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Steinfisch muss umziehen

Was tun mit Stoney? Die etwas andere Weihnachtsgeschichte... Eine Geschichte über einen Umzug eines Fisches, von Stefan Ott

Fische sind Freunde - und manchmal haben sie sich zum Fressen gern

Während groß und klein an den haarsträubenden Abenteuern um Nemo und seine Freunde Anteil nehmen, spielte sich nahezu unbemerkt von der Weltöffentlichkeit ein anderes, aber nicht weniger ergreifendes Drama direkt in unserer Nähe ab.

Paddy Paddelbarsch, Stoney Steinfisch und Julius Juwelenbarsch waren seit langem gute Freunde - gemeinsam bewohnten sie ein schönes, großes Aquarium im beschaulichen Augsburg. Mit ihrer freundlichen Art, ihren anmutigen Bewegungen und ihrer Schönheit verzauberten sie Ian, ihren Pfleger, ein ums andere Mal. Wie herrlich war es doch anzuschauen, wenn sie gemeinsam ihre Runden drehten, im fröhlichen Spiel um Korallenäste und durch Riffpfeiler schwammen und vergnügt mit den flossen wedelten!

Doch dass diese Idylle nur vorgetäuscht war - das musste unser Ian eines Tages schmerzlich erfahren. Und das ausgerechnet zu einer Zeit, wo Frieden auf Erden und unter Wasser herrschen sollte....

Warum es passierte - das kann wohl keiner mehr sagen. Fassungslos stand Ian morgens vor seinem Aquarium und wartete vergeblich darauf, von den drei Freunden wie jeden Tag flossenwedelnd begrüsst zu werden. Doch so sehr er sich auch bemühte und ins smaragdklare Wasser des Beckens starrte - stets konnte er nur zwei der drei Gefährten ausmachen. Wo war Paddy Paddelbarsch, sein Freund aus ersten Meerwassertagen, der ihn so lange Zeit treu begleitet hatte? Unter den Steinen, im Gewirr der ästigen Acroporas verborgen? Hinter der Muschel, oder etwa bei Julius in der Höhle? Schon wollte er die ersten Steine aus dem Becken heben, um dort zu forschen - da fiel sein Blick auf Stoney, der schuldbewusst in der linken Ecke des Aquariums am Boden kauerte und den Blick gesenkt hielt. Hatte Stoney nicht immer ein graugrünes Kleid getragen, das ihn kaum von den Steinen seiner Umgebung abheben liess? Und heute? Woher hatte er nur dieses schwarz-weisse Kostüm, das er unter seiner Jacke zu tragen schien?

Und diese Körperfülle - fast rund war der Geselle, und als Ian ihn vorsichtig anstubste, schwamm er schaukelnd wie ein missgestalteter Goldfisch an der Scheibe entlang......

Da fiel es Ian wie Schuppen von den Augen. Stoney hatte - unfassbar für Ian - seinen treuen Gefährten Paddy mit Haut und Schuppen verspeist! Paddy, der doch doppelt so groß war wie sein kleiner Freund Stoney. Welches Drama hatte sich hier, mitten im beschaulichen Frankenland, wohl abgespielt? Welchen dunklen Mächte hatten Stoneys Blick so verschleiert, dass er seinen Freund Paddy für einen wohlschmeckenden Happen gehalten hat? Wir werden es wohl nie erfahren.

Der Schmerz verschleierte Ian den Blick, der Schmerz übermannte ihn und in ohnmächtiger Wut wollte er den Frevler an den Flossen packen und....

...doch da besann er sich eines Besseren. Genügte es denn nicht, dass schon einer der Gefährten einem grausigen Schicksal zum Opfer gefallen war? Nun galt es, den Schmerz zu überwinden und nach vorne zu blicken. Es war klar, dass Stoney Steinfisch sich für die Missetat zu verantworten hatte - aber was sollte Ian bloss tun? Blinde Raserei brachte Paddy auch nicht zurück.

Wen konnte er um Rat fragen ? Natürlich, da fiel es ihm ein - wer sonst ausser den Freunden vom Forum konnte ihm in dieser Stunde der Not zur Seite stehen? Flugs das Telefon in die Hand genommen - und nach zwei Anrufen und ein paar Emails war des Rätsels Lösung gefunden. Stoney Steinfisch sollte für seine Entgleisung ins Exil!

Und so machte sich Ian drei Tage später mit dem Sternen-Gefährt* und Stoney im Gepäck auf den Weg nach Stuttgart. Dort sollte der Missetäter auf Vermittlung von Stefan im Zoologisch-botanischen Garten, der Wilhema, seine neue Heimat finden.

*auch Mercedes-Benz genannt

Nach der langen Fahrt wurde Stoney vom Leiter des Meerwasserbereiches, Herrn Petrus, vorsichtig ans neue Beckenwasser gewöhnt

Seine vorerst neue Heimat - IP schaut, obs Stoney auch gefällt

Noch ist Stoney etwas skeptisch - aber er wird sich sicherlich schnell an seine neue Umgebung gewöhnen

Herr Petrus (li.) hat uns dann auch gleich eine exklusive Führung hinter den Kulissen angeboten, was IP (re.) sichtlich erfreute

In dem Labyrinth von Rohren und Leitungen finden sich nur Eingeweihte zurecht. Im Vordergrund die Filteranlage für die Amazonas-Becken

In den Katakomben unter dem Wilhelma-Aquarium fühlt man sich wie im Maschinenraum eines Ozeandampfers. Rechts hinten: Keilriemen...

 

Relikte aus vergangenen Tagen: Tote Korallen, die früher zur Dekoration der Fischaquarien dienten, lagern in langen Gängen unter dem Aquarium.

In nahezu jedem Behältnis wartet eine Überraschung: Hier verteidigt ein angriffslustiger Hummer seinen Fisch gegen uns vermeintliche Angreifer. Auch die Wilhema nutzt jedes Behältnis - hier die Nordsee-Filteranlage - zur Unterbringung von Tieren.

Links die Becken für lebende Mysis - nach Größe sortiert. Zweimal pro Woche erhält die Wilhelma einen Tanklaster. Alleine dieses Futter kostet im Jahr 45000 Euro! Rechts im Bild sind Schaubecken.

Ein Highlight der Führung: Herr Petrus zeigt uns den zahmen Oktopus Ferdinand. Dieser bewohnt ein Schaubecken, das hermetisch gegen Ausbruchsversuche abgeriegelt ist, seit Ferdinand die nebenliegenden Becken ausgeräumt hatte...

Der zahme Oktopus erkundet neugierig die Besucher. Leider haben diese schlauen Tiere nur eine Lebenserwartung von ca. 8 Monaten.

Das Anemonenfisch-Becken. Links die Hinweistafel, die auf Initiative von www.korallenriff.de und dem www.meerwasserforum.com dort und an einigen anderen Plätzen in der Wilhelma installiert wurde.

Zum guten Schluß nochmal ein ganz herzliches Dankeschön an die Wilhelma, besonders an die Kuratorin Frau Isabel Koch, den Leiter des Aquariums Herrn Petrus und seinen Stellvertreter Kai-Uwe Gensel.

Durch die guten Kontakte zu ihnen war es möglich, IP's Steinfisch unterzubringen. Gleichwohl möchten wir darauf hinweisen, dass dies nur in Ausnahmefällen möglich ist - wie z.B. bei Giftfischen, die eigentlich nicht in private Hände gehören.

Eine Führung durch die Kulissen des Aquariums wird mehrmals jährlich angeboten. Sollte mehrere Forumsmitglieder Interesse an einer speziellen Führung durch die Meerwasserabteilung haben, könnte man das organisieren.

Stefan Ott, 23. Dezember 2003

 



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robertbaur

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