Thomas Hoffmann berichtet in diesem Artikel sehr detailliert über die Aufzucht des Pterpogon kaudern. Der Bericht umfasst den Laichvorgang und die Aufzucht der kleinen Barsche. Hervorragend hinterlegt mit Bildern und einem kleinen Video.
Ich halte nun schon seit fast einem Jahr ein Pärchen Pterapogon kauderni in meinem Riffbecken. Nach kurzer Zeit fiel mir auf, dass das Männchen einen ungewöhnlich angeschwollenen Maulbereich hatte und kein Futter mehr zu sich nahm. Als Unerfahrener in Sachen Fortpflanzung vermutete ich zunächst eine Krankheit. Umso erfreuter war ich zu erfahren, dass die beiden gerade brüteten.
Nun stellte sich für mich die Frage, wie ich diese Herausforderung angehe. In diesem Zusammenhang möchte ich mich noch einmal für die vielen guten Tipps bedanken, die mir im Laufe der Zeit zuteil wurden!
Um den Artikel übersichtlicher zu halten, möchte ich zunächst auf die äußeren Umstände eingehen. Hiernach widme ich mich der eigentlichen (Auf-)Zucht der kleinen Kardinalbarsche.
Zu Anfang versuchte ich die Aufzucht in einem kleinen Netzablaichbecken, das noch aus Süßwasseraquaristikzeiten in meinem Besitz verblieben war. Die großen Vorteile dieses Beckens war, dass die Jungfische nicht in ein separates Becken umgesetzt werden mussten, also sich nicht auf andere Wasserparameter einstellen mussten. Zudem war es nicht nötig ein zweites Becken aufzubauen.
Nach und nach stellten sich aber einige erhebliche Nachteile heraus. Durch die feinen Maschen des Netzes blieben Schwebstoffe im Netz hängen und verhinderten so eine gute Durchströmung des Beckens. Auch das säubern stellte sich als problematisch heraus. Nur mit einer Zahnbürste, jeder Menge Fingerspitzengefühl und viel Geduld konnte die Außenseite gereinigt werden. Innen setzte sich durch die regelmäßige Fütterung viel Mulm ab, an den ebenfalls nur schwer heranzukommen war. Durch das Absaugen wurden die kleinen Kardinalbarsche jedes Mal gestresst, was leider zu einigenVerlusten führte.
Daher beschloss ich ein "Bypassbecken" in mein System zu integrieren. Mit Bypass meine ich, dass ich einen 2. Wasserkreislauf - ähnlich dem großen Vorbild des Hauptbeckens - in meinem Technikbecken installierte. Dazu wurden ein 25 Liter Aquarium, eine kleine Pumpe und ein Überlauf benötigt. Die Pumpe drückt nun Wasser aus dem Technikbecken, das vorher durch den Abschäumer gesäubert wurde, in das Aufzuchtbecken. Von dort wird es mittels des Überlaufs zurück ins Technikbecken transportiert.
Im Becken selbst habe ich aufgrund der Größe des Beckens selbst und der Empfindlichkeit der jungen Karndinalbarsche keine zusätzliche Strömungspumpe installiert. Die Strömung, die der Zulauf erzeugte, reichte vollkommen aus.
Als Lichtquelle reichte die kleine Beleuchtung im Deckel des Nanobeckens, da hier keine Korallen gepflegt werden sollten.
Als Restevertilger wurden ein paar Schnecken und 2 Einsiedler eingesetzt. Auf Bodengrund wurde wegen der Gefahr der Cyanobildung verzichtet.
Dieses System hatte den Vorteil, dass die Fische ebenfalls beim Wasser keine Umgewöhnung hatten und sich das Becken wesentlich leichter sauber halten ließ. Zudem kann in dem kleinen Aquarium noch das eben angesprochene Laichbecken eingehängt werden, um entweder die verschieden alten Fische voneinander zu trennen oder die noch sehr jungen Kardinalbarsche vor zu starker Strömung zu schützen.
Soweit zu den äußeren Bedingungen.
Im Folgenden gehe ich nun auf meine Erfahrungen bezüglich der Zucht von Pterapogon kauderni ein.
Die optimale Laichtemperatur scheint zwischen 24° – 26° Celsius zu liegen. Diese Beobachtung machte ich, als die Wassertemperatur meines Aquariums unbemerkt (kaputtes Thermometer) auf 28°C anstieg und die normalerweise sehr laichfreudigen Kardinalbarsche plötzlich kein Balzverhalten mehr zeigten.
Als der Fehler gefunden und die Temperatur wieder konstant auf 25°C gesenkt war, stellten sich die üblichen Balzrituale wieder ein. Selbiges war zu beobachten, als ein Heizstab ausfiel und die Temperatur auf 23° C absackte. Nach der Behebung des Fehlers zeigten beide Barsche erneut ihr Balzritual. Vielleicht könnte die Auslösung des Balzverhaltens auch die Temperaturschwankung bewirkt haben, wobei ich hier klar sagen muss, dass dies nur Vermutungen sind.
Nachdem meine Kaudernis dann ca. 30-32 Tage gebrütet haben, kam die Zeit des Entlassens aus dem väterlichen Maul ins Aquarium. Die kleinen Barsche sind zu diesem Zeitpunkt schon voll ausgebildet und sehen aus wie kleine Duplikate ihrer Eltern, wenn man von den fehlenden Punkten auf den Brust- und Afterflossen absieht.
In der Natur suchen sie gerne Schutz in den Stacheln von Diadem Seeigeln (Diadema setosum). Da das Aufzuchtbecken für diese Seeigelart natürlich viel zu klein ist, bastelte ich einen Ersatz. Hierzu kann ein Ablegerstein mit vielen schwarzen Kabelbindern versehen werden. Damit die "Stacheln" des Kunstseeigels etwas weiter auseinander stehen, kann man noch kleine Stücke Gestein zwischen sie klemmen. Um die Kabelbinder an Ort und Stelle zu halten, werden sie einfach mit ein wenig Heißkleber fixiert. So hat man innerhalb kürzester Zeit einen guten und authentisch aussehenden Ersatz geschaffen und die jungen Kardinalbarsche suchen auch sofort Schutz bei ihrer neuen "Leihmama". Durch dieses naturnahe Element verringert sich der Stress für die kleinen Barsche erheblich (sie sind anfangs extrem stressempfindlich), sodass sie größere Überlebenschancen haben.
Eine weitere Möglichkeit ist das Anbieten von kleinen Höhlen (in meinem Fall Plastikröhren), die von meinen Jungfischen allerdings nicht angenommen wurden.
Ich persönlich würde auf jeden Fall den Kunstseeigel empfehlen.
Wie oben schon erwähnt brüten meine Kardinalbarsche ca. 30-32 Tage. Ich versuche das Männchen ein bis zwei Tage vor dem Ausspucken der Jungfische aus meinem Riffbecken zu fangen, um ihn ins Auszuchtbecken zu setzen. Hier kann er dann in Ruhe die Kleinen entlassen. Ein Versuch, die kleinen Kardinalbarsche aus dem Hauptbecken zu fangen, schlugen fehl, da sie sich sehr schnell versteckten oder sofort die Beute von anderen Fischen des Beckens wurden.
Eine weitere Methode, von der ich gelesen, aber die ich noch nie ausprobiert habe, ist folgende: Man bringt einen Kunstseeigel, der mit dem Deckel eines Einmachglases verbunden ist, ins Hauptbecken ein. Sobald die kleinen Barsche Schutz im Seeigel suchen, kann das Glas darüber gestülpt werden und die Jungfische aus dem Becken entnommen werden.
Als größtes Problem stellt sich die Fütterung heraus. Da ich aus beruflichen und privaten Gründen nicht die Zeit zum Ansatz von Lebendfutter habe, musste ein anderer Weg gefunden werden.
Zuerst probierte ich es mit Lobstereiern, die von einigen Jungfischen angenommen wurden, aber auch für ein paar andere zu groß war. Leider war in so kurzer Zeit kein kleineres Frostfutter aufzutreiben. Von den ursprünglich ca. 30 Jungfischen überlebten nur 19 die erste Woche. Dies war scheinbar auf Futtermangel, die recht hohe Sterberate der Jungfische und Stress zurückzuführen (zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von der Möglichkeit, einen Kunstseeigel herzustellen).
Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, die 19 Fischlein seien "über den Berg", doch nach und nach starben - sehr zu meinem Leidwesen - weitere kleine Kaudernis. Vermutlich war Vitaminmangel in der Nahrung die Ursache. Die Fütterung, welche 4-5 Mal am Tag stattfand, musste also optimiert werden. Um das Futter zusätzlich mit Vitaminen anzureichern, gibt es diverse Vitaminpräparate namenhafter Hersteller. Allerdings kann in diesem Zusammenhang auch z.B. Sanostol aus der Apotheke oder dem Reformhaus genutzt werden. Wichtig hierbei ist, dass das Vitaminpräparat keine Zuckerzusätze enthält!
Das Frostfutter wird dann einfach mit einem Tropfen Vitaminpräparat und Wasser aufgetaut und nachher gründlich unter fließendem Wasser abgespült. Für alle Futtersorten eignet sich ein Artemianaupielsieb.
Nach Zugabe des Präparats stabilisierte sich die Zahl der Jungfische auf 8. Diese hätten auch wohl alle überlebt, wäre da nicht der Umzug ins Aufzuchtbecken gewesen.
Wie bereits beschrieben, waren Lobstereier anfangs für die Aufzucht ungeeignet, da nicht alle Barsche sie fressen konnten. Auf der Suche nach kleineren Futtersorten fand ich in der Süßwasserabteilung eines gut sortierten Aquaristikgeschäfts rote Rädertierchen (Brachionus plicatilis) und Hüpferlinge (Cyclops), die die kleinen Kardinalbarsche bewältigen konnten.
Diese wurden bei der Fütterung mit dem Vitaminpräparat behandelt und auch von den Jungfischen gierig gefressen. Zu Beginn füttere ich hauptsächlich mit Rädertierchen, da diese noch ein bisschen kleiner sind als die Cyclops.
Zu guter Letzt möchte ich noch einmal auf das Kauderni-Männchen zurückkommen. Die lange Zeit ohne Futter geht an keinem dieser Tiere spurlos vorbei. Hier sollte man sich überlegen ihm eine kleine Verschnaufpause in einem separaten Becken oder einer Schwimmschule zu gönnen, um ihn wieder aufzupäppeln.
In meinem Fall war es nämlich zunächst so schlimm, dass das Männchen - kaum wieder im Becken - sofort von dem Weibchen zur nächsten Eiablage gedrängt wurde.
Hiermit wäre ich am Ende meines Erfahrungsberichtes. Da ich selbst bestenfalls ein Laie auf dem Gebiet der Aufzucht von Meerwasserfischen bin, erhebt dieser Bericht keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich würde mich freuen, wenn noch weitere Tipps zur Aufzucht von Pterapogon kauderni hinzukämen, um so die Erfolgsaussichten der Zucht zu steigern.
Ich habe die Hoffnung, durch die gesammelten Tipps anderen die Nachzucht zu ermöglichen bzw. zu erleichtern und diese wundervollen Tiere vor ihrer Ausrottung zu bewahren.
Viel Erfolg!!!
Thomas Hoffmann
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