Wissenswertes über die Gattungen Hoplolatilus und Malacanthus - ein Bericht von Joachim Großkopf
Torpedobarsche im Aquarium
Von Joachim Großkopf
Torpedobarsche (Familie Malacanthidae) gehören noch immer zu den recht unbekannten Fischen in der Meerwasseraquaristik. Zu den Torpedobarschen zählen meines Wissens 4 Gattungen: Branchiostegus (15 Arten), Hoplolatilus (11 Arten), Lopholatilus (3 Arten) und Malacanthus (3 Arten).
Zu Branchiostegus und Lopholatus gehören fast nur sehr groß werdenden Arten (bis zu 70 cm) die meistens räuberisch leben. Über sie ist kaum etwas bekannt, am ehesten wird man noch im Burgess`s - Atlas fündig und bei fishbase.Malacanthus bekommt man gelegentlich im Fachhandel zu sehen und natürlich Hoplolatilus. Die Malacanthus-Arten werden ebenfalls groß, eignen sich aber als Jungtiere sehr gut für die Pflege im Aquarium. Am bekanntesten sind einige Hoplolatilus-Arten. So recht traut man sich aber an die Pflege dieser Fische nicht heran. Gefallen würden sie zwar schon vielen Aquarianern, aber so recht scheint auch niemand etwas mit den Torpedobarschen anfangen zu können.
Ich finde vor allem Hoplolatilus marcosi und Hoplolatilus purpureus, sowie Malacanthus latovittatus sehr schön. Über das Aussehen der Fische trennen sich die Sympathien, entweder sie gefallen sofort oder man findet sie wenig attraktiv. Ungewöhnlich ist auch das Verhalten der Torpedobarsche, sie schwimmen immer so, als ob sie alles andere im Aquarium nicht interessiert und als ob sie auch nicht nichtig sehen könnten. Und doch oder gerade deshalb gehören sie zu den ungewöhnlichsten Korallenfischen überhaupt.
Sind Torpedobarsche eigentlich Korallenfische und eignen sie sich für Riffbecken?
Eigentlich bewohnen Torpedobarsche viel mehr die Sandzonen oder sogar das freie Wasser, meistens Bereiche mit wenigem Korallenbewuchs. Einige Arten bauen regelrechte Sandburgen. Die meisten Arten kommen erst unterhalb von 20 m Wassertiefen vor, bis hinab zu 200 Metern oder sogar 400 Metern Tiefe. Im Aquarium haben sie keine Probleme mit Korallen oder anderen sessilen Wirbellosen, doch mögen sie kein extrem starkes Licht und sie brauchen einen großen freien Schwimmraum. In einem SPS-Aquarium, am besten noch beleuchtet mit 1000 Watt-Strahlern sind sie sicher fehl am Platz, zumal sie genügend Nahrung brauchen, wenn auch meistens nicht so viel wie Pseudanthias- Fahnenbarsche.Für vielseitig besetzte größere Aquarien sind sie aber hervorragend geeignet. In kleineren Aquarien sollte man sie nur pflegen, wenn es sich um Becken speziell für die Fische eingerichtet handelt. So habe ich über 5 Jahre Hoplolatilus marcosi und H. purpureus gemeinsam in einem 100 x 45 x 45 cm großen Aquarium gepflegt, dass neben 2 aufrecht stehenden lebenden Steinen, etwas Caulerpa und eine Wohnröhre aus Ton, wie sie im Süßwasser für Welse verwendet wird, keine Dekoration hatte. In diesem relativ kleinen Aquarium lebten sie putzmunter und fühlten sich anscheinend auch recht wohl. Gegenüber anderen Fischen und allen nicht fressbaren Wirbellosen, besonders aber gegen alle Blumentiere verhalten sie sich absolut harmlos.
Geeignete Mitbewohner
Geeignete Mitbewohner sind alle nicht aggressiven Korallenfische, die dürfen auch größer oder viel kleiner sein. Ungeeignet sind vor allem aggressive Riffbarsche. Wirbellose werden nicht behelligt, sofern sie nicht, wie kleinste Krebse, gefressen werden könnten. Ich habe die Hoplolatilus schon mit allen möglichen Fischen, wie Flughähne, Kaiserfische, Falterfische, Doktorfische, Grundeln und vielen mehr zusammen gepflegt.
Probleme bei der Pflege
Ein echtes Problem ist bei diesen Fischen das Herausspringen aus dem Aquarium. Allerdings haben sie das mit sehr vielen Korallenfischen gemeinsam. Darum eignen sie sich nur für Aquarien die hier sicher sind. Am besten ist das Becken mit einer dicht am Aquarium verklebten Umrandung von mindestens 10 cm oder besser etwas mehr versehen. Springen sie hier heraus, prallen sie gegen die Umrandung und fallen wieder zurück. Mit Abdeckscheiben ist das problematischer, sind hier auch nur kleinste Ritzen vorhanden, finden sie die und verenden dann auf den Deckscheiben liegend!
Krankheiten
Ein weiteres Problem ist manchmal der Zustand der Fische. Von Indonesien habe ich in den letzten Jahren eigentlich nur gute Fische gesehen, von den Philippinen kommen sie aber manchmal erbärmlich an. Immer wieder mal kommen Fische mit Schwimmstörungen in den Handel, ähnlich wie es von den tief lebenden Genicanthus-Kaiserfischen der Fall ist.Manchmal kommt es auch nur davon, dass die Fische auf dem Transport Luft geschluckt haben, dann vergeht es nach ein oder zwei Tagen wieder und die Fische schwimmen wieder normal. Bleibt die Schwimmstörung, nicht kaufen. Vor dem Erwerb immer nachfragen oder zeigen lassen ob die Fische fressen. Hoplolatilus starcki ist für die Pflege nur in den wenigsten Fällen geeignet. Zwar fressen sie, können aber gröbere Nahrung wie Artemia oder Mysis nicht verdauen und spucken sie nach einigen Minuten meistens wieder aus!
Mehr dazu siehe bei der Artbeschreibung.
Außer gegenüber bakteriellen Erkrankungen (Vibrio) sind die Torpedobarsche nur wenig krankheitsanfällig.
Geeignetes Futter
Für Hoplolatilus marcosi, H. purpureus, H. luteus, H. fourmanouiri und die Malacanthus-Arten eignet sich alles übliche Futter, wie Artemia, Mysis, Futtergarnelen, gehackter Tintenfisch, gehacktes Herzmuschelfleisch, Enchytraen und weiße Mückenlarven. Manchmal fressen die Fische auch Spectrum- oder JBL Granulat, dann ist die Ernährung überhaupt kein Problem mehr. Genauso wie bei Chelmon rostratus gilt aber auch hier, wer nur Artemia und Mysis oder dubiose fertige Futtermischungen füttert, wird nicht viel von den Fischen haben!
H. starcki, H. cuniculus und H. chlupatyi fressen bevorzugt kleines Futter. Besonders starcki ist kaum haltbar. Bei www.fishbase.com ist bei der Artbeschreibung der Mageninhalt untersuchter Exemplare aufgeführt, durchweg kleinste Nahrung!
Alle Hoplolatilus denen es gut geht werden nach einigen Wochen praktisch handzahm und betteln um Futter, dabei verlassen sie mit ihrem Kopf sogar das Wasser!
Arten die importiert werden
Genaue Verbreitung, Flossenformel etc. bitte bei fishbase nachlesen!
Hoplolatilus purpureus
Schönste Art der Gattung. Relativ einfach in der Pflege, friedlich untereinander, Pflege am besten zu zweit, nicht allein. Sucht sich seine Nahrung vor allem im Freiwasser, weniger vom Boden.
Hoplolatilus marcosi
Pflege wie bei H. purpureus sehr gut mit diesem zusammen zu pflegen, auch hier wieder nicht einzeln halten.
Hoplolatilus starcki
Extrem schwierig, weil dieser Torpedobarsch nur kleinste Nahrung verdauen kann. Frisst überhaupt nicht vom Boden, Jungtiere bis etwa 7-8 cm oft einfarbig blau gefärbt. Braucht zudem noch mehr Wasserbewegung als die anderen Arten.
Hoplolatilus fourmanouiri
Relativ gut haltbar, sucht sich seine Nahrung bevorzugt am Boden, wird relativ selten importiert, etwas schwieriger als H. purpureus.
Hoplolatilus luteus
Sieht wie ein Gelber H. fourmanouiri aus. In letzter Zeit öfters von Indonesien im Handel, aber als H. chlupatyi, der jedoch anders aussieht! Sucht sich seine Nahrung auch mehr in Bodennähe. Sehr gut zu pflegen.
Hoplolatilus fronticinctus
Vielleicht eine der schönsten Arten, aber extrem selten und teuer. Wird oft nur von den Malediven angeboten, dort sehr tieflebend und unheimlich teuer. Der Fisch glitzert im Licht in verschiedenen Blautönen. Die Exemplare von den Malediven sind kräftiger Blau gefärbt, als die von Indonesien. Von Bali wird erst seit kurzer Zeit H. fronticinctus angeboten. Die Fische ähneln H.starcki, sind aber einfacher zu pflegen. Kann deutlich über 15 cm groß werden. Die Fotos in den meisten Büchern geben nicht annähernd die Schönheit wieder, zumal es sich meistens um Konservierte Exemplare handelt.
Hoplolatilus chlupatyi
Sehr selten. Der einzige Torpedobarsch der innerhalb von Sekundenbruchteilen seine Farbe ändert, von einem metallisch glänzenden Blau in Blaugrün oder gelblich.
Extrem selten, zuletzt habe ich diesen Fisch etwa 1985 lebend gesehen. In letzter Zeit wird H.luteus fälschlicherweise als H. chlupatyi angeboten! Nach einem der "Altmeister" der Meerwasseraquaristik in Deutschland benannt: Peter Chlupatyi aus München.
Malacanthus latovittatus
Imitiert als Jungfisch Putzerfische. Sucht seine Nahrung am Boden. Erwachsen einer der schönsten Fische wird aber sehr groß. Ganz selten werden fast erwachsene Fische importiert, die aber so gut wie nie Ersatznahrung annehmen! Jungtiere sehr einfach in der Pflege, springt aber sehr schnell aus dem Becken!
Malacanthus brevirostris
Wird selten importiert und leider auch groß, aber ansonsten ein liebenswerter Aquarienfisch, der seinen Farbmangel mit einem zutraulichen Verhalten wettmacht.
Joachim Großkopf , 2007
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