Ein im Meerwasser-Aquarium oftmals wenig beachteter Parameter ist der PH-Wert. Dieser bewegt sich üblicherweise bei den meisten Aquarianern zwischen 7,7 und 8,3. Im Tagesverlauf schwankt dieser im Aquarium - Morgens ist der Wert am niedrigsten und Abends am höchsten. Mehr Infos im Artikel :-)
Ein im Meerwasser-Aquarium oftmals wenig beachteter Parameter ist der PH-Wert.Dieser bewegt sich üblicherweise bei den meisten Aquarianern zwischen 7,7 und 8,3.Im Tagesverlauf schwankt dieser im Aquarium - Morgens ist der Wert am niedrigsten und Abends am höchsten.
Dies hat mit der Photosynthese der Korallen zu tun, welche Tagsüber durch die Photosynthese CO2 aus dem Wasser entfernen, und Nachts durch Respiration dieses wiederum ans Wasser abgeben. Der PH–Wert hängt also stark mit der im Wasser befindlichen Menge an CO2 zusammen. Es gibt Studien(1) darüber dass ein PH-Wert höher am Idealwert von 8,3 das Korallenwachstum stark beschleunigen kann, weshalb es mir nicht ganz ersichtlich ist wieso dieser Wert so gerne aus den Augen gelassen wird.
Es gibt auch andere Faktoren welche den PH-Wert beeinflussen, wie zum Beispiel die Karbonathärte, welche allerdings in aquarientypischen Werten (zwischen 7-8) nicht sonderlich ausschlaggebend sind.
Eine beliebte Möglichkeit den PH-Wert im Tagesverlauf zu stabilisieren ist der Betrieb eines Algenrefugiums im Technikbecken, welches zeitversetzt zur Beleuchtung des Aquariums beleuchtet wird, d.h. wenn im Aquarium das Licht ausgeht, schaltet das Licht im Refugium ein, und durch die Photosynthese der Algen wird die PH-Differenz ausgeglichen.
Es gibt bereits viele verschiedene Produkte & „Mittelchen“ welche man dosieren kann und als „PH+“, bzw. „PH-Buffer“ versprechen den PH-Wert anzuheben, jedoch bergen diese eigentlich immer auch große Risiken und greifen schwerwiegend in die Wasserchemie, zumeist den KH-Wert, ein. Diese „Wundermittel“ sind meiner Erfahrung nach nicht zu empfehlen, weil man mit Ihnen mehr Schaden anrichten als gutes für sein Becken erreichen kann.
Hier möchte ich allerdings eine andere, für das Aquarienmilleu und dessen Bewohner völlig ungefährliche Variante der PH-Wert Erhöhung vorstellen, welche sehr einfach und dazu noch kostengünstig in jedes Aquariensystem implementierbar ist, welches mit einem Abschäumer betrieben wird. Ungefährlich deshalb, weil man dabei nichts aktiv ins Becken dosiert, man also auch nichts überdosieren kann und man keinerlei andere Parameter als den PH Wert verändert.
Die wenigsten Aquarianer machen sich darüber Gedanken dass wenn eben der CO2 Gehalt eine so große Rolle beim PH-Wert spielt, die Umgebungsluft des Beckens - vor allem diese, welche permanent in großer Menge durch die Abschäumung ins Becken gepumpt wird - ebenfalls einen massiven Einfluss auf den PH-Wert hat. In einem Raum in dem sich viele Menschen und gegebenenfalls auch Tiere befinden, welche permanent Sauerstoff einatmen und CO2 ausatmen, wird eben somit genau diese stark CO2-haltige Luft permanent dem Aquarium zugeführt und erzeugt so ein Abfallen des PH-Wertes. Welchen Einfluss genau dies auf den PH-Wert haben kann, werde ich Ihnen hier anhand eigener Erfahrungen aufzeigen. Der natürlichste Weg den CO2 Gehalt in der Raumluft gering zu halten ist einfach ein regelmäßiges Lüften mit frischer Außenluft, was allerdings je nach Außentemperatur / Jahreszeit leider nicht immer möglich ist. Genau für diesen Zweck kann man zu einem Mittel greifen, welches erfahrenen Tauchern ein Begriff ist, der sogenannte Atemkalk.
Diesen gibt es in verschiedenen Ausführungen, für unseren Zweck geeignet zum Beispiel als kleine Kügelchen im Praktischen 5L Kanister.
Der Atemkalk zeichnet sich dadurch aus, dass er der Luft mit welchem er in Kontakt kommt jegliches CO2 entzieht. Eingesetzt in einer leeren Filterkartusche leitet man die Zuluft seines Abschäumers durch diese hindurch und entzieht somit der Luft welche in großen Massen ins Aquarium kommt jegliches CO2 und erhöht damit effektiv den PH-Wert seines Aquariums.
Im Beispiel meines 576L Riffbeckens bewegte sich der PH-Wert üblicherweise im Tagesverlauf zwischen 7,8 und 8,0. In eine leere Filterkartusche welche ich übrig hatte füllte ich etwa 0,5L des feinperligen Granulates (welches aus Kalziumhydroxid, Natriumhydroxid, einem speziellen Härtemittel sowie Ethylviolett als Farbindikator für die Sättigung mit CO“ besteht).
Einen Tag später habe ich wieder meinen PH Wert gemessen und musste mit erstaunen feststellen dass dieser nun nicht mehr unter 8,1 abfällt und die Schwankung im Tagesverlauf ebenfalls geringer ausfiel, nämlich nur noch 0,1 statt wie zuvor 0,2. Mein PH bewegt sich nun seither also zwischen 8,1 und 8,2. Ich konnte nach kurzer Zeit feststellen dass sich der Verbrauch von Calcium sowie Karbonaten im Aquarium massiv erhöht hat, was ich auf das erhöhte Wachstum der Korallen durch den höheren PH-Wert zurückführe. In meinem Bekanntenkreis machen Freunde genau die selben Erfahrungen und haben bis jetzt keinerlei negative Aspekte finden können.
Da das Granulat einen Farbindikator enthält, verfärben sich die Kugeln von weiß in ein violett sobald diese mit CO2 gesättigt sind, und ausgetauscht werden sollten. Dies macht die Handhabung in meiner durchsichtigen Filterkartusche wirklich sehr einfach.
Sobald das Granulat etwa zu drei vierteln verbraucht ist, tausche ich es aus. Da es verhältnismäßig billig ist, und die Implementierung ins Aquarium so einfach, kann ich es nur jedem ans Herz legen, welcher in seinem Becken mehr Stabilität und einen höheren PH-Wert anstrebt. Anzumerken ist noch dass durch diese Methode der PH-Wert nicht über den natürlichen Wert von 8,3 gesteigert werden kann, da nicht durch irgendwelche Chemikalien in das Aquarienmillieu eingegriffen wird, sondern eben nur das durch den CO2-Eintrag verursachte Abfallen des PH-Wertes reduziert wird. Vollständig eliminiert wird der CO2-Eintrag nicht, da selbstverständlich auch durch die Wasseroberfläche ein Gasaustausch stattfindet. Mich wundert es jedoch wirklich sehr dass diese Praxis zumindest hier in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist, wo sie doch so effektiv und Problemlos einzusetzen ist. Es bleibt abzuwarten ob sich dies in der Zukunft weiter verbreitet und den Weg in die Aquarienpraxis findet.
Referenzbecken :
ein Beitrag von Steffen Klos im Januar 2017
Fotos (c): Steffen Klos, Alexander Ponherr
Quellenangaben:
(1) C. Maier, J. Hegeman, M.G. Weinbauer, J.-P. Gattuso: Calcification of the cold-water coral Lophelia pertusa, under ambient and reduced pH. In: Biogeosciences. 6, 2009, S. 1671– 1680.
Ilsa B. Kuffner, Andreas J. Andersson, Paul L. Jokiel, Ku’ulei S. Rodgers, Fred T. Mackenzie: Decreased abundance of crustose coralline algae due to ocean acidification. In: Nature Geoscience. online veröffentlicht am 23. Dezember 2007, doi:10.1038/ngeo100
Shirayama Yoshihisa, Haruko Kurihara, Hisayo Thornton u. a.: Impacts on ocean life in a high-CO2 world. Seto Marine Biological Laboratory, Kyoto University, 2004.
Scott C. Doney: Das Meer wird sauer – Spektrum der Wissenschaft – Juni 2006
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