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Die Zukunft der Meerwasseraquaristik - Messen wir bald alle nur noch mit dem Reefbot ?

Auf der Interzoo 2018 vorgestellt und dabei vielfach stark beachtet, ist der Reebot nun tatsächlich verfügbar. Ein Computer zur automatisierten Messung von diversen Wasserparametern im Meerwasseraquarium. Immo Gerber hat sich den Reefbot angeschaut und berichtet in diesem Artikel darüber. Als Schmankerl gibt es die komplette Ansicht der Software als Video.

ein Artikel von Immo Gerber


Einleitung
Die Stabilität der Wasserwerte in unseren Meerwasseraquarien ist mit das Wichtigste, für die erfolgreiche Haltung empfindlicher Wirbelloser und Steinkorallen. Je nach Zustand und Alter sind auch gewisse Messzyklen in Ihrer zeitlichen Abfolge öfters fällig. Dieses bedeutet i.d.R. einen gewissen Zeitaufwand und eine strukturierte und saubere Methodik bei den heimischen Titrationstests, um belastbare Werte zu bekommen. Entscheidend ist dabei i.d.R. nicht der Absolutwert, denn diesen kann man leicht über eine Referenz Kalibrieren (so dieses nötig ist). Sondern die Abweichungen, welche man beim Messen ermittelt. Aber sowohl Anfänger als auch „Alte Hasen“ haben gerade damit oft Ihre liebe Not. Die Anfänger oft aus Unwissenheit und die Erfahrenen oft aus einer Art „laissez-faire“.

Nun gibt es mittlerweile einige Produkte im Aquaristikmarkt, welche hier das Leben vereinfachen sollen. Um z.B. den kH-Wert automatisch messen zu lassen, haben Firmen wie GHL, Apex (die sogar Ca und Mg) sowie Alkatronic und Pacific Sun entsprechende Produkte auf den Markt gebracht. Ein weiteres, der Mindstream, versprach sogar vor Jahren bereits die Überwachung mehrerer Werte. Allerdings werden wir wohl noch ewig auf den Release warten. Anders steht es da mit dem Reefbot von Reefkinetics. Die im Libanon beheimatete Firma setzt auf eine durch den Reefbot automatisierte Titration. Der Clou dabei ist, dass der Anwender handelsübliche Tests verwenden kann. Bisher jedoch mit der Einschränkung, dass nur diese verwendet werden können, welche bereits in der Software implementiert sind.

Es dürfte also lediglich eine Frage der Zeit sein, bis hier nahezu alle Marken genutzt werden können. Vom Konzept her klang und klingt das ja zu schön um wahr zu sein, denn mit dem Bot können jetzt schon um die 3-4 Parameter bestimmt werden und Erweiterungsmodule sind schon in Planung. Und das zum Preis eines der o.g. Geräte, mit welchen id.R. eben nur ein Parameter (meist kH) bestimmt werden kann.

Grund genug also für korallenriff.de den Bot für Euch auf Herz und Nieren zu testen.

Auspacken und installieren


Wenn ich jetzt hier schreibe, dass der Bot fertig montiert ankommt und mit wenigen Handgriffen einsatzbereit ist, das Einbinden in das heimische Netzwerk einfacher geht, als auf Facebook ein Bild zu posten und das ganze dann auch noch automatisch in einer Cloud via Browser und Handyapp abrufbar und komplett steuerbar ist, würde mir das bestimmt kaum einer glauben - oder ?

Aber genauso ist es. Der Bot kommt clever verpackt an. Das meine ich wirklich ernst. Denn alle Bauteile, welche abbrechen könnten, wie z.B. die Schlauchstutzen für die Wasser- und Abwasser sowie RO-Wasser Zufuhr müssen eingeschraubt werden. Alles andere im Inneren der Wundermaschine ist sehr gut gegen jedwede Art von Transportsadismus geschützt. Man legt bei Reefkinetics Wert darauf, dass eine funktionierende Maschine nach dem Transport wieder das Licht der Welt erblickt. Mit wenigen Handgriffen ist das Gerät einsatzbereit. Es gibt ein sehr gutes Tutorial dazu. welches Ihr hier findet:



Mit diesem sollte es allen möglich sein, die wenigen Handgriffe zur Installation der Hardware durchzuführen. Aber auch das Einbinden in das Netzwerk usw. sind darin ausreichend detailliert beschrieben. Wer lieber liest anstatt Videos zu schauen, für den gibt es sogar ein Quickstartguide und eine Bedienungsanleitung auf deutsch. Finden könnt Ihr diese sowohl online als auch in Falle des Quickstartguide im Lieferumfang des Bot.

https://reefkinetics.freshdesk.com/support/home


Lieferumfang wäre noch ein gutes Stichwort. Denn der kann sich auch sehen lassen:

* Reefbot

* 12 Glasphiolen

* Netzteil

* Schläuche 3-15

* Magnetrührer

* Kalibrierkit (Messbecher + Pipette)

* 12 Phole Etiketten

* 3 Spant Anschlüsse


D.h. bis auf die Tests selber, ist alles dabei was Ihr zum testen braucht.



Verbrauch von Reagenzien, Testdauer
Auf amerikanischen Seiten findet man eine gute Zusammenstellung dieser Parameter:


Hier sind die bereits implementierten Testkits neben weiterer Daten aufgeführt. Leider ist im Moment das ganze etwas API Lastig. Dabei handelt es sich um einen US-Hersteller, welcher hier in der EU kaum bis gar nicht verbreitet ist und m.W. auch qualitativ eher im Low Budget Bereich anzusiedeln ist. Man merkt hier m.E. auch die im Moment eher auf den US-Markt ausgerichtete Firmenphilosophie. Nichtsdestotrotz sind genug Alternativen, auch für den deutschen Markt bereits verwendbar. Allerdings für Calzium nur der RedSea. Dieser befindet sich noch im Beta-Status und der gemischte Test (Pulver+Flüssigkeit) bringt im Moment nur für eine Woche vertrauenswürdige Ergebnisse (Problem: Test mit Pulver) und muss dann neu angesetzt werden. Das ist nicht unbedingt Zeit- aber etwas kostenintensiv (schließlich leert man bei einem nicht gerade günstigen Test immer eine erheblich Menge weg, außer man testet jeden Tag mehrmals Ca).

Das interessanteste an der Tabelle ist aber die Anzahl der Tests, welche mit einer voll gefüllten (20ml) Phiole gemacht werden können. Hier wird deutlich, das KH und NO3 „nur“ 11 Tests bis zum auffüllen möglich sind. Das bedeutet, testet man zweimal die Woche z.B. KH, muss man alle 5 Wochen die Phiole wieder mit Testflüssigkeit nachfüllen, was m.E. absolut im Rahmen ist. Zumal das Nachfüllen innerhalb weniger Sekunden erfolgt und einfach vonstatten geht.

Die Ergiebigkeit wäre eigentlich noch größer. Allerdings hält der Bot beim Aufziehen der Spritze einen Sicherheitsabstand zum Magnetrührer (ist in jeder Phinole zu geben). Dadurch kann diese nie vollständig geleert werden. Das sollte man auch nicht ignorieren (die Software zeigt den theoretisch ermittelten Füllstand an), da sonst keine sinnvollen Werte mehr ermittelt werden können. Wird z.B. trotzdem weitergemessen (man kann der Software z.B. sagen, dass wieder aufgefüllt wurde und dann wird wieder ein Test ausgelöst), zieht die Spritze Luft mit. Wird also z.B. ein viel zu niedriger kH-Wert ermittelt, als erwartet, sollte zuerst der Füllstand der Reagenzien gecheckt werden. Dieses ist einer der wichtigsten Punkte, aus meinen bisherigen Erfahrungen.

Ferner kann durch Reefkinetics (Maya :-)) eine Feinkalibrierung durchgeführt werden. Sprich man misst den kH händisch und mit Bot. Die Ergebnisse teilt man dann Maya, der Chemikerin von Reefkinetics mit. Diese schaltet sich dann auf den Reefbot und nimmt eine Feinabstimmung der Farbdetektion vor. Danach erhält man erstaunlich exakte und nachhaltige Ergebnisse.

Der Verbrauch als solcher an Reagenzien entspricht daher also exakt dem, wie wenn man von Hand die Titration durchführen würde. Einzig, man muss früher Reagenzien nachkaufen, da wie gesagt, aus technischen Gründen die Phinolen nie vollständig entleert werden können. Manch einer mag dieses als Nachteil auslegen. Ich sehe dieses nicht so, denn wenn man es weiß, ist es ja kein echter Nachteil und eine Dauer von ca. 5 Wochen halte ich auch für ausreichend (ein längerer Urlaub z.B. wird dadurch gut abgedeckt , zur Not könnte auch nur einmal pro Woche gemessen werden, dann wären es 10 Wochen). Allerdings empfiehlt der Hersteller, mind. einen Test pro Tag durchführen zu lassen um immer (je nach Schlauchlängen, es werden bis zu 2m zugelassen) „frisches“ Testwasser zu gewährleisten. Man kann zwar auch z.B. durch Spülen der Titrationskammer auch „Testfrei“ für dieses sorgen, dieses kann aber nicht in einer Schedule automatisiert werden und muss daher vom Nutzer explizit in der Software veranlasst werden. Vermutlich wird es hier in der Zukunft noch softwaretechnisch „Verbesserungen“ oder besser gesagt, „Ergänzungen“ geben.


Bisherige Erfahrungen und erstes Fazit
Die Einrichtung und das Handling des Reefbot sind extrem anwenderfreundlich und sehr einfach und für jedermann verständlich gehalten. Es gibt zudem eine ausführliche, deutsche Bedienungsanleitung. Der Support (z.B. über Facebook Chat oder mit Maya, der Chemikern via mail) ist mehr als zuvorkommend und schnell (ich selbst habe auf meine Anfragen, fast egal zu welcher Tages / Nachtzeit, innerhalb von 10-30min. eine Antwort erhalten) Vorbildlich.

Bei der Autotritation handelt es sich am Ende des Tages um ein Fotometer, welches den Farbumschlag bestimmt und daraus mit den hinterlegten (Farb-)daten das Ergebnis ableitet. Dieses wird, so man einige kleiner Dinge beachtet, erstaunlich präzise erledigt. Allerdings auch mit allen vor- und Nachteilen, die solch eine Methodik mit sich bringt.

Daher sollte man m.E. für einen erfolgreichen und nachhaltigen Betrieb auch die Wartungstips des Herstellers durchaus ernst nehmen. Dieses bedeutet, die Titrationskammer regelmässig zu reinigen, die Pumpenköpfe der Dosierpumpe ca. alle 6 Monate oder bei nachlassender Genauigkeit bei der Kalibrierung, zu wechseln. gleiches gilt für alle Zu- und Ablaufschläuche sowie die Dosierspritze und -nadel.
Die Wartungsaufgaben sind so gesehen und über die Zeit betrachtet verhältnismäßig aber eben unabdingbar, wenn man sich ein Stück weit auf die ermittelten Ergebnisse verlassen will oder sogar muss (z.B. im Urlaub oder auf Dienstreisen).
Mit dem Reefbot ist Reekinetics ein tolles Produkt mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis gelungen. Der Bot macht einen wertigen Eindruck (z.B. Metall-Chassis) und liefert reproduzierbare und plausible Ergebnisse. Die Abweichungen zum z.B. ICP-Tests liegen im Bereich der verwendeten Testflüssigkeit des Herstellers selbst. Da die Hardware primär alles kann, was notwendig für Autotitration ist, liegt jedwede Neuerung einzig und allein an der Software. Das macht den Kauf zukunftssicher, da diese leicht upgedatet werden kann. Zudem macht es das Produkt enorm flexibel, denn es sind bereits auch auf der Hardwareseite etliche Addons geplant. Auch können mehrere Bots gleichzeitig und synchron betrieben werden. Wem also die vorhandenen Slots eines Bots nicht reichen, kann aufrüsten.

Fazit:

Mein persönliches Fazit geht daher zu einer klaren Kaufempfehlung für Messfaule, Kontroll-, Technikfreaks oder diejenigen, welche oft z.B. beruflich unterwegs sind. Auch für Menschen mit wenig Zeit kann der Bot eine enorme Erleichterung bedeuten. Ob die knapp 1000€ (das ist er aber allemal Wert) jeder ausgeben will, „nur“ um im Schnitt 3-4 Wasserwerte zu bestimmen, bleibt aber sicher eine individuelle Entscheidung, welche in einen Gerätetest nicht als Kriterium eingehen kann (Sinnhaftigkeit etc.). Die Messergebnisse, welche automatisiert ermittelt wurden passen bei mir mit den händisch ermittelten (natürlich gleicher Testhersteller, Uhrzeit und Tag der Wasserprobe vorausgesetzt), sehr gut überein.

Da es beim Bot am Ende des Tages nicht viel zu sehen gibt und ein Test auch sehr lange geht (s.a. Tabelle) sowie durch die verdunkelte Abdeckscheibe nicht vernünftig gefilmt werden kann, (diese muss aber geschlossen bleiben wegen Einfluss des Lichtes auf Fotometer), haben wir auf ein Video des Meßvorgangs selbst etc. verzichtet.
Allerdings zeigen wir euch hier einen kurzen Überblick zum Funktionsumfang der Software:

VIDEO Software Reefbot




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Autor

robertbaur

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Kommentare Zum Anfang


kugelfisch123 am 13.07.19#1
Hallo zusammen, etwas teuer, aber ein richtiger Schritt finde ich.
Danke für den Artikel.

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