Teil 3 der Reihe Octocorallia, vom bekannten Autor Joachim Großkopf aus Nürnberg Importgebiete aber auch Idenitfikation, Anpassung an das Wasser, UV Schutz, Krankheiten, Parasiten und Vermehrung sind die Themen aus Teil 3.
Importgebiete/Importe
Importgebiete
Oktokorallen sind weltweit verbreitet in allen Tiefen- und Temperaturbereichen. Viele Länder gestatten jedoch keine Entnahme für den Zierfischhandel. Im Laufe der letzten 35 Jahre habe ich Oktokorallen aus folgenden Ländern/Gebieten pflegen dürfen/können:
Atlantik:
Brasilien, USA (Florida), Belize, Dominikanische Republik, Kuba, Mittelmeer.
Indopazifik:
Indischer Ozean - Kenia, Sri Lanka, Rotes Meer, Mauritius, Thailand, Singapur, Indonesien (Indischer Ozean); Pazifischer Ozean - Indonesien (Pazifischer Ozean), Philippinen, Vietnam, Salomon-Inseln, Tonga, Fidschi-Inseln, Mikronesien, Mexiko.
Die Entnahmen aus einigen Ländern waren sehr wahrscheinlich nicht genehmigt und wurden relativ bald unterbunden, z.B. Thailand oder Mexiko. Einige Länder waren durch politische Unruhen nicht mehr praktikabel (z.B. Salomon-Inseln). Aus vielen Ländern kommen heute keine Oktokorallen (Rotes Meer, Thailand, Sri Lanka, Philippinen, Salomon-Inseln) mehr. Einige liegen sehr weit weg und sind schwierig zu Importieren. Hier trifft mich persönlich hart, dass kaum noch was von den Fidschi-Inseln importiert wird. Denn nur von dort kommt die herrliche, klein bleibende und knallgelbe Sarcophyton elegans.
Regelmäßige Importe sind im Moment noch von Indonesien, Kenia und Singapur möglich. Selten von Belize, wenig aus der Dominikanischen Republik und regelmäßig von Florida. Die Hornkorallen von Florida stammen aber vermutlich aus anderen Ländern und werden nur dorthin importiert. Wichtigstes Gebiet ist im Moment Indonesien. Hier vor allem Bali und Java. Vieles stammt aber ursprünglich von Sulawesi. Eventuell sind hier Beschränkungen sinnvoll oder zu erwarten, weil die Bestände der ungewöhnlichen Tierwelt von Sulawesi sicherlich überstrapaziert werden. Von Singapur kommen ebenfalls viele Arten, vor allem Weichkorallen. In den Gewässern vor Kenia und Tansania sind ebenfalls viele zum Teil endemische Oktokorallen zu finden und werden manchmal auch exportiert. Nur von Kenia bekommt man etwas öfters Cespitularia caerulea und die gelbe Rasenlederkoralle Rhytisma sp..
Die Länderauswahl ist heute also mehr als bescheiden, im Vergleich zu dem was früher alles möglich war.
Importe
Ich erinnere mich noch gut daran wie verzweifelt immer wieder Aquarianer und Importeure versucht haben Weiße Xenien (Xenia umbellata) aus dem Roten Meer zu importieren. Doch immer wieder ging das schief, nur „Matsch“ war alles was in den Transportbeuteln ankam. Aus nur sehr kleinen Resten konnte sich diese schöne Art in unseren Aquarien verbreiten und an die Bedingungen in Aquarien anpassen.
Oktokorallen sind keineswegs einfach zu transportieren. Es gibt viele außerordentlich heikle Arten. Bei Cespitularia caerulea löst sich regelmäßig der Farbstoff, manchmal ist das Transportwasser blau wie Tinte. Litophyton/Nephthea von Kenia kann trotz aufwendigster Verpackung fast aufgelöst ankommen, Blaue Anthelia/Sansibia von Singapur ist fast immer in Auflösung. Sarcophyton elegans von Fidschi zerfällt oft genug schwarz verfärbt, nur wenige Stunden nach dem Import, große Sarcophyton bekommen im Beutel oder danach im Aquarium einen Knick im Stamm und verfaulen hier besonders schnell. Das passiert sehr oft auch bei großen Tierkolonien die man aus einem Aquarium entfernt. Findet die Kolonie in einem anderen Behälter keinen adäquaten Siedlungsplatz und pumpt sich nicht mit Wasser voll geht der Zerfall von der Basis her sehr schnell. In Heteroxenia, Orangaslia und Ovabunda sitzen oft parasitierende Krabben, ebenso wie in den herrlichen Sarcophyton von Mauritius. Weichkorallen von Bali beherbergen oft genug Nacktschnecken. Hornkorallen aus der Karibik „zerbröseln“ regelrecht nach den Importen.
Worauf ist zu achten bei Importen und beim Transport?
Zarte Arten hängend einpacken: Rhytisma, Anthelia, Xenia, Heteroxenia, Litophyton/Nepthea, Dendronephthya und ähnlich Arten, ebenso alle weichen Sarcophyton. Kolonien grundsätzlich einzeln packen. Verschiedene Ableger nicht in einen Eimer zusammen werfen! Xenien sollten möglichst kurz transportiert werden, ab 2 Std. kann es heikel werden. Hornkorallen dürfen niemals (!) aus dem Wasser heraus ragen. Bereits nach Minuten können die trockenen Spitzen absterben.
Anpassung an Wasser
Nur wenige Arten sind hierbei empfindlich. Das hat vermutlich damit zu tun, dass wir überwiegend Arten aus dem flacheren Wasser pflegen, die auch in der Natur wechselnden Wasserwerten ausgesetzt sind. Eine zügige Anpassung ist so gut wie immer eher von Vorteil, als die Kolonien in Eimern etc. langsam an neues Wasser zu gewöhnen. Ich meine, der Grund hierfür ist die fehlende Strömung in solchen Behältern. Strömung ist für nahezu alle Oktokorallen sehr wichtig.
UV-Schutz
Sehr viele Arten verfügen über einen UV-Schutz. Trotzdem ist es erforderlich hierbei in der ersten Zeit genau zu beobachten. Öffnet sich eine Kolonie nicht obwohl z.B. Wasserwerte, Strömung passen und auch kein Fisch regelmäßig in die Kolonien beißt, sollte man die UV-Strahlung reduzieren (bei den vielen heute verwendeten Beleuchtungen kann man unmöglich noch Richtwerte angeben). Bei HQI wie T5 geschickt das am besten, wenn man den fraglichen Bereich mit 2-3 Lagen Fensterglas abdeckt. Öffnet sich die Kolonie dann, ist zu viel UV-Anteil in der Beleuchtung der Grund. Im Laufe einiger Wochen, kann man dann die Scheiben Lage für Lage entfernen. Die Kolonie kann sich so anpassen. Sollte der Tierstock aber nach dem Entfernen immer noch Probleme haben, sollte er entfernt werden.
Vermehrung
Oktokorallen können sich sowohl sexuell wie asexuell fortpflanzen. Die sexuelle Vermehrung kommt im Aquarium selten vor. Meistens sind die Arten, die sich auch im Aquarium so vermehren keine Brüter, sie geben Eier oder Eipakete ab. Heteroxenia ist aber Brüter und entlässt, ähnlich wie die Steinkoralle Pocillopora damicornis, fertig entwickelte Larven, die sich innerhalb weniger Stunden ansiedeln. Die Vermehrung durch Lazeration ist weit verbreitet und manchmal ist es erstaunlich, wie schnell sich so einige Arten ausbreiten können. Cespitularia und Dendronephthya entwickeln bei ungeeigneten Bedingungen regelmäßig Ausläufer, vermutlich um sich so noch verbreiten zu können. Bei der empfindlichen Cespitularia sind die Auslöser dafür ungeeignete Wasserverhältnisse, bei Dendronepthya eine zu geringe Nahrungsgrundlage. Link: http://www.dmc.maine.edu/sites/watlingsite/reviewrepro.pdf
Krankheiten/Parasiten
Zum Glück gibt es nur relativ wenige echte Krankheitserreger wie das Wimperntierchen Helicostoma notatum. Gelegenheitsparasiten auf schwächelnden Kolonien (auch auf Fischen!) sind Uronema (es gibt’s auch einzellige Algen mit diesem Gattungsnamen!) und ähnliche Wimperntierchen. Schwarze Verfärbungen könnten parasitierende Bakterien, Algen oder Pilze sein. Allerdings habe ich dazu nur wenig Untersuchen können. Öfters kommen Parasiten wie Würmer, Schnecken und Krebse vor. Sehr viele Arten ernähren sich von Oktokorallen. Neu importierte oder gekaufte Kolonien müssen darum regelmäßig gründlich, auch nachts abgesucht werden.
Artbestimmung
Zur exakten Artbestimmung sind heute präparierte Kalksklerite und oft auch Untersuchungen der mDNS erforderlich. Die Kalksklerite kann man mit Chlorbleichlauge gewinnen und mit einem Mikroskop oder Auflichtmikroskop mit der Literatur vergleichen. Allerdings sind die Unterschiede für den ungeübten Beobachter oft kaum erkennbar. Obwohl heute schon vieles möglich ist, so bleibt die Bestimmung schwierig. Zudem kommt noch, dass die aktuelle Determination, bedingt durch die genetischen Untersuchungen, stetig im Wandel ist. Erstaunlicherweise aber mehr in Aufspaltungen von Gattungen endet, als in der Beschreibung neuer Arten.
Links:
http://zoolstud.sinica.edu.tw/Journals/43.3/548.pdf
http://iphylo.org/~rpage/challenge/www/uri/b3c839fe89c0deac00264f5aba91f6ee
http://nlbif.eti.uva.nl/bis/corals.php?menuentry=soorten&id=131
http://www.ibiosci.or.kr/home/data/2000/0040001.pdf
http://zoolstud.sinica.edu.tw/Journals/43.3/537.pdf
http://www.bioone.org/doi/full/10.2984/1534-6188(2008)62%5B83%3AAROTOC%5D2.0.CO%3B2
http://caribjsci.org/dec05%20Special%20issue/41_508-522.pdf
http://biommar.uniandes.edu.co/Biommar/Publicaciones_files/Sanchez_2007_J-Nat-Hist-49.pdf
Stammbaum
http://insects.tamu.edu/research/collection/hallan/Cnidaria/Family/Xeniidae.txt
http://octocoralresearch.com/PDF%20Files/2007/2007%20pt%202/Sanchezetal2003.pdf
Ende Teil 3
Hier finden Sie den Link zum 1 Teil:
Hier finden Sie den Link zum 2. Teil:
Joachim Großkopf
Hinweis der Redaktion: Joachim Großkopf ist bekannter Autor, betreibt abe auch einen Tierversand im Internet. Unter folgenden Link können Sie gerne die Homepage besuchen:
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