Dieser Artikel leitet vom Aufstellen eines Nanoriff Beckens über in die Einfahrphase. In den kommenen Artikeln geht es dann um geeignete Algen, Anemonen, Korallen, Schnecken, Würmer und natürlich Fische.
Einfahrphase des Nanoriff Aquariums
Der Standort Ihres Aquariums richtet sich vornehmlich nach Ihrem Wunsch. Sie sollten einzig darauf achten, dass so ein kleines Becken nicht in Wintergärten oder dergleichen aufgestellt wird. Denn in solchen Räumen wird es im Sommer einfach zu warm (und im Winter womöglich zu kalt)
Temperaturen von über 29 Grad sind auf Dauer von den Tieren, vor allem aber von Garnelen und Korallen nicht zu vertragen. Das ist aber auch schon die einzige Wichtigkeit, zumindest aus meiner Sicht, die es dabei zu beachten gibt. Eine stabile, gerade und dabei wasserdichte Unterlage kann nicht schaden, da man immer etwas tropft.
Nachdem Sie nun das Aquarium aufgestellt haben, sollten Sie sämtliche Technik an- oder einbringen. Mit dem einbringen der Strömungspumpen kann man noch warten, da es besser ist diese zum Schluss zu installieren. So verhindert man dass die Dekoration und natürlich der Steinaufbau die Strömung zu sehr beeinflussen. Ausnahmen sind natürlich Komplettsysteme wo Pumpen oft ihren festen Platz haben. Das sieht man aber nach der Installation und kann ggf. immer noch eingreifen.
Wenn nun alle Technik installiert ist kann es beginnen.
Der Steinaufbau
Da wir in so einem kleinen Becken nur wenig Steine einbringen werden können, sollten wir grundsätzlich und ausschliesslich nur mit lebenden Steinen arbeiten. Viele Händler bieten schönes und dabei frisches Gestein an. Denken Sie daran, es kommen ja noch Korallen hinzu. Die Korallen haben meist ein wenig Substrat was auch Platz einnimmt. Daher nicht zuviele Steine auf einmal einbringen, dann lieber noch etwas nachkaufen. Sie sollten zudem schon beim Kauf auf etwaige Mitbringsel (sog. Plagegeister) an oder auf den Steinen achten. Hiermit sind vor allem Glasrosen, Krebse, Krabbern oder anderes Getier gemeint. Nicht jedes Tier ist aber ein Plagegeist und muss gleich weg !
Begutachten Sie die Steine genau! Idealerweise sind sie stark strukturiert und haben auf ihrer Oberseite leichten Algenbewuchs mit verschiedenen farbigen Kalkalgen. Die Steine haben eine grobe poröse Oberfläche und auf der Unterseite wachsen kleine Organismen, meistens Schwämme, Foraminiferen und kleine Röhrenwürmer. Wenn es Ihnen möglich ist, brechen Sie ein kleines Stück ab. Das Innere des Steines sollte weiss bis grau meliert sein. Die Struktur im Innern ist fein, aber dennoch sehr porös, mit grossen Löchern von bohrenden Organismen. Auf und unter der Oberfläche der Steine können durch abgestorbene Schwämme etc. leicht schwarze Stelle entstanden sein. Sofern nur wenige solcher Stellen auftreten, ist das harmlos. Achten Sie bitte darauf dass sie wirklich frisches und lebendes Material erwerben, keine gewässerten Steine oder gar Lochgestein. Sie brauchen meiner Ansicht nach in der kleine Menge Wasser/Steine möglichst viel Porösität im Stein. Und je besser der Steine desto mehr Leben!
[ Wer sich in das Thema lebende Steine noch detaillierter einlesen möchte, den empfehle diesen LINK ]
Man kann das Ganze mit dem Steinaufbau durchaus vorher trocken vor dem Aquarium probieren, und danach die Steine ins Behältnis übertragen. Das macht es Ihnen leichter die Steine auszutesten. In einem Nanoaquarium ist es wesentlich einfacher als in einem großen "Pott" von mehreren 100 Litern. Bedenken Sie nur, dass es lebende Steine sind, diese sollten nicht zu lange trocken liegen. Nach dem einbringen der Steine, Sand oder groben Korallensand einbringen und dann mit Salzwasser auffüllen. Hierbei dann vorsichtig das Wasser zuführen um den Sand nicht zu sehr aufzuwirbeln.
Unter die Steine würde ich eine kleine Platte legen (aus PVC) Damit verhindert man ungewollten Glasbruch, da die Steine die man einbringt durchaus spitzer Natur sein können. Gerade die kleinen Nano Aquarien haben zudem auch nicht die dickste Bodenscheibe.
Nun werden mich bestimmt manche Fragen wie hoch der Bodengrund sein sollte und welchen Bodengrund man verwenden sollte.
Das ist nicht einfach oder gar pauschal zu beantworten. Es gibt Aquarianer die haben 5 cm mit Sand, andere nur 1 cm mit Kies. Es ist einfach schlichtweg eine Glaubensfrage, neben dem Anspruch der Tiere natürlich. Wobei ja sicherlich kein Lippfisch, der zum Beispiel Platz zum Schlafen im Sand benötigt, in so ein kleines Becken einziehen wird. Aber auch andere Tiere brauchen Kies / Sand. Die nachfolgenden Bidler zeigen den Unterschied von Sand und Kiese recht deutlich.
Ich tendiere daher in so kleinen Behältnissen dazu lieber weniger Sand zu nehmen, da es ja auch Platz und damit auch Wassermenge kostet. Zur ansehnlichen Dekoration reicht es daher aus meiner Sicht, dass der Boden etwas bedeckt ist.
Ganz ohne Sand sieht es nicht nur weniger gut aus, der Sand/Bodengrund gehört für mich auf jeden Fall mit dazu. Darin entwickeln sich viele Mikro-Lebewesen also die auch die wichtige Beckenbiologie.
Gut geeignet ist aus meiner Sicht eine Bodengrundhöhe von ca. 2 cm. Ich halte Korallensand in einer feineren Körnung von ca. 1mm für gut geeignet. Fairerweise muss man aber auch ergänzen, dass es nicht schadet wenn ein paar gröbere Kiessteine/Brocken mit dabei sind. Gerade Krebse die bauen, die tun sich nur mit 1mm Sand schon etwas schwer eine ordentlich Höhle zu bauen.
Ansetzen von Salzwasser:
Das Salzwasser setzt man auf jeden Fall optimalerweise einige Tage vorher in einem separaten Behältnis (PE geeignet) an. Ist das Wasser hierbei gewärmt (auf optimalerweise 25 Grad) löst sich das Salz deutlich leichter.
Wichtig ist dabei natürlich auch, dass Sie ein geeignetes Messgerät haben um die nötige Dichte des Salzwasser einstellen zu können. Oftmals ist sowas in den erhältlichen Nanokomplettsets mit dabei.
Salzdichte:
Die Salzdichte sollte bei 1.022 und 1.024 liegen, wer mit Refraktometer misst bei 35 Promille. Bitte messen Sie das ruhig wöchentlich, da gerade die Schwankungen in kleinen Becken nicht zu verachten sind. Es versteht sich von selbst dass das verdunstete Wasser mit Süsswasser ausgeglichen werden muss. Hier die ebräuchlichen Messmethoden mit Spindel oder Refraktometer. Wobei man gerade für die lange Spindel schon ein Gefäss benötigt ;-)
Noch ein paar grundsätzliche Worte zum Wasser
Kaum jemand verfügt heute über so gutes (und sauberes) Wasser aus der Leitung, dass diees so einfach zu gebrauchen wäre. Am besten misst man das Leitungswasser nach, oder aber wendet sich an den örtlicher Wasserversorger. Hier bekommt man die relevanten Daten. Für das Hobby Meerwasser ist vor allem der Nitrat und Phosphatwert besonders wichtig. Diese sollten sehr gering ausfallen, Nitrat am besten unter 3 mg, Phosphat unter 0,1 mg. Natürlich gibt es hierbei auch Abhilfe, nämlich die Anschaffung einer Umkehrosmoseanlage. Wir gehen an der Stelle nicht näher darauf ein, wer sich aber dazu schlau machen will, nutzt bitte die interne Suchmaschine hier und wird sicher fündig.
Eine andere Möglichkeit bei Aquarien mit nur wenig Litern, wäre die Verwendung von destilliertem Wasser. Hierbei muss man aber auch beachten dass dieses Wasser letztlich so auch nicht genommen werden sollte. Hier sind in der Regel komplett alle Inhaltsstoffe (also neben den Schadstoffen auch sämtliche Mineralien) entzogen, das Wasser ist sozusagen Tot. Es gibt allerdings sog. Aufhärtesalze die sich dafür gut eignen. Dann gibt es natürlich noch die Möglichkeit ihren örtlichen Zoofachhändler zu fragen. Die meisten bieten auch Osmosewasser zum Kauf an.
Bei der geringen Menge von ca. 35 bis 50 Litern die man für so ein Nanoriff benötigt, kann man durchaus auch versuchen das Salzwasser vom Händler seines Vertrauens zu bekommen. Das birgt aber durchaus gewisse "Gefahren". Nämlich die, belastetes Wasser zu bekommen. Das sollte man vorher besser testen. Ist das Wasser mit geringen Phospaht und Nitratkonzentration belastet, ok, wenn nicht, dann bitte die Finger weg lassen. Das verwenden von bereits eingefahrenem Wasser kann aber auch Vorteile mit sich bringen. Das sog. einfahren geht in der Regel deutlich schneller von statten als bei frisch angesetztem Salzwasser. Das muss nun jeder für sich entscheiden, ich persönlich würde das wir Eingangs in dem Abstaz beschrieben von der Wasserqualität des Salzwassers festmachen.
Die Einlaufphase
Nachdem nun die Steine, der Bodengrund und das Wasser im Becken sind, heißt es abwarten. Natürlich sollte man die ganze Technik durchschauen ob alles tadellos funktioniert. Jetzt heißt es Finger aus dem Becken lassen. Jeder unnötige Griff ins Becken sollte von nun an vermieden werden. Egal ob klein oder Groß im Format, jedes Behältniss stellt nun die eigene Biologie her. Bei dem einen geht es schneller, bei dem anderen dauert es länger.
Was man nun braucht ist Geduld.
Kieselalgen:
Als aller erstes werden in der Regel die Kieselalgen kommen. Das sieht man anhand von unschönen braunen Belägen auf dem sonst strahlend weißen Bodengrund..
Fadenalgen:
Es gibt große Becken die haben Wochenlang mit unerwünschten Algenwuchs (Fadenalgen) zu tun, es gibt welche die haben das überhaupt nicht, oder es kommt mit deutlicher Verspätung.
In jedem Fall sollte man ein Becken erst mal einige Tage reifen lassen bevor wir sofort Korallen oder gar Fische einsetzen. Allerdings dauert das Warten mit dem Besetzen nach dem heutigen Kenntnisstand auch nicht mehr so lang, wie das früher zum Beispiel in der Regel der Fall war.
Wir wissen ja nun heute auch viel mehr, nämlich die wichtige Erkenntnnis dass Korallen und höhere Algen wichtige Konkurrenten von Fadenalgen sind. Und deshalb spricht aus meiner Sicht absolut nichts dagegen, genau jetzt die höheren Algen einzubringen. Jetzt heißt für mich, wenn die Ammoniak, Nitrit, Nitratwerte in der ersten Spitze gesunken sind. Dass diese Werte in den ersten Tagen ansteigen ist aber völlig normal, aber in nur wenigen Tagen nach dem Start beginnt das Becken zu leben und die Werte pendeln sich dann auch langsam schon ein.
So in etwa wird die Einlaufphase von statten gehen:
1. Woche | 2-3. Woche | 4-5. Woche | 6-10. Woche |
bildet sich Ammonium | bildet sich Nitrit (No2) | steigt der Nitratwert (No3) | geht der Nitratwert zurück |
Uwe Lenz ein Nanoriffaquarianer, hat uns freundlicherweise seine Einfahrphase anhand des Datums bildlich dokumentiert. Beginn war der 10.10.2010 bis dato 09.01.2011. Es zeigt wunderbar den Verlauf der Algenphase und die Entwicklung in den 3 Monaten. Bitte die Bilder für die Detail u. Großansichten aufklicken.
Das sind alles ca. Werte, da sich nicht jedes Becken gleich entwickelt. Bei dem einen eher, bei dem anderen später, fangen dann die Kalkrotalgen auf den Steinen (sowie Scheiben) an zu wachsen. Das ist ein guter Zeitpunkt zu sagen, dass die Einfahrphase durch ist. Ab dem Zeitpunkt wo Nitrit steigt, ca. ab der 2 Woche kann aus meiner Sicht mit dem Besatz von höheren Algen begonnen werden. Nicht nur dass diese wunderbar in ein Nanobecken mit zartem Besatz passen, sie helfen auch enorm dabei das Becken schneller in den Griff zu bekommen da sie direkte Konkurrenz darstellen. Wichtig ist dabei die richtige Alge zu nehmen, denn auch bei den höheren Algen, gibt es durchaus welche die man später nur schwer wieder los wird. Darauf gehe ich aber im nächsten Teil - bei den Algen - noch genauer ein.
Sollten sich die Kieselalgen nicht zeitnah zurückbilden, kann man sich mit einem ensprechenden Adsorber behelfen.
Hinweis: Bereits ab dem Start kann man sich auch gut mit Bakterienstartern helfen, sie unterstützen das durchaus in die richtige Richtung.
Wichtige Eckparameter: = OPTIMAL Wärme: 24-26 Grad Dichte: 1.023 (35 Promille) Nitrat (mg): < 5 Phosphat (mg): < 0,1 Wasserwechsel: 10% je Monat, oder ca. 5% je Woche |
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