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Planktonzucht mittels Reaktor

Ein hoffnungsvolles Gerät - erste Erfahrungen mit dem Quirbach Reaktor

Interessiert verfolge ich schon seit geraumer Zeit die "Vision" Plankton im Aquarium zu haben, so wie es die Natur vorgibt. So waren schon etliche Ideen in jüngster Vergangenheit umgesetzt worden, von Firmen wie Aqua Medic, oder Zinn Aquarientechnik.

Auch eigene Vorstellungen diesbezüglich wurden handwerklich umgesetzt. Die Erfolge waren jedoch nur bescheiden. Jedes ausgedachte System hatte so seine Tücken und früher oder später war es um die Kultur geschehen. Oftmaliger Grund war sicherlich nicht nur die falsche Ernährung/Beleuchtung sondern vor allem das zwangsläufige verschieben des Milieus durch äußere Einflüsse wie Staub und Mikropartikel. Die Bauformen der Reaktoren gaben ein übriges für das frühzeitige misslingen der Zucht.

Den entscheidenden Artikel, welcher mir sofort den Durchbruch klar machte, fand ich in der Koralle Nr.20. Die Vorstellung eines geschlossenen Reaktorsystems und dessen Aufbau von Bernd Quirbach.

Seit der letzten Messe Fisch und Reptil in Sindelfingen gibt es nun den damals vorgestellten Reaktor im Handel. Er wird von der Firma Aquarienanlagen Schuhmacher gefertigt. So konnte ich den Erscheinungstermin kaum erwarten, war doch wegen der Spezialisierung des Hobbys das lebende selbstgezüchtete Plankton die große Hoffnung für mich.

Im folgenden möchte ich nun auf den Reaktor selbst, die Anfahrphase dessen, und die bisherige Handhabung, eingehen:

Das Gerät selbst wird mit einer nicht übermäßig aber gut verständlich geschriebener Anleitung für die jeweilige frei wählbare Planktonart, einer kompletten Beleuchtungseinheit inklusive Leuchtmittel und Reflektor, einem stufenlos regelbaren Magnetrührer, dem Zuchtansatz selbst, sowie einem Lindenholzausströmer und Blasenzähler geliefert.

Sehr Positiv empfand ich die perfekte und auch durchdachte Verarbeitung, wie auch die gesamte Ausstattung.

Im gesamten gesehen, reichten nur wenige Handgriffe zur Endmontage. Danach folgte eine Dichtigkeitsprüfung. Da die Röhre noch etwas nach Klebstoff roch folgte zur Sicherheit der ersten Wässerung/Dichtigkeitsprüfung mit kaltem Wasser, anschließend ein Bad mit heißem Wasser. Nach ca. einer Stunde wurde das Gerät entleert und hatte den typischen Klebstoffgeruch verloren.

Nun wurde der bislang kalt gestellte Zuchtansatz (Isochrysis) gewogen (797gr.) und in den Reaktor eingebracht. Danach kam die sechsfache Menge, also knapp 5 Liter, an frisch angesetztem Meerwasser (Tropic Marin) hinzu und ebenso die Ultragreen Nährlösung von C. Schuhmacher. Es wurde exakt nach Anleitung dosiert. Weiterhin kamen noch 20ml Nährlösung pro Liter Meerwasser hinzu. Der Reaktor wurde anschließend mit den beiliegendenden Edelstahlschrauben leicht aber gleichmäßig von Hand angezogen und somit verschlossen.

Die Beleuchtungseinheit wurde an eine handelsübliche Zeitschaltuhr angeschlossen, und im zwei Stunden Rhythmus geschaltet. Auf eine CO² Zuführung kann bei Isochrysis verzichtet werden, somit wurde der Lindenholzausströmer entfernt. Dies hat nebenbei den positiven Effekt gezeigt dass der Magnetrührer, so mit weniger Drehzahl ein genauso effektives Ergebnis der Umwälzung zeigt - wie bei höheren Drehzahlen in Verbindung mit dem Ausströmer mittig des Reaktors. Ein leichter Sog sollte an der Oberfläche zu sehen sein, dann arbeitet der Magnetrührer optimal..

Nun galt es abzuwarten. Der bisherigen Recherche zufolge sollte sich der Ansatz binnen weniger Tage ausreichend vermehrt haben. Dies traf auch ein! Zwei Tage später dann wurde die bereits kräftig grün gefärbte Zucht zu gut 75% des Reaktorvolumens aufgefüllt. Herr Quirbach teilte mir zwischenzeitlich mit das bei Isochrysis 15ml Nährlösung pro Liter für ein gutes Wachstum ausreichen würde. Das kann ich bisher vollauf bestätigen

Nun folgte eine geradezu explosionsartige Vermehrung. Einen Tag darauf konnte der Reaktor schon zu 100% befüllt werden und so stand gleichzeitig die erste Entnahme an, die ich auf ca. 5% des Gesamtvolumen beschränkte. Wenn der Reaktor richtig angefahren wird, sehe ich sogar eine Entnahme von 20% als völlig unproblematisch an und wir für ein 1000 Liter Aquarium reichen. Es empfiehlt sich allerdings einmal pro Woche auszusetzen, so läuft man nicht Gefahr dass vorhandene ungebundene Nährstoffe in den Kreislauf gelangen.

Der Reaktor war nach fünf Tagen also voll betriebsbereit, und seither problemlos im Betrieb. Der Magnetrührer an sich, der sog. "Rührfisch" im Reaktor inneren war bis heute nicht wie anfänglich vermutet von der Zentrifugalkraft nach außen geschleudert worden. Das Plankton setzt sich nur sehr wenig ab, und bis heute wurde der Reaktor nicht gewartet. Eine Verschiebung durch unerwünschten Algenwuchs, Staubeintrag etc., konnte bislang nicht festgestellt werden.

Zur praktischen Anwendung haben sich aber ein paar Punkte herauskristallisiert die es zu beachten gilt. Ich denke in der nächsten Auflage der dem Reaktor beigefügten Anleitung werden diese dann integriert sein.

•Die Nährlösung sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden. Sie soll dann mindestens ein halbes Jahr lang haltbar sein.

•Die Menge an Nährstoffkonzentrat kann je nach Algenkultur variieren, so ist z.b. bei Isochrysis eine Menge von 15/ml pro Liter frisch dazugesetztes Meerwasser ausreichend. Dies wird in den jeweiligen Kulturanleitungen berücksichtigt, und sollte eingehalten werden, um durch eine Überdosierung freie, nicht gebundene, Nährstoffe und damit einer unnötig hohen Belastung des Aquarium zu entgehen. Mittlerweile soll auch eine hochkonzentrierte Nährlösung verfügbar sein, so dass die Werte natürlich dementsprechend umgerechnet werden müssen. Hier hilft gern der Hersteller. Erfahrungen hierüber liegen mir noch nicht vor, die Lösung wird aber die nächsten Tage erstmalig zum Einsatz kommen.

•Um den Eintrag an fremden Bakterien so gering wie möglich zu halten empfiehlt es sich wie auf der Abb. oben zu sehen ist, die freien Zugänge abzusichern. Bei der Nährlösungszuführung sollte dauerhaft eine Spritze aufgesetzt werden. Wenn keine zuführung von Co² erfolgt, ist es vorteilhaft den Blasenzähler mit Wasser zu befüllen. So hat man den geringsten Eintrag an Bakterien und Partikeln, da so alle offenen Ausgänge abgesichert sind.

•Da die Nährlösung auch sehr gut von unvermeidlichen Bakterien im innern des Reaktors verwertet werden kann, und durch die Lichtquelle zusätzlich beeinflusst werden, ist es zu empfehlen zur Sicherheit ein wenig der Stammalgen in einer Flasche o.ä. dicht verschlossen für 14 Tage im Kühlschrank aufzubewahren. Danach geht man wie folgt vor:

Ein Teil der Lösung wird entnommen, durch frisch angesetztes Meerwasser und die entsprechende Menge an Nährstoffkonzentrat ersetzt. Diesen Rhythmus sollte man alle 14 Tage wiederholen. So hat man immer eine Stammlösung parat wenn mal ein Neuansatz nötig sein sollte. Es empfiehlt sich grundsätzlich den Reaktor von Zeit zu Zeit zu entleeren, dann reinigen und neu anzufahren. So ist eine Milieuverschiebung der Algen im Reaktor weitgehendst verhindert, und man hat durch eine so gehaltene Kultur die max. Effizienz des Planktons, so gut es möglich ist für einen Aquarianer, ausgenutzt. So umgeht man recht zuverlässig einem Zusammenbruch und behält so seine Reinkultur.

In letzter Zeit wurde der Planktonreaktor als sog. Durchlauffilter beschrieben, obwohl ausser einem Zulauf und einem Ablauf es identische Systeme sind. Aufgrund des in letzter Zeit häufig erwähnten Durchlaufsystems werden sich nun sicher einige Fragen, ob man den Quirbach Reaktor auch als Durchlauffilter einsetzen kann?

Nun grundsätzlich ist der Reaktor natürlich dafür geeignet, und besitzt auch genügend Anschlüsse dafür, doch eine Kontrolle über ihn ist sehr schwer mit den derzeitigen Anwendungsmöglichkeiten. Aufgrund der Popularität derzeit möcht ich etwas näher darauf eingehen:

Es liegt unter anderem an den Wasserwerten, die wir durch die Messergebnisse dieser, als Kontrolle unseres Reaktors nehmen. Nun die gängigen Tests haben Funktionsweisen wo hier gegensätzlich sind, so dass die Messergebnisse total verschoben werden. Ein weiterer Grund ist der Reaktor und seine Funktion als Durchlauffilter selbst.

Das Wachstum von Algenzellen im allgemeinen ist Aufgrund der Tatsache dass es durch die Zellteilung der vorhandenen Algen entsteht ein geometrischer Ablauf. So bekommt man innerhalb eines Zeitintervall immer die doppelte Anzahl an Algenzellen. Von eingebrachten Nährstoffen (Stickstoff, Kohlenstoff, Phosphor, Magnesium, Eisen) werden hauptsächlich Stickstoff und Kohlenstoff aufgenommen um die Amino- und Fettsäuren zu bilden. Magnesium für den Zellkern und Phosphor, befindet sich im ständigen Kreislauf. Eisen wird für die Bildung der Carotinoide benötigt. Das Ergebnis im Reaktor so vereint ist, dass die Zusammensetzung dieser Nährstoffe sich immer mehr verschiebt durch das ständig zugeführte Aqauarienwasser, und da organische Verbindungen nicht Einfach getestet werden können, Defizite nicht gut erkannt werden. Hier ist die am ehesten geeignete Algenart noch nicht gefunden. Expertenaussagen zufolge wird es vermutlich eine Chlamydomonas Art sein. Man verdirbt sich die bisherigen Kulturen mit dem Durchlaufsystem also recht schnell durch Eintrag des Beckenwassers, was eine ständige Kontrolle und einen häufigen Neuansatz erfordern.

Ein gesteuerter Nährstoffeintrag ist also derzeit am besten mit einem geschlossenen System möglich. Doch ich bin sicher dass ein Durchlaufsystem früher oder später durchaus Sinn machen kann, die Entwicklung hierfür geht mit großen Schritten voran, nicht zuletzt Dank einiger engagierter Aquarianer.

Die entnommene Menge wurde nun zwischenzeitlich auf rund 15% festgelegt, ohne wöchentliche Pause, und gehen so tägl. über eine Dosierpumpe automatisch ins Beckenwasser. Die weitere Automatisierung bei mir, sieht nun die Zuführung von Frischwasser und der Nährlösung vor.

Als bisheriges Fazit kann gesagt werden, dass der Reaktor im Betrieb als geschlossenes System doch recht einfach zu handhaben ist, bei gleichzeitig effektiver Ausbeute. Es konnte bei allen Tieren schon nach wenigen Tagen der Zugabe, beobachtet werden dass sie merklich besser aufgingen, und die Ration an Lebendplankton anscheinend gut verwerten können. So ist dies eigentlich nicht sehr verwunderlich, steht doch das Plankton an erster Stelle der Nahrungskette im Meer. Das ganze Becken profitiert also davon und die Fauna an Kleinstlebewesen hat schon merklich zugenommen.

Bis heute besteht ein sehr guter und reger Kontakt zu Bernd Quirbach und Claude Schuhmacher, die einem so manches doch recht wissenschaftliche, für einen Aquarianer, verständlich machen konnten. So bleibt das oftmalige hinterfragte „warum“ geklärt. An dieser Stelle nochmals mein besten Dank!

mit salzigen Grüssen
Thilo Böck



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Team Korallenriff.de

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