran das höhere Angebot an Nährstoffen. Je mehr Nährstoffe desto mehr Zooxanthellen bilden sich, desto brauner wird das Tier werden. Besteht hier noch ein Überangebot an Nährstoffen, und ein evtl Ungleichgewicht im Wasser dann kann es zu Gewebsauflösungen kommen.
Acropora granulosa, die beste Wasserwerte benötigt und auch etwas empfindlicher erscheint. Wächst nur bei optimalsten Bedingungen.
SPS Korallen lieben sauberes und klares Wasser. Um langfristig SPS Korallen nahezu in ihren natürlichen Farben zu halten sollte man einen möglichst geringen Phosphat- und Nitratwert halten. Die Autoren raten hier zu Werten unter 20 mg Nitrat und und unter 0,1 mg Phosphat. Sie werden mit der Zeit merken das sie vor allem den Phosphatwert mit diversen Phosphatadsorbern gut steuern können. Auch auf den Nitratwert sollte man hier achten. Sicherlich wachsen Korallen auch bei etwas höheren Nitratwerten noch, zeigen aber oft nicht das Wachstum und Farben wie bei geringeren Nitrat und Phosphatwerten.
Acropora secale: lila Äste, gelbe spitzen und mit Glück grünliche Polypen...
Die ihnen hier vorgestellten kleinpolypigen Steinkorallen leben über ihre Zooxanthellen vom Licht, wobei man heute davon ausgeht das sie auch aktiv Plankton festhalten können. Es gibt natürlich auch Steinkorallen die nicht vom Licht leben. Es handelt sich hierbei um azooxanthellate Steinkorallen, (wie zum Beispiel Tubastrea ) die wir an anderer Stelle behandelt haben.
Licht:
SPS Korallen brauchen weit mehr Licht als viele andere Korallenarten. Auch hat die Lichtstärke einen sehr hohen Anteil an der Farbgebung der Korallen. Das heisst grob umrissen das man mind. 250 Watt auf ein 60cm hohes Becken anbieten sollte. Ersatzweise zur HQI Beleuchtung geht natürlich die seit Jahren bekannte T5 Röhrenbeleuchtung. Bietet man zu wenig Licht werden Ihre Korallen kümmern und verhungern schlichtweg.
Calzium- und Magnesiumversorgung:
Meist macht die Pflege von kleinpolypigen Steinkorallen den Einsatz eines Kalkreaktors nötig, bzw. Ersatzweise eine andere Zufuhr von Calzium-Ionen und Karbonaten. Nachfolgend sei noch der Magnesiumgehalt genannt der auch im Zusammenspiel mit dem Calziumwert im Auge zu behalten ist. Calzium sollte jederzeit bei ca. 420 mg/L liegen, der Magnesiumwert ist bei 1350 mg/L zu halten. Zu den schon genannten Po4 und No3 Werten, ist der Calziumwert auch immer im Auge zu behalten. Vor allem Montipora Arten nehmen einen geringen Calziumgehalt im Wasser schneller übel als die meisten anderen kleinpolpigen Steinkorallen.
Auf dem Bild sieht man mehrere Nachzuchtkorallen, in verschiedenen Farben. Nur bei optimalen Bedinungen werden Sie diese Farben bekommen!
Salinität/Dichte:
Im Hinblick auf die Pflege von kleinpolypigen Steinkorallen ist zudem sehr auf die Einhaltung der Salinität zu beachten. Viele Aquarianer haben durch ein Überschreiten bzw. unterschreiten der Sollwerte nicht unerhebliche Probleme bekommen, was meist Auflösungserscheinungen der kleinpolypigen Steinkorallen zu Folge hatte. Ihr Sollwert sollte immer zwischen 34/35 Promille liegen, respektive 1.022 und 1.024 Dichte.
Montipora digitata rot. diese Art gibt es in verschiedenen Farben. Montiporen wachsen entweder flach, oder hochwachsend.
Wasserbewegung:
Bieten Sie sauberes und klares Wasser, stabile Wasserwerte und geringe Nährstoffkonzentrationen sowie eine wechselnd starke Strömung von mind. dem 15 fachen ihres Wasservolumens, steht der Pflege von kleinpolypigen Steinkorallen nichts im Wege.
Montipora flachwachsend. Diese Art überzieht das Substrat wohingegen andere Arten ins freie Wasser wachsen. Montiporen wachsen schnell und gelten als echte "Riffverfestiger".
Nachzuchten:
Viele Aquarianer und der Handel bieten eine reichliche Auswahl an Nachzuchtkorallen. Mittlerweile sind auch viele Aquarianer in der Lage ihre Steinkorallen zu vermehren und durch Fragmentation Ableger zu gewinnen. Dazu wird in den meisten Fällen ein Ast/Stück vom Muttertier abgetrennt und neu aufgeklebt. Dazu eignen sich die meisten Korallenkleber die vom Handel angeboten werden.
Auf dem Bild sieht man drei Korallen, die ineinander gewachsen sind. Poccilopora, Stylophora und eine rote Montipora. die grüne Stylophora setzt sich durch und verdrängt nach und nach die anderen beiden. Am meisten leidet hier die Poccilopora. Hier sollte der Pflege dann regulierend eingreifen um die Arten zu erhalten.
Krankheiten und Plagegeister:
Wichtig ist sicherlich noch die Erwähnung einer schlimmen Plage auf Acropora Korallen, die erst seit einigen Jahren bekannt ist. Hierbei handelt es sich um einen Strudelwurm der perfekt getarnt Acroporen abweidet. Daher raten die Autoren beim Erwerb von neuen Korallen (auch Nachzuchten) zu einem vorsorglichen Jodbad. Genauso könnte dann ihre ehemals schöne Koralle aussehen. Oft bemerkt man den Befall zu spät und muss dann die Korallen zur Behandlung aus dem Becken entnehmen. Viele Fressfeinde gibt es zudem nicht, wir können hier nur den Sechsstreiffenlippfisch erwähnen der bei einem Tubellarienbefall oft sehr Hilfreich sein kann.
Zum Schluss möchten wir Ihnen noch einen wichtigen Hinweis geben: Achten sie vor allem im Sommer auf die Temperatur im Aquarium. Längerfristige Überschreitungen von 30 Grad vertragen kleinpolypige Steinkorallen nicht. Hier kommt dann der Begriff Coral Bleaching ins Spiel. Ihre Korallen bleichen aus! Daher unbedingt auf Temperaturen unter 30 Grad achten! Es gibt immer wieder Berichte wonach es ganze Bestände dahingerafft hat, weil der Pfleger im Sommer vergessen hat zu kühlen. Es gibt einfache Methoden zur Kühlung. Als Sofortmassnahme, und um die Temperatur schnell einige Grad nach unten zu bringen, hat sich ein Standventilator als meist ausreichend erwiesen. Bekommt man die Temperaturen immer noch nicht in den Griff sollte man sich mit der Überlegung eines Kühlgerätes anfreunden was bei dieser Problematik gute Dienste erweisen kann.
Frank Diehl und Robert Baur-Kruppas
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