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Magazin: Die Probleme mit den Grundeln

Da entschließt man sich als verantwortungsbewusster Aquarianer auf groß werdende Fische zu verzichten, und hat mit den kleinen Tieren auch kein Glück! von Helmut Strutz aus Ausgabe 2 des Korallenriff Magazin

Fast jeder Fisch im Korallenriff ist auf seine Art ein Nahrungsspezialist. Doktorfische fressen Aufwuchsalgen und Biofilme, viele Kaiser ernähren sich von Schwämmen und Tunikaten, Falterfische ernähren sich oftmals von Korallenpolypen und Skorpionsfische freuen sich über unvorsichtige „Aquarienfische“. Nun wollen wir alle diese Fische ja nicht im Aquarium haben, wir entscheiden uns für Grundeln, denn Sand hatten wir genug - so dachten wir zumindest.


Wir erwerben ein Paar Krabbenaugengrundeln (Signigobius biocellatus) und erfreuen uns an deren Harmonie. Die Fische sind laut dem Meerwasser-Lexikon standorttreu, bildhübsch, werden ca. sieben Zentimeter groß und laichen mit etwas Glück auch regelmäßig im Aquarium ab. Aufgrund der geringen Körpergröße erachteten wir diese Tiere als optimalen Besatz für unser 300 Liter fassendes Aquarium. Weit gefehlt! Die in der Meerwasseraquaristik als „Baggergrundeln“ bezeichneten Tiere, welche fachlich korrekt Sandgrundeln genannt werden, zählen zu den Sandfiltrierern. Dies bedeutet, dass die Gattungen Amblygobius, Signigobius und Valenciennea täglich große Mengen feinen Sand mit dem Maul aufnehmen, diesen „durchkauen“ und darin befindliche winzige Futterpartikel fressen. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt hierbei wahrscheinlich der Biofilm (also Bakterien, einzellige Algen ect.) der sich auf dem Boden bildet. Dieser ist im Magen der Fische jedoch nicht nachzuweisen, wie auch. Bakterien sind schnell verdaut und dann ist da nichts mehr. Aus diesem Grund ist die Ernährung von Sandgrundeln derzeit noch wenig erforscht. Sicher ist jedoch, dass viele Grundeln wie z.B. Valenciennea wardii oder leider auch die Krabbenaugengrundel als Nahrungsspezialisten gelten, welche zwingend natürliche Biofilme als Nahrung benötigen. In einem Aquarium mit zu geringem Sandvolumen, wird es nur wenige Monate dauern, bis ist die Harmonie Geschichte ist! Die Fische werden sich aufgrund der Nahrungskonkurrenz eventuell bekämpfen und einer wird sterben. Dann dauert es nicht lange und auch der zweite stirbt, obwohl er ja nun die doppelte Nahrungsmenge zur Verfügung hat.


Der Grund für dieses Phänomen erklärt sich wie folgt. Die Fische sind strenge Monogamisten. Sie bleiben dauerhaft zusammen, wenn sie sich einmal verpaart haben. In einem zu kleinen Aquarium passiert aber leider, was kommen muss. Die Fische werden nicht mehr satt, der Bodengrund ist durchgekaut und gibt nichts mehr her. Schlichtweg - die Fische hungern und das ist für eine glückliche Beziehung überaus schlecht. Sie beginnen den Geschlechtspartner als Futterkonkurrenten zu betrachten und zu bekämpfen. Erst stirbt einer und kurz danach auch der andere. Der Grund für diesen plötzlichen Tod des Partners gibt der Wissenschaft bis heute Rätsel auf. In einer Studie wurde einmal im Meer ein Partner eines Paares entfernt. Kurze Zeit später starb auch hier der zweite Fisch.


Selbst in großen Aquarien sind die Grundeln kaum länger als ein Jahr am Leben zu halten. Da hilft auch eine reichliche Fütterung mit Frostfutter nur wenig, da die Fische wie erwähnt auf Biofilme spezialisiert zu sein scheinen

André Lutý hat in Heft 1/2016 der ehemaligen Magazinreihe „der Meeresaquarianer“ über die Biotope und die Revieransprüche vieler Grundeln berichtet. Unter anderem über die beliebten Baggergrundeln der Gattung Valenciennea. Beim lesen dieses Beitrages kann man sehr gut Rückschlüsse auf die Aquarienhaltung ziehen und dann sollte man auch die Probleme im Aquarium besser analysieren können. Man erkennt, dass man diese Grundeln keineswegs im Riff findet, sondern in sandigen Lagunen, oder auf ausgedehnten Sandflächen vor dem Riff. Dort bewohnen sie in der Regel paarweise eine Höhle und kauen den ganzen Tag den Bodengrund durch. Gezeiten und Strömung befördert ihnen immer wieder frischen mit Bakterien besiedelten Sand vor die Tür. In unseren Aquarien ist dieser Prozess unmöglich nachzubilden. Immer wieder wird in Internetforen diskutiert, warum die Haltung der Tiere meist nur ein Jahr gut geht. Dann wird eine Grundel zur Furie und jagt die zweite zum Teufel. Nicht selten springt die unterlegene aus dem Aquarium oder wird so malträtiert, dass sie letztendlich stirbt. Es wird dann oft pseudowissenschaftlich erklärt, dass die Weibchen eine „Zwangsumwandlung“ zu Männchen vollziehen. Warum aber sollte sich die Natur einen solchen Irrsinn einfallen lassen? Das würde doch wenig sinnvoll sein. Das umgewandelte Tier müsste schließlich den Partner und die schützende Höhle verlassen, über die freie Sandfläche schwimmen und sich selbst eine neue Höhle suchen. Diese sind aber keineswegs häufig und meist auch schon besetzt. Im schlimmsten Fall von einem Räuber. Nein, die Grundel hätte wohl kaum eine Chance zu überleben. Und das zurückgebliebene Tier? Das hätte sicherlich gern einen neuen Partner, aber wo soll der herkommen? Die Fische können ja nicht im Internet irgendeine Kuppelseite aufrufen. Und auch der müsste über den Sand schwimmen und auch noch wissen, wo ein Partner seines Geschlechtes gesucht wird. Nein, ich glaube nicht, dass das so abläuft. Dazu kommt noch, dass das eben strenge Monogamisten sind.

Warum kommen wir nicht auf die einfachste Erklärung für die plötzliche Unverträglichkeit der Fische – Hunger!

Viele der Arten, welche wir in unseren Aquarien pflegen, werden in der Natur um die 20 Zentimeter groß. So große Valenciennea habe ich in Aquarien noch nie gesehen. Dafür aber viele abgemagerte Paare, die kurz vor der Scheidung standen. Für mich ist unverständlich, dass die Fische immer wieder importiert und verkauft werden. Da ist der Hinweis, dass die Fische nur für erfahrene Aquarianer geeignet sind, völlig überflüssig. Die Tiere sind auf Dauer meiner Meinung nach schwer bis gar nicht haltbar. Wenn, dann aber nur in Aquarien mit einer mindestens fünf Zentimeter hohen Sandschicht und einer Bodenfläche von über einem Quadratmeter. Meine Freunde Brigitte und Ruedi in der Schweiz hatten ein Paar Valenciennea in ihrem 3500 Liter fassenden Aquarium viele Jahre. Die Fische hatten sich aber in einer Ecke einen zehn Zentimeter hohen Sandhügel angelegt. Das aber ist eine Ausnahme.


Man sollte glauben, dass wenigstens die Planktonfresser unter den Grundeln besser haltbar sind. Für Riffbarsche trifft das durchaus zu, bei Grundeln leider nicht. Die beliebten Pfeil- oder Schwertgrundeln sind nicht nur entsetzlich schreckhaft und springen daher regelmäßig auch über relativ hohe Umrandungen des Aquariums. Sie vertragen sich auf Dauer auch nicht. Wer sich eine Gruppe Nemateleotris oder Ptereleotris anschafft, der wird bald bemerken, dass die Gruppe immer kleiner wird. Aber auch wenn nur noch zwei Fische übrig sind, entsteht daraus kein Paar. Am Ende bleibt meist nur ein Fisch übrig und das ist nun auch nicht artgerecht. Selber Schuld könnte man sagen. Natürlich ist das keine Lösung. Das Problem für solches Verhalten sitzt meist vor dem Aquarium!

Vor einigen Jahren konnte ich im Roten Meer eine Gruppe Ptereleotris microlepis beobachten. Das war keinesfalls einfach, schwammen die hellblauen Fische doch einen Meter unter der Wasseroberfläche und der Hintergrund war ebenfalls hellblau. Die Fische standen im freien Wasser weit über dem felsigen Bodengrund. Und was machten sie? Sie fraßen und das ununterbrochen. Liegt dort vielleicht die Lösung? Sind diese Tiere Dauerfresser? Die kontinuierliche Futterzufuhr von Artemianauplien oder Salzwassermoina könnte erfolgreich sein. Einen Versuch wären die Fische allemal wert, zählt doch gerade die Feuerschwertgrundel (N. magnifica) zu den schönsten und begehrtesten Pfeilgrundeln!

Helmut Strutz



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robertbaur

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