In diesem leidenschaftlich verfassten Artikel berichtet Steffen Rothe (ein ganz bekannter Süsswasserhändler) über seine Erfahrungen mit einem Beckengau und wie er oder vielmehr das Aquarium wieder auf die Beine kam.
Im Sommer 2011 war etwas sehr Tragisches geschehen.
Infolge von Nichteinhaltung/Nichtbefolgung von Pflegeanweisungen für ein Meerwasserschaubecken durch einen Azubi war es zum Supergau gekommen. Um von der nicht regelmäßigen Versorgung mit den erforderlichen Stoffen abzulenken, hatte dieser an einem Freitagabend eine kurzfristige und drastische Erhöhung des als viel zu niedrig vorliegend gemessenen Calciumgehaltes vorgenommen.
Samstagmorgen war bereits alles zu spät. Alle Fische waren tot, das Wasser war völlig trüb und es hat gestunken. Diese letzte Eigenmächtigkeit dieses Azubi hatte einfach alles Leben im Becken vernichtet. Da blieb nur Eines.
Sofort alles Wasser aus dem Becken, die toten Tiere entfernen und dann erstmal das Geschäft öffnen. So sah die Bilanz dieses traurigen Morgens aus: ein Gelber Doktor, ein Pärchen Kauderni, ein Pärchen LSD,ein Pärchen Ocellaris, ein Pärchen Blaue Stenopus waren mausetot. Die Steinkorallen (überwiegend LPS) und die Weichkorallen waren zu klumpiger, matschiger Masse mit schleimiger, sich auflösender Konsistenz geworden. Nach der ersten Wut kam bei mir dann der Mut der Verzweiflung.
Also setzte ich Wasser mit Salz an und befüllte das Becken erneut. Doch bereits an diesem Samstag wurde ich von Kunden befragt, was passiert sei. Dabei bekam ich immer wieder zu hören, daß Seewasseraquaristik wohl doch einfach zu schwierig sei. Einfach schwierig. Wie das wohl zusammenpassen soll, fragte ich mich dann die ganze Zeit. Entweder einfach oder schwierig aber doch wohl nicht beides in Kombination. So dachte ich.
Nach und nach wurde mir klar, daß genau in diesem unauflösbaren Bedeutungswirrwar eine Riesenchance lag. Da ich mich fragen mußte, wie ich mit diesem Aquarium weiter vorgehen wollte, fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen.
Warum schwierig, wenn es auch einfach geht?
Ja genau das waren meine Gedanken und immer mehr ließ ich mich davon leiten. Denn um ehrlich zu sein, ich hatte gar keine Lust, wieder eine ellenlange und schwankungsreiche Einfahrphase dieses Beckens auch noch unter den kritischen Augen teilweise sehr erfahrener Seewasserkunden in meinem Geschäft durchzuführen. Und irgendwie hatte ich auch die Hoffnung,
daß vielleicht doch wieder Leben aus den Korallenskeletten entspringt, denn die waren erstmal im Aquarium verblieben. Ehemals schöne Axifuga-Kolonien mit jeweils mehr als zwanzig großen Polypen, Euphyllia, Hydnophora und andere LPS. Am darauffolgenden Sonntag las ich dann erstmal Berichte über sich erholende Riffe und Korallenbestände an fernen Küsten.
Das baute mich erstmal wenigstens etwas auf.
In einem Aquarienmagazin fiel mir dabei auch eine Werbung auf, die ich vorher einfach auch aus Unkenntnis völlig übersehen hatte. Da war von einem "flotten Dreier" die Rede und von Einfachheit. Da war einfach nur dieses Versprechen auf ein einfaches und gutes Funktionieren. Ich kannte weder den Hersteller noch die Produkte. Dafür kannte ich jede Menge Hersteller und deren Konzepte und Produkte für die Seewasseraquaristik. Wo ich aber auch wußte, daß es entweder wieder einfach nur schwierig werden würde oder ungewiß oder einfach auch so kompliziert, daß mir garantiert wieder "Fehler" unterlaufen würden, weil ich im Geschäft ja auch das Tagesgeschehen mit den Kunden und meinen Lieferanten zu realisieren
hatte. Da fällt es oft schon schwer nur die Zeit für die normale aufwendige Beckenversorgung und Wasserparameterkontrolle zu finden, weil immer "Störungen" dazwischen kommen.
Sie sehen schon, das ganz normale geplagte Leben eines gewissenhaft vorgehenwollenden Aquarianers....
Ich ließ das Becken dann einfach zwei Wochen lang ohne irgendein Zutun laufen. Diese zwei Wochen nutzte ich allerdings, um die Firma zu kontaktieren, von der die besagte Werbung stammte.
So wurde mir im Schnellverfahren etwas zur Wirkungsweise und zum Einsatz von Produkten erklärt, die zudem ein in sich schlüssiges System bei einfachster Handhabung für die Seewasseraquaristik sein sollen. Ich wurde hellhörig und neugierig. War das vielleicht , wovon wir alle immer träumen: einfache Handhabung, zuverlässig, wirkungsvoll und absolut biologisch funktionierend?
Meine ganze bisherige Erfahrung sagte mir, daß doch alle sonst üblichen und bekannten Pflegesysteme eher das ganze Gegenteil sind: aufwändig, kompliziert, störanfällig und manchmal einfach im normalen Alltagsleben nicht zu händeln (man ist ja nicht nur und reineweg Aquarianer).... Es hatte mich gepackt und ich wollte es wissen. Ich wollte es jetzt einfach ausprobieren! Mehr als schiefgehen konnte es ja nicht...
Um es vorwegzunehmen: es ging nicht schief! Im Gegenteil: das Hobby und die Freude daran haben mich wieder
gepackt und das auch noch mehr als je zuvor.
Doch erstmal wieder zurück zum Aquarium.
Im August 2011 startete ich mit einer mir völlig fremden und neuartigen Produktrange. Mit einem Wasseraufbereiter, dessen Produktname schon etwas an sich hatte: Xtreme.
Und mit Bakterienprodukten, deren Namen (Special Blend und Thera P ) gewöhnungsbedürftig waren, deren Geruch nach faulen Eiern (mittlerweile heißen beide Produkte nicht nur bei mir sondern auch bei meinen Kunden liebevoll "Stinkefläschchen") aber umsomehr gewöhnungsbedürftig war.
Nichtsdestotrotz setzte ich diese Produkte konsequent ein mit dem Ergebnis, daß bereits nach vier Wochen die sogenannte Selbstreinigungsfähigkeit des Systems im biologischen Sinne wiederhergestellt war. Interessant war dabei auch ein Blick unter das Mikroskop. Ein Tropfen Special Blend mußte auf dem Objektträger dran glauben. Es war einfach erstaunlich: alles war voller Strukturen. Ich mußte erst gar nicht suchen, wo denn was zu finden wäre...
Alleine das hat mir gezeigt, das da mehr dran ist als nur ein Versprechen. Weil tatsächlich was drin ist in der Lösung. Der Geruch stammt übrigens von Purpur-Schwefelbakterien, die im Aquarium dann aber nicht mehr stinken sondern einfach nur einen guten Job machen... Außerdem war ich angehalten, mit den Produkten All in One Meerwasser und Complete Meerwasser die stoffliche Sicherstellung in der Versorgung und bei den Umwandlungsvorgängen zu bewirken.
Was soll ich sagen?!
Auch das war kinderleicht. Instruktionsgemäß zugeben-fertig! Kein kompliziertes Ausbalancieren und Feineinstellen gar nichts dergleichen. Keine stunden-oder tagelangen Trübungen nach Zugaben! Gar nichts dergleichen. Fünf bis zehn Sekunden
weißlicher Nebel beim Complete und schon ist alles wieder klar. Das All in One hat alles drin und ist mit zweimal Anwendung in der Woche auch immer machbar (selbst für die Urlaubsvertretung oder Urlaubsbetreuung für das Aquarium).
Natürlich probierte ich auch den Rotalgenbooster Coalline Algae Acellerator aus, denn von Kalkrotalgen war im Aquarium schon lange nichts mehr zu sehen gewesen, obwohl es mal regelrecht und richtig schön verkrustet damit war. Innerhalb von nur zwei Monaten begann sich wieder eine kleine Kolonie meiner geliebten Rhodophyta zu bilden, die jetzt nach fünf Monaten Produkteinsatz bereits rund zehn mal fünf mal fünf Zentimeter Volumen aufweist. Ich muß hier nicht extra betonen, daß diese Alge auch ein verläßlicher Beweis für eine herausragende Wasserqualität und Versorgungssituation ist. Eben einfach für eine ausgeglichene und zuverlässig funktionierende Biologie.
Auch und sogar auf dem Bodensubstrat schimmert es mittlerweile zart violett vom Wachstum der Rotalgen und die Gesteine haben mittlerweile wieder prächtige "Inseln" von diesen aufzuweisen, wo die Lücken dazwischen endlich immer kleiner werden und sich mit immer andersfarbigen Rotalgen zu schließen beginnen.
Im September und Oktober setzte ich in das Becken einige Weichkorallen, Scheibenanemonen und einige wenige
Kolonien Krustenanemonen hinzu. Ein juveniler Segelflossendoktor, zwei schwarze Ocellaris, ein Roter Apogon, zwei Schlangenseesterne und zwei Blaue Stenopus folgten als Tierbesatz nach.
Doch jetzt kommt die eigentliche Überraschung!
Aus den Steinkorallenskeletten tauchten zuerst bei den Axifuga nach rund vier Wochen wieder Gewebebestände aus den totgeglaubten Ästen auf. Immer wenn ich TheraP angewendet hatte, machten sie den Eindruck, als wenn sie tatsächlich wachsen würden. In Wirklichkeit waren sie zuallererst hungrig und nutzten dieses Produkt tatsächlich auch für ihre Ernährung. Unglaublich! Am Anfang war das einfach unglaublich für mich. Man gibt ein Bakterienprodukt mit einem hohen Anteil an probiotischen Bakterien ins Aquarium und die Korallen pumpen sich voll damit. Bei den Weichkorallen und Anemonen führte das bei jeder Anwendung ebenfalls innerhalb weniger Minuten zu den typischen "Verformungen", wie sie wohl jeder kennt.
Heute gehört das zu den normalsten Dingen auf der Welt für mich! Special Blend macht nicht nur das Wasser mit sauber
und stärkt die Gesundheit der Fische. Nein, es ernährt auch die Wirbellosen. Auch die Euphyllia erwachten zu "neuem " Leben. Allerdings erstmals nach rund zehn Wochen. Mittlerweile lachen aus einem fünfästigen Teil bereits wieder vier Polypen ins Licht. Das nach gerade einmal fünf Monaten. Die Montipora ist wieder besiedelt und wächst bereits wieder kontinuierlich mit gut sichtbarem Wachstumsrand. Und so weiter....
Schade, daß ich von dem "Sargzustand" des Beckens keine Fotos gemacht habe, denn der Fortschritt im Aquarium
ist mittlerweile gewaltig, wie auf den Fotos sicher gut zu sehen ist. Am meisten zufriedenstellend ist, daß das Becken wieder gesund ist und auch gesund aussieht. Oder um es anders auszudrücken: für jeden Seewasseraquarianer mit normalen , natürlichen Ansprüchen ist es in meinem Geschäft mittlerweile ein Anziehungspunkt geworden. Denn jeder hat noch das Elend im Juli 2011 vor Augen und die meisten meiner Seewasserkunden waren aufmerksam dabei und neugierig, was denn
wohl mit diesen neuartigen Produkten passiert und zu machen geht.
Um es abzurunden: das Becken hat mittlerweile auch richtig Hunger und so sind noch drei weitere, ebenso einfach
anzuwendende Produkte hinzugekommen: Phyto-Plus A und B und Zoo-Plus. Das Füttern damit macht richtig Spaß! Hier von "Anwendung" zu sprechen , wäre einfach nicht angemessen. Wenn es Zoo-Plus gibt, dann ist regelrechte Korallenpolypenchoreografie angesagt. Es sieht fast so aus, wie einstudierte Bewegungen von Tänzern in einer Tanzschule....
Ja, Füttern und Beobachten, das sind mittlerweile die Haupttätigkeiten für mich vor diesem Aquarium! Einmal im Monat Teilwasserwechsel, jede Woche ein Bakterienprodukt im Wechsel geben, All in One zweimal die Woche, Complete täglich und den Rotalgenbooster so alle zwei Wochen. Der Aufwand ist winzig geworden. Von der Zeit her, aber auch von der Verbrauchsmenge her gesehen.
Okay, bei der Ernährung spiele ich auch mal gern, denn wenn ein Kunde kommt, der die Polypen "tanzen" sehen
will, dann sage ich nicht immer "Nein".
Summasumarum bin ich :
- überhaupt nicht enttäuscht worden und
- absolut positiv überrascht worden .
Ich hätte es vorher nur für Propaganda gehalten aber durch den "Selbstversuch" und auch noch an dieser eher negativen Ausgangssituation habe ich ein tatsächlich absolut in sich stimmiges und auch völlig ausreichendes Konzept kennengelernt, auf das ich mit Sicherheit nicht mehr verzichten will!
So einfach und verläßlich war es noch nie!
Seit 2001 bin ich im Seewasserbereich tätig und habe verdammt viel Lehrgeld für "gutgemeinte" Ratschläge von "Seewasserberufstätigen" zahlen müssen. Immer von dem Glauben beseelt, sie würden einem tatsächlich helfen wollen, um auch gerade unnötige Fehler vermeiden zu können.
Ich habe viel Zeit und Geld aufgewendet, um am Ende zumeist irgendwo in der Ratlosigkeit oder Nichtmachbarkeit von Dingen anzukommen, die aber immer als erstrebenswert angepriesen werden und sei es auch mit Fotos, die uns nach immer "Höherem" streben lassen. Wofür man noch mehr und noch genauere Tests braucht, wo nicht mehr meßbare Quantitäten von an sich lebensnotwendigen ("Schad-") Stoffen die Ursache für das doch Nichtgelingen sein sollen... Oder um es einfacher auszudrücken: wo viel zu oft unklare Pflegesituationen auftreten, die einem auch noch das letzte Bißchen Spaß am Hobby vermasseln können....
Wer kennt das nicht?!
Um es abzuschließen: das Konzept hat voll gegriffen und der Versuch ist ein voller Erfolg geworden. Nicht nur ich, sondern auch meine Kunden haben begonnen, ihre Aquarien damit zu pflegen und da ist es genauso wie bei mir. Eins nach dem Anderen, Schritt für Schritt und egal was für ein Konzept von welchem Hersteller auch immer vorher zur Anwendung kam, sie holen ihre "Stinkefläschchen" und all die anderen Sachen und stellen nicht mal mehr irgendwelche komplizierten Fragen zu irgendwelchen nichtnachzuvollziehenden Unklarheiten im geliebten Seewasserbecken.... Ist das nicht toll ? !!!!
Steffen Rothe
(Inhaber ZooZ mit WBA-Aquaristik und Skalarzucht WBA)
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