Bunte Perlen im Riffaquarium - von Claude Schuhmacher, Juni 2004
Riesenmuscheln begeistern die Aquarianer, seit die ersten Tiere importiert worden sind. Sie sind Bestandteil eines jeden Aquarienbuches. Zu früheren Zeiten wurden Tausende dieser Tiere als Wildfänge importiert.
Viele Tiere lebten nur kurze Zeit in den Aquarien da Ihre Bedürfnisse praktisch unbekannt waren. Daniel Knop schrieb als erster ein umfassendes Werk über diese Tiere und ist auch heute das einzige Buch über diese interessanten Tiere.
Heutzutage sind alle Tiere die bei uns in den Handel kommen Nachzuchten aus Farmen. Dank der Forschungen der letzten Jahre und der Erkenntnis der Farmer, das sich Muschelfarmen sich nur mit dem Absatz an die Aquarianer erfolgreich betreiben lassen, stehen uns heute diese Tiere zur Verfügung. Ich möchte Ihnen neue Erkenntnisse und Tipps und Tricks zur Haltung dieser interessanten Tiere mit diesem Artikel näher bringen.
Viel Spaß Claude Schuhmacher
Einleitung:
Muscheln (Klasse Bivalvia) gehören als vielzellige Tiere (Metazoa) zum Stamm der Weichtiere (Mollusca), und sind hier neben Schnecken und Kopffüssern als eigenständige Gruppe (Klasse) vertreten.
Durch die Wasseraustrittsöffnung (Egestionsöffnung) und dicht unter dieser durch die Wassereinfuhröffnung (Ingestionsöffnung ) wird der Wasserstrom durch die Kiemen geleitet, und dabei Nahrungspartikel bis zu einer Grösse von etwa 25 Mikron (micrometer, µm) herausgefiltert und aufgenommen. Werden grössere Partikel aufgenommen, können diese nicht verwertet werden und werden durch die Muschel ausgeschieden. Tridacna-Muscheln gibt es seit über 200 Millionen Jahren und sie sind perfekt an Ihre Umwelt angepasst.
Durch den massiven Fang, das Klimaphenomen El Niño und Umweltverschmutzung sind diese Tiere allerdings mittlerweile vom Aussterben bedroht. Riesenmuscheln sind nach den Regeln des Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Vor allem in Asien ist der Schliessmuskel der Muschel besonders beliebt, da dieser besondere Fähigkeiten haben soll. Es werden nach wie vor viele Tiere gewildert. Glücklicherweise entstehen in den letzten Jahren immer mehr Zuchtfarmen, die den kompletten Bedarf an Mördermuscheln gut decken können. Aus einer dieser Farmen stammen unsere Tiere.
Die allgemeine Taxonomie der Tridacnen ist folgende:
Stamm: Weichtier - Moluska
Klasse: Muscheln - Bivalvia
Ordnung: Venusmuscheln - Veneroidea
Familie: Herzmuscheln - Cardiacea
Unterfamilie: Riesenmuscheln - Tridacnidae
Die Vertreter der Familie der Riesenmuscheln (insgesamt acht Arten) werden in zwei Gattungen eingeteilt:
Gattung Hippopus
* Hippopus hippopus
* H. porcellanus
Gattung Tridacna
* Tridacna crocea
* T. derasa
* T. gigas
* T. maxima
* T. squamosa
* T. tevoroa
Die neunte Art, Tridacna rosewateri, ist nicht allgemein anerkannt, obwohl sie 1991 beschrieben wurde. Laut Auskunft einiger Internetseiten wird dieser Name nicht anerkannt, da nur die Mantellappen als Referenz benutzt wurden und die Muschel nur ein begrenztes lokales Vorkommen hat. Da diese Muschel nur in einigen Regionen im Indopazifik (Saya del Malha Bank) in der Nähe von Mauritius angetroffen wird, wird sie daher als Variante der T. squamosa angesehen. Auf anderen Seiten gilt sie jedoch als eigenständige Art. Interessant ist die starke Ausprägung der Schuppen und das extrem kleine Verbreitungsgebiet dieser Art. Diese Tridacna wurde nach J.R. Rosewater benannt, der 1965 die Familie der Tridacnidae neu geordnet (revidiert) hatte.
Hippopus hippopus
Diese Muschelart unterscheidet sich sehr von den Arten der Gattung Tridacna. Ihr Vorkommensgebiet erstreckt sich von Thailand bis nach Mikronesien. Ihre Schale ist stark nach aussen gewölbt und sieht einem Pferdehuf nicht unähnlich. Die Muschel kann eine Grösse von bis zu 40 cm erlangen. Auf den Philippinen findet man oft ihre mit roten Querstreifen verzierten Schalen am Strand. Das beste Bestimmungsmerkmal ist die deutliche Zahnung an der spaltförmigen Byssusöffnung (untere Öffnung) der Muschel und die Tatsache, dass ihre Mantellappen nie die Schalen überdecken.
T. crocea
T. derasa
T. gigas
T. maxima
T. squamosa
Tridacna tevoroa
Diese Art ist die seltenste unter den Riesenmuscheln. Bei dieser Art ist auffällig, dass sie, wie Hippopus Hippopus, die Mantellappen nicht über die Schalen reichen können. Diese sehr flachen Muscheln besitzen einen glatte Schale mit roter Bänderung im unteren Bereich und können bis zu 50 cm lang werden. Die Schalen schliessen trotz der geringen Bezahnung dicht ab. Man findet sie bis in 15 m Tiefe meistens zwischen Korallen und Geröll. Diese Art kommt nur um Tonga und Fiji vor. Diese Tiere kommen in Wassertiefen bis 30 m vor und sind fast nicht zu finden. Bringt man diese Tiere an die Wasseroberfläche sterben diese schnell ab.
Anatomie
Tridacnas haben zwei Schalen (Oberteile), wie normale Muscheln. Muscheln der Familie Tridacnidae unterscheiden sich von anderen Muscheln dadurch, dass ein Grossteil ihrer Inneren Organe um etwa 90° verdreht ist. Diese anatomische Besonderheit erlaubt es diesen Muscheln, ihren Mantel, der in anderen Muscheln horizontal und sogar leicht abwärts gerichtet ist, vertikal zu exponieren. Dies ist eine Anpassung an die symbiontische Lebensweise der Tridacniden, die symbiontische Dinoflagellaten (Zooxanthellen) in den Mantel einlagern. Durch die gleichzeitige Vergrösserung des Mantelgewebes können Tridacniden ihre Zooxanthellen dem Licht exponieren.
Die Funktion der Farbpigmente ist möglicherweise die gleiche wie bei Korallen. Beachten Sie hierzu Jörg Kokott's Vortrag bei Korallenriff.de. Im Gegensatz zu dem immer wieder behaupteten UV-Schutz, dienen die Fluoreszenzfarben eher der spektralen Veränderung des von den Zooxanthellen benötigten Lichtes. Die grundsätzlichen Mechanismen dürften aber dieselben wie bei den Korallen sein.
Das Zusetzen geeigneter Nahrung wie Ultramin S und Ultramin F sowie Ultralive versorgen die Muscheln mit allem, was Sie zur Farbausbildung benötigt. Gerade nach dem Transport ist eine Zufütterung sinnvoll. Bei zu starker Beleuchtung oder zu plötzlicher Veränderung kommt es ebenfalls zu Farbverlusten bis zum Ausbleichen der Muschel. Dies kann den sichere Tod bedeuten, wenn nicht umgehend reagiert wird. Vorallem auf den Jod-Gehalt des Wasser muss geachtet werden, da u.a. dieses Halogen bei übermässiger Beleuchtung, die in der Muschel entstehenden freien Sauerstoff-Radikale abfängt und die Muschel dieses Element für Ihren Stoffwechsel benötigen.
Durch die verdrehte Anatomie der Mördermuscheln, im Gegensatz zu den klassischen Muscheln, haben erwachsene Riesenmuscheln keinen eigentlichen Fuss wie dies normalerweise der Fall ist. Mördermuscheln befestigen sich mit sogenannten Byssusfäden, die in der Byssusdrüse gebildet werden. Diese Drüse produziert die Haltefäden und schiebt sie durch eine Ventilöffnung am Schloss der Muschel auf das Substrat. Dort werden mit Hilfe organischer Säuren die Fäden verankert. Bei den grossen Arten geschieht dies nur in der Jugend, später verlässt sich die Muschel auf Ihr Gewicht.
Tridacnas haben hunderte lichtaktive Zellen entlang den Rändern ihres Mantellappens. Diese sogenannten Iridophoren arbeiten wie kleine Linsen. Man nennt diese auch hyaline Organe, die aus einem strukturlosen, stark lichtbrechenden, durchsichtigen Protein (Kollagen) besteht, welche die Muschel über ein angeschlossenes Nervensystem über die Lichtverhältnisse oder plötzliche Abschattungen informiert. Um diese Iridophoren ist die Menge der Zooxanthellen deutlich erhöht, was auch eine Funktion der Iridophoren als Lichtleiter vermuten lässt. Durch die Lichtleiterfunktion kann der Stoffwechsel der Algen deutlich erhöht werden.
Allerdings lässt diese Funktion die Vermutung, dass die Farbausbildung der Mantellappen zum UV Schutz dient, nicht aufrechterhalten.
Auch hier ist zu beachten, dass UV-Schutzverbindungen für das menschliche Auge nicht sichtbar sind, weil sie nicht im sichtbaren Licht absorbieren. Pigmente absorbieren dagegen im sichtbaren Bereich und erscheinen uns daher farbig. Verallgemeinert kann man sagen, dass farbige Pigmente keinen UV-Schutz bieten können.
T. crocea und T. maxima haben diese Zellen auch auf den erhöhten Tuberkel des Mantellappens liegen.
Die meisten Muscheln erfüllen ihre Ernährungsanforderungen durch diese Zooxanthellen, absorbieren aber ebenfalls organische gelöste Nährstoffe durch Ihren Mantelkörper und filtrieren Feinstpartikel über Kiemen.
Die Zooxanthellen befinden sich ausserhalb von Zellen (ektocytisch) in einem speziellem Röhrensystem mit Taschen im Mantellappenbereich. Diese Taschen verlängern den Magen in das Mantelgewebe. Dieses ist gegenüber den Korallen unterschiedlich, da dort die Zooxanthellen in einzelnen Zellen lokalisiert sind (endocytisch). Die Zooxanthellen versorgen die Muscheln mit den gleichen Produkten, wie sie es auch bei Korallen tun. Die Zooxanthellen wandeln Kohlendioxid, gelösten Phosphor (wie Phosphat) und gelösten Stickstoff (wie Ammonium) in Kohlenhydrate (Zucker, z.B. Glucose), Fettsäuren und Aminosäuren um, die sie zu einem Großteil ihrem Wirt bereit stellen. Forschungen haben gezeigt, dass Glucose das Primärkohlenhydrat ist, welches die Zooxanthellen der Muschel abgeben, gefolgt von Glycerin und einer Gruppe glucosehaltiger Oligosaccharide. Als Aminosäuren werden i.d.R: Glutamat, Aspartiat, Alanin und Glycin abgegeben.
Bei ausreichender Lichtleistung können die Muscheln ausschliesslich von den Produkten der Zooxanthellen leben.
In den Zooxanthellen, wie auch in den meisten freilebenden Dinoflagellaten, ist die Farbe des Chlorophylls a und die des in geringeren Mengen vorliegenden Chlorophyll c durch verschiedene gelbe und braune Xanthophylle (v.a. Peridinin) überdeckt. Zooxanthellen sind obligate Symbionten (fakultativ, die gibt es auch im Freiwasser). Wegen ihrer hohen Lichtansprüche ist die Verbreitung der Muscheln auf die Oberflächengewässer beschränkt. Es ist bewiesen worden, dass die Zooxanthellen in den Muscheln bis zu 60 Prozent des durch Photosynthese fixierten Kohlenstoffs an die Wirtszellen abführen können.
Die Muschel gibt als Stickstoffquelle Ammonium an die Algen ab. Die Tridacna profitieren von diesem Symbiosekonzept, weil es für sie eine sehr leistungsfähige interne Nahrungsmittelquelle ist. Der Austausch der Nährstoffe verhelfen den Muscheln und den Algen die nährstoffarmen Bereiche der Koralleriffe optimal zu nutzen. Die Muschel kann mit Hilfe spezieller Zellen den sogenannte Amöbocysten den Symbiontenüberschuss regulieren. Entgegen anderslautender Berichte lässt sich aber keine Verwendung der Symbionten für die direkte Ernährung nachweisen. Die Muschel reagiert hierbei auf geänderte Umweltbedingungen wie schwankende Lichtverhältnisse, Temperatur etc.
Die Nieren der Tridacna-Muscheln enthalten grosse Mengen an Kalziumphosphat. Diese Ablagerungen sind auch in anderen Muscheln enthalten, allerdings ist nicht bekannt, welche Rolle diese Einlagerungen spielen.
Der Mundspalt ist zu einem Mundsegel umgeformt, da es weder Kiefer noch Speicheldrüsen gibt. Eine kurze Speiseröhre führt zum Magen. Im Magen befindet sich ein sogenannter Kristallstiel. Er besteht aus einer gallertartigen Sekretmasse, die verdauende Enzyme (Proteinasen), vorallem Amylase, enthält. Er wird von einem Blindsack des Mitteldarms gebildet, durch die Darmbewegung in langsame Rotation versetzt und in dem Masse, in dem er sich verbraucht (durch Abgabe von Verdauungsenzymen) an der Magenplatte in den Magen nachgeschoben.
Der Mantellappen der Riesenmuscheln ist in der Lage, gelöste Nährstoffe direkt aus dem Wasser aufzunehmen. Die Nährstoffe werden benutzt, um z.B. Aminosäuren herzustellen. Dies erklärt auch, weshalb Muscheln in der Lage sind, Nitrat und Phosphat in einem Aquariensystem zu senken. In der natürlichen Umgebung sind die gelösten Nährstoffe im Meerwasser von grosser Bedeutung, da sie unter anderem auch Aminosäuren, Fettsäuren und Einfachzucker umfassen. 1 Liter Meerwasser enthält etwa 2 µg dieser gelösten Substanzen. Das sieht nach sehr wenig aus, aber in Anbetracht der enormen Wassermenge steht den Tieren diese Quelle immer zur Verfügung. Diese Nährstoffquelle ist alleine gesehen nicht ausreichend, um die Muschel zu ernähren, die völlig von den Produkten ihrer Zooxanthellen abhängig ist. Trotzdem ist die Aufnahme gelöster organischer Substanzen wichtig, da diese ebenfalls für die Gesundheit und Fortpflanzung wichtig sind.
In den grossen Zuchtbecken der Farmen wird den Muscheln Ammoniumnitrat (NH4NO3) gegeben, um das Wachstum der jungen Muscheln zu steigern. Bei den älteren Tieren muss die Ernährung auf geeignete Partikelnahrung umgestellt werden.
Es ist bei geschlossenen Aquarien-Systemen nicht ratsam, Ammoniumnitrat zuzufügen, da es im Gegensatz zu Ammoniumchlorid oder Calciumnitrat ein äusserst starkes Oxidationsmittel ist. Darüber hinaus ist es besser, geeignete Aminosäureprodukte wie z.B. Ultramin S zuzufügen da hier den Muscheln bereits energetisch hochwertige Substanzen bereit gestellt werden, die andernfalls erst energieaufwendig hergestellt werden müssten.
Es ist ebenfalls sehr wichtig, auf das genaue Verhältnis der natürlichen und zugegebenen Nährstoffe, sowie den wichtigen Wasserwerten wie Ca- und Mg-Gehalt, zu achten. Erst das Zusammenspiel der wichtigen Wasserinhaltsstoffe ermöglicht der Muschel ein gesundes Wachstum.
Die Photosynthese der Zooxanthellen kann mehr Sauerstoff als benötigt produzieren. Zu hohe Sauerstoffwerte sind für die Muschel sehr stressig und können lebensgefährlich sein. Die Muscheln müssen den überschüssigen Sauerstoff entweder durch die Mantellappen oder möglicherweise den Kiemen beseitigen. Bei dieser hohen Sauerstoff-Produktion entstehen viele zellschädigende freie Radikale, die neben einem komplexen Antioxidationssystem auch durch Halogenverbindungen wie Jod und Fluor gebunden werden können. Die Muschel kann durch Rückziehen des Mantellappens den Lichteintrag steuern. Sie kann ebenfalls, wie bereits beschrieben, die Menge der Zooxanthellen verringern und diese ausscheiden, so dass die Überproduktion von Sauerstoff vermieden werden kann. Es sollte trotzdem darauf geachtet werden, dass keine zu plötzlichen und starken Lichtveränderungen stattfinden, da die Reaktion nicht sofort erfolgen kann und die Muschel dadurch Schaden erleiden kann.
Vermehrung und Wachstum
Vermehrung
Riesenmuscheln erreichen Ihre volle sexuelle Reife artspezifisch mit ungefähr 3 bis 7 Jahren. Einige Muscheln werden als Männchen innerhalb zwei Jahre sexuell aktiv und entwickeln dann stufenweise weibliche Gonaden.
In einigen Farmen werden die Muscheln künstlich unter Stress gesetzt, indem man sie in der Sonne bis zu 34° C erwärmt.Dies sorgt ebenfalls, wie im Aquarium, zu einer Abgabe von Spermien und Eiern. Je nach Methode kann es dann bis zu 30 Minuten dauern, bis die Keimzellenabgabe beginnt. Es werden Milliarden Samenzellen und mehrere Millionen etwa 100 Mikron grosse Eier abgeben. Im Gegensatz zur Zucht im Aquarium, werden die Muscheln in grosse Behälter zur Abgabe Ihrer Eier gelegt. Nach der Eiabgabe werden die abgesammelten Spermien eines anderen Tieres dazugegeben und die Eier werden befruchtet. Trotz der immensen Menge der befruchteten Eier sterben viele noch vor erreichen des ersten Stadiums ab. Allerdings lässt sich durch diese Methode die Genetik der Muschel gut steuern.
H. porcellanus x H. hippopus
T. maxima x T. crocea
T. derasa x T. gigas
T. crocea x T. derasa
T. squamosa x T. gigas
In den Bereichen rund um den Äquator häufen sich die Hybriden, während in den nördlichen, südlicheren Bereichen die einzelnen Tridacna-Arten eigene Vermehrungszyklen haben, so dass die Hybriden seltener sind.
Am schnellsten wachsen nun die T. gigas mit bis zu 10 cm im Jahr, während die kleineren Arten wie T. maxima nur 2 - 4 cm im Jahr wachsen können. Durch spezielle Futterzugaben in den Zuchtfarmen kann das Wachstum noch erheblich gesteigert werden.
Die Riesenmuscheln können bis zu 200 Jahre alt werden. Die meisten, vor allem die kleineren Arten, haben eine Lebensdauer von maximal 8 - 20 Jahre, T. crocea i.d.R. nur 4-5 Jahre. Um die aussergewöhnliche Färbung unserer Muschen zu erhalten, müssen die Gegebenheiten im Riffaquarium korrekt sein. Eine ausreichende und starke Beleuchtung mit HQI Leuchtmittel z.b. Giesemann Megachrome marine, Osram D oder Osram N, oder BLV 10.000 und blauen T5 Leuchtmittel z.B. ATI Blue Plus oder Aqua Medic Ocean Blue ist erforderlich. Bei Beleuchtung mit stark emittierenden Blaustrahler wie Aquaconnect Performance, Megachrome blue oder Radium 20.000 K sollten die Zusatzleuchten T5 Tageslichtspektrum besitzen z.B ATI Sun Pro. Bei reiner T5-Beleuchtung empfiehlt sich ein Mix der Leuchtstoffröhren mit den unterschiedlichen Spektren.
Die in der Literatur angegeben gängigen Wasserwerte sind ebenfalls stabil zu halten, sowie eine Temperatur von bis zu 29° C mögen diese Muscheln sehr gerne. T. crocea und T. maxima benötigen sehr viel Licht, gefolgt von T. gigas und T. derasa.
Als Beispiel für ein korrekt ausgeleuchtetes Aquarium kann man das folgende Aquarium ansehen:
130 x 60 x 60 beleuchtet mit 2 x 250 Watt + 2 oder 4 x 54 Watt T 5 Leuchtmittel der Lichtfarbe blau.
Bei Aquarien mit über 70 cm Wasserstand empfiehlt es sich, die Leuchten mit 400 Watt HQI auszustatten. Bei HQI-Beleuchtung liegt die mittlere Leuchtdauer bei etwa 9 Stunden pro Tag und etwa 12 - 14 Stunden bei den T 5 Leuchtmitteln. Bei Beleuchtung mit T5 sollten sie mindestens 4 x 54 Watt, bei einer Beleuchtungszeit von ca. 12 Stunden.
Bitte beachten Sie beim Kauf die Beleuchtung des Verkaufsaquarium, wurden die Tiere über längere Zeit nur unter T5 gehalten, sollten diese nicht sofort unter starke HQI-Brenner gesetzt werden, sondern langsam an die neue Situation gewöhnt werden. Dies kann durchaus einige Wochen in Anspruch nehmen.
Durch die Änderung der wichtigsten Parameter wie Licht- und Wasserwerte sowie dem Transport verlieren die Muschel etwas von Ihrer Farbigkeit und Brillanz, nach erfolgreicher Eingewöhnung wird dies aber bald wieder zu sehen sein. Geben Sie in dieser Zeit ein geeignetes Jod-Präparat wie z.B. UltraJod, Tropic Marin Cure oder Betaisodona-Lösung zu. Wichtig bei Joddosierung ist das Sie sich an die angegeben Dosierungen halten und in dieser Zeit keine starke Kohlefilterung oder Ozonzufuhr betreiben.
Haben Sie sich eine neue Muschel gekauft ?
Überprüfen Sie regelmässig ihre Reaktionen auf Licht und Bewegung. Eine gesunde Muschel reagiert sofort auf Bewegung oder Berührung, indem sie schnell ihre Schalen schliesst. Frisch importierte und transportierte Muscheln neigen dazu, langsam zu reagieren. Im Laufe der nächsten Tage sollte sich das aber deutlich bessern. Wenn dies nicht der Fall ist, suchen sie der Muschel einen neuen Standort. Sehr wichtig ist das korrekte Umsetzen der Muschel, nehmen Sie sich Zeit zur Angleichung der Wasserwerte mit der Tropfenmethode.
Nur den Beutel ins Becken hängen um die Temperatur anzugleichen, ist nicht ausreichend.
Sollten Sie einmal eine Muschel vom Substrat lösen wollen, heben sie diese leicht an und schneiden sie die Byssus Fäden mit einem scharfen Messer am Substrat ab. Kaufen Sie sich keine Muschel, die mit "Gewalt" vom Untergrund entfernt wurde. Nehmen Sie in solchen Fällen den Stein gleich mit.
Ein Tipp Für Muschel-Verkäufer
Eine gute Weise, Ihre Muscheln zu präsentieren ist, dass Hältern der Muschel in Kies gefüllten Dosen oder Schalen. In diesen Dosen können sich die Muscheln optimal zum Licht ausrichten und es entsteht kein Schaden, wenn diese mit angehefteten Kies verkauft werden.
Kontrolle bei Muscheln
Bei den Farmkorallen sind die Muscheln einer ständigen Gesundheitskontrolle unterlegen, die garantieren soll, dass keine Parasiten die kleinen Muscheln oder die Brutstocktiere gefährden. In den Farmen wird dazu das geförderte Wasser vorher durch Mikrofiltration von potenziellen Parasiten gereinigt.
Es gibt trotzdem einige Parasiten, auf die sie achten sollten:
Es gibt einige parasitische Schnecken, die Sie an Ihren Muscheln finden können.
Tagsüber verstecken sich die kleinen, meist nur reiskorngrossen und weissen Schnecken, in den Ritzen unterhalb der Muscheln oder in den Nuten der Schuppen. Wenn die Muschel sich befestigt hat, heben Sie die Muschel leicht an und achten sie auf die kleinen Schnecken unterhalb der Muschel. Nachts finden Sie die Schnecken auf der Oberseite der Muscheln.
Sammeln Sie diese Schnecken zügig ab. Die Schnecken werden bis zu 2,5 mm lang und richten enormen Schaden an. Achten Sie auch auf geleeartiges Gewebe, welches die Eikapseln dieser Schnecken sein können und entfernen Sie diese ebenfalls.
Ein bekannter Muschelschädling sind die Schnecken der Familie Cymatiidae. Vor allem für die Zuchtfarmen sind diese Schnecken trotz der Filtration des zugeführten Wasser ein grosses Problem. Da diese Schnecken sehr verbreitet sind, ist ein Einschleppen mit Lebenden Steinen möglich. Es sind derzeit keine effektiven Fressfeinde bekannt.
Die Larven der Schnecken befallen die Muscheln durch die Byssusöffnung und siedeln sich zwischen Schale und Gewebe ein. Die Muschel versucht nun mit Ihren Abwehrschleim die Schnecke zu vertreiben. Die Muschel reagiert ansonsten kaum mit leicht geschlossenem Mantel. Die Muschel versucht nun die Schnecke wie eine Perle mit Perlmutt zu umgeben, um sie unschädlich zu machen. Später öffnet sich die Muschel weit und stirbt. Die Schnecke verlassen nun die Muschel auf der Suche nach neuen Opfern. Findet sie ein neues Tier, wartet sie an der Byssusöffnung ab, bis sich die Muschel bewegt und schiebt sich dann unter das Tier. Dabei frisst sie vom Byssus-Gewebe und setzt ihre Eier dort ab. Grosse Muscheln werden fast nie befallen, da diese Tiere zu schwer für die Schnecken sind und sich auch nicht mehr bewegen.
Andere Schnecken, die sich ebenfalls von den Muschel ernähren, sind:
Pyramidellacea sp., diese bis zu 4 mm grossen Schnecken fressen fast alle Austern und Tridacna Arten. Die Schnecken sehen aus wie kleine Reiskörnchen und sollten, wie oben beschrieben, umgehendst entfernt werden. Diese Schnecken-Art ist zirkumtrop. Die Arten der Gattungen Tathrella und Pyrgiscus finden sich dagegen nur rund um Australien, wo sie grossen Schaden in den ersten landgestützten Muschelfarmen angerichtet haben. Alle diese Schnecken sind hermaphroditen und können sich rasend schnell vermehren. Die Schnecken fressen meistens in der Nacht und verstecken sich tagsüber unter der Muschel. Nachts stechen sie die Mantellappen an und ernähren sich von der Zellflüssigkeit. Kleine Muscheln werden binnen Tage getötet. Geeignete Fressfeinde sollen verschiedene Lippfische, z.B. Pseudocheilinus hexataenia und Pseudocheilinus tetrataenia sowie Halichoeres melanurus, sein. Diese Tiere wurden beobachtet, wie sie die Schnecken gefressen haben. Da die Schnecken aber hauptsächlich nachts fressen, muss trotzdem genau beobachtet und gegebenenfalls selbst abgesammelt werden.
Glasrosen kennt so gut wie jeder Aquarianer. Über diese kleinen Plagegeister ist genug geschrieben worden, wie man sie loswerden kann, so dass ich hier nicht näher dazu eingehen muss. Durch zu starke Vernesselung können die Muscheln bei starkem Befall von Glasrosen getötet oder sehr gestresst werden, was die Muschel auf Dauer sehr hemmt. Entfernen Sie auf alle Fälle diese Anemonen aus Ihrem System. Die ebenfalls bekannten Anemonia cf. majano sind genauso aggressiv und man sollte die Muschel gleichfalls davor schützen.
Höhere Algen wie Caulerpa bedrängen Riesenmuscheln ebenfalls und reizen diese sehr bzw. nehmen ihr das Licht, wenn sie überwachsen wird. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Rhizoide der Caulerpena nicht die Muschel unterwandern.
Es sind leider kaum Informationen zu diesen Krankheitserreger zu finden, nur eine ähnliche Erkrankung bei Austern ist besser untersucht.
Borstenwürmer sind fleischfressende Tiere oder Allesfresser und haben starke Kiefer. Die kleinen Borstenwürmer in den Riffaquarien sind harmlos und werden kaum eine Muschel schädigen. Die grossen Feuerborstenwürmer, vor allem aus den Gattungen Eunice und Nereis, machen allerdings vor keiner Muschel halt.
Es gibt auch spezielle Würmer, die sich durch die Muschelschalen bohren und dann die Muschel mit einem Sekret abtöten, um diese dann aufzufressen. Die ersten Angriffe kann die Muschel mit einer Kalk-Matrix abwehren und die Löcher wieder schliessen. Bei massiven Angriffen wird die Muschel aber früher oder später an einer Infektion eingehen.
Kleine weisse Punkte, das sogenannte White-Spot-Syndrom, wurde erstmals 1994 entdeckt und als eine Protozoen-Infektion identifiziert. Auf den Muscheln können Sie die kleinen weissen Punkte leicht auf den Mantellappen entdecken. Mit Hilfe grosser Dichteschwankungen können Sie den Erreger erfolgreich bekämpfen. Ohne geeignete Massnahmen ist der Erreger fast immer tödlich.
Bitte achten Sie darauf, keine grossen Lippfische, Kaiserfische, Drücker und Feilenfische etc. zu halten, da diese gerne an den Muscheln zupfen oder diese fressen.
Das häufigste Krankheitsbild bei Muscheln ist das Ausbleichen.
Es gibt sehr viele Gründe für den Verlust der Zooxanthellen (das ist der Grund für das Bleichwerden der Muschel)
Bekannte Ursachen sind:
Lichtmangel / plötzliche Veränderung der Lichtmenge und Qualität
Spurenelementmangel bzw. -überdosierung
Temperaturen über 31° C
Zu hohe UV-Strahlung (falsche Strahler, Schutzgläser)
Nährstofflimitierung
Vergiftungen
Mechanischer Stress
Alle diese Punkte können zu einem Ausbleichen und somit dem Tod der Muschel führen. Oftmals wird die Muschel aber nur geschwächt, so dass sie nicht mehr in der Lage ist, ihre Widerstandskräfte aufrechtzuerhalten.
Ein Behandeln der Symptome ist möglich, sollte aber sehr früh erfolgen und es muss eine richtige Diagnose gestellt werden. Sollten Sie eine solche Muschel haben, stehe ich gern beratend zur Verfügung.
Bei ausgebleichten Muscheln gibt es einen Trick, diese noch zu retten:
Dazu werden einer gesunden Muschel oder einer Koralle Teile des symbiontenhaltigen Gewebes entfernt und mit gefiltertem Meerwasser in einem Mixer zerkleinert. Diese Suspension ist fertig, wenn das Wasser sich braun eingefärbt hat. Dann siebt man diese Lösung in einem 25 µ Sieb ab und füttert damit die ausgebleichten Muscheln. Als Vorbereitung badet man die Muscheln in Ultra-Min, einer Aminosäuren-Vitaminmischung mit Pflegestoffen zur Zellerneuerung, und gibt dann unter leichter Belüftung die Algenlösung zu.
Nach etwa 5 Stunden kann die Muschel aus dem Bad ins Aquarium zurückgesetzt werden. Je nach Zustand der Muschel konnte ich schon einige Tiere retten.
Luftblasen
Bei massiven Auftreten von feinsten Luftblasen im Aquarienwasser kann es ebenfalls zu Verlusten kommen, da sich die Blasen in der Muschel ansammeln können. Die Muschel ist nicht immer in der Lage diese Luftblasen zu entfernen oder diese zu resorbieren. Sie wird längerfristig daran eingehen.
Löcher in der Schale
Des öfteren kann man feine Löcher in den Schalen der Muschel entdecken. Diese kleinen Löcher von etwa 1 mm Durchmesser können von Bohrschwämmen kommen, die sich in die Schale bohren. Mir ist hierbei aufgefallen, dass eine zu hohe Nährstoffkonzentration die Entwicklung dieser Schwämme begünstigt. Bei abgestorbenen Tieren kann man ein feines Netz im Innern der Muschelschale sehen. Wenn man ein solches Tier hat oder eine Befall vermutet, dann kann ein Abwaschen der Schale mit Süsswasser helfen. In extremen Fällen kann die Muschelschale mit Formalin behandelt werden. Sie finden eine geeignete Anleitung zur Behandlung mit Formalin in Daniel Knops Muschelbuch Daehne Verlag.
Symbiotische Garnelen der Familie Palaemondidae (Gattungen Anchistus, Conchodytes und Paranchistus) oder kleinen Krabben der Familie Pinnotheridae können innerhalb der Muschel leben und sind in den grösseren Muscheln ab und an sichtbar. Was sie für die Muscheln tun und von was sie sich ernähren, ist weitgehend unbekannt. Parasitische Krabben, wie Xantidae und Portunidae, ebenso wie räuberische Einsiedlerkrebse können Muscheln sehr gefährlich werden. Achten Sie gerade bei Verwendung von Lebenden Gestein darauf, dass Sie regelmässig Krabbenfallen einsetzen. Selbst die kleinsten Krabben werden grösser und hungriger.
Immer wieder wird beschrieben, dass um den Fuss der Muschel ein leicht brauner oder weisser Schleim gesehen wird. Dies ist ein Abwehrschleim, den die Muschel produziert. Vor allem nach dem Transport, aber auch bei Stress kann dies passieren.
Beobachten Sie Ihre Muschel gut und entfernen sie diesen Schleim nicht manuell. Dieser Schleim wird auch bei Angriffen von Parasiten als Schutzmassnahme eingesetzt.
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