Fischaquarium pflegeleicht, oder? von Bernd Mohr, Rüsselsheim (erschienen in der Ausgabe 03/2001 im "Der Meerwasseraquarianer")
Um es vorauszuschicken, wer da glaubt ein Aquarium mit Korallenfischen besetzt sei leichter zu pflegen,als ein Steinkorallenbecken, kombiniert mit Fischen, befindet sich, wie man so schön sagt, auf dem Holzweg. ( glaubt etwas falsches )
Nach über 4o Jahren Erfahrung in der Meerwasser-Aquaristik , mit Betonung auf der Haltung von Fischen, zusammen mit von Beginn Anemonen, Zylinderrosen und sonstigen Niederen Tieren. Seit lo Jahren habe ich mich speziell auf die Pflege von Steinkorallen verlegt und habe so meine Erfahrungen gemacht, über die ich nachstehend berichten möchte. Ende letzten Jahres kam meine Frau, die mein Hobby zu unserem Hobby gemacht hat auf die mehr oder weniger gute Idee, wir schenken uns zu Weihnachten ein mit Kaiser- und Falterfischen besetztes Aquarium.
Da ich nun schon über etliche Jahre ein über 3ooo Liter fassendes Becken mit ca. 7o Fischen und über loo Steinkorallen ( bis zu 5o cm Durchmesser), Hornkorallen und sonstigen Niederen Tieren besetzt pflege, glaubte ich, mich für die neue anscheinend leichtere Aufgabe gut gerüstet.
Nun genug des Vorwortes und zu den eigentlichen Problemen:
Das neue Aquarium l,8o m x o,7o x o,6o
Abschäumer: ATK l,3o m hoch mit Dispergator
Filterung: 5 cm hohen Filterschaum im Fallschacht, 1 EHEIM – Profi-Filter
Beleuchtung: 4 x 58 Watt Leuchtstoffröhren OSRAM, 2 x Nr. 11, 2 x Nr. 67
Inneneinrichtung: l5o kg lebende Steine
Wasserbewegung: 5ooo Liter DELTEC-Pumpe ( Abschäumer läuft als Bypass )
1 EHEIM-Profi-Filter
Automatische Temperatur-und PH-Wert-Überwachung
eine UV-Lampe 85 Watt
Das Becken wurde zur Hälfte mit Wasser aus dem Korallenbecken, der Rest mit l4 Tage altem Frischwasser aufgefüllt, eingerichtet und die Technik in Betrieb genommen.Nach angemessener Wartezeit und nachdem alle Wasserwerte im grünen Bereich waren, wurden Ende Februar 2ooo die ersehnten Fische eingesetzt. Es waren und sind immer noch: ( ja sie leben noch Alle )
1 Pomacanthus imperator ausgefärbt
1 „ „ juvenil
1 Pomacanthus paru
1 Holacanthus ciliaris
1 Pygoplites diacanthus
1 Chelmon rostratus
4 Chaetodon semilarvatus
1 Chaetodon falcula
1 Chaetodon lunula
3 Putzerfische und 8 Weißbandgarnelen
Alle Fische nahmen bereits am ersten Tag nach dem Einsetzen gut Futter an und benahmen sich völlig normal. Vier bis fünf Tage später tauchten wie befürchtet Pünktchen-Erreger ( Oodinium und Cryptocaryon ) auf.
Die Heilung wurde nun auf die natürliche Weise, ohne Medikamente, versucht.
Es wurde die 85 Watt UV-Lampe in Betrieb genommen. Ein Diatom-Filter mit 1.6oo Liter/Std. Durchlauf wurde installiert, 1 Ozongerät am Abschäumer angeschlossen und da waren ja auch noch die 8 Putzergarnelen, die eifrig am Werk waren. Nach anfänglichem Krankheitsstillstand nahmen nach ca. lo Tagen die Pünktchen zu und bei 4 Kaiserfischen trat zusätzlich Befall mit Lymphozystisknoten auf . Bei den Falterfischen zeigten sich, als ob nicht schon genug Krankheiten vorhanden wären, auch noch kreisförmige Hautblutungen.Jeder der Falterfische ( ausser Ch. rostratus) war mit 4-7 pfennigstückgrossen Blutflecken inklusive aufstellen der Schuppen im betroffenen Bereich, befallen.
Jetzt war es höchste Zeit mit der medikamentösen Behandlung zu beginnen:
Zuerst wurden unter grossem Aufwand die Garnelen herausgefangen und in ein anderes Becken gesetzt. Ozongerät, UV-Lampe und Diatomfilter wurden entfernt.
Als erstes war die Pünktchen-Krankheit in den Griff zu kriegen, was mit käuflicher Kupferlösung auch sehr gut funktioniert. ( Point-Ex ) Es wurde wie in der Behandlungsvorschrift angegeben am 1, 2, 5, 7 und 9. Tag jeweils die gleiche Menge an Kupferlösung (je 3o ml ) in das Aquarium gegeben.
Jeden 2. Tag wurde ein Wasserwechsel von 3o Liter durchgeführt, so wurde es auch bei den nachfolgenden Behandlungen gehandhabt. Der durch den Wasserwechsel entstehende Medikamente-Verlust wurde durch Nachdosierung ausgeglichen.Nach den 9 Behandlungstagen und einigen Tagen Wartezeit waren alle Pünktchen verschwunden, aber bei einigen Fischen eine Hauttrübung festzustellen.
Es wurde wiederum ein 3o %iger Wasserwechsel durchgeführt und zusätzlich über 5oo gr gute Aktivkohle gefiltert.
Die nächsten 8 Tage wurden dem aufgetauten Tiefkühlfutter Vitamine zugesetzt.
Jetzt war die Behandlung der Haut-Trüber notwendig. Diese wurde durchgeführt mit Aqua-Furan, genau nach Dosiervorschrift . Nach der Wartezeit von 5 Tagen war der Hauttrüber verschwunden, die Lymphocystisknoten waren auch kleiner geworden.
Aber die roten Hautaufbrüche hatten sich bei dieser Behandlung nur sehr gering gebessert.
Also wieder Kohlefilter, vitaminisiertes Futter und Wasserwechsel sowie einige Tage Erholungszeit.
Jetzt wurde dem aufgetauten Futter ein bestimmtes Antibiotika zugesetzt (auf 1 geh. Teelöffel aufgetaute und abgetropfte Artemia ¼ TL Antibiotika) Nun leicht mischen und das ganze ca. lo Min. einziehen lasssen. Alle Fische nahmen das sehr bittere Futter sehr gut an. Diese Behandlung wurde nun über 14 Tage fortgesetzt. Nach dieser Zeit waren die roten Hautflecke und erstaunlicherweise auch die Lymphocystisknoten verschwunden und alle Fische in einem super Zustand.
Als letzte Maßnahme war wieder Wasserpflege durchzuführen ( Kohlefilter und 3o % Wasserwechsel). Es zeigt sich also, dass auch ein so massiver Befall mit verschiedenen Krankheitserregern in den Griff zu bekommen ist.
Alle Fische sind selbst in der Behandlungszeit gut gewachsen und haben sich einigermaßen wohlgefühlt.Als Fazit kann gesagt werden, dass der Titel dieses Berichtes in meinem Fall mit einem klaren NEIN beantwortet werden muss.
Ich wünsche Allen, die es mit einem reinen Fischaquarium versuchen, weniger Probleme als ich sie hatte und hoffe, einen kleinen Beitrag über Behandlungsmöglichkeiten und die Heilung verschiedener Fischkrankheiten gegeben zu haben.
Bernd Mohr, August 2001
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