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Zebrasoma flavescens

Zebrasoma flavescens - ein Erfahrungsbericht über das Nachsetzen eines weiteren Doktor - ein Archivartikel 2001, von Fritz Schuller

Ich möchte Euch von meinen Erfahrungen beim Einsetzen eines zweiten Seebaders Zebrasoma flavescens erzählen. Aber dazu auch die Vorgeschichte, die Einleitung, das Vorwort so zu sagen. Anfang der letzten Woche rief mich ein befreundeter Besitzer eines Süßwasser Fachgeschäftes an "Hilfe, Hilfe - komm schnell meine Dosierpumpe hat wieder zuviel Wodka in den Nitratfilter meines Versuchs Meerwasseraquarium dosiert. Das ganze Geschäft stinkt nach Wodka. Hohl dir schnell alle Korallen und Fische - ich hau`an Huat drauf (österreichischer Aquarianer Fachausdruck für "ich-gebe-auf").

3 Minuten später war ich dort und es roch wirklich im ganzen Geschäft nach Wodka! Die großpolypigen Steinkorallen haben sich alle wie ein Luftballon aufgeblasen, eine ist sogar vor meinen Augen geplatzt! So einen Schlammassel hab ich überhaupt noch nie gesehen. Schnell waren einige Tonnen und Kübel da. Alle Angestellten im Geschäft halfen die Tiere raus zu fangen und sie in Kübel aufzuteilen. Alle lebenden Steine in Tonnen und alles rein in mein Auto und ab ging's schnell nach Hause.

Zuhause: alle Tiere langsam an ein verdünntes Wodka Klima gewöhnt und als nur mehr die blauen Neonröhren in Betrieb waren: rein ins Becken damit. Ein Riffbarsch starb bereits auf der Fahrt zwei Riffbarsche haben nach einigen Kämpfen mit den schon vorhandenen Riffbarschen ihr Revier recht schnell abgesteckt. Die Steinkorallen haben es alle überlebt, die geplatzte Trachyphyllia in gift grün heilt ihren ca. 5cm langen Riß -zu meiner Überraschung- auch wieder aus.

Aber nun zum Interessantesten, dem dünnen abgemagerten etwas kleineren Seebader. Als ich ihn einsetzte dachte ich an das Buch von Ellen Thaler bei der es erst nach einigen Versuchen geklappt hat und auch an einige Diskussionen hier im Forum von Leuten bei denen es geklappt hat. Auf alle Fälle stellte ich schon mal die Fischfalle bereit um einen der beiden wieder raus zu fangen. Schon als ich ihn im Becken frei ließ machte ich mir Vorwürfe warum versuchst du es? Hast du noch immer nichts dazu gelernt?

Eigentlich geschah alles ähnlich wie ich mir es gedacht hatte - aber eben nur ähnlich!

1. Tag morgens die Sonne geht auf, der Neue ist da, der Alt greift sofort als er ihn sieht an. Er drängt ihn in die Ecken, spreizt seinen Dorn wie ein Ritter seine Lanze ab und rammt ihn den Dorn in die Seite. Der Neue wehrt sich nicht, er versucht auszuweichen, hat aber kaum eine Chance. Der Alte kennt jeden Winkel im Becken, schneidet ihm immer wieder den Weg ab und treibt ihn durchs Becken, versucht ihn wieder in einer Ecke zum Kampf zu stellen.

Alle anderen Fische weichen aus, die Riffbarsche - sonst ständig am Revier verteidigen - verstecken sich im Riff. Der große, alles beherrschende Lippfisch Coris ist völlig verwirrt, ist es doch sonst seine Aufgabe andere durchs Riff zu jagen und zu ärgern! Er dreht sich auf der Stelle im Kreis und beobachtet das Treiben um ihn. Es ist eine Treibjagd und plötzlich - alles vorbei.

Der Neue ist verschwunden, der Alte noch immer gereizt, schwimmt jetzt das Fuchsgesicht mit abstehenden Dorn und gespreizten seitlichen Flossen an. Er wird doch nicht Selbstmord begehen? Was hat er vor? Mit seinem Kumpel, mit dem er sonst den ganzen Tag durchs Riff schwimmt... Das Fuchsgesicht spreizt seine giftigen Dornen --- im letzten Moment beruhigt sich der alte Seebader und versteckt sich unter dem Fuchsgesicht.
Der Neue bleibt verschwunden, den ganzen Tag. Der Alte ist noch immer nervös, schwimmt aber mit dem Fuchs durchs Becken. Es dämmert der Abend, noch immer ist nichts vom Neuen zu sehen. Die Beleuchtung schaltet sich ab, Mondlicht, um 02.00 in der Nacht. Ich bin endlich mit dem Lesen im Forum fertig. Ich sehe ins Becken der Mond ist ziemlich hell heute Nacht weis nicht ob schon wieder Vollmond ist - da ist er - der Neue! Er frißt die Rodalgen die ich ins Becken gegeben habe, er ignoriert mich, wahrscheinlich weil er großen Hunger hat. Ich denke "Gott sei dank ist er noch da" und gehe erst mal beruhigt schlafen.

  2.Tag morgens die Sonne geht auf der Neue ist nicht zu sehen. Der Alte ist nervös, er sucht überall, er findet ihn nicht. Er versucht sich an dem Lippfisch Coris abzureagieren, der läst sich das nicht gefallen und rammt ihn einmal kräftig in die Seite und jagt ihn dann durchs Becken. Seltsam! Hab ich noch nie gesehen, das die zwei aneinander geraten sind. Sie respektieren sich sonst immer. Danach ist Ruhe im Becken. Trügerische Ruhe. Etwas mehr Aggression als sonst, weil auch die neuen Riffbarsche zanken, aber kein neuer Seebader zu sehen.

Es wird Abend, ich mache mir ernsthafte Sorgen. Sollte der Wodka zuviel für ihn gewesen sein? Schläft er seinen Rausch aus? Es ist 01.00 ich bin wieder einmal fertig mit Lesen im Forum. Ich schau ins Becken und da ist er wieder! Er knabbert an den Algen, er untersucht das Riff und sieht gesund aus. Durch das Fressen der Rotalgen hat er einen seltsamen Bauch, sieht aus wie eine Mondlandschaft, irgendwie lustig. Dick angefressen erinnert er mich ans letzte Gansl essen das vierte Kartoffelknödel hätte ich nicht mehr essen sollen.
Ich gehe wieder beruhigt schlafen.

3.Tag morgens die Sonne geht auf der Neue ist da, der Alte ist da und wenn sie sich sehen schwimmen sie weg. Was ist den nun los? Der Neue verjagt den Alten von der einen Riffseite. Stecken sie auch Reviere ab? Ich bin verwirrt, das geht den ganzen Tag so. Sie drohen sich, aber keiner kommt über die Riffkante. Jeder bleibt auf "seiner Seite" des Riffes. Das Fuchsgesicht ist verwirrt mit welchen der zwei Gelben soll es jetzt schwimmen? Einmal mit dem Alten,... einmal mit dem Neuen,... es kann sich nicht entscheiden. Den anderen Fischen ist der Neue inzwischen egal. 18.00 Uhr: Ich füttere, der Alte bleibt auf seiner Seite, er nimmt nur Futter auf seiner Seite. Früher schwamm er durchs ganze Aquarium und war richtig gierig, jetzt ist er vorsichtig und darauf bedacht nicht auf die andere Seite des Riffes zu kommen. Der Neue frißt auch, ebenfalls nur auf seiner Seite. Das Fuchsgesicht frißt weiter auf beiden Seiten, ist aber klar, so verfressen wie der ist. ;-) Es wird Abend, keine Kämpfe nur droh-Gebärden. 01.00 ich schau ins Becken alles ruhig - alle schlafen.

4.Tag morgens die Sonne geht auf der Neue ist da, der Alte ist da, der Fuchs ist da und alle DREI schwimmen Seite-an-Seite durchs Becken. :-) Was ist den nun? Hab ich was verpasst? Der Alte weicht sogar etwas aus, damit der Neue besser an die Rotalgen kommt! :-) Keine Drohgebärden, keine Kämpfe - was ist den nun... Beim Füttern schwimmen beide durchs Becken und jagen nach dem Futter ohne Aggression. Ich denke es ist geschafft, ich bin ich froh das es nicht schief gegangen ist!

UPS!! Der Text ist etwas lang geworden. Die Finger flogen nur so über die Tastatur, das mußte ich jetzt aber los werden. :-) Jetzt ist es gleich wieder 01.00 - ich glaub ich geh und schau ins Aquarium. Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht und ein so gutes Gefühl im Bauch wenn ich an meine Tiere denke .. wie ich es gerade habe! :-)


Grüße
Fritz.S im Dezember 2001


Hinweis: Es gibt KEINE GARANTIE das eine spätere Vergesellschaftung von Doktorfischen klappt. Es kann immer passieren, das DER oder DIE alten/neuen Doktorfische die anderen Beckeninsassen verletzen. Möglicherweise sogar tödlich. Wer mehrere Doktorfische pflegen möchte, der sollte, wenn möglich, alle Dok´s zusammen einsetzen. Dadurch hat keiner einen "Reviervorteil".
Ein großes; nicht zu stark besetztes Aquarium ist ebenfalls sehr hilfreich bei diesem Vorhaben. Für eine Paarhaltung sollten Tiere mit unterschiedlicher Körpergröße ausgesucht werden. Der Rest hängt vom Individuum selbst ab. Die Fische entscheiden... ob sie sich mögen. :-) Wenn sie sich NICHT mögen endet das möglicherweise für das andere Tier TÖDLICH. Oder es gibt ein Leben lang, täglichen Stress im Aquarium, unter diesen Tieren. Wobei man schon sagen muss das die Vergesellschaftung in der Gattung Zebrasoma leichter erscheint als z.B. bei Acanthurus Arten.

 



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robertbaur

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