und Filtrierer im Riffaquarium - Teil 1 Tubastrea - ein Archivartikel von Frank Diehl Krefeld.
Tubastraea (Teil 1)
Die Anfänge und Faszination dieses wundervollen Hobbys:
Meine Faszination zur Meerwasseraquaristik wurde eigentlich durch mehrere Faktoren ausgelöst. Zum einen sicherlich die Faszination über die Farben. Bei den Fischen waren es die Doktoren und dabei natürlich die als schwierig zu bezeichnenden Arten. Andererseits die Formenvielfalt und Farbenspiele der Korallen. Wobei mich schon - damals wie heute - die azooxanthellen Arten begeistern, wie so viele andere Aquarianer auch. Nicht umsonst werden auf vielen Produkten des Handels gerade diese Tiere abgebildet.
Allerdings musste ich zu meinem großen Bedauern feststellen, das in der Aquaristik zwar mittlerweile vieles ging, aber eben nicht alles. Und gerade meine Favoriten zählten zu diesen Arten. Mittlerweile hat sich diese Begeisterung auch auf die vielen unscheinbaren Dinge erweitert, die meist erst beim genaueren Betrachten auffallen. Die Symbiose zwischen einigen Tieren oder die Gruppe der Filtrierer.
Im Gegensatz zu den heute weit verbreiteten Acroporabecken, konnte ich mich für diese Korallenart niemals so begeistern. Auch dieses sind wunderschöne Tiere, aber mein großes Interesse konnten sie nicht erwecken. Mir waren diese Tiere zu statisch.
Nachdem ich meine Becken nach dem heute üblichen Stand der Technik eingerichtet hatte, allerdings mit weniger HQI Licht als für Korallen der Gattung Acropora nötig gewesen wäre, wurde das Becken mit größtenteils großpolypigen Steinkorallen besetzt..
Soweit funktionierte dann alles zur vollsten Zufriedenheit. Meinen ersten Wunsch konnte ich mir erfüllen. Meine Doktorengruppe konnte ich zusammensetzen und ich wurde von Rückschlägen verschont. Bei einigen Doktoren war mir die Problematik teilweise bekannt aber wie viel Glück ich dabei gehabt habe, habe ich erst später erfahren.
Erste Rückschläge:
Die ersten Rückschläge blieben aber auch nicht aus. Sie tauchten in Form einer Goniopora Koralle auf. Ohne viel über diese Koralle zu wissen, wurde diese gekauft und ins Becken gesetzt. Es kam, wie es kommen musste. Das Tier degenerierte und starb ab. Zur gleichen Zeit zeigte auch eine andere Koralle deutlich ihr Unbehagen, eine Duncanopsammia- Art. Sie wurde mir fälschlicherweise unter anderem Namen verkauft. Erst später habe ich erfahren, das diese Korallen zusätzlich gefüttert werden müssen. Dieser Koralle trauere ich heute noch nach. Wenn ich diese noch mal bekommen kann, wird sie Einzug ins Becken halten. Und heute bin ich davon überzeugt, diese nicht mehr zu verlieren.
Durch diese Rückschläge wurden mir sehr schnell die Grenzen der heutigen Aquaristik klar. Mein größter Traum - Fächergorgonien mit Haarsternen - schien ganz weit in die Ferne gerückt.
Nun fing ich an mich mit diesen speziellen Korallen zu beschäftigen. In der einschlägigen Literatur findet man allerdings nicht sehr viel über die Pflegemaßnahmen und ich hatte den Eindruck seit Wilkens hatte sich nicht viel getan. Aber ich hörte auch immer wieder von vereinzelter erfolgreicher Pflege von Goniopora, Alveopora, Tubastrea Arten und teilweise auch Scleronephtea und Dendronephtea.
Also ging es irgendwie doch. Was war an diesen Becken anders? Nun, auffällig war, diese Becken wurden nicht nach dem Berliner System gefahren. Das Berliner System setzte ja mit Absicht auf das komplette Entfernen von biologischen Filtern .Oder die eingesetzte Technik an diesen Becken war kontraproduktiv, so das der eigentliche Funktionsablauf des Berliner Systems gestört war.
Aber was war es nun wirklich? Nun - die Becken brachten mir keine weiteren Erkenntnisse, zumal die einzelnen „erfolgreichen“ Becken sehr unterschiedlich betrieben wurden. Außer das unsere technisierten Systeme für eine halbwegs funktionierende Nahrungskette nicht geeignet sind. Für meinen Versuche stand mir nur mein Hauptbecken (900 Liter) zur Verfügung. Auf gar keinen Fall wollte ich zu diesem Zeitpunkt an meinem Filtersystem etwas ändern, da die Doktoren mittlerweile auch entsprechende Hinterlassenschaften hatten und diese auch deutlich im Nitrattest zu belegen waren.
Die Haltung von Tubastrea:
1999 tauchten im Händlerbecken gerade zufällig Tubastraea Kolonien zum Verkauf auf. Über diese Koralle hatte ich schon gelesen und wusste, das diese gefüttert werden muß. Es sollte mit Artemia funktionieren. Nun gut. Es war ein Versuch.
Im heimischen Becken ging aber dann das Theater los. Sie ging einfach nicht auf. Wie soll man den füttern wenn sie sich nicht öffnet? Sie wird mir doch nicht vor vollem Teller verhungern wollen?
Nach einigen Versuchen mit Strömung und locken mit stark riechendem Futter ( „rotes Plankton“) öffnete sie sich, nach einigen Tagen. Das Tier war gerettet und sie befindet sich noch heute in meinem Besitz. Mittlerweile gibt es einige Beschreibungen über die Pflege von Tubastraea-Arten, so das an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehe. Allerdings sollte man nicht jedem Bericht so ohne weiteres übernehmen.
Da war er, der erste Erfolg mit einer azooxanthellen Art. Dieser kleine persönliche Erfolg trieb mich weiter, meine Träume zu verwirklichen. Zu erst wurden weitere Tubastraea Arten versucht. Darunter T.coccinea, T.diaphana und T.micrantha. Auch diese konnten gepflegt werden.
Mittlerweile lernte ich auch andere Aquarianer kennen, die auch diese Gattung sehr erfolgreich pflegten. Es fand ein reger Erfahrungsaustausch statt. Aber bei allen unterschiedlichen Methoden blieb die manuelle Fütterung per Hand.
Das konnte es nicht sein. Im Meer füttert auch niemand diese Korallen. Und wie sieht es mit der Pflege im Urlaub aus? Wir hatten zwar einen Weg gefunden, aber von der natürlichen Ernährung dieser Koralle waren wir meilenweit entfernt. Ich begann mir die einzelnen Fangvorrichtungen der azooxanthellen Arten genauer zu betrachten. Eine Tubastraea ist im Meer mit Sicherheit nicht in der Lage Artemia zu überwältigen. Zumal diese wohl niemals aufeinander treffen würden..
Auch meine heimliche Favoriten, die Gorgonien konnten mit Sicherheit kein Futter überwältigen, das sich massiv wehren konnte oder diese Größe besitzt.
Ich begann mich für Plankton zu interessieren und Informationen aus dem Internet zu besorgen. Auch von einigen privaten Fischzüchtern konnten Informationen verwendet werden. Aber dazu in einem späteren Bericht mehr.
Eigentlich war die Überlegung alle azooxanthellen Arten mit Plankton zu versorgen. Bei der Versorgung des Beckens zeigte sich aber eine Degenerierung der Tubastraea Arten. Um diese Tiere nicht zu verlieren musste eingegriffen werden.
Geeignete Futtermittel und technische Hilfsmittel:
Es wurde ein Versuch mit Staubfutter durchgeführt. Die Polypen wurden damit eingenebelt. Die Tubastrea Kolonien konnten diese Futter aufnehmen. Es blieb an den Polypen hängen und wurde in den Schlund transportiert. Das war ein Ansatz. Zumal jetzt die Belästigung durch Garnelen und Fische unterbunden werden konnte.
Diese lernten sehr schnell, das es nichts mehr zu holen gab. Des weiteren bin ich, wie auch andere Pfleger, nicht der Meinung, das es ausreicht, einzelnen Polypen zu füttern und einige nicht. Die Begründung, die Polypen würden sich gegenseitig versorgen, konnte nicht nachvollzogen werden. Wenn ein Polyp niemals Futter bekommt, schrumpft dieser und löst sich aus der Kolonie.
Bei verschiedenen Testen mit Futter zeiget sich folgende Kombination als sehr erfolgreich:
Cyclop Eeze ist ein Futter, das eben aus Cyclops besteht. Es ist aber auch ein sehr hoher Fettgehalt enthalten. Deshalb sollte diese Futter nicht pur und in großen Mengen verfüttert werden. Das kann zu hohen Wasserbelastungen führen. Aber dieses Futter löst einen Fressreiz bei den Tieren aus. Da dieses Futter sehr schnell verklumpt, wurde es mit geschälten Artemianauplien, gemahlenem Fischfutter und Spirulinastaub gestreckt. Damit ist ein Verklumpen verhindert worden, und das sehr einseitige Futter ist aufgewertet worden. Noch ein Hinweis: Cycloop Eeze sollte im Kühlschrank aufbewahrt werden. Dieses ist leider nicht auf der Packung vermerkt worden.
Um die Sache zu automatisieren, wurde diese Mischung in einen Eheim Futterautomaten eingebracht und auf einen Quersteg des Beckens gestellt. Cyclop Eeze schwimmt auf Grund seines Fettgehaltes. Damit das Futter nicht von der Strömung in den Überlauf transportiert wird, wurde ein Plexiglasrohr angebracht, das ganz knapp unter der Wasseroberfläche endet. Der Futterautomat entleert seine Ladung in dieses Rohr, wo das Futter erst einmal an der Oberfläche schwimmt. Durch die Wellen, die in das Rohr schlagen, wird das Futter unter Wasser gedrückt und sinkt langsam ab. Einiges wird unter Wasser vertrieben und ergibt einen ganz feinen Futternebel. Das direkt absinkende Material fällt genau auf einige Tubastraea Kolonien und wird sofort gefressen. Selbst für entfernter sitzende Kolonien reicht dieser Futternebel aus. Die Fütterung von Hand ist damit Geschichte. Und die Bilder der Tiere dürften Erklärung genug sein.
Die Dosierung konnte über die Zeit immer mehr gesenkt werden. Eine evtl. Erklärung liegt wahrscheinlich in der zusätzlichen Planktonfütterung des Beckens. Das dort vorhandene Zooplankton hat enorm zugenommen und dient sicherlich auch als Lebendfutter.
Ein Nachteil dieser Staubfuttermethode sollte allerdings nicht verschwiegen werden. Es sind nicht nur die Korallen ,die wir füttern wollen, davon begeistert. Leider ist auch eine enorme Zunahme von Glasrosen und Anemonia cf. majano zu beobachten. Diese kann allerdings auch von Pflegern beobachtet werden, die ihre Tubastraea mit der Artemia Methode füttern.
Ein regelmäßiges Entfernen dieser Kommersaalen ist zu empfehlen.
Für mich ist dieses ein Hinweis auf die noch immer nicht 100% richtige Futterauswahl und Methode. Um aber weiter mit den Futtermethoden zu experimentieren, muss aber erst einmal das Überleben der Korallen gewährleistet sein.
Ein Ansatz könnte das weitere Verbessern und die Auswahl des Planktonfutters sein, um damit eine stabile Zooplankton-Population im Becken zu erreichen. Vielleicht entfällt damit eines Tages die komplette Fütterung mit Staubfutter etc.
Es ist eine Fortsetzung dieser Erfahrungsberichte geplant:
Die Haltung von azooxanthellen Korallen und Filtrierer im Riffaquarium (Teil2)
- Plankton und Gorgonien
Die Haltung von azooxanthellen Korallen und Filtrierer im Riffaquarium (Teil3)
– Haarsterne und Nacktschnecken
Die Haltung von azooxanthellen Korallen und Filtrierer im Riffaquarium (Teil4)
– Aussichten und Realität
Text (c) von Frank Diehl, am 19. Januar 2003 (c) by Korallenriff.de
Bilder (c) by Frank Diehl und Claudia Schmidt
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