Manuel Saßenberg sandte uns seinen Erfahrungsbericht zu. Mit dem Mittel Mycosidol gelange es ihm seine Plage der Cyanobakterien zu beseitigen. Wie das gelang und was wir von der Redaktion dazu meinen, lesen Sie im Artikel.
..ein Artikel von Manuel Saßenberg.
Wer von uns Meerwasseraquarianern kennt es nicht? Plötzlich auftauchende rötliche Beläge im Becken……
Cyanobakterien.
In meiner Zeit als Meerwasseraquarianer habe ich natürlich auch schon vorher Bekanntschaft mit dieser Plage gemacht und es bis jetzt immer hin bekommen, nur diesmal nicht. Die Plage war diesmal sehr Massiv! Am Tage wuchsen die Cyanos über Steine und Boden, so dass ich nicht mehr hinterher gekommen bin abzusaugen. Und ich hatte einige Verluste wie z.B. Euphyllia glabrescens, wo mir leider nur ein Stock geblieben ist, der vor sich hin kümmert, Caulastrea furcata, Favia favus, beide auch komplett abgestorben, trotz absaugen.
Mein Aquarium und die Bewohner folgen auf den nun kommenden Bildern. (veröffentlicht auf Einrichtungsbeispiele.de)
Das Becken sah zunehmend schlimmer aus. Nachdem ich eine Menge probiert habe, wie die alten Aqua Science Spezial Röhren gegen Neue zu wechseln, oder die Strömung zu verstärken, die Salzdichte zu erhöhen, oder auch ein anderes Salz zu benutzen, breiteteten die Biester sich genau so aus wie zuvor. Selbst meine Phalaena-Grundeln gingen nicht an die Cyanobakterien.
Da alle Versuche nichts gebracht hatten, und die Cyanobakterien munter weiter wuchsen, habe ich das relativ neue und gerade beworbene Mittel Easy Life Excital gekauft. Diese habe ich nach der mitgelieferten Anleitung verwendet. Die Dosierung sollte in der Beleuchtungszeit erfolgen über 5 Tage lang 10 ml pro 40 Liter täglich.
Nach Zugabe der ersten Dosierung von Easy Life Excital lösten sich auch die ersten Cyanobakterienbeläge im Becken auf. Anfangs nur einige, ich habe mich logischerweise schon darüber gefreut. Aber zu früh gefreut, denn am nächsten Tag kam dann der Schock. Die Beläge wuchsen erneut und es war so schlimm wie zuvor auch. Also nichts mit Sichtbares Ergebnis laut Hersteller nach 10 Tagen, denn da waren sie immer noch da.
Meine Korallen waren zum Teil auch schon arg in Mitleidenschaft gezogen, siehe die nachfolgenden Bilder.
Guter Rat war jetzt teuer, denn die Korallen fanden die Mitbewohner nicht so gut und ließen schon die Köpfe hängen. Da stieß ich in der neuen Meerwasser Aquarianer Ausgabe NR: 3/2010 auf ein Bericht von Paul-Gehrhard Rohleder „Rote Schmieralgen und Mycosidol“. Also besorgte ich mir das Mittel Mycosidol der Fa, Colombo beim Fachhändler Michael Mrutzek in Bremen.
Nun war der Tag gekommen, wo das Paket da war und ich es mit Vorfreude auspackte und mir erst mal die Gebrauchsanweisung durchließ.
Eine Kapsel muss auf 25 Liter Wasservolumen gegeben werden, 20 Kapseln waren im Becher und es sollte für 500 Liter reichen. Ich verwendete also hoch gerechnet 16 Kapseln für mein Wasservolumen. Die 16 Kapseln wurden in 1 Liter Meerwasser gelöst und dem Becken zugegeben. Hierzu hielt ich den Wasserauflauf des 1 Liter Behälters in eine der Strömungspumpen um einen möglichst schnelle Verteilung im Becken herbeizuführen.
Fische und Korallen verhielten sich normal, es gab keinerlei Anzeichen von Unwohlsein. Nicht einmal meine Tridacna maxima schien es zu stören. Nach ca.1 Stunde fingen die ersten Cyanos an sich aufzulösen. Ca. 4 Stunden nach der Zugabe von Mycosidol fing der Abschäumer an vermehrt zu schäumen.
Nach 24 Stunden (wie Paul-Gehrhard Rohleder, aber entgegen der Gebrauchsanweisung) gab ich nochmals den Inhalt einer Kapsel zu und wiederholte den Vorgang, bis die restlichen Kapseln nach 4 Tagen aufgebraucht waren. Alle Korallen waren weiterhin voll geöffnet. Wie beim Verfasser des Artikels im Meerwasseraquarianer (Paul-Gehrhard Rohleder) war eine Schädigung von Kleinkrebsen u, Kalkröhrenwürmer sowie Mysis-Garnelen nicht zu erkennen.
Nach 5 Tagen waren alle Cyanobakterien weg. Ich habe dann am sechsten Tag mit Aktivkohle gefiltert, um die Medikamentenrückstände zu entfernen.
Sicherheitshalber habe ich dem Becken nitrifizierende und denitrifizierende Bakterienstämme von Probio Bio Digest zugeführt, auch um eine eventuelle Schädigung der Bakterienfauna vorzubeugen, bzw. um die vorhandene Bakterienfauna zu stärken.
Fazit:
Mir ist klar dass dieses Mittel, zum jetzigen Zeitpunkt zumindest noch umstritten ist, aber es hat im Gegensatz zu anderen Maßnahmen und Mittelchen wenigstens geholfen. Ich bin damit meiner Plage Herr geworden. Meine Tiere im Becken danken es mir ganz sicher.
Beckendaten: Fassungsvermögen (in Liter): 450
Abmessungen: L x B x H): 150 x 50 x 60 = 450 Liter
Beleuchtung: T5 4x54W 2 Aqua Science blue,2 Aqua Science special
T5 4x39W 2 Aqua Science blue,2 Aqua Science special
Moondlicht
Beleuchtungsdauer: T5 - 12Stunden
Filterung: Bodengrund DSB
Lebendgestein
Abschäumer DELTEC Abschäumer APF 600
TUNZE Turbelle® powerhead 3000/2 mit TUNZE Watte-
Nachfüllpatrone 871
Wasserwerte: Temperatur: 25° - 26°
Karbonhärte 10
Magnesium 1400 mg/l
Calcium 450 mg/l
Phosphat 0
Salzdichte: 1,023
Silicat 0
Nitrat: 20 mg/l
Nitrit: n.N
pH 8,1
SALZ: Red Sea Pro Coral Meersalz
Wasserwechsel: 14-tägig 10%
Soweit der Erfahrungsbericht von Manuel, wofür wir ganz herzlich Danken.
Ohne solche Berichte gibt es in den seltensten Fällen eine Weitergabe von Wissen. Ohne solche Erfahrungen würden wir heute nicht das Wissen haben, einfach weil sich auch zu Zeiten des Internets doch alles viel schneller herumspricht. Sowohl positive wie negative Erfahrungen. Und hiervon profitiert in der Regel eine ganz große Gemeinschaft.
Allerdings hinterfragen wir halt auch ganz gerne. Und gerade bei "Wundermitteln" im Zusammenhang mit der einfachen Beseitigung von Cyanobakterien geht bei mir zumindest aus leidiger Erfahrung eine Warnleuchte an. Natürlich habe ich das Wort Mycosidol gegoogelt und doch einiges gefunden, was Sie zumindest wissen sollten. Wie sie das nun bewerten überlasse ich ganz Ihnen.
Der Blick in die deutschen Forengemeinschaften ergibt, dass über dieses Mittel bereits seit gut 6 Jahren immer mal wieder rege disktutiert wurde, wenn auch mit erheblichen zeitlichen Abständen. Es wurde z.b. bereits im Jahr 2004 (im Meerwasserforum.info) über dieses Mittel diskutiert, es ist aber dann lange Zeit ruhig gewesen. Der nächste größere Thread befindet sich im Riffaquaristikforum, aus dem Jahr 2006.
http://www.meerwasserforum.info/thread.php?threadid=14327&hilight=Mycosidol
http://www.riffaquaristikforum.de/forum/thread.php?postid=179319
Gerade die 6 Jahre alte Ausführung vom Tierarzt Harald Mülder haben mich zum Nachdenken angeregt. Es wäre ja wirklich zu schön gewesen, wenn es ein einfaches Mittel für die Plage Cyanobakterien gibt, ohne mögliche Nebenwirkungen oder gar Gefahren für sich oder andere. Aber 6 Jahre sind eine lange Zeit und seitdem ist sicher viel Wasser durch die Aquarien geflossen. Also haben wir weiter recherchiert, auch wegen dem Zusatz auf der Internetseite von Michael Mrutzek www.meeresaquaristik.de
Dort findet man den folgenden Hinweis:
Präparat zur Behandlung bei Cyanobakterienbefall ( Rote Schmieralgen) im Meerwasseraquarium.
Inhaltstoffe sind uns laut Hersteller bestätigt , keine Arzneimittel, die nicht freiverkäuflich sind!!
Michael hat uns folgendes übermittelt, ich zitiere:
Ich habe dies auf meine Kosten untersuchen lassen und dabei ist klar geworden, dass es sich bei dem Mittel nicht um ein reines Antibiotika handelt. Nur durch diese Info, haben wir das Mittel wieder Online gestellt. Zudem habe ich eine Mail des Herstellers, dass er versichert dass es keine Inhaltstsoffe enthält, die unter die Verschreibungspflicht gehören. Er bestätigt, dass dieses Mittel unter die freiverkäuflichen Mittel zählt.
Wir sind jetzt gespannt auf eure Meinungen zu dem sicherlich sehr interessanten Thema.
Wendet Ihr das Mittel an, obwohl doch durch dei Ausführungen von Harald aus 2004 ein klitzekleiner Rückschluss bleibt, dass vielleicht doch ein Antibiotikum enthalten ist? Allerdings kenne ich auch den Michael sehr gut, und vertraue ihm in dieser Frage voll und ganz.
Ehrlicherweise muss ich schon sagen, dass ich es durchaus nachvollziehen kann wenn jemand Monate lang gegen rote Cyanos kämpft, und dabei mit normalen Mittel nicht voran kommt. Es wäre in meinen Augen kein Wunder wenn man zu dem berühmten Strohhalm greift. Dennoch sind ja neben der reinen Beseitigung so einer Plage auch andere Dinge wichtig. Und diese wollen wir mit diesem Artikel und den kritischen Anmerkungen nicht ganz in Vergessenheit geraten lassen. Allerdings haben mich Michaels Zeilen zu dem Mittel Mycosidol doch einigermassen beruhigt. Scheinbar gibt es nun ein Mittel dass tatsächlich hilft, und so die Ausführungen, auch frei verkauft werden kann.
Wichtiger Nachtrag vom 18. Oktober 2010.
Joachim Ehni hat uns freundlicherweise einen Prüfbericht zukommen lassen, aus dem klar hervorgeht, dass Chlorampenicol enhalten ist. Dies ist verschreibungspflichtig !Hier die hinterlegten Links dazu neben dem Labor und sonstigen Daten.
Jederzeit ein gutes salziges Händchen
und viele Grüße
Robert und Team
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