Dieser Artikel beschreibt in Wort und Bild die Entstehung eines 2000 Liter Riffschlucht Meerwasser Aquarium. Viel Freude wünschen Manuela und Robert
Der Traum von der Riffschlucht
Ich empfehle allen Neueinsteigern in die Aquaristik und speziell in die Meerwasseraquaristik die Lektüre der vorhandenen wirklich guten Literatur zu diesem Thema. Es gibt einfach zu viele Aspekte in diesem Hobby, als das man sie in einem simplen Dialog darstellen könnte. Gelegentlich hat das Studium der Literatur aber auch fatale Auswirkungen.
Ich war noch gar nicht richtig von der Süßwasseraquaristik auf das salzige Hobby umgestiegen, als ich
um das Jahr 2000 die Buchreihe von Svein Fossa und A.J.Nilsen fand und sofort fasziniert verschlungen habe. Als ich endlich bei Band 6 angekommen war, hat mich die Darstellung der verschiedenen Riffaquarien im letzten Teil des Buches endgültig begeistert. Vor allem die Darstellung eines Beckens, welches eine „Riffschlucht“ darstellte.
Natürlich war mein erstes Becken viel zu klein um diesen Traum umzusetzen, aber der Gedanke blieb hartnäckig haften. Nach einigen Jahren und etlichen Erfahrungen mit Salzwasser ergab sich durch den Bau eines Wintergartens und aus dem familiären Wunsch, das Aquarium endlich aus dem Wohnzimmer zu befördern, eine Gelegenheit den
großen Traum umzusetzen. Nach etwa einem Jahr Planung mit der Hilfe eines erfahrenen Aquarienbauers und Händlers und dem geduldigen Stöbern in Gigabyte großen Erfahrungsberichten in diversen Foren war das Konzept fertig und die Umsetzung begann.
Das Becken hat die Grundmasse von 160x160 mit 90 cm Höhe. Eine Ecke von 70x70 wurde ausgespart und der außenliegende Ablauf wurde dort angebracht. Zusammen mit dem Unterschrankbecken (140x60x50) hat das Becken ein Nettovolumen von ca. 2000 Litern.
Der Aufbau des Beckens erfolgte langsam Schritt für Schritt, immer mit dem Augenmerk eine durchlässige Struktur zu schaffen, die zu einer Riffschlucht „heranwächst“.
Neben dem erwünschten Bewuchs der Riffwände wachsen leider auch reichlich Hydroidpolypen – kein Becken bleibt von den kleinen Plagen verschont…
Juli 2010: Die sorglose Zeit ist schon wieder vorbei.. Die inzwischen riesigen Acro –Teller, Hydnoporabüsche, Seriatoporadickichte u.a. beschatten so stark, dass große Korallen ausgegliedert werden müssen. An einigen Stellen, wo durch Schatten (Licht- und Strömungsschatten) Gewebeverluste auftreten, wachsen schwer zu kontrollierende Algenbüschel, die von den typischen Herbivoren nicht erreicht werden.
Besatzliste:
Fische
10 Pseudanthias squamipinnis, 2 Clowns Amphiprion ocellaris, 2 Brunnenbauer Opistognathus aurifrons, 2 Lyrakaiser Genicanthus bellus, 1 Blauer und 1 Brauner Doktor (Zebrasoma xanthurus u. Zebrasoma scopas), 2 Rotschwanz Blenni Ecsenius bicolor, 2 Amblyeleotris steinitzi (getrennt, einer mit Alpheus bellulus), 4 Gobiodon okinawae
2 Andamanen Fuchsgesicht Siganus magnificus, 2 Pyjamas Sphaeramia nematoptera, 5 Blauaugen Kardinale Zoramia leptacantha, 2 Mandarins Pterosynchiropus splendidus, 2 Putzer Labroides dimidaitus, 2 Sechsstreifen Lippfische Pseudocheilinus hexataenia, 2 Blaue Kometen Assessor macneilli,
2 Seegrasfeilenfische Acreichthys tomentosus (jetzt im Algenbecken), dort fühlen sie sich wohler…
1 Papageifisch Squarus Quoi – musste als mein liebstes Fotoobjekt nach ca. 6 Monaten wieder ausziehen, da er mir im Verhältnis mit den anderen Tieren zu groß und zu hektisch war
Korallen
SPS: Ca. 10 verschiedene Acros, 5 Montis, Pocilopora, Hydnopora, Seriatopora, Porites, Psammocora, Stylopora
LPS: Acanthastrea, Blastomussa, Caulastrea, Dunconopsammia, Alveopora, 5 x Goniopora, Catalaphyllia jarenei, Euphilia sp., Echinopyhilia sp., Echinopora lamellosa, Lithophyllon undulatum, Symphyllia sp., Moseleya latistellata, Merulina ampliata, Pavona decussata, Platygyra sp., Trachyphyllia geoffroyi , Turbinaria peltata, Turbinaria mesenterina, Favia, Fungia, Cycloseris., Tubastrea sp.
Hornkorallen: Pseudoplexaura sp., Rumphella sp., Isis (?), Briareum sp. (ehem. Clavularia viridis),
Weichkorallen: Sarcophyton, Clavularia sp., Xenia sp
Eine Pachyseris oder Leptoseris ähnliche Koralle wächst auf einem Stein und hat in 6 Jahren jetzt endlich ca. 12 cm Durchmesser.
Anemonen:
div. Scheibenanemonen, Heteractis crispa, einige kleine Krusten, Aiptasien (die hübschen Glasrosen)
Krebstiere:
2 Scheerengarnelen Stenopus hispidus, 2 Kardinalsgarnelnen Lysmata debelius, 6 Lysmata kuekenthali, 1 Saron marmoratus sp., einige kleine Einsiedler, 3 Seeigel, div. Schnecken
Diverse Trojaner:
- Hydoiden: evtl. Hydractinia – breitet sich immer mal wieder aus und geht auch wieder zurück, bisher keine Schäden feststellbar
- Aiptasien lassen sich durch die Putzergarnele L. kuekenthali und den Seegrassfeilenfisch A. tomentosus gut kontrollieren
- Zwei Sorten Weichkorallen tauchen an verschiedenen Stellen auf, evtl. Cervera und eine kleine Röhrenkoralle (Acrossota sp.?), ist manchmal recht lästig bei der Pflege
- Natürlich div. Asterina sp. Gänsefußseesterne
- Ein unbekannter Seestern etwa 4-5 cm
- Div. Krabben (Actaeodes tomentosus?)
Pflege:
Wöchentlich ca. 50-100L Wasserwechsel (also min. 10% im Monat), Spurenelemente „nach Gefühl“ z.Z. Tropic Marin Pro-Coral Elements. Kalkreaktor und Kalkmischer und wenn nötig noch etwas Balling (der Kalkaufbau ist ziemlich extrem).
Fazit:
Mein Riffschluchtbecken habe ich weitgehend umsetzen können. Der optische Eindruck ist sehr zufriedenstellend. Die Erwartung, in einem so großen Becken über zumindest längere Zeiträume ohne große Eingriffe „es einfach mal wachsen zu lassen“ hat sich nicht erfüllt. Stimmen die Parameter, dann wachsen die SPS teilweise beeindruckend schnell. Damit werden dann aber Licht, Strömung und Stoffwechselkreisläufe extrem verändert. Um den Kalkbedarf der Korallen zu decken, setze ich Kalkreaktor, Kalkwasser und Balling ein. Obwohl der Abschäumer nur mit einer von zwei möglichen Pumpen läuft, muss ich regelmäßig Nitrat und natürlich Spurenelemente zugeben, um nicht in eine Nährstofflimitierung zu laufen. – Ein äußerst herausforderndes Hobby!
Henning Todte
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