Das Deutsche Museum für Meereskunde und Fischerei Stralsund
Aquarium in Klostermauern
von Jan Robel, Homepage: www.aqua-terra-net.de
Zunächst mutet es eigenartig an, wenn man erfährt, dass das Deutsche Museum für Meereskunde und Fischerei samt seinem Aquarium in einem anno 1251 gegründeten Dominikanerkloster untergebracht ist. Die Tatsache allein ist schon spannend, wirft sie doch die Frage auf, wie es den Gestaltern der Exposition gelungen sein mag, diese unterschiedlichen Anliegen im Gebäude zu vereinen. Die Antwort ist einfach – hervorragend.
Das Museum ist in der Altstadt Stralsunds, die selbst schon sehr sehenswert ist und einen Besuch lohnt, gelegen. Schon beim Betreten des Museumshofes wird man mit dem größten Ausstellungsstück, einem 17 Meter langen Holzkutter konfrontiert, der bis 1969 zum Fischfang eingesetzt wurde.
Die Klosterkirche, die den größten Teil der Ausstellung beinhaltet wurde mit viel Sorgfalt restauriert und vollständig von den Umbauten früherer Nutzungsformen (Gemüselager, Arsenal, Lagerhaus, Waisenhaus, Lazarett, Gymnasium) befreit und bietet sich heute wieder als gotischer Sakralbau, dessen Grundstruktur und viele einzelne architektonische Elemente trotz der musealen Nutzung sichtbar sind.
Das Erdgeschoss ist dem Thema Meereskunde und Meeresbiologie gewidmet. Mit eindrucksvollen Exponaten, z.B. einer großen Kalksteinplatte mit Fossilien und einem Modell von Picards „Trieste“, wird der „Wasserplanet“ Erde und seine Erforschung vorgestellt. Verschiedene Seewasseraquarien bilden das „belebende“ Element und machen gespannt auf die weiteren Abteilungen.Der Übergang zur zweiten Ebene befindet sich im ehemaligen Kirchenchor, in dem ein 15 Meter langes Skelett eines Finnwals scheinbar frei schwebend ausgestellt wird, so dass der Besucher einen Eindruck von den Dimensionen dieser Tiere erhält. Folgerichtig beginnt die Darstellung der Geschichte der Seefischerei mit zahlreichen Fotos, Dokumenten und Ausstellungsstücken zum Walfang.
Der Besucher erhält einen umfassenden Überblick über verschiedene Fang- und Netztechniken und die zugehörigen Schiffe. Dabei wird aber immer wieder auf die Bedeutung des Schutzes und der Erforschung der marinen Lebensformen Bezug genommen, ohne eine vordergründige Emotionalität zu bemühen.
Die zweite Etage ist der Thematik „Mensch und Meer“ gewidmet. Grundintention dieses Teils der Ausstellung ist es, die Verantwortung des Menschen gegenüber den Bewohnern der Meere zu verdeutlichen und steht unter dem Motto: „Ein gesundes Meer – Voraussetzung für das Leben auf der Erde“.
Der Übergang zum Aquarium ist der Ostseeküste gewidmet. In dieser Abteilung werden die typischen Bewohner und ihre Lebensweise vorgestellt. Verständlicherweise wird die Abteilung inhaltlich durch die Darstellung und Präparate von Seevögeln dominiert, ist doch die Ostseeküste das Durchzugsgebiet für viele Vogelarten, die den Sommer in Skandinavien verbringen. Nicht ohne Grund wurden deshalb hier auch die Nationalparke „Jasmund“ und „Vorpommersche Boddenlandschaft“ geschaffen.
Eine steile Stiege führt den Besucher schließlich in die Kellergewölbe des Museum, in denen heute das Aquarium untergebracht ist. 35 Schauaquarien mit einem Fassungsvermögen von 100 bis 50.000 und insgesamt 143.000 Litern bieten die Möglichkeit, sich exemplarisch mit den verschiedensten Lebensformen der Meere vertraut zu machen.
Dennoch werden zwei Drittel der Ausstellung von tropischen Meeresaquarien eingenommen in denen die Artenvielfalt tropischer Meere in eindrucksvoller Art und Weise belegt wird. Die dargestellten Themenbereiche sind vielfältig. Es ist beachtenswert, dass die Konzeption nicht auf die „zur Schaustellung“ möglichst vieler Arten ausgerichtet ist, obwohl ständig zwischen 300 und 400 Arten gezeigt werden, sondern ganz spezielle Anliegen verfolgt, wie beispielweise den Komplex „Symbiose“ oder das Thema „Lautentäußerungen von Fischen“.
Jan J. Robel, Berlin
Der Autor Jan Robel pflegt selbst eine äußerst umfangreiche und hochinteressante Homepage.
Die URL dazu lautet: www.aqua-terra-net.de
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