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Interview mit Alex Schwarz von OSCI-MOTION

Seit November 2024 gibt es in der Meeresaquaristik Branche ein neues Versorgungssystem. In der Meerwasserszene tauchte auf einmal wieder vermehrt der Name OSCI-MOTION auf. Viele kennen die altbewährte OSCI-MOTION Dreheinheit, welche vor 20 Jahren Maßstäbe für eine effiziente Wasserbewegung in unseren Aquarien setze und immer noch im Einsatz ist. Mit dem Produktnamen OSCI-MOTION Professional kam nun ein komplettes Versorgungssystem auf den Markt. Was dahinter steckt und ob es nur eine Neuauflage von Altbewährtem oder wirklich eine Weiterentwicklung ist, möchte ich in diesem Artikel klären. Dieter Kreissl 2. Vorstand von der Gesellschaft für Meeresaquaristik Ulm e.V. (GfMU) konnte den Inhaber Alex Schwarz für ein Interview gewinnen.

Copyright by Michael Drewnick

OSCI-MOTION - Next Level Reefing (Teil1)

 

GfMU: Wir bei der Gesellschaft für Meeresaquaristik Ulm e.V. verfolgen eine Mission. „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist. Wir geben uns nicht mit dem Status quo in der Meeresaquaristik zufrieden, wir suchen neue Ansätze.“ Inwieweit können Sie sich auch mit dieser Aussage identifizieren? Können Sie uns bitte etwas zu dem Werdegang hin zu dem neuen OSCI-MOTION Professional Versorgungssystem erzählen? Was war Ihre Intention ein neues Versorgungssystem auf den Markt zu bringen?
Alex Schwarz: Das innovative System OSCI-MOTION Professional entstand aus einer Kombination von Hobby und Beruf.
Die Meerwasseraquaristik ist schon mehr als 30 Jahre ein gerne gepflegtes Hobby meinerseits. Hier habe ich vor vielen Jahren, etwa zur Jahrtausendwende, für mich eine Schwenkarmvorrichtung für Strömungspumpen entwickelt, die den Weg in den Handel gefunden hat. Auch bekannt als OSCI-MOTION Dreheinheit. Heute gibt es unzählige Nachbauten und Weiterentwicklungen dieser Idee.
Da ich beruflich sehr tief in die Wasseraufbereitung involviert bin, habe ich auch mit dem Thema Wasserzusätze und Wasserversorgung sowie deren Dosierung und Analytik bereits sehr viel Erfahrung sammeln können.
Nach Rückkehr einer beruflich bedingten Hobbypause, habe ich mich dazu entschieden mein Hobby mit einem 2500 Liter Aquarium wieder aufzunehmen. Ich habe mich zu Beginn entschieden ein namhaftes Versorgungssystem zu verwenden. Mittlerweile war die Einführung der ICP-Analytik in der Meerwasseraquaristik angekommen und etabliert. Nach der ersten Analyse sollte ich eine Riesenmenge an Ausgleichslösungen meinem 2500 Liter Aquarium zufügen. Das ganze natürlich verteilt auf mehrere Tage. Jedes Element in unterschiedlichen Mengen. Da ich diese Rohstoffe in meiner Firma zur Verfügung hatte, habe ich mir eigene Lösungen angesetzt und wie angegeben dosiert. 30 Tage später, bei der nächsten ICP-Analyse, dasselbe Ergebnis. Alle mir wichtigen Spurenelemente waren nicht mehr nachweisbar. Also, dieselbe Prozedur noch einmal. Danach verkürzte ich die Zeit zur nächsten Messung auf 14 Tage, mit ernüchterndem Ergebnis. Wieder waren die wichtigen Elemente nicht nachweisbar. Endlich gab es auch in der Meerwasseraquaristik Zahlen, Daten, Fakten, nur mit dem Ergebnis war ich nicht zufrieden. Somit war für mich der nächste Schritt beschlossen, eine Dosieranlage mit 32 Dosierköpfen zu installieren, um jedes Element/Stoff einzeln täglich, oder wenn notwendig, auch mehrmals täglich, zu dosieren. Der Spott aus Hobbykreisen war mir sicher.
Als mein Aquarium in kurzer Zeit immer vitaler und farbiger wurde, wuchs auch die Neugier anderer Aquarianer, es mir gleich zu tun. Leider scheiterte in den meisten Fällen die Installation von 32-Kanal-Dosierpumpen aus Platz- oder Finanzgründen. Ich fand aber die Ergebnisse so faszinierend, dass ich nach Lösungen zur Umsetzung für andere gesucht habe. So entstand die Idee, aus Konzentraten und der ICP-Analyse eine individuelle Lösung zu erstellen und anzupassen, die nur für das jeweilige Aquarium passt. Das Ganze hat sich schnell herumgesprochen und ich war gefühlt nur noch am Mischen für mich und andere. So habe ich 2018 den Beschluss gefasst nicht mehr alles selbst zu mischen, sondern die Konzentrate an ausgewählte Aquarianer aus verschiedenen Regionen auszugeben, um meinen Aufwand zu reduzieren. Zu diesem Zeitpunkt war das alles noch Hobby. Die Aquarianer, die dieses System betreiben wollten, wurden immer mehr, so dass eine Lösung zur Bewältigung geschaffen werden musste.
Nach einem Gespräch mit unserem Laborleiter Mike Grunert, der in meiner Firma auch die wichtige Funktion des Gefahrstoffbeauftragten übernommen hat, wurden die Probleme zur Realisierung eines solchen Vorhabens zunächst einmal sehr groß und es erforderte viel Arbeit. Diverse Punkte mussten berücksichtigt werden, wie die Chemikaliengesetze für Privatpersonen, Biozid Verordnung, Gefahrstoffversand, Sicherheitsdatenblätter, UFI-Meldung, Kennzeichnung etc.
All das musste für das neue Vorhaben vorab analysiert und passend ausgearbeitet werden. 
Nachdem alles so weit fertig war, entschieden wir uns, das Versorgungssystem zunächst auf Massentauglichkeit zu prüfen und an ambitionierte Aquarianer auszugeben. Im Laufe einer langanhaltenden Testphase, haben wir uns dann entschieden die Analytik für unser System selbst durchzuführen. Diese Entscheidung war nicht uneigennützig. Welcher Aquarianer hätte nicht gerne sein eigenes Meerwasserlabor zu Hause.


 
GfMU: Was unterscheidet das OSCI-MOTION Professional von anderen? Wo liegt der Vorteil für uns Aquarianer?
Alex Schwarz: Die Versorgung von Spurenelementen erfolgt konstant und individuell auf das Aquarium angepasst, entkoppelt von der Kalkversorgung. Der Aquarianer benutzt Konzentrate, aus denen er zwei konservative Startlösungen erstellt, die er täglich dosiert (Arbeitsaufwand zur Herstellung ca. 10 Minuten für die 2 Lösungen).
Bei der nächsten Analyse wird der Inhalt der Spurenelemente Lösung entsprechend den Messwerten angepasst. Die tägliche Dosiermenge bleibt immer gleich, nur der Gehalt der Spurenelemente wird angepasst. 
Es werden keine Spurenelemente Ausgleichslösungen nach der ICP verwendet. Das Aquarium soll sich auf die Veränderung langsam anpassen können.
Mit jeder Anpassung der Lösung kommen wir dem Optimum im Aquarium einen Schritt näher. Der Aquarianer hat hierbei die volle Kontrolle.
 
GfMU: Bei der Betreuung von Meerwasseraquarien über den Verein fällt uns immer wieder auf, das bei vielen die Zusammensetzung des Meerwassers nicht optimal ist. Welche Ansätze verfolgt hier das OSCI-MOTION Professional System? 
Alex Schwarz: Ja das ist tatsächlich eine grundlegende Herausforderung, mit der viele Riffaquarianer zu kämpfen haben. Wir sehen das an den vielen Analysen, die wir täglich bearbeiten. Hier gehen wir ebenfalls neue Wege. Es gibt keine Fertigmischung, die für alle Aquarien passen wird.
So haben wir uns für 2 Wege entschieden.
Weg 1:
Wir benutzen ebenfalls eine Fertiglösung, namens Makro Elements. Allerdings haben wir diese Lösung etwas anders ausbalanciert, um die Stabilität der Mengenelemente zu verbessern und die Anionenverhältnisse stabiler zu bekommen, was die Eingriffe minimiert. Vorteil ist, dass Wasserwechsel für den Ausgleich, bei Anwendung dieses Systems, nicht erforderlich sind. Voraussetzung hierfür ist eine gute Filteranlage.
Für Korrekturen der einzelnen Makroelemente verfolgen wir einen anderen Ansatz. Wir verwenden zur Anpassung ein System Namens Custom & Repair. Diese besteht aus Konzentraten von Einzelelementen und einer Software, deren Ergebnisse zu jeder Analyse mit ausgegeben wird.
Eine Software, die unser Aquarium Freund und Vereinsmitglied der GfMU Dr. Timo Weggler nach unseren Anforderungen programmiert hat.
Stellen sie sich vor ein 800 Liter Aquarium hat einen Kaliumgehalt von 450 mg/Liter. Die allgemeine Anweisung in der Analyse lautet: Machen sie mehrere Wasserwechsel.
Schauen wir uns das einmal genauer an:
Ein Aquarium hat einen Inhalt von 800 Liter. Sie machen einen Wasserwechsel von 50%, also 400 Liter. Das ist schon mal nicht so einfach im Wohnzimmer umzusetzen. Ihr Aquarium hat einen Kaliumgehalt von 450 mg und ihre Meersalzmischung hat 400 mg. Nach dem Wasserwechsel erhalten Sie ein Ergebnis von 425 mg Kalium, nicht zufriedenstellend. Sie tauschen nochmals 400 Liter und erhalten 412,5 mg Kalium als Ergebnis, einfache Mischungsrechnung. Nach dem 3. Wasserwechsel mit 50% hätten wir ein Ergebnis von 406 mg. Sollte Ihre Meersalzmischung allerdings 405 mg Kalium, anstelle von 400 mg, enthalten, sieht die Rechnung noch viel schlechter aus. Jetzt haben wir bereits 1200 Liter Meerwasser angemischt und gewechselt. Ein großer Aufwand und nicht unerheblicher Kostenfaktor.
Bei Custom & Repair erstellt ein Programm die Anpassung der Kationen-, wie auch des Anionen-Verhältnisses. Je verschobener das Meerwasser, desto verschobener das anzusetzende Meerwasser aus Custom & Repair Elementen, das Sie ansetzen. In oben genanntem Fall reichen hier 3 x 5% Wasserwechsel, um auf 406 mg Kalium zu kommen. Fast unglaublich, dass man mit 3 x 40 Liter Wasserwechsel dasselbe Ergebnis erhält. Die Aquarianer, die das System bislang angewendet haben, sprechen von einem echten Meilenstein. So sind zumindest unsere bisherigen Rückmeldungen. 
 


Weg 2:
Hier werden nicht die Makro Elements Fertiglösungen verwendet, sondern Sie setzen Ihre Mengenelemente selbst aus den Konzentraten der Custom & Repair Elementen an. Dabei ergeben sich nochmals Kosteneinsparungen und die Möglichkeit der individuellen Anpassung, wie bei den Spurenelementen.
Weg 2 empfehlen wir normalerweise nur für fortgeschrittene Aquarianer, die bereits mit Pulvern gearbeitet haben und selbst mischen sowie Atomgewichte und Molmasse berechnen können, die aber inzwischen aus rechtlichen Gründen bestimmte Stoffe nicht mehr beziehen dürfen. Hier sind unsere Custom & Repair Konzentrate die rechtsichere Alternative.  Auch denjenigen, die ein sehr großes Aquarium betreiben und nicht so versiert im Umgang mit Chemikalien sind, bieten wir eine entsprechende persönliche Einweisung durch einen OSCI-MOTION Berater.
 
GfMU: In der Meeresaquaristikszene haben einige Hersteller ein massenspektrometrisches Analyseverfahren der anorganischen Elementanalytik auf Basis ICP-MS eingeführt. Gehen Sie auch diesen Weg? Alex Schwarz: Nein.GfMU: Können Sie dies, näher erläutern?
Als wir uns, aufgrund von ständig steigenden Nachfragen, entschieden haben das OSCI-MOTION Versorgungssystem nicht mehr als Hobby, sondern als Teil unserer Wasseraufbereitungsfirma, Schwarz-Chemie, zu sehen, haben wir uns intensiv mit der Thematik Analyse und Qualitätssicherung unserer Produkte auseinandergesetzt.
Hierzu konsultierten wir die Spezialisten, die damals die ICP-Analytik in der Meerwasserszene etabliert haben. Nach Vorstellung des Verfahrens, wie diese in der Meeresaquaristik aktuell betrieben wird, waren wir mit der Vorgehensweise nicht einverstanden. Unsere Bedenken hinsichtlich gewisser Problematiken wurden bestätigt. Wir erhielten allerdings den Hinweis den Aufwand für eine solche Anpassung des Messverfahrens nicht zu unterschätzen. Hierzu haben wir weitere Analysegeräte angeschafft, um den Analyseprozess zu optimieren. Dies hat die Analysemethode deutlich verbessert. Für Analyseparameter außerhalb der ICP-Analyse haben wir uns ebenfalls für neue Wege entscheiden, was uns einen deutlichen Vorteil brachte.
Unser Fokus lag bei der Entwicklung eindeutig bei der Qualität der Ergebnisse und dem Preis, nicht bei der Anzahl der Parameter. So haben wir uns entschieden, unsinnige Parameter und solche, die nach einem Transport der Probe nicht mehr repräsentativ sind, nicht zu messen.
Es wäre für uns ein Leichtes diese Parameter zu messen, führt beim Aquarianer allerdings nur zu Verwirrung und Unsicherheit.
Durch die konstante, optimale Versorgung mit OSCI-MOTION Trace Elements, lassen sich feinste Mengen an Spurenstoffen konstant einstellen. Ein Beispiel hierfür wäre Cobalt. Hier gibt es unterschiedliche Meinungen über Wachstumslimitierungen bei Gehalten über 0,3 Mikrogramm. Sie möchten beispielsweise einen Cobalt Gehalt von kleiner 0,3 Mikrogramm, hier würde normalerweise die ICP OES an Grenzen stoßen. Wollen Sie diese Grenze umgehen, gehen Sie wie folgt vor:
Sie erhalten aus unserer Analyse z.B. einen Gehalt von 1 Mikrogramm Cobalt, dann reduzieren Sie Ihre Menge an Cobalt in Ihrer Mischung um 20 %. Bei der nächsten Analyse werden Sie sich im Grenzbereich der Erfassung zwischen 0,3 - 1 Mikrogramm bewegen. Dann reduzieren Sie nochmals das Cobalt um 20 % in Ihrer Mischung. Bei der nächsten Analyse wird der Wert an Cobalt n. n. (nicht nachweisbar) betragen, d. h. der Wert ist kleiner 0,3 Mikrogramm. Genau die Menge, die Sie haben wollen und immer noch genauer und konstanter als 1-al im Monat eine Ausgleichslösung zuzugeben. So können wir eine bewerte, kostengünstige und robuste Technik für uns optimal nutzen. Würden wir eine ICP MS benötigen, hätten wir eine. Wir stellen uns immer die Frage: Was ist hier die Aufgabe und wie können wir diese lösen. So sehen das auch die Entwickler, der für uns bisher bekannten Methode. Dennoch schätze ich jeden, der den Mut hat neue Wege in unserem Hobby zu gehen.
So habe ich kürzlich erfahren, dass Dr. Denk von Oceamo die Einführung der Analytik von Organik über HPLC realisieren möchte. Ein Thema, das ich höchst spannend finde. Diese Entwicklung könnte die Aquaristik wieder einen großen Schritt voranbringen und Erkenntnisse schaffen. Ich hatte auf einer Veranstaltung die Gelegenheit mich mit ihm zu unterhalten. Ich schätze ihn als Fachmann sehr und wünsche ihm bei seiner Pionierarbeit für uns alle größten Erfolg.
 
GfMU: Was ist Ihre Mission bzw. was wollen Sie für die Meeresaquaristik erreichen?  

Alex Schwarz: Da aufgrund ständig steigender Preise viele ihr Hobby aufgeben, haben wir uns bei unserem Vertriebskonzept an Herstellern orientiert, die ebenfalls zum Wohle unseres Hobbys, direkt, ohne Umwege, den Aquarianer beliefern. Wir haben uns dies zum Vorbild genommen und wollen die Hobby Aquarianer ebenfalls direkt unterstützen. Des Weiteren unterstützen wir Vereine und auch Züchter, da diese einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unseres Hobbys leisten.
Wir hoffen den steigenden Zahlen von Beckenauflösungen entgegenzuwirken.
 
Im zweiten Teil werden wir auf das Produktportfolio näher eingehen und den einfachen Gebrauch des OSCI-MOTION Systems erläutern. 
Links: 
https://osci-motion.de/
https://www.meeresaquaristik-ulm.de/
Dieter Kreissl

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robertbaur

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