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Korallenfische füttern Teil 4

(c) by ARKA Biotechnologie

Im vierten und letzten Teil "Korallenfische füttern" geht es darum was und wie man füttert. Sowie um Inhaltsttoffe wie zum Beispiel Vitamine und dergleichen mehr. Und zum Schluß kommt das Resumee von Joachim Großkopf.

Artikelserie

Korallenfische füttern Teil 4

Wie soll man füttern?

Wie füttern?

Immer bei reduzierter Strömung! Oder möchten Sie in Formel1-Geschwindigkeit essen? Die große Gefahr ist hierbei aber, dass man vergisst die Pumpen wieder einzuschalten. Das kann zu einem lebensbedrohlichem Sauerstoffmangel im Wasser führen!!! Einige Hersteller haben an den Steuergeräten eine Futtertaste, die für eine begrenzte Zeit die Strömung reduziert.

Erste Fütterung immer bald nach dem Einschalten der Beleuchtung! Das gilt für alle Fische die im Meer stetig fressen, also Auswuchsfresser und Planktonfresser, sowie für putzende Fische. Für Raubfische ist das völlig egal. Für sie gilt eher Vorsicht vor Überfütterung. Andere Arten sollte man mindestens zweimal täglich in kleineren Portionen füttern. Regelmäßig Hungertage einlegen, aber nur bei schon eingewöhntem Fischbesatz, also etwa 4 Wochen bis 6 Monate Hälterung nach dem Kauf, je nach Fischart und individuell unterschiedlich.

Hat man mehrere Aquarien auf Sauberkeit achten, niemals mit dem Wasser der Aquarien in Kontakt kommen. Schon ein Tropfen genügt um in einem anderen Wasserkreislauf Fischseuchen zu übertragen. Frostfutter immer möglichst schnell, nur Minuten  nach dem Auftauen verfüttern.

Für Urlaubsvertretungen die einzelnen Futterportionen vorbereiten und eindeutig belehren nicht mehr als das zu füttern! Das Auffüllen von verdunstetem Wasser wird übrigens oft vergessen!

Alle Fische sollten genug Nahrung abbekommen, oft ist es erforderlich 2 Futterstellen einzurichten! Lebendfutter ist fast allen anderen Futtermitteln überlegen. Immer darauf achten, dass ein Fisch nicht nur eine Nahrung z.B. Artemia frisst, Ausnahme Granulat. Je kleiner das Aquarium umso notwendiger der Einsatz von Lebendfutter.

Ein Fischbesatz der Granulatfutter akzeptiert ist am einfachsten zu pflegen


Immer gleich füttern?

Nein, im Gegenteil!

-Nach dem Import brauchen Fische zuerst einmal eine leicht verdauliche Nahrung in der im Idealfall auch Bakterien der Darmflora (ich hoffe hier immer auf die Enchytraen) enthalten sein sollten. Vorsicht bei stark quellenden Futtermitteln und allem gekochten!

-Nach dem Aufbau der Darmflora sollten die Fische eine protein- und fettreiche (hoher Anteil ungesättigter Fettsäuren) Nahrung bekommen um verlorene Körpersubstanz wieder aufzubauen. Und sie sollten mehrmals am Tag kleine Futterportionen bekommen.

-Nach der Eingewöhnungszeit im Privat-Aquarium (mindestens 4 Wochen bis 6 Monate) sollte das Futter weniger Fette und Proteine enthalten und mehr Ballaststoffe. Kohlenhydrate sollten nur wenige enthalten sein (Weizenmehl).

-Ausgewachsene Fische  brauchen oft deutlich weniger Fette, mehr Ballaststoffe, Kohlenhydrate sollten nur wenige enthalten sein (Weizenmehl).

-Zuchtpaare (besonders die Weibchen) haben einen deutlich erhöhten Bedarf an ungesättigten Fettsäuren

 

Inhaltsstoffe im Futter 

Kohlenhydrate, Fette (Lipide)

Proteine/Eiweiße/Aminosäuren

Kohlenhydrate werden von Fischen nur in begrenzter Menge verwertet und benötigt. Pflanzenfresser können mehr vertragen, als Fische die tierische Nahrung fressen. Allerdings sind in den Algen die Korallenfische fressen, viel weniger Zucker/Kohlenhydrate enthalten als z.B. in Obst.

Fette sind für Korallenfische von größter Wichtigkeit. Besonders die ungesättigten Fettsäuren. Bei den zugänglichen Futtermitteln ist es oft schwierig zu sagen, welche Fette enthalten sind und in welcher Menge. Bei Industriefutter würde ich mir wünschen, dass statt Weizenmehl, Soja zum Einsatz kommen würde, weil Sojaprodukte mehr an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren enthalten. Der Fettanteil ist sehr wichtig und ist im Zusammenhang mit den Eiweißen von Bedeutung.

Eiweiße/Proteine/Aminosäuren sind der wichtigste Bestandteil der Nahrung. Man spricht im Allgemeinen davon, dass 30-40% Eiweiß enthalten sein sollen. Welche Eiweiße am besten enthalten sind, darüber findet man kaum einmal was. Vermutlich aus diesem Grund verwenden alle Hersteller Fisch oder Fischerzeugnisse. Sehr proteinhaltige Nahrung verursacht im Aquarium schnell eine Gelbfärbung des Wassers. Eiweiße setzen sich aus Aminosäuren zusammen. Aminosäuren werden als „Bausteine des Lebens“ tituliert. Seefisch wird deshalb für die menschliche Ernährung so hochgelobt, weil das Fischfleisch in hoher Menge alle für uns essentiellen Aminosäuren enthält (Lebensnotwendige Aminosäuren enthalten Pflanzen und Fleisch ebenfalls). Das bedeutet natürlich auch, dass man Fische mit dem inhaltlich füttern sollte, was ihr Fleisch selbst in der Natur enthält. Also ist die Verwendung von Seefisch zur Futterherstellung richtig. Angesichts der maßlos überfischten Meere aber nur noch begrenzte Zeit möglich. In diesem Dilemma befinden sich die z.B. die Lachsfarmen. Zuchtlachse werden ebenfalls mit Futter auf Fischmehlbasis groß gezogen. Zuchtlachse entlasten somit kaum die Lebensgemeinschaften der Meere, es wird lediglich Industriefisch in Speisefisch umgewandelt, quasi veredelt. Allerdings wenig effektiv, weil ein mehrfaches an Gewicht in Fischmehl verfüttert werden muss, als das, was letztlich an Gewichtsanteil vom Speisefisch verwendet werden kann. Verschiedene Aminosäuren kann der Körper nicht selbst produzieren. Ob überhaupt schon einmal untersucht worden ist, wie Korallenfische innerhalb der Nahrungskette diese essentiellen Aminosäuren aufnehmen, wage ich zu bezweifeln. Bei Raubfischen ist das klar, sie fressen Fisch und Krebstiere. Eine ganze Reihe von Korallenfischen ernähren sich ja anscheinend spezialisiert. Die Aufzucht von Meeresfischlarven hat ihre Futterprobleme keineswegs nur in der Zugabe ungesättigter Fettsäuren, sondern sicher viel mehr in der ausgewogenen Zuführung der lebensnotwendigen Aminosäuren, die die Larven nicht selbst produzieren können. In einem problematischen Verhältnis dazu stehen bei den Korallenfischen aber natürlich immer die Fettsäuren. Zu proteinhaltiges Futter, bei gleichzeitigem Fettmangel kann eine Ammoniak-Selbstvergiftung verursachen, besonders bei den hohen Ph-Werten im Meerwasser (4). Ich meine, dass die meisten Industriefutter mit einem Fettanteil von unter 10%, bei gleichzeitig hohem Proteinanteil von 50% für Korallenfische weniger geeignet sind. Besser ist sicher ein Verhältnis von etwas über 10% Fette zu etwa 40% Proteine. Um saugfähiges Futter oder Futtermixe (Futtersteine) mit Proteinen und Fettsäuren anzureichern, eignen sich sehr gut die Eier und Ovarien von Austern und anderen Meeresmuscheln. Flüssige Präparate davon sind im Handel erhältlich.

 

Ballaststoffe

Frostfutter enthält mehr Ballaststoffe als Industriefutter. Wenngleich manche Kohlenhydrate für Fische kaum verdaulich sind. Was aber immer fehlt, sind die oft Kalkigen Bestandteile in der Nahrung der Aufwuchsfresser. Wie sollte man so etwas aber im Aquarium auch verfüttern? Was manche Kaiserfische gewöhnt sind (Silicatnadeln von Schwämmen) kann die Darmwand von anderen Fischen vielleicht schädigen. Manche Fische haben nur Magenschläuche, andere sackartige Erweiterungen. Würmer enthalten z.B. auch Ballaststoffe, sie lagern in der Haut feinste unverdauliche Kollagenfibrillen ein.

 

Inhaltstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe

Vitamine und Mineralstoffe sind essentiell, lebensnotwendig.

Was allerdings um die Vitamine für ein Hype gemacht wird, ist sowohl in der menschlichen Ernährung mehr als zweifelhaft, wie in der Tierernährung auch. Man findet zu diesem Thema nur recht wenige öffentlich zugängliche Arbeiten, weil vieles aus Forschung mit kommerziellem Hintergrund stammt. Doch scheinen speziell D-Vitamine ganz besonders für Fische wichtig zu sein. Andere Vitaminverbindungen haben bekannte Wirkungen, Carotinoide sind ja bekanntermaßen für die Rötfärbungen wichtig. In der Regel wird es so sein, dass eine Unterversorgung nicht das Problem ist, eher eine Überversorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen, vor allem wenn verschiedene Industriefutter üppig verwendet werden.

(c) by ARKA Biotechnologie

(c) by Tropic Marin

Die maßvolle Vitaminzugabe direkt in das Wasser ist im Riffbecken sinnvoll, weil dadurch die Vitamine auch in die Nahrungskette im Riffaquarium gelangen. Direkt und effektiver ist eine Zugabe über das Futter. Ich empfehle das Vitamingel eines deutschen Herstellers, das recht gut am Frostfutter haften bleibt. Flüssige Produkte können nur mit einem Futter verwendet werde, das wässrige Lösungen aufsaugt. Granulatfutter zum Beispiel, sollte aber schon ausreichend Vitamine enthalten und muss nicht weiter vitaminisiert werden. Ein Mangel kann eigentlich nur bei Fischen auftreten, die nur eine einseitige Ernährung akzeptieren. Ein typisches Beispiel dafür sind die Seepferdchen (Hippocampus spp.), die meistens ja nur Mysis fressen. Hier empfiehlt sich eine Vitamin- und Fischölzugabe. Regelmäßig sollte man auch Lebendfutter anbieten. Pflegt man also einen Fisch der nur eine Frostfuttersorte, wie z.B. Artemia akzeptiert, ist eine dauerhafte Pflege schon alleine wegen Nährstoffmängel kaum möglich. In solchen Fällen unbedingt das Frostfutter mit Vitaminen, Fischöl und wenn möglich einem Aminosäure haltigen Präparat anreichern.

Mineralstoffe werden normalerweise nur mit der Nahrung aufgenommen. Bei im Wasser lebenden Organismen ist das vielfach auch die direkte Aufnahme über das Wasser möglich. Besonders einige Spurenelemente könnten von den Korallenfischen so in den Körper gelangen. Sicher bin ich mir dabei bei Jod. So genügte alleine die Fütterung meiner anderen Fische mit Norialgen, um eine beginnende kleine Kropfbildung bei einem Ammenhai (Chiloscyllium plagiosum) zu revidieren. Obwohl der Haifisch selbst gar keine Algen gefressen hat. Vergiftungen zeigen immer wieder, wie leicht manche Verbindungen in den Fischkörper eindringen können. Das als Bakterizid verwendete Nifurpirinol ist z.B. bereits nach etwa 15 Minuten im gesamten Fischkörper nachweisbar. Manche hochgiftigen Spurenelemente, wie z.B. Barium können den Fischen arg zusetzen. Ein Mangel an Spurenelementen sollte im Riffbecken kein Problem sein. Ob wichtige Mineralstoffe wie Calcium über das Trinken von Salzwasser oder über die Kiemen resorbiert werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Calcium ist wohl der wichtigste Mineralstoff. Verfüttert man auch Frostfutter wie Mysis, Muscheln, Tintenfisch sollte kein Mangel an Spurenelementen und Mineralstoffen vorliegen.

 

Zusatzstoffe

Europa, Deutschland, führend in der Welt, in vielen Bereichen? Leider schon lange nicht mehr. Das gilt genauso für die Kennzeichnung der Nahrungsmittel, auch für Tierfutter. Wer einmal Originaldosen aus den USA zu lesen bekommt, weiß was ich meine. Bei uns wird man auf Industriefutter lediglich solche Hinweise finden: Mit in der EU- zugelassenen Zusatzstoffen, so oder so ähnlich. Auf amerikanischen Dosen werden dann auch einmal solche Zusatzstoffe angegeben, wie EDTA (Ethylenediamine)  einem Chelator, Cholinchlorid, das der Leberverfettung vorbeugen soll und Ethoxyquin, einem Anthioxidans, das nur für Tiernahrung zugelassen ist. Danke, jedem Hersteller, der weiter reichende Angaben dazu auf seinen Dosen macht. Andere Futtermittel sind natürlich auch nicht unproblematisch. So manches Frostfutter und Lebendfutter kommt aus China. Dort ist man wenig zimperlich im Umgang mit der Natur und Zusatzstoffen. Ich wage zu bezweifeln, dass alles von dort importierte Futter einen Biostandard erfüllen könnte. Im Vergleich zu Industriefutter hat man bei Frostfutter keinerlei Sicherheiten über unerwünschte Inhaltsstoffe. Einiges, nicht alles, von dem im guten Fachhandel erhältlichen Lebendfutter stammt aus Futterzuchten, das sollte dann unbedenklich sein. Letztlich bleibt jedoch bei den unerwünschten Stoffen, die im Futter enthalten sind, das gleiche Dilemma wie bei unserer eigenen Ernährung.

 

Was bleibt als Resümee?

Ich habe mehrere Aquarien über Jahre hinweg nur mit einem guten Granulatfutter betrieben. Dabei war sowohl Zustand wie Lebensalter der Fische voll zufriedenstellend. Ein einziger Fisch aber, der kein Granulatfutter akzeptiert, kann dieses System der Fütterung verhindern.

Eine möglichst abwechslungsreiche Fütterung, mit einem hohen Anteil an hochwertigem Lebendfutter ist für die meisten Fische eine noch bessere Lösung.

Meine Empfehlung ist Abwechselnd folgende Futtersorten zu füttern, sofern sie maximal bis auf zweien von allen Fischen im Aquarium gefressen werden: als Industriefutter ein gutes Granulat; als Frostfutter Artemia, Mysis, Tintenfisch, Weiße Mückenlarven, Muschelfleisch (Herz- oder Miesmuschel) und regelmäßig Lebendfutter, Enchytraen, Weiße Mückenlarven, Artemia, Artemia-Nauplien, Mysis, Copepoden, Moina salina und bei Bedarf Futtergarnelen. Hat man Algenfresser im Aquarium regelmäßig in Süßwasser eingeweichte Nori-Algen (gleich verfüttern) und ein Granulat mit einem hohem Algenanteil (Kelp oder Spirulina). Gönnen Sie ihren Fischen auch einmal Feiertage mit mehreren kleineren Fütterungen über den ganzen Tag verteilt, gönnen Sie sich auch einmal bequeme Tage, an denen die Fische fasten müssen.

Zum Schluss zurück zu meiner Eingangs gestellten Frage:

Worin unterscheiden sich Meerwasserfische ganz wesentlich von Süßwasserfischen?   

Meerwasserfische müssen das Salzwasser trinken, Süßwasserfische müssen sich dagegen wehren vom umgebenden Wasser aufgeschwemmt zu werden. Darum sollte man Salzwasserfische besser bei erniedrigter Dichte pflegen. Darum machen das viele Händler so, auch wenn sie vielleicht gar nicht wissen warum. Deswegen sollten getrocknete Norialgen zuvor in Süßwasser eingeweicht werden. Sinn macht es auch Granulat zuvor in Süßwasser einzuweichen. So erleichtert man den Fischen ihren Stoffwechsel.

Ein Artikel von Joachim Großkopf

mit salzigen Grüßen

Team Korallenriff.de

 



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robertbaur

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