Nun gehts im Aquarium richtig los. Alles über Kiesel- und Fadenalgen und warum das meist dazu gehört. Jetzt beginnt die Geduldsphase
Einfahrphase eines Riffaquariums:
Nachdem nun der Steinaufbau und Bodengrund ins Aquarium eingebracht wurde, hat man noch Zeit den Steinaufbau zu vervollständigen. Danach beginnt die bei Riffaquarianern so genannte Einfahrphase. Viele, vor allem Neueinsteiger werden sich im ersten Moment unter dem Begriff nicht allzuviel vorstellen können. Diese Begriff "Einfahrphase" beschreibt die ersten Wochen nach dem einbringen der erste lebenden Steine.
In dieser Zeit spielt die ganze Biologie verrückt und findet nach und nach zu sich. Die meisten lebenden Steine kommen von weit her, und sind demensprechend zuerst einmal eine Belastung für das noch relativ frische, teils noch agressive Salzwasser. Das hat den Hintergrund das die Baktieren in den Steinen, die feucht in Styroporkartons geschickt werden und teilweise zwei Tage unterwegs sind, zuerst einmal zum Großteil abgestorben sind, oder dieses in den ersten Tagen im Aquarium tun. Aber nicht so schlimm, wobei die Qualtiät des verwendeten Gesteins sehr wichtig ist. Das Gestein sollte nicht schlecht riechen sonst würden wir dieses gar nicht erst verwenden. Gutes Gestein riecht nach Meer! Zum absterben der Bakterien kommt das absterben von Schwämmen und anderen Tieren die auf den Steinen mit gekommen sind. Achten Sie unbedingt darauf schon abgestorbene Tiere von den Steinen zu entfernen. Aber Achtung es gibt genügend an Wirbellosen die sich im Aquarium wieder fangen und überleben. Dennoch sollten sie vor allem auf faulende Schwämme und dergleichen achten und diese entfernen.
Wir erachten ca. 3 - 6 Tage als sinnvoll nach dem einlaufen des Salzwassers mit dem Besatz von lebenden Steinen zu beginnen. Wer vorher sein Wasser länger einfahren lassen kann, zum Beispiel in geeigneten Gefäßen, der soll dieses tun. Dennoch halten wir die heute zum großen Teil verwendete Qualität der Salzmarken für sogut das man nach der Zeit den Einsatz der Steine durchaus wagen kann. Behandeln sie die Steine wie lebende Tiere, schliesslich kosten sie auch genug.
Nochmals möchten die Autoren darauf hinweisen das poröses lebendes Gestein die bessere Wahl ist, da sich hier schneller die wichtigen Bakterien bilden als in weniger porösen Gestein !
Ein langjähriger Aquarianer gab schon vor 12 Jahren einem der Autoren den Tip nur ein wenig Bodengrund, vielleicht sogar einen lebenden Stein von einem schon länger laufenden Aquarium einzubringen. Man glaubt gar nicht wieviele Bakterien man damit ins das neue Becken einbringt. Das ganze nennt man "Becken Impfen" und hat den Vorteil das sich damit meist den Beckenstart erleichtert. Wobei es nicht nur um die Bakterien geht, sondern auch um die Kleinstlebewesen die sich im Bodengrund befinden. Da man meist toten Sand benutzt, werden hier nun die eingebrachten Kleinstiere das neue, noch saubere Biotiop in Besitz nehmen und sich langsam, aber stetig vermehren.
Da nicht jede Einfahrphase gleich abläuft können die Autoren hier keine allgemein gültige Empfehlung geben, aber sie versuchen das was in den meisten Fällen passieren wird zu beschreiben.
Kieselalgenwachstum:
Nach dem Einbringen der Steine und des Bodengrundes und zum Start des Aquariums werden zumeist erst mal Kieselalgen wachsen. Das äussert sich durch braune unschöne Beläge auf dem Bodengrund. Keine Angst das ist normal. Sie gehören zu den Erstbesiedlern. Diese braunen Kieselalgen lassen mit der Zeit, durch die Aufnahme an Silicat, nach und werden weniger. Wer Leitungswasser anstatt Reinstwasser genommen hat muss damit rechnen das es bei ihm etwas länger dauern kann bis dieses aufhört. Der Handel hält allerdings Silicatadsrober bereit, und man sollte bei einem starken Wachstum und hohen Silicatwerten nicht zögern hier etwas nachzuhelfen. Diese Phase kann schnell vorbei sein, oder aber sich sogar Wochenlange hinziehen.
Grünalgenwachstum:
Mit dem Wachstum der Kieselalgen beginnt aber auch gleichzeitg das Wachstum auf den Steinen die man sich eingesetzt hat. Zumeist sind das Fadenalgen, die ebenfalls nicht erwünscht sind und einer Plage gleich kommen. Hinzu kommt sicherlich das Wachstum von anderen Sorten die man sich durch die Steine ins Becken geholt hat. Wir würden hier heute zum Einsatz von höheren Algen raten, genannt Caulpera. Diese stehen in direkter Nahrungskonkurrenz zu den Fadenalgen und sind so meist eher in den Griff zu bekommen.
In diesen Phasen trifft genau das zu, was die Autoren im Kapitel Biologische Filterung beschrieben haben. Es kommt zu einem Anstieg an Ammoniak, Nitrit und nachfolgend Nitratwert. Das ist allerdings ganz normal da sich nachfolgend die Bakterien erst bilden. Es wäre der ganzen Einfahrphase abträglich wenn man hier schon Fische einsetzt. Zum einen existiert noch kein stabiles Milieu zum anderen belasten sie hier die gerade enstehende Biologie des Aquariums zu sehr. In dieser Phase ist das Messen der Wasserparameter, im besondern Ammoniak, Nitrit und Nitrat recht interessant, wenn auch eigentlich nicht nötig. Wichtig werden die Messungen erst mit zunehmenden Algenrückgang und dem näherkommen des Tages der ersten Tiere.
Wassertests:
Wassertest sind wichtig, ohne geht es meist nicht. Ein gut laufendens Aquarium muss man sicherlich nicht dauernd messen, aber ab und an sollte man dieses schon tun. Die wichtigsten Parameter sind hier:
Ammoniak (nur am Anfang oder wenn was sichtlich im Becken mit den Tiere nicht stimmt)
Nitrit (ebenfalls nur am Anfang, oder wenn etwas nicht simmt)
Nitrat (sollte man mind. alle zwei Wochen messen um ggf. reagieren zu können)
Phosphat ( wie Nitrat)
Calzium (sollte man wöchentlich messen)
Magnesium (hier reicht es einmal im Monat zu messen, dieser Wert ist oft recht lange stabil)
PH (Anfangs wichtig, misst später kaum noch ein Aquarianer)
Leitwert, Salzdichte ( sollte man auch des öfteren Messen )
Silicat (wird nur wichtig wenn man ein Problem mit Kieselagen hat)
Die Autoren versuchen zwar ohne Firmenwerbung auszukommen, aber gerade im Sektor Wassertests geht es nicht. Korallenriff.de hat im laufe der Jahre einge aufwendige Testreihen gemacht, letztlich gibt es kaum Wassertest die wirklich genaue Ergebnise liefern. Hierzu finden Sie auf www.korallenriff.de in der Rubrik Berichte Allgemein - Messen und Regeln einige hilfreiche Links. Aber Vorsicht, es zeigt die Erfahrung das kaum einer der Testkandidaten auf lange Zeit solide und genaue Ergebnise liefert. Auch hier wollen wir Ihnen den Tip mit auf dem Weg geben, informiereren Sie sich in diversen Internetboards zum Thema Testgenauigkeit. In vielen Foren sind oft gerade aktuelle Ergebnise zu Wassertests zu finden. Nach dem kurzen Ausflug zur Wasserchemie geht es wieder zurück zur weiteren Einfahrphase.
Salinität:
Hier haben die beiden Autoren bereits einen umfangreichen Artikel geschrieben, der die Dichte, Salinität und den Leitwert behandelt. Da im Meerwasser der Salzgehalt sehr wichtig ist, sollte man hier öfter mal messen. Ganz wichtig erscheint uns die Erwähnung das nur Süsswasser verdunstet und das Salz im Aquarium verbleibt. Durch den regelmässigen Wasserwechsel, der in den Augen der Autoren das A und O der Meerwasseraquaristik ist, kann man etwaige Aussalzungen verhindern. Dies bedarf aber einer regelmässigen Messung der Salinität. Den Artikel über die Salinität finden Sie in der Rubrik Wasserchemie.
Die Autoren raten vor allem Anfangs nach der ersten Algenphase, niedrige Werte natürlich vorausgesetzt, zum Besatz mit Einsiedlern und Schnecken, also echten Algenfressern. Diese sind nicht nur nützlich sondern schon fast als wichtige Vorbeugungsmassnahme gegen zukünftigen Algenbewuchs zu sehen.
In den nächsten Wochen lässt dann das aufgekommende Fadenalgenwachstum nach, und stellt es in den meisten Fällen dann auch ein. Zu diesem Zeitpunkt wachsen dann besonders die Kalkrotalgen, die man sich auch mit den Steinen ins Aquarium geholt hat. Das ist für die Autoren dann das Zeichen das die sog. Einfahrphase dem Ende zugeht. Natürlich heisst das nicht das man nun alles ins Becken setzen sollte was man sich wünscht, aber man kann auf jeden Fall über den Besatz der ersten Wirbellosen oder Fische nachdenken. Wir halten allerdings auch nicht so sonderlich viel einem sofortigen Vollbesatz mit Fischen, das würde evtl. die sich gerade erst gefundene Biologie wieder aus dem Tritt bringen. Denn es dauert eine Weile bis sich die Bakterien im Aquarium auf die anfallenden Belastungen einstellt haben.
Wir hoffen auch mit diesem kleinen Artikel einigen "Ratsuchenden" weiter geholfen zu haben. Nochmals möchten die Autoren herausstellen das sich jedes Aquarium anders entwickeln kann und die hier gemachten Aussagen nicht immer genauso eintreffen müssen. Es führen viele Wege zum Ziel was im besondern für die Meeresaquaristik gilt!
Der wohl wichtigste Satz den einer der Autoren in den Anfangszeiten zu hören bekommen hat, es war im Jahr 1991, war "Lass die Finger raus und das Becken in Ruh"! Die Beherzigung dieses Ratschlages hat bis heute in den meisten Fällen geholfen.
Frank Diehl, Robert Baur-Kruppas
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