Missmanagement kostet 50 Mrd. Dollar jährlich Fangflotten machen Meere von Fischen frei
Kommerzieller Fischfang in 50 Jahren vorbei
Missmanagement kostet 50 Mrd. Dollar jährlich
Fangflotten machen Meere von Fischen frei
Barcelona: Einem neuen Bericht der Weltbank und der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO zufolge verlieren die weltweiten Fischfangflotten jährlich 50 Mrd. Dollar aufgrund von Fangrückgängen und Missmanagement. Das Studienergebnis wurde anlässlich des World Conservation Congress, der derzeit in Barcelona über die Bühne geht, präsentiert. Die FAO schätzt den Wert der jährlich weltweit gefangenen Fische auf etwa 80 Mrd. Dollar. In den vergangenen Jahren sind die Zahlen der Erträge allerdings massiv gefallen. Fast ein Drittel der weltweiten Fischgründe sind schwer angeschlagen. Sollte die Fischerei in den kommenden Jahren mit der gleichen Intensität weitergehen, sind die meisten Fischgründe in 50 Jahren leer gefischt.
"Es gibt zwei Gründe, warum so viel Geld verloren geht", meint Rolf Willman, Senior FAO-Fisheries Planning Officer. "Zum einen sind die weltweiten Fischbestände viel niedriger als sie sein könnten. Daher ist es schwieriger die Menge Fisch zu fangen, die man eigentlich fangen könnte." Wären die Bestände größer, könnte man die gleiche Menge mit deutlich niedrigeren Kosten fangen. "Der zweite Grund liegt in der Tatsache, dass die Fischerei schlecht geregelt ist und die Fangkapazitäten viel größer sind, als eigentlich nötig." Man könnte mit der Hälfte der Fangflotte die gleiche Menge an Fisch fangen - das würde die Profite heben und außerdem weniger Druck auf die fragilen Bestände ausüben.
Zahlreiche Umweltorganisationen weisen immer wieder auf den verheerenden Rückgang der weltweiten Fischbestände hin. Speziell ausgewiesene Schutzzonen, aus denen für bestimmte Zeitperioden keine Fisch- oder andere Meerestiere entnommen werden dürfen, sollen den drohenden Kollaps abwenden. Auch der Fischereiexperte Ulf Dieckmann vom Institut für angewandte Systemanalyse in Laxenburg IIASA http://www.iiasa.ac.at sieht in der Errichtung solcher "drastischer" Schutzzonen eine gute Möglichkeit zur Erholung der Bestände. "Es ist begrüßenswert, dass weltweit eine steigende Akzeptanz auch der strengsten Form von marinen Schutzzonen zu bemerken ist", meint der Experte im pressetext-Interview.
"Eines der bekanntesten Beispiele des Raubbaus sind die Grand Banks vor der Küste Neufundlands", so Dieckmann. Dort ist der einst so berühmte Kabeljau-Bestand in einem dramatischen Kollaps vor 16 Jahren so stark zurückgegangen, dass eine kommerzielle Jagd nach dem beliebten Speisefisch seitdem verboten ist." Geirrt habe man sich mit der "naiven" Annahme, dass sich die Bestände nach drei bis vier Jahren erholen würden. "Mit dem nahezu völligen Verschwinden des Kabeljaus ist es auch zu Verschiebungen der Arten im Ökosystem gekommen."
Ein weiteres massives Problem der weltweiten Fischerei ist die immense Menge an Beifängen. Etwa 1,4 Mio. Tonnen Beifänge werden von der EU-Fischereiflotte jährlich aus den Weltmeeren geholt und werden als Abfall über Bord geworfen. "Fische, die in den großen Netzen landen, egal ob sie nun industriell verwendet werden können oder nicht, sind zum Zeitpunkt der Löschung bereits tot", erklärt Jose Rodriguez von der Umweltorganisation Oceana http://www.oceana.org gegenüber pressetext. Das bedeute, dass das Überbordwerfen keinerlei Nutzen darstellt.
Der nun präsentierte Bericht zitiert allerdings auch Länder, in denen bereits heute nachhaltigere Fischfangmethoden praktiziert werden - etwa in Island, Neuseeland, in Teilen von Australien und in den USA. Die Herausforderung liegt nun in Reformen für jene Fischereigebiete, in denen die Bestände immer noch brutal dezimiert werden. "Nachhaltige Fischerei erfordert den politischen Willen, Anreize zum Überfischen durch Anreize der Verantwortung zu ersetzen", meint Kieran Kelleher, Fischereiexperte der Weltbank. Dabei gehe es nicht nur um Schiffe und Fische, sondern um Entscheidungsträger mit wirtschaftlichen Argumenten für eine notwendige Richtungsänderung.
Aussender: pte Österreich
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
email: weitlaner@pressetext.com
Foto: jul/pixelio
Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?
Damit Sie selbst etwas schreiben können, müssen Sie sich vorher anmelden.