Ein Artikel von Matthias Schmitz, Achrivartikel aus 2002
Beleuchtung eines Süßwasseraquariums unter dem Gesichtspunkt des optimalen Pflanzenwachstums
STECKBRIEF zum Autor
Autor: Matthias Schmitz
Wohnort: Düsseldorf
Beruf: Jurist und Systemadministrator
Hobby: Windsurfen, Joggen, Kochen, Aquaristik, an Computern basteln
Becken: 240 Liter + 60 Liter Überlaufbecken
Besatz: Zebrasomas flavescens, Amphirion clarkii, Chrysiptera tauspou (Fidji Demoiselle), Valencienna puellaris, Ophiarachna incrassata (Olivgrüner Schlangenseestern), Ophioderma brevispinum cf., Pseudopterogorgia bipinnata, Montipora foliosa (Folien - Mikoporenkoralle), Krabben, Schnecken, Xenia sp., Grün-Gelbe Krustenanemonen, diverse Scheibenanemonen, diverse Lederkorallen, Diademseeigel, Lederanemone, Einsiedler, Lysmata amboinensis,...
Aus eigener Erfahrung empfehle ich für Süßwasserbecken (und nur dafür!) grundsätzlich die Verwendung von Leuchtstoffröhren der Lichtfarben 830 und 860. Ziel der Beleuchtung ist immer, das Pflanzenwachstum im Becken zu optimieren. Eine Ausnahme mögen hier pflanzenlose Barschbecken sein. Die Pflanzen benötigen für ihren Stoffwechsel im wesentlichen Licht und Kohlenstoff. Je mehr sie davon bekommen, je stärker sind Stoffwechsel und Wachstum. Unsere tierischen Pfleglinge profitieren davon, da die Pflanzen dabei auch tierische Stoffwechselprodukte verwerten. Wer meint, auf eine gute Beleuchtung und viele Pflanzen im Aquarium verzichten zu können, möge sich einmal vorstellen, in einem geschlossenen Raum ohne Toilette eingesperrt zu sein. Dadurch ist Wichtigkeit einer guten Beleuchtung wohl geklärt - oder?
Optimal beleuchtete Becken, in denen gutes Pflanzenwachstum herrscht, werden ausserdem auch keine Algenprobleme bekommen. Denn die höher entwickelten Pflanzen dominieren, und entziehen den niederen Algen die Lebensgrundlage. Fast alle Algenprobleme im Süßwasserbereich hängen mit unzureichendem Pflanzenwachstum zusammen, was in den Problemfällen meistens auf die falsche Beleuchtung und/oder Kohlendioxydmangel zurückzuführen ist.
1. Die Lichtfarbe
Ein entscheidendes Kriterium für die Wahl der Beleuchtungsart ist die Lichtfarbe. Dieser nicht wissenschaftlich zu verstehende Begriff beschreibt bei den Produkten die Frequenzverteilung des Lichtes. Licht hat eine Wellenlänge, die unterschiedlichen Wellenlängen nehmen wir Menschen als Farben war. Kurzwelliges Licht ist blau, langwelliges ist rot, dazwischen nehmen wir die anderen Farben war. Zwar leuchten die Lampen fast im gesamten Farbspektrum, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung. Lampen mit einer warmen, niedrigen Lichtfarbe leuchten stärker im roten Bereich, Lampen mit einer kalten, hohen Leuchtfarbe leuchten stärker im blauen Bereich.
Die Wasserpflanzen betreiben die Photosynthese nicht im vollen Lichtspektrum, sondern benutzen nur einen bestimmten Bereich. Dieser photosynthetisch genutzte Frequenzbereich des Lichts ist bekannt, und liefert daher die Vorgabe für die Wahl der Lichtfarbe. Eine Beleuchtung, die dort schwach ist, und in anderen Bereichen stark, leuchten so zu sagen "daneben". In diesem Bereich zwischen 450 und 700 nm Wellenlänge leuchten die Röhren der Lichtfarben 830 - 860 besonders stark, daher sind sie meine Empfehlung. Natürlich sollten auch ästhetische Gesichtspunkte eine Rolle spielen, am besten für die Pflanzen sind 860er Röhren, ihr Licht wirkt allerdings etwas kalt. Das ist schließlich eine Geschmacksfrage. Ich empfehle bei normalen Beckenproportionen, den hinteren Bereich des Beckens mit einer 830er Röhre zu beleuchten, den vorderen Bereich mit zwei oder mehr 860er Röhren. Dies bewirkt eine Art optischer Täuschung, die dem Becken optisch mehr Tiefe verleiht. Wie gesagt, letztendlich ist das eine Geschmacksfrage.
2. Die Lichtstärke
Bei der Stärke der Beleuchtung gibt es zwei Regeln:
1.Viel hilft viel.
2. Zu viel geht nicht.
Nur sofern man Leuchtstoffröhen mit gutem Reflektionssystem (hier empfehle ich T5 Röhren mit den ATI Reflektoren) verwendet, sind 0,5 Watt pro Liter Beckeninhalt schon ein guter Wert. Wer dann mit 1 Watt pro Liter Beckeninhalt beleuchtet - weiß, wie sich Gott gefühlt haben muß, als er sagte: "Es werde Licht!".Gute Reflektoren können die Lichtausbeute der Röhren leicht verdoppeln, weshalb sie ökonomisch gesehen unverzichtbar sind!
3. Die Beleuchtungstechnik
Grundsätzlich liefern moderne Leuchtstoffröhren meiner Meinung nach mehr Licht fürs Geld, als HQL- oder HQI-Strahler. Wer allerdings ein sehr hohes Becken (über 70cm) beleuchten will, wird um Strahler nicht herumkommen. Die Röhren liefern zwar ein gut verteiltes Licht, sind aber meiner Meinung nach punktuell nicht kräftig genug, um auch den Boden hoher Becken noch ausreichend zu beleuchten. Eine Ausnahme mögen hier wieder die T5 Röhren mit den ATI Reflektoren sein. Ich empfehle hier jedoch HQI-Strahler, da sie in geeigneten Lichtfarben erhältlich sind. HQL Lampen haben leider kein so optimales Lichtspektrum, weshalb HQI-Brennern der Vorzug gegeben werden sollte.
4. Das Märchen zum Thema Leuchtstoffröhren
Auch im Internet wird noch häufig die (meiner Meinung nach, völlig unbewiesene) Unwahrheit verbreitet: Das man die Röhren alle 6 Monate auswechseln sollte, weil sie mit der Zeit ihre Leuchtstärke zu 50% verlieren sollen, und sich das Frequenzspektrum verschieben würde. Das ist, wie ich finde, falsch. Weil moderne Leuchtstoffröhren unter Beibehaltung ihres Frequenzspektrums noch mehr als 80 % Ihrer Leuchtstärke haben, bevor sie endgültig kaputt sind, also gar nicht mehr leuchten, oder flackern. Erst an dem Tag muß man sie auswechseln. In der Regel kommt der Wechsel bei modernen Leuchtstoffröhren aber erst nach ca. 2 Jahren.
Gruß
Matthias Schmitz
Düsseldorf
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3. September 2002, www.Korallenriff.de
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