Seit nunmehr 10 Jahren findet ein Meerwassertreffen in Tirol mit Vorträgen und Rahmenprogramm statt. Ein ausführlicher Bericht zum diesjährigen Treffen, das vom 21.-23.9. in St. Sigmund im Sellrain stattfand.
Vom 21.-23.9. konnte ich dieses Jahr zum bereits 10ten Mal als Veranstalter zum internationalen Meerwassertreffen in Tirol einladen.
Nach neun Jahren in Völs, mussten wir uns nun dieses Jahr ausgerechnet zum Jubiläum eine neue "Bleibe" suchen...
Nicht etwa, weil wir den Saal des Seniorenheimes (wo ja mein Aquarium steht) nicht mehr hätten benutzen können, nein vielmehr hat unser langjähriges Partnerhotel in Mutters leider auf den Sommer hin zugesperrt.
Somit musste ich mich auf die Suche nach einem neuen passenden günstigen Quartier begeben und wurde leider im Umkreis von Völs nicht entsprechend fündig in punkto Kosten und Konditionen für die Teilnehmer und Referenten.
Die Vorzeichen für eine erfolgreiche Abhaltung eines zehten Jubiläumstreffen sahen also alles andere als gut aus.
Allerdings habe ich dann - dank eines Aquarienkollegen - letztendlich doch noch einen mehr als würdigen Ersatz gefunden. Nur war das neue Quartier gut 30km von Völs entfernt, sodaß ein pendeln zwischen Quartier und Vortragsräumen wenig sinnvoll gewesen wäre.
Der neue Ort für das Treffen war ein eher ungewöhnlicher:
Denn er heißt St. Sigmund, liegt auf ca. 1500m Seehöhe im Sellrain, einem kleinen Seitental des Inntales. Er hat ca. 175 Einwohner und ist somit der kleinste im Bezirk und der fünftkleinste in Tirol. (und dennoch gibt es auch hier Meerwasseraquarianer! und dank diesem und seiner Mithilfe auch ein 10tes Meerwassertreffen)
Nichts desto trotz gibt es dort nämlich (auch aufgrund des nahegelegenen Skigebietes Kühtai) etwas touristische Infrastruktur in Form von Pensionen und Privatzimmervermietern und einem kleinen Dorfgasthaus. Und das genialste: die Gemeinde hat im relativ neuen Gemeinde- und Feuerwehrhaus einen tollen Veranstaltungssaal. Somit hatten wir innerhalb weniger Schritte die komplette Infrastruktur für das Treffen gegeben.
Unser neues Quartier war die Pension Alpenrose mit sehr schönen und preiswerten Zimmern mit Frühstücksbuffet, die wir ganz für uns hatten. Quasi je gut zwei Häuser weiter waren der Vortragssal bzw. der Gasthof Ruetz wo wir zum Mittagessen waren und die Abendveranstaltungen abgehalten haben.
Im Laufe des späteren Freitag Nachmittag bzw. frühen Abends trudelten die meisten der Teilnehmer in dem kleinen Bergdörfchen inmitten einer malerischen Bergkulisse ein. Und man kann diesen Ort sogar recht gut von Innsbruck aus mit dem Linienbus erreichen. Das Wetter war herbstlich schön, aber aufgrund der Höhenlage und der Tage davor mit Schlechtwetterfront und Schneefall auf den Bergen war es doch reichlich frisch.
Und wir waren wieder international - mit Teilnehmern aus der Schweiz, Nord und Süddeutschland, sowie Österreich(Burgenland, Niederösterreich, Kärnten, Vorarlberg und Tirol)
Zu einem ersten Plausch und Wiedersehen mit ettlichen lagjährigen Teilnehmern und einigen neuen Gesichtern ging es dann wie gesagt in den Gasthof Ruetz, wo in gemütlicher Runde Tiroler Spezialitäten usw. genossen wurden. Die Küche war ausgezeichnet, die Portionen sehr reichlich und die Preise für Tiroler Verhältnisse sehr günstig. Bis spätabends wurde herrschte beste Stimmung, bevor die Letzten den (kurzen) Weg zurück in die Zimmer für ein paar Stunden Schlaf fanden.
Samstag morgen gabs ein reichliches Frühstücksbuffet in der Pension und ab 0900 Uhr traf man sich dann im Gemeindesaal, wo auch die die letzten Teilnehmer (vornehmlich die Tiroler Teilnehmer) eintrudelten.
Die Vorträge begannen mit Harald Bänsch (bereits zum dritten Mal als Referent in Tirol!), der dieses Mal über die "Kinderstube der Haie" berichtete. Er erzählte dabei in gewohnt spritziger Art und Weise dieses Mal von seinen Forschungen in der Bucht einer Karibikinsel.
Danach gab es vor der Pause eine erste "Ehrung": Brigitte Utz aus Hölstein (nähe Basel/Schweiz), die im letzten Jahr über die Nachzucht von Garnelen berichtete (ihr war unter anderem auch die erste Nachzucht von Thor amboinensis in der Schweiz gelungen), hatte zwei Wochen vor dem Treffen nach 95 Tagen von der ersten erfolgreichen Metarmophose einer Lysmata kükenthali berichten können. Das war Anlaß genug sie zu überraschen und ihr ein Abbild ihrer Garnele in Kristallglas geschliffen zu überreichen. Dieses - so wie die Erinnerungsgläser für die Referenten (und heuer aus Anlaß des 10jährigen Jubiläums auch für alle Teilnehmer) - werden seit nunmehr fünf Jahren vom Kufsteiner Glaskünstler Rene Peckl gestaltet.
Im Anschluß daran referierte Jörg Kokott, der dazu extra aus Bremen angereist war, zum Thema: "Das Riffaquarium als Ökosystem: Ableitung ökologischer Prinzipien für den praktischen Betrieb".
Und nun gings zur wohlverdienten Stärkung in den Gasthof Ruetz wo es als Mittagessen klassische Wienerschnitzel mit Salat vom Buffet sowie Kartoffelsalat und Pommes frites gab.
Nach dieser Stärkung konnte man beim kurzen Rückweg zum Veranstaltungssaal im Gemeindehaus nicht gerade von einem Verdauungsspaziergang sprechen. Na ja das kleine Dorf St. Sigmund ist halt ein Ort der kurzen Wege.
Es folgten zwei Filme über die Fischfangmethoden in den Herkunftsländern unserer Pfleglinge, die uns freundlicherweise Christiane Schmidt von SAIA zur Verfügung gestellt hatte. Ich hoffe es ist Ihr möglich im kommenden Jahr auch wieder selbst dabei zu sein und ich würde mich freuen, wenn wir dann mal die Ausstellung der Fischerutensilien beim Treffen zeigen könnten.
Vor der nächsten Pause - wo es für alle zu Kaffee und Getränken (wie bereits am Vormittag) als Beigabe "Basler Leckerli" gab - die die Schweizer Teilnehmer aufmerksamer Weise mitgebracht hatten, wurde Ruedi Furter mit einer Spezialgravur eines Zebrasoma veliferum geehrt - die Inschrift trug außerdem 10 x Meeerwassertreffen Tirol 2003-2012.
Denn Ruedi hat doch keines der Treffen seit Bestehen ausgelassen und hat auch mehrfach durch Vorträge und Filme zum Programm beigetragen.
Es folgte ein zweiter Vortrag von Jörg Kokott zum Thema "Bakteriotopia" - Was Bakterien im Aquarium machen sollen, und was sie tatsächlich tun.
Jörg war dankenswerterweise ganz kurzfristig als Ersatz für einen anderen Referenten eingesprungen, der leider kurz vor dem Treffen einen Unfall erlitten hatte, der es ihm unmöglich machte, zum Treffen zu kommen.
Danach wurde das Glas bzw. Motiv vorgestellt, das heuer eben auch alle Teilnehmer erhalten haben. In diesem Jahr war es der Korallenwächter Cirrhitichthys falco aus meinem Aquarium, der dafür Pate stand.
Und in der anschließenden Pause wurde wie immer über die vorangegangenen Vorträge "gefachsimpelt" und disskutiert.
Den abschließenden Vortrag am Ende des Nachmittags hielt Helmut Simak aus Klagenfurt, der nun schon zum fünften Mal in Folge als Referent zum Treffen gekommen ist (das ist einmaliger "Rekord" - er besitzt also als einziger der Referenten alle Gläser, die aufgelegt wurden). Und er ist so wie alle anderen Referenten (auch der früheren Jahre) unentgeltlich - also auf eigene Kosten zum Treffen angereist und referiert ohne Honorar. Denke das ist einzigartig für eine derartige Veranstaltung und ich kann mich nur ganz herzlich im Namen aller Teilnehmer bei all den Referenten der vergangenen Jahre und Treffen dafür bedanken; das erst ermöglicht die Abhaltung dieser Veranstaltung ohne Sponsoren bzw. Tagungsgebühr für die Teilnehmer.
Wobei das dieses Jahr nicht ganz stimmt, denn der Tourismusverband Innsbruck und seine Feriendörfer, Tourismusbüro Völs hat dankenswerterweise die Kosten für die Gläser für alle Teilnehmer aus Anlass des Jubiläums der Veranstaltung übernommen.
Doch zurück zum Vortrag von Helmut. Er ist ja bekennender Mittelmeerfan, begeisterter Jäger der Kreaturen dieses Meeres (allerdings nur mit der Unterwasserkamera) und so war es nicht verwunderlich, dass er unter dem Titel "To Kaiki - das Fischerboot" (übrigens auch der Name seiner Webseite www.tokaiki.net) neue Entdeckungen von den Zypernreisen des letzten Jahres zeigte.
Im Anschluß erhielten die Referenten auch ihr Erinnerungsgeschenk an das 10te internationale Meerwassertreffen in Tirol.
Und nun ging es nach viel Gehörtem und neuen Informationen aus der Welt der Aquaristik und des Meeres zum gemütichen Teil des Tages über, der schon traditionellen Abendveranstaltung mit einem speziellen Abendessen. Das fand wiederum im Gasthof Ruetz statt, wo ein tolles Buffet aufgebaut war. Zum Preis von 22€ (!) gab es ein reichhaltiges Abendmenü beginnend mit Fritattensuppe, danach Fleisch vom Grillbuffet. Engelbert, der Besitzer, der selber der Chefkoch ist und nebenher auch eine eigene Biolandwirtschaft betreibt (deren Produkte natürlich in der eigenen Küche verwendung finden), hatte verschiedenste Sorten Fleisch und Braten (vom Lamm, Wild, Rind, Kalb, Schwein, Geflügel) sowie Würste zubereitet. Dazu gab es als Beilagen Folienkartoffeln, Pommes Frites, Gemüse und Saucen. Alles in ausgezeichneter Qualität und reichlicher Menge. Doch es wartete außerdem noch ein Nachspeisenbuffet mit Kuchen, frischem Obst (Melone, Ananas, Schokoerdbeeren) und Mousse au Chocolat.
Und dem Ganzen setzte dann noch unterhaltungsmäßig Stefan Schertler - alias Zauberer Pipo - den ich erfreulicherweise für einen Auftritt gewinnen konnte - das "Sahnehäubchen" auf: Er zeigte wie man aus einem Seil verblüffenderweise mehrere macht und diese dann wieder zusammenfügt bzw. ein Endlosseil daraus wird.
Danach zeigte er an den einzelnen Tischen auf seine gewinnende und ansprechende Art close up Zauberei mit verblüffenden Tricks und Illusionen ganz nah am Zuseher zum Erstaunen der Teilnehmer des Treffens. Ich möchte mich bei ihm dafür ganz herzlich bedanken, dass er unseren Jubiläumstreffabend derart bereichert hat und einmal für eine andere Art der Unterhaltung sorgte.
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Die Diskussionen und Gespräche sowie der gemütliche Teil der Veranstaltung ging dann bis mehr oder weniger früh am Morgen weiter, was aber eine geringere Rolle spielte, da es ja am nächsten Morgen fürs Frühstück keinen Termindruck gab.
Am nächsten Morgen lachte die Sonne wieder vom Himmel und in den Frühstücksraum und danach verabschiedeten sich im Laufe des Vormittags die Teilnehmer wieder in alle Himmelsrichtungen und machten sich auf die mehr oder weniger weite Heimreise.
Ich möchte mich bei allen Referenten und den Teilnehmern recht herzlich fürs Kommen bedanken und würde mich auf ein Wiedersehen beim 11. int. Tiroler Meerwassertreffen, das für den 20.-22.9.2013 wieder in St. Sigmund geplant ist, freuen.
Ganz speziell bedanken möchte ich mich bei unseren Gastgebern vor Ort, der Familie Ruetz vom Gasthof Ruetz, den Familien Friessenegg-Salchner von der Pension Alpenrose und meinen Aquarienkollegen Karin und Roland Salchner für Ihren Einsatz, dass unser Treffen wieder so ein toller Erfolg wurde und ganz besonders Roland auch für den Einsatz vor Ort im Vortragssaal (Technik und Bewirtung) und der gesamten Koordination der Veranstaltung in und mit der Gemeinde. Wir kommen gerne wieder, es war ganz toll bei Euch.
Markus Köchle
Bilder: Copyright Ruedi Furter und Markus Köchle
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