Umweltorganisationen nehmen Hafenbetreiber in die Pflicht
Der Europäische Kreuzfahrtschiffverband (ECC) http://www.europeancruisecouncil.com hat angekündigt, zukünftig keine Schiffsabwässer mehr in der Ostsee zu entsorgen. In einer Pressemitteilung heißt es dazu, man wolle die unsachgemäße und umweltschädliche Entsorgung von Abwässern auf hoher See einstellen, wenn die Ostseehäfen zukünftig adäquate Entsorgungsmöglichkeiten anbieten, ohne dafür noch einmal zusätzliche Abwassergebühren zu erheben. Umweltgruppen wie etwa der WWF begrüßen diese Aktion.
"Der WWF hat stets davor gewarnt, dass die Ostsee zu einem Schiffsklo verkommt. Wir freuen uns, dass die Kreuzfahrt-Reedereien unseren Forderungen endlich nachkommen wollen", sagt Jochen Lamp, Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund. Mit der Ankündigung allein ist es aber noch nicht getan, denn vor allem in deutschen Häfen herrsche hier noch Nachholbedarf, wie Lamp betont. Anders als in den vorbildlichen Häfen Helsinki und Stockholm gebe es etwa im Rostocker Hafen bisher keine Anlegeplätze mit entsprechendem Anschluss an das Abwassersystem.
Eine Entsorgung sei hier nur mit Hilfe von Tanklastwagen möglich, was mehrere Tage in Anspruch nehmen würde. In Kiel gibt es zwar die entsprechenden Anlagen, doch für die sachgerechte Entsorgung muss eine zusätzliche Gebühr entrichtet werden. Erst im Vorjahr hatte der WWF in einer Kampagne auf die Gefährdung der Ostsee hingewiesen. Jährlich werden über eine Mio. Tonnen Nährstoffe eingeleitet, die immer wieder unnatürlich starke Algenblüten verursachen. Nach der Algenblüte im Frühling sinkt der Sauerstoffgehalt im Sommer und im Herbst stark ab.
Wenn die Werte auf unter zwei Milligramm pro Liter Wasser sinken, spricht man von einer Todeszone. Wenn im Herbst und Winter starke Stürme aufziehen und das abgekühlte Meerwasser wieder durchmischt wird, steigt der Sauerstoffgehalt am Boden wieder an, und das Leben kehrt zurück. Nach Angaben des WWF herrscht auf einer Fläche von 42.000 Quadratkilometern - nahezu die Größe Dänemarks - dauerhaft Sauerstoffmangel. Auch im Golf von Mexiko sind solche Todeszonen bekannt. Dort droht eine Fläche der Größe von Hessen zum sauerstoffarmen Gebiet zu verkommen (pressetext berichtete: http://pressetext.at/news/080725021/ ).
Bei der diesjährigen ITB-Berlin wurde publik, dass ab 2015 Schadstoffemissionen bei Schiffen ordentlich reduziert werden müssen. Demnach darf dann der Schwefelgehalt des Treibstoffs der auf der Nord- und Ostsee fahrenden Schiffe nur noch 0,1 Prozent betragen. Für Verdruss sorgen die erwarteten Emissionsauflagen anderer Luftschadstoffe wie etwa CO2 und Stickoxide. Auf verbindliche Grenzwerte habe man sich hier noch nicht geeinigt.
Experten wie etwa Matthias Schubert vom finnischen Motorenhersteller Wärtsilä http://www.wartsila.com gehen davon aus, dass zukünftig auch Schiffe mit Flüssiggas betrieben werden, denn dieser Treibstoff verursacht um 85 Prozent weniger Stickoxid und ein Viertel bis ein Drittel weniger CO2 als der heute verwendete Schiffsdiesel.Überlegt wird auch die Installation von Zusatzsegeln. Hier könnten bis zu 8,5 Prozent Treibstoffe eingespart werden.
Frankfurt 22.05.2009
Aussender: pte, A
Redakteur: Wolfgang Weitlaner
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