Gerrit Meinen berichtet hier recht umfangreich in Wort und Bild von einer Reise nach Bali. Genauer war es eine Importreise zusammen mit Ocean Marine Life. So eine Gelegenheit bekommt nicht jeder zu den Orten zu Reisen wo unsere Tiere herkommen. Aber lest selbst :-)
Es ist Ende August 2011.
Das Wetter ist hervorragend schlecht in Ostfriesland, wie eigentlich schon den ganzen meteorologischen "Sommer 2011" über. Ein Regentag jagt hier den anderen fort. OK, in Ostfriesland nicht unbedingt ungewöhnlich, aber zu dieser Zeit eben doch. Es vergehen fast keine Tage ohne kalte Regenschauer. Immer öfter schwirrt mir der Song "Ab in den Süden" von Buddy vs. DJ Wave im Kopf herum.Für die, die das Lied nicht kennen sollten hier ein Link zu Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=Ly8lHWiWrH4
Nichts "Böses" ahnend, fragte mich zu diesem Zeitpunkt Jann Reek von Ocean Marine Life Imports (OMLI) bzw. auch Inhaber von Betty´s Meerwassereck, ob ich nicht Lust hätte, kurzfristig mit ihm nach Bali zu reisen. Er müsse dort vor Ort Geschäftliches erledigen. Auch wollte er eigens handverlesene Korallen aussuchen. Von dieser Idee war ich natürlich sofort begeistert. Eine Reise nach Bali bzw. Umgebung zu unternehmen und die Unterwasserwelt im gewissen Rahmen kennen zu lernen.
Gesagt getan. Flugtermin war der 02.10. 2011.
Erst jetzt viel mir mit erschrecken auf, dass mein Reisepass abgelaufen ist und mir einige wichtige empfohlenen Impfungen fehlen. Also schleunigst neue Fotos für einen Pass machen lassen und ab zum Passamt. Auf die Schnelle noch die erforderlichen Impfungen "eingeheimst" und fertig. Klappte alles wie am Schnürchen. Der Reisepass war eine Woche später da und die Impfungen wurden soweit gut vertragen. Der Reisetermin rückte immer näher und die Spannung stieg.
Am 02.10.11 war es denn nun endlich soweit. Ab zum Flughafen und einchecken. Nach 12 Stunden Flug machten wir einen Zwischenstopp in Kuala Lumpur/Malaysien mit knapp 6 Stunden Aufenthalt.
Danach ging es noch einmal 3 Stunden weiter nach Denpassar/Bali. Dort angekommen warteten wir vergebens auf unseren Abholservice. Zum Glück war das Wetter uns Norddeutschen eher wohl gesonnen. Es war zwar sehr warm und schwül, aber der Himmel war bedeckt und die Sonne brannte nicht gnadenlos herunter. Welch ein Segen. OK, zugegeben, der "echte" Urlauber hätte es wahrscheinlich nicht als so toll empfunden. Nachdem wir den Abholservice haben am Flughafen ausrufen lassen und sich immer noch keiner für uns zuständig fühlte nahmen wir uns auf eigene Rechnung ein Taxi zum Hotel. Nach gut einer (abenteuerlichen) halben Stunde Fahrt, waren wir endlich um 13.30 Uhr im Hotel.
Kurze Zeit später sind wir mit dort wohnhaften Bekannten zum 1. Exporteur gefahren um uns einen Überblick zu verschaffen. Leider gab es nur sehr wenig Fische, Korallen und Wirbellose zu sehen. Als Grund erklärte man uns, dass der Ramadan erst zu Ende gegangen ist und die Fischer erst wieder jetzt zum Fischen und sammeln raus fahren würden. Hierzu muss man wissen, dass die meisten "Fänger" von Java stammen und in Java stellen Muslime mit über 90 % die Bevölkerungsmehrheit. Es wurde uns jedoch zugesichert, dass jetzt laufend neue Tiere ankommen würden.
Das was wir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht wussten, war, dass das Wort "tomorrow" mit Abstand das am häufigsten gebrauchte Wort in dieser Zeit sein wird.
Am selben Abend haben wir dann auch noch den Strand vor dem Hotel inspiziert. Außer massenhaft vorkommenden Nassarius-Schnecken gewöhnlichen Einsiedlern waren hauptsächlich "riesige" Exemplare der Krabbe Grapsus albolineatus anzutreffen.
In den nächsten Tagen fuhren wir zu diversen weiteren großen und kleineren Exporteuren. Auf Grund des Ramadan waren auch hier die Anlagen leider fast leer. Aber überall hörten wir das Wort "tomorow". ;-)
Die Exporteure sollten jedoch recht behalten. Jeden Tag kamen kleckerweise einige Tiere neu in die Anlagen. Nur leider nicht die Mengen und die Qualität, die wir für das bevorstehende Shipment benötigen würden.
Was jedoch auffiel, war das sehr viele große und adulte Fische angeliefert wurden. Hier bekam man Fische in einer Größe zu sehen, die man so nicht erwartet hätte. Darunter wirklich "riesige" verschiedene Clownfische und Riffbarsche, aber auch sehr große Muränen und Doktorfische. Auch die Großkaiser hatten oftmals alle schon eine beachtliche Größe.
An einem der Tage hatten wir uns vorgenommen die Fischer direkt zu besuchen. Nachdem wir uns einige Adressen haben geben lassen, ging es dann über die Berge in den Norden von Bali zu den Fischern. Leider stellte sich vor Ort schnell heraus, dass sich diese lange fahrt nicht wirklich gelohnt hat. Die Fischer, bei denen wir zu Hause waren, hatten auch so gut wie nichts an interessanten Tieren zu bieten. Klar, dass ein oder andere Tier haben wir gekauft, aber es rechtfertigte in keinster Weise eine derart lange Autofahrt (einfache Strecke 3,5 Stunden). Somit war wieder ein ganzer Tag "verloren". Hinzu kam noch die irre Hitze auf der Nordseite von Bali. Die Sonne brannte regelrecht auf den Armen und Beinen.
Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen, in einer Lagune/Bucht Schnorcheln zu gehen. In dieser Lagune/Bucht lag auch die kleine aber feine Korallenfarm unseres Bekannten. Bei herrlichen Wassertemperaturen und einer relativ niedrigen Tide bekamen wir eine Menge uns unbekannter Tiere zu sehen. Durch die Korallen huschten etliche Lippfische und Riffbarsche. Aber auch Muränen, Kugelfische und Blennys waren anzutreffen. Auf dem Boden krabbelten Seeigel, Schlangenseesterne, Seesterne, Seewalzen, Igelwürmer, Seehasen und allerlei anderes Getier herum. Man kann es hier gar nicht alles aufführen, was dort alles anzutreffen war.
Aufpassen musste man vor den kleinen Lippfischen, die einem immer wieder "angriffen" und bissen. Auch war immer eine kleine Schule winziger Riffbarsche vor der Taucherbrille anzutreffen. An den Felsbuhnen krabbelten abertausende kleine Einsiedler und jede Menge Schnecken jeglicher Art. Auch nutzen unbeschreiblich große Schwärme von wirklich winzigen Fischen diese Bucht als Kinderstube. Auch diverse Krustentiere wie Krabben. Langusten, Garnelen und Knallkrebse waren in großer Anzahl anzutreffen.
Nachdem wir einige Korallen auf den Korallentischen von Algen befreit haben, fiel uns auf, dass sich zwischen den Korallenstöcken diverse Garnelen und Krabben/Krebse aufhielten. Somit entschlossen wir uns einige Korallen über Wasser auszuschütteln. Was dort an Getier zu Tage kam war einfach nur Klasse. Angefangen von großen solitär lebenden leuchtendroten Knallkrebsen, über verschiedene Korallenkrabben und Garnelen bis hin zu einigen Fischen, wie kleine Muränen, Blennys und Riffbarschen. Es war wirklich erstaunlich, was eine doch relativ kleine Koralle (Seratopora mit einem Durchmesser von ca. 25 cm) an leben beherbergen kann. In jeder ihrer Verzweigungen war irgendwelches Leben versteckt. Jede Koralle war ein Biotop für sich selbst.
Hier einige Bilder einer der Garnelen die ich (Gerrit) in der Koralle gefunden habe. Sie lebt bei mir zusammen mit weiteren 12 Exemplaren in einem kleinen Aquarium. Das besondere an diesen kleinen Garnelen ist, dass sie wie Knallkrebse auch mit ihrer vergrößerten Schere Knallgräusche abgeben können. So gibt es herrliche kleine Konzerte im Aquarium. Die Lautstärke ist allerdings grundsätzlich nicht so laut, wie bei den Knallkrbsen. Aber teilweise durchaus vergleichbar. Bei den Bildern handelt es sich alles um ein und dieselbe Art. Sie können farblich sehr variieren und wechseln diese auch je nach Gemütszustand und wo sie sich gerade aufhalten.
Über Wasser sah praktisch alles gleich aus, aber unter Wasser wechselten sich in dieser Bucht kleine Seegrasfelder mit wunderschönen höheren Algenbereichen (rote und grüne) ab. Durchzogen mit Sandflächen aus denen einzelne große Gesteinsblöcke, bewachsen mit diversen SPS, LPS und farbenprächtigen Weichkorallen, emporragten. Nachdem die Flut einsetzte und das Außenriff überwand, stieg der Wasserspiegel sehr schnell an und wir verließen die Bucht mit für uns schönen bleibenden Eindrücken unter Wasser.
Das gute an dieser Bucht ist, dass sie sehr weit abgelegen ist, so dass sich dorthin in der Regel nur vereinzelnd Einheimische hin verirren. Auch der Weg selbst dorthin, ist ein echtes Abenteuer, da es keine echte Straße gibt. Hier schien die Unterwasserwelt augenscheinlich noch in Ordnung zu sein.
Nachdem wir am anderen Tag wieder beim Exporteur waren, sahen wir auch, dass immer noch nicht genug Korallen angeliefert wurden, zumal zwischendurch auch andere Shipments vom Exporteur zu erledigen waren. So beschlossen wir auf eigene Expedition zu gehen um Korallen zu suchen. Hierzu wurden uns, um auch rechtlich abgesichert zu sein, offizielle Fischer vom Exporteur zu Seite gestellt. Nachdem uns die Fischer einen Tipp gaben, fuhren wir dorthin. Dort angekommen sahen wir nur eine flache Erhebung in der Brandungszone. Hier sollte es also Korallen für uns geben. Nun gut es sah auf dem 1. Blick nicht wirklich danach aus. Aber wir täuschten uns gewaltig. Hier gab es jede Mengen Korallen. Vorwiegend waren hier farbige Weichkorallen (Sarcophyton) und Krustenanemonen anzutreffen. Aber auch verschiedene LPS-Korallen. Viele dieser Korallen vielen jeden Tag bei Ebbe für ein paar Stunden trocken. Aber Schädigungen konnte man in keinster Weise sehen. Selbst extrem strahlend blaue Schwämme (welcher auch immer) vielen Tag für Tag trocken. Für Krustenanemonen schien diese Erhebung ein wahres Paradies zu sein. Überall wo man hinsah wuchsen Krustenanemonen über Krustenanemonen in den schönsten Farbschlägen. Auch gab es hier unzählige Steinseeigel zu sehen in jeglichen Größen und verschiedenen Farbschlägen. Aus jedem noch so kleinem Loch schauten Arme von Schlangenseesternen hervor. Diese Schlangenseesterne hatten irre lange Arme und es gab sie auch in verschiedenen Farbvarianten. Leider saßen sie so tief im Fels, dass man sie nicht hat fangen können, ohne größere Schäden an den Steinen anzurichten. Somit beließen wir es dabei, sie dort zu lassen. Nachdem uns die Fischer einige Korallen gesammelt hatten, setzte die Flut wieder ein und kräftige Wellen rollten über das Außenriff auf uns zu. Wir mussten das Feld wieder räumen, jedoch nicht ohne phantastische Eindrücke dieses kleinen Plateaus. So machten wir uns mit einigen sehr schönen farbigen Korallen bzw. Krustenanemonen auf dem Heimweg.
Leider ging unser "Arbeitsurlaub" schon zu Ende und wir mussten wieder nach Deutschland zurück. Glücklicher weise kamen in den folgenden Tagen noch ausreichend Korallen und Fische für das bevorstehende Shipment zusammen, wenngleich dieses auch um ein paar Tage verschoben werden musste, weil zum eigentlich beabsichtigten Zeitpunkt nicht ausreichend Qualitativ gute Korallen vorhanden waren. Diese Korallen und Fische, die wir selbst nicht mehr vorher gesehen haben, wurden, wie gewohnt, alle handverlesen vom Qualitätsmanager des Ocean Marine Life Imports ausgesucht.
Um zukünftig Korallen und Fische in sehr guter Qualität anbieten zu können, wurde eine enge Zusammenarbeit mit dem Exporteur vereinbart und eigens für Ocean Marine Life Imports große Fisch- und Korallenbecken vor Ort zur Verfügung gestellt, die durch den vor Ort ansässigen Qualitätsmanager betreut werden.
Leider können nicht wirklich viele Bilder gezeigt werden, da die neue Unterwasserkamera gleich in den ersten Tagen komplett ausfiel und wir keine Eratzkamera dabei hatten.
Hier aber dennoch einige Bilder:
Bei einem der Fischer vor Ort:
Bilder von Korallen, Fischen und Wirbellosen:
Unterwasserbilder:
Sonstige Bilder:
Zum Schluss meines Berichts noch einige völlig gegensätzliche Impressionen aus Bali.
Leider hat Bali bekanntlich ein riesiges Müllproblem, welches immer mehr und mehr offenkundig wird. Zum vertuschen ist es schon viel zu spät. Früher wurden Lebensmittel oder auch andere Gegenstände in Bananenblätter eingepackt und transportiert. Wurden diese nicht mehr gebraucht, warf man sie einfach weg. Im Laufe der Zeit vergingen/verrotteten diese Bananenblätter. Leider hat sich diese Mentalität des Wegwerfens nicht mit der Einführung von Kunststoffverpackungen geändert. Alles was gekauft, wird nochmals in irgendwelchen Plastiktüten verpackt. So kommen riesige Müllmengen zusammen. Sicherlich es gibt dort auch Müllhalden. Nur von Mülltrennung weiß man offensichtlich leider noch viel weniger. Das wir in der Regel auf die Verpackung in Tüten verzichtet haben, quittierte man oftmals mit ungläubigen Blicken. Aber wir wollten nicht unbedingt die Müllsituation auf Bali verschärfen, insoweit das derzeit überhaupt noch möglich ist. Zumal es nicht, wie bei uns, an jeder Straßenecke Mülleimer stehen. Die Bilder der Flüsse/Bäche zeigt die Situation etwa 100-200 m vor Einmündung ins Meer!!
Trotz der zuvor gezeigten Bilder möchte ich hier klar festgehalten, dass Bali eine sehr schöne Insel mit vielen verschiednen reizvollen landschaftlichen Facetten ist, die es lohnt zu besuchen.
Sollte man jedoch einen empfindlichen Magen haben, ist es ratsam auf den Verzehr von Babi Guling („Balinesisches Spanferkel“), an einem den vielen Straßenimbissen, zu verzichten. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man am anderen Tag gewisse Räumlichkeiten, mit hohem Keramikanteil, öfter aufsuchen wird, als einem eigentlich lieb ist. ;-)
Selbstverständlich bietet Bali (vor allem in den Touristenhochburgen) auch sehr gute Restaurants, wo man hervorragend national und international speisen kann.
Hier komme ich dann auch zum Schluß meines kleinen Berichts über die Importreise mit Ocean Marine Life Imports und hoffe, dass dem einen oder anderen mein kurzer Bericht gefallen hat.
Ganz besonders möchte ich mich aber noch bei unseren „Tour Guides“ Wieke und Moritz bedanken, die uns in all dieser Zeit begleitet haben.
Da unsere Kamera ja leider außer Gefecht gesetzt war, stellten die beiden einige ihrer selbst geschossen Fotos für diesen Bericht zur Verfügung. Vielen Dank nochmal dafür.
Gruß
Gerrit
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