Wissenswertes zur Bekämpfung der Acroporaplage [Archivartikel aus 2001 - 2002]
Ich denke eigentlich ungern an den Tag zurück wo es mir das erste mal auffiel. Eine bis dato sehr gut stehende Acropora formosa stand schon einige Tage gar nicht mehr gut und wurde immer heller. Dieses aber nicht wie das recht bekannte Bleaching, wo Teilstücke weiss werden, sondern anders. Sie wurde von Tag zu Tag komplett heller. Ende Dezember war sie mehr beige - grau als denn braun. Die vorher wunderschönen blauen Spitzen waren weg. Zufällig war an dem Tag Abends der Chat, so das ich gleich Michael Mrutzek fragen konnte. Seine sofortige Vermutung war das wir uns ein Befall mit Strudelwürmern eingefangen haben.
Ich suchte nun nach den vermuteten Strudelwürmern und konnte egal wie ich die Koralle beobachtete keine Schädlinge beobachten. Selbst in der Hand, und ganz nah vor meinem Auge, ich sah nichts.
Michael Mrutzek gab mir nun folgende Tips mit auf dem Weg:
Auf 1 Liter Wasser, 2 ml Betaisadona (aus der Apotheke) und die Koralle etwa 10 Minuten darin baden. Nach 10 Minuten leicht und vorsichtig schütteln so das die Schädlinge allesamt abfallen. Danach wieder zurück ins Becken, aber an eine gut durchströmte Stelle. Evtl. Krabben oder Krebse die in der Acropora leben müssen vorher entfernt werden. Später dann aber nicht vergessen diese wieder in die gewohnte Koralle zu geben.
Und es war wirklich so wie von ihm geschildert. Nach dem Bad, (ich hatte aber nur verdünntes Betaisadon im Haus) fielen etwa 5 Strudelwürmer von der Koralle ab. Diese wurde dann wieder zurückgestellt. Nun waren die Strudelwürmer auch gut sichtbar.
Die Angst war dennoch groß das mehrere Tiere [ Acropora Korallen] befallen sind. Denn nach Auskunft von Michael bewegen sich die Strudelwürmer durch schwimmen,... oder treiben fort. Seitdem beobachte ich meine Tiere auch wieder etwas genauer um schon im Vorfeld zu sehen was da an ihnen sein "Unwesen treibt". Ich muss dazu sagen, es waren zu diesem Zeitpunkt bereits drei Tiere (allesamt Acroporas) befallen. Ein Befall an Seriatopora hystrix, und S. caliendrum kann ich aber bisher durchweg ausschliessen. Ebenso wurden die Enzmann (bei Berührung stark schleimend) sowie Acropora abroholiensis in Ruhe gelassen.
Nach drei Tagen, da noch keine Änderung eingetreten war, habe ich die Behandlung wiederholt. Mittlerweile hatte ich auch unverdünntes Betaisadona im Haus. 120 ml kosteten in etwa 16 DM.
Bei der zweiten Behandlung traf mich fast der Schlag! Dieses mal lagen an die 32 Strudelwürmer im Messbecher. [siehe Foto]
Fazit:
Keine leichte Sache, aber wenn man weiss wonach man suchen muss gehts eigentlich. Sicher ist es nicht leicht für viele ihren Steinaufbau auseinanderzureissen um die Korallen zu baden, aber es ist meiner Meinung nach der fast einzige Weg um gegen diese "so gut wie unsichtbaren Würmer" was zu unternehmen. Eines unserer Tiere mußten wir in einem 10 Liter Eimer baden, da es auf einem größeren Stein festgewachsen ist.
Es gibt sicherlich natürliche Feinde, die es aber im Aquarium recht schwer haben. Den die Acroporas sind in der Regel nicht ganz so gut zugänglich wie es hier vielleicht zu wünschen wäre. Gehört habe ich von Michael Mrutzek das ein bestimmter Lippfisch, nämlich Halichoeres marginatus, an diese Würmer geht. Leider ist der sehr rar auf dem Markt, und so gut wie nicht zu bekommen. Und ganz sicher scheint es auch nicht zu sein.
Leider fehlt mir ein Kontakt zu Leuten die damit schon weitere Erfahrungen sammeln konnten. [schreibt mir doch mal Eure Erfahrungen?] Denn ich denke dieses Thema ist sehr wichtig, gerade für Liebhaber von Acroporas. Und eigentlich nicht nur das, ich denke auch so mancher Händler wird hier das eine oder andere Problem haben, und sei es nur aus Unwissenheit.
Von Thomas Pohl, Fa. Korallen-Zucht, erfuhr ich => Stand Januar 2001, das so gut wie 80- 90% aller importierten Acroporas von diesen Strudelwürmer befallen sind.
Genau aus diesem Grunde möchte ich auch noch darauf hinweisen das es aufgrund dieser Tatsache wichtig ist, alle neu gekauften Tiere genau zu untersuchen, (Eigelege) und schon auf Verdacht hin jede neue Acropora mit Jod zu behandeln. Schaden tut es einer Koralle kaum.
Ich möchte hier an diese Stelle noch auf die Internetseite von Michael Mrutzek verweisen, denn er ist mit einer derjenigen die wohl hier den Durchbruch zur Bekämpfung dieser Plagegeister geschafft haben. Ich denke ihm ist es durchaus mit zu verdanken das wir wenigstens einigermassen wissen was zu tun ist. Dafür gebührt ihm - zumindest mein - Dank! Denn ohne ihn wären einige unserer Korallen wohl kaum mehr am leben. Noch ein kleiner Hinweis: Die Erfahrungen von Michael Mrutzek sind schon letztes Jahr in der Zeitschrift "DAS AQUARIUM" (Birgit Schmettkamp Verlag) in einem Dreiteiler erschienen.
Robert
im Februar 2001
http://www.Korallenriff.de/
Zusatz im Dezember 2001:
Nach nun mittlerweile einem ganzen Jahr Kampf gegen die Tubellarien, scheint es so das wir den Kampf - vorerst - gewonnen haben. Seit mehreren Wochen ist keine Koralle mehr befallen worden. Selbst das Lieblingstier der Strudelwürmer, die Stübersche Koralle, erholt sich wieder.
Ob es an der vermehrten Jodzugabe lag, oder an dem Einsatz des Lippfisches Haliocheres marginatus kann ich nicht genau sagen. Bei Haliocherers marginatus möchte ich sogar eher sagen, das er so gut wie gar nicht nach den Strudelwürmern sucht. Fällt ihm allerdings ein Strudelwurm vor das Maul, dann schnappt er schon zu. (eigene Beobachtung)
Augenscheinlich ist etwas anderes: Seit ein Pärchen der Garnele Stenopus hispidus Einzug in unser Aquarium gehalten hat beobachten wir wie diese jeden Tag, in der Morgendämmerung so gut wie jede Koralle mit ihren Scheren abtasten. Dabei scheint es so zu sein das die Garnelen die Strudelwürmer fressen. Man kann schön beobachten wie sie die Korallen abstasten und dabei immer wieder etwas von der Koralle herunterpicken und fleissig fressen.
Wie auch immer, wir sind derzeit froh das sichtlich keine Korallen mehr befallen sind. Denn es war schon recht mühselig immer wieder die Tiere zu entnehmen und sie zu baden. Denn so gesund kann das dauernde "Jodbaden" ja nun auch nicht sein. Nach wie vor haben wir bis heute kein Eigelege gefunden, dabei wären diese ja auf dem weissen abgestorbenen Astgabeln der Acroporen leicht zu finden. Vor allem wenn man weiss wonach man sucht.
Hoffen wir das es so bleibt!
Robert Baur am 23.12.2001 auf Korallenriff.de
Zusatz im Februar 2002:
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