Dieser Artikel ist der Auftakt einer ganzen Reihe von weiteren interessanten Ausführungen zum Thema gelöste organische Stoffe (DOM) im Meerwasser.
Als Einführung in diesen Artikel eine obligate Frage:
Was ist Meerwasser?
Lassen wir die im Wasser enthaltene feste Teile, Gase und kolloiden Teile außer Acht, und konzentrieren uns nur auf die gelösten organischen Stoffe, ist das Ergebnis (gewichtsmäßig) für einige vielleicht überraschend:
Die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen, kommerzieller Tests und die alltägliche Praxis der Meeresaquaristik bestätigen täglich die Gültigkeit der zwei folgenden Gesetze (für beide gibt es mehrere wörtliche Formulierungen):
Shelfordsches Toleranzgesetz
Jeder Organismus ist fähig im festgeelgten Schnittbereich der Faktoren seines Lebensumfeldes zu überleben.
Liebigsches Minimumgesetz
Sind alle Faktoren des Organismusumfeldes im Bereich des Shelfordsches Gesetzes und einer nicht, dann wirkt gerade dieser Faktor als limitierend. (in der ursprünglichen Version: das Leben der Pflanzen ist von dem Element abhängig, das im Lebensumfeld am wenigsten vertreten ist – und dieses Gesetzt können wir auf Lebewesen anwenden).
Im Fall des Meerwassers ist außerdem noch eine wichtige Tatsache zu beachten, die mit dem Verhältnis zwischen den Konzentrationen der im Meerwasser enthaltenen Stoffe zusammen hängt. Z.B.:
H - Hydrogenium - 1,07 . 102 mol/l
Ir - Iridium - 1,00 . 10-14 mol/l
Ein Unterschied von 19 Stellen ist wirklich markant und für die Meerwasseraquaristik folgt aus dieser Tatsache die Notwendigkeit des relativen Denkens – wieder ein kleines Beispiel:
Geben wir in ein 1.000 L – Aquarium 1 kg Kochsalz (NaCl), passiert mit höchster Wahrscheinlichkeit, fast sicher, überhaupt nichts – die Erhöhung der Gewichtskonzentration von NaCl um ca. 3% ist laut Shelfordschem Gesetzt absolut im Überlebensbereich der Meereslebewesen.
Dies gilt aber nur dann, wenn das NaCl absolut sauber ist, und nicht z.B. 0,001% Kadmium beinhaltet. Auch wenn die Verschmutzung von 0,001% als sehr niedrig erscheint, würde in diesem Falle die Gewichtskonzentration von Kadmium im Becken ungefähr 120fach ansteigen, was vernichtende Auswirkungen hätte – einer der Parameter des Lebensumfeldes der Meereslebewesen würde außerhalb der Grenzen des Shelfordschen Gesetzes geraten und so zu einem limitierenden Faktor laut Liebigschen Gesetz werden.
Zusammenfassung
Aus dem oben genannten folgen zwei wichtige Schlüsse:
Verwenden wir im Meerwasseraquarium Stoffe, die im Meerwasser in relativ hohen Konzentrationen vorkommen (Basis-, Haupt- und Nebenelemente), ist es notwendig, der Sauberkeit der verwendeten Stoffen extreme Aufmerksamkeit zu widmen.
Verwenden wir im Meerwasseraquarium Stoffe, die im Meerwasser in relativ niedrigen Konzentrationen vorkommen (Spurenelemente und gelöste organische Stoffe), ist es notwendig, dem Typ und der Konzentration von einzelnen Bestandteilen der verwendeten Mitteln extreme Aufmerksamkeit zu widmen.
DOM
Der „komplett aufgelöste organische Stoff“ (englisch: dissolved organic matter - DOM) befindet sich im Meerwasser ungefähr in einer Gewichtkonzentration von 0,00001%, allerdings ist der Unterschied bei Meerwasseraquarien, die für längere Zeit betrieben , und regelmäßig mit „DOM“ ergänzt werden bzw. nicht ergänzt werden, markant – dies betrifft vor allem das Tempo des Anwachsens von Wirbellosen, ihre Farbentwicklung und die Krankheitanfälligkeit.
Die positive Auswirkung bei Anwendung von DOM wird von mehreren Stoffen aus folgenden Gruppen verursacht, die hier nach der Gewichtkonzentration im Meerwasser geordnet sind:
Komplexe Humin- und Fulvinsäuren
Aminosäuren und ihre Derivate
Fettsäuren
Kohlenhydrate
Vitamine
Allen diesen Gruppen werden wir uns mit der Zeit in Beiträgen, die gerade ausgearbeitet werden, widmen.
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Ing. Frantisek Floder, August 2008
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