Beobachtungen an einer E. quadricolor - Über die Pflege, Teilung und Zucht der Kupferanemone - Ein Bericht von Manuela Kruppas
Meine Beobachtungen an einer Entacmaea quadricolor
Anemonen und Anemonenfische faszinieren immer wieder ihre Betrachter. Auch mir geht das schon seit Jahren so, wobei mir die Anemone mehr Aufmerksamkeit abverlangt. Die verschiedenen Formen und Farben von Anemonen bieten eine große Auswahl für den interessierten Aquarianer. Wer sich aber für den Kauf einer Anemone entscheidet, sollte sich zuvor gut über die Eigenarten dieser Tiere informieren!
In diesem Bericht möchte ich meine bisherigen Erkenntnisse über die Umstände die zu einer Teilung einer Entacmaea quadricolor führen können bekannt geben. Manfred Reimann hat mir feundlicher Weise erlaubt, seine Beobachtungen in diesen Bericht verwenden zu dürfen. Seine Beobachtungen sind in Teil 2 dieses Berichtes, weiter unten, zu finden.
Dieser Bericht ist selbstverständlich keine "Anleitung" wie man eine Anemone der Gattung E. quadricolor zur Teilung bringt. Dieser Bericht teilt lediglich verschiedene Beobachtungen mit, die helfen könnten bei dem Versuch diese Art Anemonen zu züchten. Eine Nachahmung der hier geschilderten Umstände geschieht auf eigene Gefahr und Verantwortung!
Mein 112 Liter Aquarium sollte ein Spezialbecken, genauer gesagt ein Anemonenbecken werden. Als ich mir im Juli 2000 eine E. quadricolor kaufte, wollte ich die Anemone erfolgreich pflegen und vermehren. Das erfolgreiche Pflegen sollte durch ein gutes Wachstum und eine schöne Färbung zu kontrollieren sein. Wenn es mir dann auch noch gelänge, die Anemone zu vermehren, - zur Teilung zu bringen - das wäre toll! Das Aquarium wurde speziell für diese Anemone eingerichtet. Zwei Anemonenfische leisteten ihr Gesellschaft und machten das Gesamtbild perfekt.
Die Einrichtung war denkbar einfach, denn sie bestand im Grunde nur aus einigen speziell ausgesuchten Steinen, die ich für Anemonen besonders gut geeignet fand. Neben drei lebenden Steinen für ein gutes biologisches Klima im Aquarium, hatte ich in einem Fachgeschäft noch drei Riffkeramiken gekauft. Das Besondere an diesen Riffkeramiken war ihre glatte Oberfläche. Die Steine waren innen hohl. Jeder Stein hatte drei mittelgroße Löcher und war innen, wie aussen relativ glatt in seiner Oberfläche. Ich dachte mir, das die Anemone diesen Stein mögen würde, da sie ihren Fuß innen in Sicherheit bringen und gleichzeitig ihre Tentakeln oben heraus strecken konnte. Wenn Sie wollte, konnte sie sich komplett in den hohlen Stein zurückziehen. Ich stellte den Stein so in den Steinaufbau, das von rechts etwas Strömung durch ein Loch kam. Das dritte Loch war nun unten, sodas sich kein Unrat unter der Anemone ansammeln konnte.
Das Wandern durch das Aquarium war ein kleines Problem. Darum wurde dieses Aquarium speziell für diese Tiere eingerichtet. Ein Aquarium nur für Anemonen. Zu den Steinen wurden nur einige Bäumchenweichkorallen gestellt. Auf einen Besatz mit Acropora wurde auch wegen mangelnder Beleuchtung verzichtet.
Die Beleuchtung bestand zu dieser Zeit nur aus zwei weissen T8 Röhren. Das Licht im Aquarium erschien mir damals zuerst hell genug.
Die Anemone wurde bei ausgeschalteter Strömung in das 112 L Aquarium gegeben. Da sie noch sehr klein [höchstens 8 cm Durchmesser] war, vermutete ich, das sie die für sie später vorgesehene Riffkeramik noch nicht akzeptieren würde. Aus diesem Grund setzte ich sie in der Öffnung eines unglasierten Keramik-Blumentopfes ab. Diesen Platz akzeptierte sie zunächst für einige Wochen. Nach etwa 10 Wochen wanderte sie dann an den Aussenrand des Topfes. Die Anemone war gut gewachsen und farblich wunderschön.
Der Blumentopf erfüllte seine Aufgabe sehr gut, die Anemone schien sehr zufrieden mit ihrer Behausung zu sein. Ich hatte versucht den Blumentopf mit ein paar kleineren Steinchen zu kaschieren, was mir aber nie wirklich gut gelang. Immer wieder fielen die Steine vom Topf oder fielen neben dem Blumentopf um. :-( Rein optisch kein Augenschmaus für ein Meerwasseraquarium, denn es erinnerte etwas an einen Laichkegel für Diskusfische.
Da die Anemone recht gut gewachsen war [12 cm im Durchmesser] entschloss ich mich, sie an der von mir vorgesehenen Stelle einzubringen. Die Riffkeramik mit ihren Löchern wartete bereits auf ihren neuen Bewohner. Zuerst stellte ich wieder die Strömung aus, dann strich ich sie vorsichtig mit der Hand aus dem Blumentopf und lies sie in die rundliche Riffkeramik rutschen. Sie befestigte sehr rasch ihren Fuß und schaute schon eine Stunde später voll geöffnet aus ihrem neuen Stein heraus. Die Strömung hatte ich schon nach ca. 30 Minuten wieder eingeschaltet, sodass sich die Anemone gleich darauf einstellen konnte. In ihrem Stein war die Anemone vor direkter Strömung sicher.
Anemonenfische können für eine kleine Anemone Stress bedeuten. Darum habe ich mit dem Kauf dieser gewartet, bis die Anemone größer war. Erst im Jahr 2001 kam ein winziges Paar A. ocellaris zu meiner Anemone hinzu.
Die Haltung einer Anemone ist in einem Anemonenbecken denkbar einfach. Eine solche Anemone braucht meiner Erfahrung nach: gute Wasserwerte, eine mittelstarke Strömung, Licht und hin und wieder direktes Futter. Das Thema Wasserwerte braucht glaube ich nicht genauer erklärt zu werden. Auch der Punkt "mittelstarke Strömung" müßte zu schaffen sein. Bei der Bemerkung "Licht" möchte ich hinzufügen, das sie ein gutes Licht [T5 oder HQI Licht] bevorzugt. In meinem 112 Liter Aquarium hatte ich dies zur damaligen Zeit aber nicht. Das Licht über meiner Anemone erschien mir extrem rötlich und irgendwie dunkel. Aus diesem Grund fütterte ich die Anemone einmal in der Woche mit vitaminisiertem Frostfutter.
Das Frostfutter wird aus der Kühltruhe entnommen und gefroren in einen Behälter gelegt. Ich benutze hierzu immer ein Litermaß. Dann wird das Futter mit z.B. "Sanostol" übergossen. Je nach Futtermenge, giesst man es direkt auf das Frostfutter und läßt dieses dann einige Minuten stehen. Ich schütte etwa einen Eßlöffel voll Multi-Sanostol auf ein Frostfutterstück mit der Größe 2 x 2 cm. Das Frostfutter taut dann auf und nimmt etwas von dem Sanostol auf.
Je größer meine Anemone wurde, umso rötlicher erschien mir alles im Aquarium. Jede Koralle im Aquarium reflektierte dieses Rot. Die Anemone war zwar ein Augenschmaus, aber es bedeckte alles in diesem Aquarium mit einem rötlichen Schleier. Dazu kam das verwendete Licht: Zu dieser Zeit beleuchtete ich mit zwei T8 Röhren [eine blau, eine weiß]. Ich überlegte mir mehr Licht zu schaffen und bat meinen Vater, mir zu helfen ein zusätzliches Licht zu bauen. Eine weitere T8 Röhre wurde in einer Plastik Regenrinne eingebaut. Das Aquarium war wesentlich heller als zuvor, zumal der in der Regenrinne eingebaute Reflektor das Licht gut runter brachte. Ich nahm mir sofort vor, noch eine weitere Regenrinne umzubauen. Doch soweit kam es nicht.
ATI tauchte am Meerwasserhimmel auf und plötzlich gab es eine ECHTE Verbesserung in Sachen Röhrenbeleuchtung für mein kleines Aquarium. Ich war einer der ersten, die dieses Licht testeten. DAS war ein Unterschied! Aber bevor ich das Licht wechselte passierte noch etwas ganz [für mich] besonderes: Meine Anemone teilte sich!
Die Teilung meiner Anemone kam, wie ich fand, überraschend schnell - hatte ich sie doch erst etwa 9-10 Monate. Ich sehe täglich in meinem Aquarium nach dem Rechten. Ich sehe mir die Tiere an, schaue hin und wieder nach dem Licht, nach den Pumpen, nach dem Heizstab, etc. Im April 2001 sah ich auch wie immer in mein Aquarium. Ich habe sogar vor der Teilung noch Fotos gemacht (siehe Foto unten) Auf diesem Foto sieht man -wenn man möchte?- die Dreiteilung schon. Oder bilde ich mir das nur ein? Heute jedenfalls meine ich auf diesem Foto schon die späteren drei Tiere erkennen zu können.
NOCH ist es eine Anemone, aber wer etwas genauer hinsieht, kann jetzt schon die Drei-Teilung im Tier erkennen. Rechts vorne und hinten und links ein Teil. Siehst auch Du die späteren Einzeltiere? SEHR gut zu sehen: die glatte Oberfläche des Steines und rechts die Öffnung für die Strömung... oben ist die Öffnung in der die Anemone steckt. Die untere Öffnung ist nur zu erahnen, aber sie verhinderte eine Ablagerung von Dreck unter der Anemone.
DIE TEILUNG:
Meine Anemone sah etwa vier bis fünf Tage vor Ihrer Teilung besch... aus. Sie hing schlaff in ihrem Stein und sah dabei aus, als hätte man ihr die Luft abgelassen. Nein, eigentlich sah sie mehr aus, als wäre sie mit heißem Wasser überbrüht worden. Als sich dieses Bild am zweiten Tag auch nicht änderte, rief ich bei Michael Mrutzek von www.meeresaquaristik.de an. Ich erzählte ihm von meinen Beobachtungen und er gab mir Rat: Entweder sie geht dahin... oder sie teilt sich. Ich sollte weiter genau beobachten! Wenn sie anfangen würde sich zu zersetzen oder schleimig zu werden, dann würde sie wohl sterben. In einem solchen Fall sollte ich sie aus dem Aquarium entfernen. Wenn ich mir nicht sicher sei das sie stirbt, dann solle ich sie in ein Quarantänebecken mit orginal Beckenwasser aus dem jetzigen Becken überführen und weiter beobachten.
Wenn sie sich jedoch teilen will, dann wird sie das an ihrem Stammplatz tun. Ich beobachtete also weiter. Wie gesagt, etwa vier bis fünf Tage lang sah sie aus wie "halb gekocht". Dann zog sie sich für einen Tag in ihren Stein zurück. Auch bei der Fütterung lies sie sich nicht sehen. Am Abend machte ich mir Sorgen. Sie war den ganzen Tag nicht ein einzigstes Mal heraus gekommen. An eine Teilung oder ähnliches wollte ich noch nicht 100%tig denken, denn für mich war sie noch zu klein um sich zu teilen. Obwohl sie meiner Meinung nach in den letzten vier Wochen sehr gut zugelegt hatte an Umfang. Gegen Abend sah ich dann wieder in mein Aquarium und wurde total überrascht: Meine Anemone hatte sich in drei Teile geteilt! Natürlich machte ich sofort ein Foto davon:
Hier ist der Stein sehr gut zu sehen und fast ganz frei. Es ist der Stein links oben. EIN Tier sitzt noch im Stein und wird auch dort verbleiben. Tier Nummero zwei ist in der Bildmitte und Tier Nummero drei rechts auf diesem Foto. Die Tiere verteilen sich im Aquarium, wobei die Tiere einige Tage unterwegs sind, bis sie an ihrem gewählten Platz verbleiben. Als sich die Anemone am 8. April 2001 teilte, waren unsere Anemonenfische zuerst etwas verwirrt. Sie kümmern sich aber seit der Teilung um alle drei Anemonen. Wenn ich in das Aquarium greife um den Filter zu reinigen oder ähnliches, werde ich regelmäßig hefffffftigst angegriffen.
Warum hat sich meine Anemone geteilt? Nun, da kann ich nur Vermutungen bekannt geben. Meine Vermutung ist, das sie sich geteilt hat, wegen der schlechten Pflegeumstände. Hierbei meine ich nicht nur das, meiner Meinung nach, ungünstige Licht. Die Wasserwerte waren zu dieser Zeit weniger gut. Im Klartext: Schon seit mehreren Wochen lag der Nitratwert bei etwa 50 mg/L. [Ich hatte damals keinen Filter angeschlossen! Das war die Zeit vor dem Schlammfilter]. Nitrit war 0 und auch alles andere war im grünen Bereich, wie man immer so schön sagt. Wasserwechsel machte ich zwar, aber offensichtlich nicht genug. Denn der Nitratwert ging nicht runter.
Meine Frage: Warum hat sich meine Anemone, meiner Meinung nach, geteilt?
Meine Antwort: Wegen Lichtmangel?
Zwei der drei Anemonen sind sichtbar, die dritte Anemone befindet sich rechts im Stein versteckt. Die Anemone hat sich am 8. April 2001 geteilt und wurde das erste Mal am 15. April 2001 gefüttert (Muschelherzchen). Heute habe ich das zweite Mal die Anemonen gefüttert (Muschelherzchen), diesesmal haben sie das angebotene Futter angenommen. :-) Die grüne Rosenkoralle (Trachypyllia geoffroyi) ist eigentlich nur hier im 112 L Aquarium, weil der Ctenochaetus hawaiiensis laufend reingepickt hat.
Die Anemone hatte ich 2000 gekauft. Nach der Drei-Teilung im April 2001 habe ich erst zwei Tiere und dann am 23. Mai 2001 auch noch die letzte Anemone zusammen mit den Anemonenfischen verkauft. Als nächstes galt mein Interesse der Acropora Korallenzucht unter T5 Beleuchtung. Der Test dazu ist ebenfalls unter Erfahrungsberichte zu lesen. Mein allgemeines Interesse an den schönen Anemonen war dadurch aber nicht erloschen. Immer wieder komme ich mit dem einen oder anderen Aquarianer mal wieder auf dieses Thema zu sprechen und versuche dann in einem Gespräch/eMail einen Erfahrungsaustausch. So geschehen auch mit Manfred Reimann. Manfred schrieb mir ein eMail. Wir kamen ins Gespräch und tauschten unsere Erfahrungen aus. Diese bestätigten meine Vermutungen und ich fragte Manfred, ob er nicht seine Beobachtungen veröffentlichen möchte. Lesen Sie darum weiter unten seine Beobachtungen.
Fazit
Warum teilt sich eine E. quadricolor?
Manfred Reimann, Herr W. und ich haben über unsere Beobachtungen berichtet. Leider kann ich keine weiteren Erkenntnisse bekannt geben, da manch einer sich nicht zur Veröffentlichung seiner Beobachtungen entschliessen konnte. Aber wenn ich alle mir mündlich oder schriftlich bekannten Erkenntnisse vergleiche, komme ich zu folgendem Schluß:
Die Anemone teilt sich, wenn ihr die Beleuchtung zu gering ist oder ganz fehlt. (Teilung durch Lichtentzug und durch den Pfleger hervorgerufen). Zwar sind im Falle von Manfred und mir die Wasserwerte im Bereich Nitrat sehr ungünstig mit den Werten um 50 mg/L, aber das scheint kein notwendiger Parameter für die Zucht von E. quadricolor zu sein. Denn Herr W. berichtet, das seine Wasserwerte nur einen Nitratwert von 10 bis höchstens 20 mg/L aufzeigen. Auch andere, mir bekannte, Personen berichten von niedrigeren Nitratwerten. So bleibt meiner Meinung nach nur die geringe bis nicht vorhandene Beleuchtung, um die natürliche Teilung einer gesunden, großen Entacmaea quadricolor hervorzurufen.
Manuela,
Bad Karlshafen, den 13. Juli 2003
Dieser Bericht ist selbstverständlich keine "Anleitung" wie man eine Anemone der Gattung E. quadricolor zur Teilung bringt. Dieser Bericht teilt lediglich verschiedene Beobachtungen mit, die helfen könnten bei dem Versuch diese Art Anemonen zu züchten. Eine Nachahmung der hier geschilderten Umstände geschieht auf eigene Gefahr und Verantwortung! Die Verfasser.
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